Genderismus-Opfer: Universität Trier verzichtet auf wissenschaftliche Freiheit

Im Mittelalter haben sich Mönche in Klausur begeben, um differierende Meinungen zu diskutieren. Die Auseinandersetzung, die später als Universalienstreit bekannt wurde oder die Diskussionen zwischen Benediktinern und Augustinern über z.B. die Frage des kirchlichen Reichtums sind nur zwei einer ganzen Reihe von Beispielen. Die Freiheit von Meinung und Sprache, ist der elementarste Grundsatz in demokratischen Verfassungen, es ist nicht nur der Grundsatz, dessen Einhaltung vor Totalitarismus schützt, es ist auch der Grundsatz, der menschlichen Erkenntnisfortschritt erst möglich macht. Das ist unmittelbar einsichtig, denn Fortschritte wurden zu keinem Zeitpunkt von Denkern, die sich im (politischen) Mainstream befunden haben, angestoßen. Wie Thomas S. Kuhn in seinem Buch “Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen” zeigt, geht wissenschaftlicher Fortschritt nahezu ausschließlich auf die abweichenden Ideen von Menschen zurück, die sich außerhalb dessen bewegen, was als “richtig”, “gültig” oder “im Paradigma” angesehen wird. Es zeichnet innovative Menschen wie Galileo Galilei, Isaac Newton, Albert Einstein oder Stephen Hawking (mir fällt jetzt keine Frau ein…) aus, dass sie denken, was andere nicht denken können bzw. sich nicht zu denken trauen. Deshalb gilt Freiheit im Allgemeinen und Meinungsfreiheit im Besonderen unter Wissenschaftlern als Gut, über das nicht diskutiert werden kann. Freiheit und Meinungsfreiheit sind für menschlichen Fortschritt elementar. Wer sie einschränkt oder nur bedingt zugestehen will, schafft nicht nur die entsprechenden Freiheiten ab, er behindert und verunmöglicht wissenschaftlichen Fortschritt, denn: “Everything that is really great and inspiring is created by the individual who can labor in freedom” (Albert Einstein, 1950).

Generationen von Philosophen haben sich bemüht, die Freiheit der Wissenschaft und damit die Freiheit des abweichenden Denkens zu bewahren. Der von Sir Karl Raimund Popper begründete kritische Rationalismus sieht die Konkurrenz zwischen Theorien, den Streit darum, wer die Realität besser vorhersagen kann, als Lebensader der Wissenschaft. Wer nicht über unterschiedliche wissenschaftliche Meinungen streiten kann und will, hat demnach in der Wissenschaft nichts zu suchen, er ist ein Feind der Wissenschaft. Dabei ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine wissenschaftliche Meinung wie Meinung überhaupt, eine begründete Aussage über die Realität ist, d.h. etwas, das andere nachvollziehen und prüfen können. Die Prüfbarkeit von Aussagen ist der einzige Weg, um Wissenschaft von Ideologie und Glaubenslehren aller Art zu unterscheiden – hier verläuft die Grenze. Wer sie überschreitet, verlässt den Bereich der Wissenschaft.

Ulrich Port, Dekan des Fachbereichs Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft an der Universität Trier hat diese Grenze überschritten. Spiegel-Online zitiert den Dekan mit der Aussage: “Hätte ich schon früher etwas mehr über Martin van Creveld gewusst, wäre ich kategorisch gegen seine Gastprofessur gewesen”. Um diese kategorische Ablehnung einer Person (ein klassisches ad hominem) zu würdigen, ist es notwendig, die Trierer Universitätsposse in groben Zügen zu beschreiben.

Mit Martin van Creveld wurde – als renommierter Militärexperte und Autor von 22 Büchern zu den verschiedensten Themen der Kriegsführung – ein nach zunächst offizieller Ansicht der Verantwortlichen der Universität Trier “weltweit führender Experte der Militärgeschichte und -strategie” zum Visiting Fellow des Historisch-Kulturwissenschaftlichen Zentrum berufen, um das Zentrum “bei der weiteren wissenschaftlichen Profilierung und Theoriebildung” zu unterstützen. Im Zuge dieser Unterstützung oblag es van Creveld zudem, einen Vortrag zum Thema “Männer, Frauen, Kriegsspiele und Kultur” zu halten”. Im Rahmen dieses Vortrags hat van Creveld getan, was der Ankündigungstext zum Vortrag versprochen hat, er hat “einige interessante Thesen” vorgestellt, und zwar in der Hoffnung, dass diese kontrovers diskutiert würden. Um welche Thesen es sich dabei handelt, kann man u.a. in einem aufgeregten und auf “16vor” veröffentlichten Artikel nachlesen, wenngleich man die Sätze, die Inhalt tragen, aus einem Meer von Begrifflichkeiten der Abwertung und Diskreditierung fischen muss. So soll van Creveld z.B. gesagt haben: “Diskussion über Feminismus ist keine wissenschatliche Diskussion, sondern ein politisches Thema mit Fussnoten”, “Ohne Frauen, die sich verführen lassen, hätte es weder Kriege noch Kriegsspiele gegeben”. Spiegel-Online weiß noch zu ergänzen, dass van Creveld gesagt haben soll, Frauen würden es genießen, dabei zuzuschauen, wie Männer sich gegenseitig abschlachten. Weitere belastende Äußerungen gegen van Creveld werden auf Querelles-net in einer Rezension seines Buches “Frauen und Krieg” zusammengetragen: Krieg und Kampf gehöre nicht zur Rolle von Frauen. Sobald Frauen in namhafter Anzahl bestimmte Berufe infiltrieren, sinkt das Prestige der Berufe und deren Effizienz.

