Wissenschaftlich bestätigt: öffentlich Bedienstete sind faul

SOEPWas der gesunde Menschenverstand, den man früher auch “Volksmund” genannt hat, schon lange wusste, nun ist es wissenschaftlich belegt: Öffentlich Bedienste, also Angestellte des Staates, sind fauler als Arbeiter und Angestellte in der freien Wirtschaft. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass der öffentliche Dienst, die faulsten unter den Deutschen geradezu anzieht und dafür sorgt, dass die Faulheit sich mit dem Dienstalter noch steigert.

Diese Ergebnisse stehen u.a. am Ende einer Untersuchung, die Robert Dur und Robin Zoutenbier auf Grundlage der Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und somit auf Grundlage deutscher Daten durchgeführt haben. Wer nun seine Meinung, dass staatliche Bedienstete in Schulen (Lehrer mit den vielen freien Tagen), in Ämtern (Verwaltungsbeamte mit der Gleitzeit), an Gerichten (Berobte mit eigener Zeiteinteilung) oder Ministerien (wichtige Beamte mit eigener Zuständigkeit) faul seien, äußern will, darf dies nunmehr wissenschaftlich fundiert und belegt behaupten.

Karawane des GrauensMit der Untersuchung von Dur und Zoutenbier werden alte Weisheiten bestätigt, die lange Jahre als Vorurteile gegenüber den Menschen, die ihr Leben für den Staatsdienst hingeben, galten. So wurde über Heinz Erhardt, wenn er dichtete: “Bei der Behörde ist es genauso wie beim Theater. Ein paar arbeiten, und die anderen schauen zu”, gelacht, und “Aphorismen” wie die folgenden durften nur erzählt werden, wenn kein Staatsdiener in der Nähe war, der sich dadurch beleidigt sehen könnte:

Kennst Du den Unterschied zwischen einem Beamten und einem Arbeitslosen?
Der Arbeitslose hat schon einmal gearbeitet.

Wie lautet das Morgengebet eines Beamten?
Lieber Gott, mach’ mich nicht zuständig!

Bei uns am Finanzamt hängt ein Schild: “Geöffnet- wir bitten um Verständnis!”

Und so könnte man Seiten und Bücher mit entsprechenden Weisheiten füllen, die bislang nur belacht wurden, doch nun, seit Dur und Zoutenbier es wissenschaftlich untersucht haben, Gewissheit sind: In den öffentlichen Dienst verirren sich nur Personen, die sich selbst als “faul” bezeichnen (Die entsprechenden Personen stimmen der Aussage “Ich tendiere dazu, faul zu sein” zu). Einmal im El-Dorado des öffentlichen Dienst angekommen, gleichen sich dann selbst die weniger Faulen mit zunehmenden Dienstjahren dem Faulheitsstandard ihrer jeweiligen Behörde an.

faulheit2Dur und Zoutenbier wären nicht Wissenschaftler, versuchten sie ihre Ergebnisse nicht theoretisch vorzubereiten. Und deshalb betonen sie die Randbedingungen, des öffentlichen Dienstes, die keine der Leistung entsprechende Entlohnung vorsehen. Vielmehr wird nach Dienstalter und einer Reihe weiterer leistungsfremder Kriterien entlohnt. Wer viel arbeitet, hat im öffentlichen Dienst also nichts von seiner vielen Arbeit, denn der Kollege am Schreibtisch gegenüber, der nicht viel arbeitet, geht mit dem selben Gehalt nach Hause, und wenn er verheiratet ist und Kinder hat, dann bleibt ihm zudem noch mehr von seinen Bezügen, als dem Single-Beamten, der viel arbeitet. Wer kann es öffentlich Angestellten vor diesem Hintergrund verdenken, dass sie sich am langsamsten und faulsten Arbeiter ausrichten (An der Anreizstruktur haben auch die Versuche, öffentlichen Bediensteten im Rahmen eines “new public management” Beine zu machen und sie zu besseren Leistungen bei entsprechender in minimalen Teilen leistungsabhängiger Bezahlung anzureizen, nichts geändert.)?

Doch Dur und Zoutenbier finden nicht nur, dass in öffentlichen Verwaltungen die Faulen klumpen, nein, sie benennen auch Merkmale, an denen man die besonders Faulen erkennen kann:

  • Wer das Risiko scheut, findet sich eher unter faulen öffentlichen Bediensteten.
  • Frauen finden sich häufiger unter den faulen öffentlichen Bediensteten.
  • Kinderlose finden sich seltener unter den faulen öffentlichen Bediensteten.
  • Hauptschüler und Personen aus den so gerne als bildungsfern bezeichneten Schichten finden sich kaum unter faulen öffentlichen Bediensteten.

