Propaganda wie im Dritten Reich

Einmal unter uns gesprochen, kennen Sie einen traditionellen Mann? Wenn ja, wo verstecken Sie ihn? Haben Sie keine Angst, dass die Geheime Gesinnungspolizei Ihnen auf die Schliche kommt und sie in eine Umerziehungsanstalt eingeliefert werden? Ganz zu schweigen vom Schicksal des traditionellen Mannes, den sie versteckt haben. Traditionelle Männer, das wissen sie doch, sind schädlich für das Volkswohl. Sie zerstören den harmonischen Ringelrein lernwilliger Kinder in deutschen Schulen und bringen fremdländische, weil von der Globalisierung favorisierte Ideen und Rollenbilder in unser deutsches Vaterland. Männer, die einem traditionellen Männerbild anhängen, sind nicht zu dulden, ihre „Andersartigkeit“ (Hoffmann, 2011) ist keine Bereicherung, ihre traditionelle Männlichkeit steht ihrer „Subjektentwicklung“ im Weg, und deshalb ist Toleranz auch nicht angebracht.

Das klingt wie ein Pamphlet aus dem Dritten Reich, aber es ist eine Zusammenstellung von Aussagen, die sich alle in dieser oder ähnlicher Form in einem Beitrag finden, den Ilka Hoffmann zur Ausgabe Nummer 1/2011 der Zeitschrift für Inklusion beigetragen hat. Der Beitrag steht in einer Zeitschrift, die wissenschaftlich sein will „aktuelle pädagogische Diskussionen vorantreiben und gesellschaftspolitisches Handeln durch fundierte Argumente stärken will“. Wenn dem so ist, dann frage ich mich, was der Beitrag von Ilka Hoffmann in dieser Zeitschrift zu suchen hat und wie er es durch die angeblich vorhandene peer review geschafft hat.

Der Beitrag ist betitelt mit „Inklusion – auch für „böse“ Jungs?“, damit die Leser auch gleich wissen, worum es in diesem Beitrag geht, um die Ausgrenzung und Diffamierung derer, die die Autorin für „böse Jungs“ hält. Die bösen Jungs werden von der Autorin in einem schrittweisen Prozess geschaffen. Zunächst sind es die „offensiven Vertreter“ eines traditionellen Männerbildes, die das Missfallen der Autorin erregen. Offensive Vertreter findet die Autorin unter „ungelernten Arbeitslosen“ (sic! – demnach gibt es auch gelernte Arbeitslose), Arbeitern sowie bei selbständigen Unternehmern (was bedeutet, dass es auch abhängig beschäftigte Unternehmer gibt) und Managern. Damit ist das Feindbild der Autorin bereits deutlich, und wer es nicht verstanden hat, bekommt es eine Seite weiter noch einmal, denn das traditionelle Männerbild steht im Einklang mit den Normen des globalen Kapitalismus und beides, so die Autorin, ist böse. Beides ist auf Dominanz ausgerichtet, auf Coolness, Toughness, Technikbeherrschung, einfach auf alles, was die Autorin nicht mag. Traditionelle Männlichkeit findet sich, so weiß die Autorin (wie gewöhnlich im Text ohne einen Beleg dafür anzugeben), in besonderem Maße bei sozial marginalisierten Jugendlichen. Und – sind nicht sozial marginalisierte Jugendliche, also männliche Jugendliche natürlich – häufig deviant? Klar, denn sie haben ein traditionelles Männlichkeitsbild und sind deshalb deviant. Die Vorstellungswelt der Autorin könnte einfacher und zirkelschlüssiger nicht sein.

Und einfach geht’s weiter. Die mittlerweile zu gewalttätig devianten Jungen mutierten eben noch Träger traditioneller Rollenmuster stören und verunmöglichen den Unterricht, und deshalb stößt der von der Autorin zu Beginn ihres „Werks“ verkündete Grundsatz der Inklusion „Alle sind willkommen und werden geschätzt“ hier an seine Grenze. Nicht alle sind willkommen und geschätzt. Jungen mit traditionellen Männerbildern sind nicht willkommen und werden nicht geschätzt. Sie gilt es umzuerziehen, und zwar in der Weise, in der die Heilige Inquisition ihre Opfer umerzogen hat. Die Befreiung der Seele erfolgt zwar heute nicht mehr auf dem Scheiterhaufen, sondern in Form einer Vermittlung richtiger Inhalte, Gnade finden die armen traditionell männlichen Jungen aber dennoch nicht. Sie haben keine Toleranz verdient, Toleranz ist, in den Worten der Autorin „nicht angebracht“, und zwar deshalb nicht, weil sie traditionelle männliche Rollenbilder zwischenzeitlich in ihrem Werk als Ursache dissozialen und destruktiven Verhaltens ausgemacht hat (natürlich ohne einen Beleg für ihre Erkenntnis anzugeben). Und ähnlich wie die verirrten Anbeter des Teufels im Mittelalter nicht wussten, dass sie besessen sind, so wissen auch die männlichen Opfer eines traditionellen Männlichkeitsbilds nicht, dass sich hinter der Fassade des Macho „ein zutiefst verletztes und gekränktes Selbst verbirgt“.

Gut, dass es Ilka Hoffmann weiß, gut dass sie angetreten ist, die verirrten männlichen Schafe zu retten, mit oder gegen deren Einverständnis, denn wer nicht zum rechten Glauben konvertiert bzw. bekehrt wird, der ist verloren.

Generationen von Wissenschaftlern haben sich bemüht, eine wissenschaftliche Methode zu begründen, auf die man Erkenntnis bauen kann, wenn man den Text von Hoffmann verdaut hat, dann muss man frustriert feststellen, dass wir keinen Schritt weiter sind: Freies Assoziieren, ideologisches Fabulieren, unbelegte und unbelegbare Behauptungen, sie alle florieren (wieder), sie sind Legion im Beitrag von Hoffmann, der einzig und allein der Diffamierung des von der Autorin gehassten traditionellen Männerbildes dient. Wäre ich Psychoanalytiker, ich würde mich fragen, welche „tiefe Verletztheit“ die Autorin mit diesem irrationalen Hass zu kompensieren sucht und welchem falschen Bild von Weiblichkeit sie anhängt. Aber zum Glück bin ich kein Psychoanalytiker.

Hoffmann, Ilka (2011). Inklusion – auch für böse Jungs? Zeitschrift für Inklusion 1.

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