Dies also sind die “Verfehlungen”, die van Creveld begangen haben soll. Damit ist beschrieben, was die “Studierendenschaft der Universität Trier” dazu veranlasst hat, ein Manifest des angeblichen wissenschaftlichen Nachwuchses zu verfassen, das einem erschrecken lässt:

In einem offenen Brief schreiben die Vertreter u.a. der Juso-Hochschulgruppe, der Linken Liste Hochschulgruppe der GEW Hochschulgruppe und des AStA der Universität Trier: “Wir lehnen es ab, dass ein regelmäßig in der ‘Jungen Freiheit’ – dem Zentralorgan der ‘Neuen Rechten’ publizierender Professor an unserer Universität mit Mitteln des Landes Rheinland-Pfalz hofiert wird und wehren uns gegen jeden Versuch, dies als Ausdruck der Meinungsfreiheit oder Darstellung kontroverser Positionen zu rechtfertigen. Stattdessen fühlen wir uns in der Pflicht, die Thesen von Martin van Creveld als das zu benennen, was sie sind: frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, nicht zuletzt vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv”.

Im Klartext: Die Unterzeichner dieses “offenen Briefes” sehen sich als Instanz für die Vergabe von Unbedenklichkeitsbescheinigungen an, die bestimmen dürfen, was durch Meinungsfreiheit gedeckt ist und was nicht. Sie sind darüber hinaus der Ansicht, dass die Häufung von Adjektiven, die in ihrer politischen Weltsicht negativ belegt sind, die Diskussion ersetzt und sind somit offen bekennende Dogmatiker, die alles, was aus ihrer Sicht frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch, vulgärwissenschatflich und methodisch primitiv ist” von der Universität Trier ausschliessen wollen. Dort, so kann man schließen, wollen sie lieber die eigene ideologische Suppe kochen und auf keinen Fall mit anderen Meinungen konfrontiert werden. Dies ist ebenso erschreckend, wie der Versuch, durch vermeintlich negativ Adjektive von der fehlenden Begründung des offenen Briefes abzulenken, primitiv ist. Man hätte von angehenden Wissenschaftlern erwartet, dass sie in der Lage sind, Gründe dafür anzugeben, warum Aussagen von van Creveld frauenfeindlich und militaristisch sind. Man hätte von angehenden Wissenschaftlern erwartet, dass sie in der Lage sind, sich argumentativ mit van Creveld zu messen, seine vermeintlich fehlerhafte Argumentation offen zu legen. Man hätte von angehenden Wissenschaftlern zudem erwartet, dass sie das Gut “Meinungsfreiheit” höher schätzen als die eigene politische Meinung. Aber hier genau liegt das Problem. Die Vertreter von u.a. Linke Liste, SPD und GEW sind keine Wissenschaftler (auch keine angehenden), und sie sehen die Universität Trier offensichtlich nicht als Universität, sondern als Kaderschmiede, an der nur gelehrt werden darf, was auf Linie, was mainstream ist. Wie ich Eingangs argumentiert habe, ist der “mainstream” der Tod für wissenschaftliche Erkenntnis und entsprechend haben die jungen Parteikader für sich die Wissenschaftlichkeit und die dazugehörende Freiheit beerdigt.

Parteikader hat es indes immer gegeben, und die Posse in Trier wäre vermutlich unbeachtet geblieben, hätte sich nicht der Dekan des Fachbereichs “Sprach- Literatur- und Medienwissenschaft”, Ulrich Port, den studentischen Parteikadern angeschlossen und gesagt: “Das, was er [van Creveld] über Frauen äußert, ist nicht wissenschaftlich, sondern eine Anreihung von Klischees, die insbesondere mit dem aktuellen Stand der Geschlechterforschung nichts zu tun haben”. Die hier zusammengetragenen Aussagen van Crevelds zeichnen sich allesamt dadurch aus, dass sie an der Realität überprüft werden können. Entsprechend ist es möglich, sich mit van Creveld darüber zu unterhalten, wie empirisch bewährt seine Thesen sind, man kann darüber eine wissenschatliche und die Erkenntnis fördernde Diskussion führen. Aber genau das, soll in Trier nicht erfolgen. Themen, die dem Großbereich “Genderismus” zuzuordnen sind, jagen den Verantwortlichen offensichtlich Angst und Schrecken ein. Und das ist das letzte Indiz, das belegt, dass die Universität Trier die wissenschaftliche Freiheit aufgegeben hat. Wenn es möglich ist, Aussagen, die gegen den Mainstream des Genderismus schwimmen, zu unterdrücken und wenn an die Stelle einer wissenschaftlichen Diskussion bereits die Angst vor der entsprechenden Diskussion getreten ist, dann ist der Weg in den Totalitarismus bereits erfolgt und die Wissenschaft beerdigt, was wiederum die Frage aufwirft, warum  Steuerzahler für eine Kaderschmiede von Parteien und Gewerkschaften aufkommen sollten.

P.S.
Es ist bezeichnend, dass weder der Dekan des Fachbereichs “Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaft” noch einer der Unterzeichner des “offenen Briefes” den Mut hatten, sich direkt und offen mit Martin van Creveld auseinanderzusetzen.

Literatur

Kuhn, Thomas S. (1988). Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

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