Selektive Wahrnehmung – BMFSFJ “übersieht ‘eigene'” Studienergebnisse

Die Ministerin für FSFJ, Kristina Schröder, rührt seit langem die Trommel für eine Frauenquote in Aufsichtsräten, denn, so lässt sich die “Argumentation” der Ministerin zusammenfassen, es ist einfach ungerecht, dass mehr Männer als Frauen in Aufsichtsräten von großen Unternehmen sitzen, oder im Originalton: “”Frauen besitzen heute die gleichen, teilweise sogar die besseren Qualifikationen als Männer. Trotzdem müssen wir Frauen in obersten Vorstandsetagen und in Aufsichtsräten noch immer mit der Lupe suchen. Wir brauchen daher jetzt ein flexibles, fest verankertes Instrument, damit sich etwas verändert”… Nur warum sich etwas verändern soll, verrät die Ministerin nicht.

Andere, vom Ministerium der Ministerin finanzierte Organisationen, wie FidAR e.V., eine Initiative für “mehr Frauen in Aufsichtsräten”, sehen zumindest die Notwendigkeit, einen Grund für die geforderte Frauenquote in Aufsichtsräten anzugeben. Da Unternehmen einen Gewinn erzielen, ja maximieren wollen, liegt nichts näher als zu behaupten, dass der Profit von Unternehmen mit dem Anteil von Frauen im Aufsichtsrat steigt. So heißt es bei FidAR e.V. auf der Homepage: „Die ausgewogene Vertretung von Frauen in den Führungspositionen der Wirtschaft ist nicht nur ein Gebot der Gleichstellung, sondern vielmehr ein Gebot guter Unternehmensführung. Wissenschaftliche Studien [meine Hervorhebung] belegen, dass Diversität in den Aufsichtsgremien, d.h. insbesondere die sichtbare Präsenz einer kritischen Masse von Frauen, ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Sie führt zu einer differenzierten Diskussion, einer risikobewussteren Entscheidungsfindung und einer besseren Unternehmenskontrolle.“

Eine dieser vermeintlich “wissenschaftlichen Studien”, erstellt von der finnischen Organisation EVA, die auf der Homepage von FidAR e.V. aus welchen Gründen auch immer ungenannt bleiben,  habe ich bereits an anderer Stelle besprochen und dabei gezeigt, dass bei näherem Hinsehen nicht viel Evidenz für die profitsteigernde Wirkung eines höheren im Vergleich zu einem niedrigeren oder keinem Frauenanteil bleibt. Durch Zufall bin ich nun über eine Studie gestolpert, die mir die gesamte Arbeit, die ich investiert habe, um die methodische und argumentative Qualität der Studie von EVA zu analysieren, hätte ersparen können. Die Studie findet sich ausgerechnet in den Online-Katakomben des BMFSFJ, des Ministeriums, das FidAR e.V. finanziert,  die Initiative, die behauptet, Frauen in Führungspositionen würden sich positiv auf den Unternehmenserfolg auswirken. Die Ergebnisse der Studie, deren Gesamtbericht kaum länger ist als die Zusammenfassung, werden von Ihren Autoren, Prof. Dr. Hagen Lindstädt, Dr. Kerstin Fehre sowie Prof. Dr. Michael Wolff wie folgt zusammengefasst: “Es ließ sich für Deutschland kein statistisch signifikanter allgemeiner … positiver Performance-Effekt von Frauen in Aufsichtsräten nachweisen” (6). Diese Studie, die bereits im August 2011 fertiggestellt wurde, war der ansonsten sehr pressemitteilungsfreundlichen Ministerin für FSFJ bislang keine entsprechende Mitteilung wert, was  ein spannendes Ergebnis ist (siehe Abbildung) und ein Beleg dafür, dass manche Forschungsergebnisse, insbesondere solche, die nicht in den ministeriellen Kram passen, schnell in die Katakomben des Ministeriums verschoben werden, in der Hoffnung, dass sie niemand findet.

Dabei steht der Befund, der im Auftrag des BMFSFJ gewonnen wurde, nicht allein. Eine in den USA von Margaret A. Thurmond für alle Fortune 500 Unternehmen durchgeführte Untersuchung, deren Ziel darin bestand, den Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil in Führungspositionen und dem finanziellen Erfolg von Unternehmen zu untersuchen, kommt zu exakt dem selben Ergebnis, zu dem auch die Studie, die das BMFSFJ finanziert hat, kommt: “The results indicate that there was no correlation between financial performance and the number of women corporate officers. Companies that performed well financially were just as likely to have women corporate officers as were companies that performed poorly”. Daraus kann man nur schließen, was einem der normale Menschenverstand sowieso die ganze Zeit sagt: Trotz aller Geschlechtermanie in deutschen Ministerien hat Geschlecht mit den allermeisten Dingen im Leben, so auch mit dem Unternehmenserfolg, überhaupt nichts zu tun.

Diese offenkundige Unterschlagung ungenehmer wissenschaftlicher Ergebnisse bei gleichzeitigem Gebrauch von genehmen wissenschaftlichen Ergebnissen ist zum einen ein moralisch verwerflicher, billiger Manipulationsversuch, den Christdemokraten wie die Ministerin in jedem Fall zumindest wenn schon nicht verantworten so doch beichten müssen, zum anderen ein Versuch, wie Dr. habil. Heike Diefenbach dies so trefflich ausgedrückt hat, Wissenschaft zu einem Bauchladen zu degradieren, aus dem man sich die Ergebnisse aussuchen kann, die einem in den ministeriellen Kram passen. Langsam sollte darüber nachgedacht werden, Ministerien mit den selben Offenlegungspflichten zu beglücken, die Politiker nicht müde werden, Unternehmen aufzugeben.

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