Obschon die im öffentlichen Dienst praktizierte leistungsunabhängige Bezahlung von öffentlich Bediensteten, die den schlechten Teilzeitlehrer, der in wenigen Stunden mehr Schaden bei Schülern anrichtet als der gute Vollzeitlehrer im Rahmen seines Deputats richten könnte, wenn er denn wollte, der Traum aller Sozialististen sein sollte und das ist, was uns Staatsfeministen schmackhaft machen wollen, wenn sie Gleichstellung fordern, scheint Volkes Stimme doch nicht so richtig davon überzeugt zu sein, dass man auch mit minderer Leistung dasselbe Gehalt, die selben Bezüge erhalten soll. So wartet die Studie „Einkommensgerechtigkeit in Deutschland“ mit dem Ergebnis auf, dass gefragt danach, was für sie die Hauptkriterien sind, anhand derer sich ein gerechtes Bruttoeinkommen berechne, Deutsche an erster Stelle Leistung nennen (Hinz & Liebig, 2010). Folglich steht das Ergebnis von Dur und Zoutenbier, das ja auf der Selbsteinschätzung der Befragten als “tendenziell faul” beruht, im Gegensatz zu dem, was die Mehrheit der Deutschen als fair empfindet.

Das kann natürlich nicht so bleiben. Man kann nicht öffentlich zeigen, öffentlich Bedienstete seien faul und nichts Positives folgen lassen, das öffentlich Bedienstete rehabilitiert. Im Falle von Dur und Zoutenbier beginnt die Rehabilitation mit der folgenden Frage:

Wie wichtig ist es für Sie, für andere da zu sein?

Wer auf diese Frage angibt, es sei ihm wichtig oder sehr wichtig für andere da zu sein, dem wird von Dur und Zoutenbier Altruismus unterstellt. Und ausgehend von dieser Unterstellung geben die Autoren Anschauungsunterricht darin, wie man Fakten so verdrehen kann, dass Faule zu heiligen Samaritern werden. Dass in öffentlichen Verwaltungen kein leistungsgerechtes Gehalt bezahlt wird, sondern Bezüge unabhängig von Leistung sind, bedeutet für die selben Autoren, die beim Zusammenhang zwischen faulen Personen und der Beschäftigung im öffentlichen Dienst noch das Fehlen einer leistungsgerechten Entlohnung beklagt haben, nunmehr, dass der öffentliche Dienst vornehmlich Altruisten anzieht, solche nämlich, die intrinsisch belohnt werden wollen, durch das Gute, das sie anderen tun und nicht extrinsisch mit Geld und für das, was sie wirklich tun. Ich habe schon einige verquere Darstellungen gelesen, aber diese schlägt wirklich alles.

altruism_pairUnd so kommt es, dass aus dem öffentlichen Dienst, dem Sammelbecken für Personen, die sich selbst als faul bezeichnen, solchen, die nicht mit anderen konkurrieren und schon gar nicht auf Grundlage von Leistung verglichen und entlohnt werden wollen, ein Treffpunkt für Altruisten und sonstige Wohltäter wird, die nicht leben können, wenn sie nicht für andere da sein können, z.B. dann, wenn sie Kindern “bildungsferner Eltern” die Grundschulempfehlung für das Gymnasium verweigern, weil den Kindern zwar nicht die Intelligenz, aber aus Sicht der staatlichen Kümmerer die Unterstützung im Elternhaus fehlt, z.B. dann, wenn sie bei der Jugendgerichtshilfe für alle möglichen Gewalttäter aus einem “schlimmen Elternhaus” Verständnis haben, wieder und wieder, bis es dann einem Richter, der das “für-andere-da-Sein”, ausnahmesweise einmal auf die Opfer attribuiert, reicht, und der x-ten Straftat nun der dreiwöchige Jugendarrest folgt. Oder denken Sie an den Finanzbeamten, der mit Wonne ihre Bücher durchsucht hat, mit dem Vorsatz, vielleicht doch noch ein paar Euros für seinen Arbeitgeber herauszuschlagen. Wie sehr er doch für andere da ist, der altruistische Beamte!

Wer nun denkt, mit dieser schrägen Altruismus-Interpretation hätten die Autoren den Olymp der Absurdität erklommen, der sieht sich getäuscht. Einmal mehr wird bestätigt, dass der Rahmen, aus dem heraus man die Welt sieht, bei manchen Forschern auch durch noch so absurde Ergebnisinterpretationen nicht zerstört werden kann: “Together these results imply that workers who are both highly altruistic and lazy have the highest liklihood of sorting to the public sector” (15). Den hatten wir noch nicht, den faulen Altruisten! Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht gerade dann, wenn es darum geht, für andere da zu sein, das was den vermeintlichen “Altruisten” von Dur und Zoutenbier auszeichnet, nicht gerade zu faul ist, um altruistisch zu sein.

Dur, Robert & Zoutenbier, Robin (2012). Intrinsic Motivation of Public Sector Employees: Evidence for Germany. Rotterdam: Tinbergen Institute Discussion Paper, TI 2012-135/VII.

Hinz, Thomas & Liebig, Stefan (2010). Bericht zur Studie „Einkommensgerechtigkeit in Deutschland“. Ein Forschungsprojekt der Universitäten Bielefeld und Konstanz.

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