Komm’ lass uns eine Gender-“Fachtagung” abhalten – das muntere Verschwenden von Steuergeldern geht ungebremst weiter

Keine falschen Schlüsse: Wir werden nach wie vor nicht gefördert!
Keine falschen Schlüsse: Wir werden nach wie vor nicht gefördert!

Vor einiger Zeit habe ich mir noch einen Spaß daraus gemacht, die offenkundigen Formen, sich Steuermittel zuzuschustern, wie sie derzeit der DGB und das Bundesfamilienministerium im Hinblick auf die von beiden erfundene Spezies der Familienernährerinnen ganz öffentlich betreiben, darzustellen (wobei das BMFSFJ bezahlt, während der DGB die Vorwände liefert, wegen derer das BMFSFJ Steuermittel bereitstellen “muss”). Doch das Ganze ist kein Spaß mehr. Die Beispiele dafür, wie in der Basenwirtschaft des Genderismus munter das Geld der anderen unter einander aufgeteilt wird, sind mittlerweile zu zahlreich und zu drastisch – bestes Beispiel: die Erfindung der Familienernährerinnen.

Wie immer, wenn das BMFSFJ bezahlt, gibt es eine Webseite, auf der man u.a. die langweiligen und zum Teil absurden Auswüchse eines vermutlich sündhaft teuren pseudo-wissenschaftlichen Kampfes mit den Daten, die z.B. das SOEP bereit stellt, bewundern kann. Und wie immer wenn es darum geht, nicht nur eine artifizielle Spezies zu erfinden, die man perfekt benutzen kann, um die eigenen Taschen mit dem Geld der Steuerzahler zu füllen, gibt es Treffen der Nutznießer, die aus Zwecken der Tarnung gemeinhin als “Fachtagung” ausgegeben werden. Wer sich trifft, ist zwar gewisser Weise vom Fach, insofern als er vermutlich weiß, im richtigen Moment die Hand aufzuhalten, aber das ist natürlich nicht das “Fach”, das mit “Fach”tagung suggeriert werden soll.

logo_fam_ernDie “Erforschung” von Familienernährerinnen wird vom BMFSFJ seit 2010 finanziert, und das Projekt, ursprünglich von 2010 bis 2012 geplant, ist nunmehr in der zweiten Phase, die bis 2014 andauert (Ich wette, mit wem auch immer sich wagt, dagegen zu wetten, dass auch eine dritte “Projektphase” von 2014 bis 2016 erforderlich werden wird). Die Verlängerung hat jedoch nichts mit der Gewinnung von Fach-Kenntnissen zu tun, denn seit das Wissenschaftliche Institut des DGB, in einer Studie , Familienernährerinnen als Frauen definiert hat, die 60% oder mehr zum Haushaltseinkommen beisteuern und deren Einkommen sich u.a. aus Witwenrente, Mutterschaftsgeld, Erziehungsgeld, Unterhalt vom Arbeitsamt oder Unterhaltszahlungen vom ehemaligen Partner speist, und auf dieser Grundlage gezeigt hat, dass diese Familienernährerinnen dann zur überwiegenden Quelle des Haushaltseinkommen avancieren, wenn sie alleinerziehend sind oder mit einem arbeitslosen oder verrenteten Partner zusammenleben, gibt es eigentlich nichts mehr zu diesem kategorischen Unsinn zu sagen. Dies jedenfalls wäre der Schluss, wenn es darum ginge, Steuergelder sinnvoll einzusetzen und wenn es nicht darum ginge, Steuergelder unter den abstrusesten Vorwänden in den Taschen von Genderisten verschwinden zu lassen.

Dass es bei Familienernährerinnen um Letzteres geht, zeigt sich schon daran, dass die “Fach”tagung von 2010, die am 22. Mai unter dem Titel “Was nun? Wenn Frauen die Familie ernähren” in Düsseldorf durchgeführt wurde (finanziert vom BMFSFJ versteht sich), nunmehr eine Neuauflage gefunden hat, als “Fach”tagung unter dem Titel “Faire Chancen für Familienernährerinnen” am 30. Januar 2013 in Berlin. Damit sich die Leser von ScienceFiles einen Eindruck von den erstaunlichen Erkenntnissen machen können, die auf beiden Fachtagungen unter den Anwesenden ausgetauscht wurden, hier ein Vergleich zwischen den Programmen beider Fachtagungen.

Fachtagung Düsseldorf 2010 Fachtagung Berlin 2013
Begrüßung Josef Hecken, Staatssekretär BMFSFJ Begrüßung K. Schröder, Minist für BMFSFJ
Noch ne Begrüßung: Ingrid Sehrbrock, DGB Noch ne Begrüßung: Ingrid Sehrbrock, DGB
Vortrag: Sabine Neukirch: “Familienernährerinnen in Westdeutschland” Vortrag: Ute Klammer: “Familienernährerinnen: Wissenschaftliche Befunde und politische Handlungsbedarfe
Vortrag: Svenja Pfahl: “Familienernährerinnen in Ostdeutschland”
Politische Schlussfolgerungen
Einführung in die Roadmap Politische Talkrunde
Wohin können Politik und Gewerkschaften … gehen, um die Situation von Familienernährerinnen zu verbessern? Ein Dialog zwischen Ingrid Sehrbrock und Eva Maria Welskop-Deffaa Teilnehmer Ingrid Fischbach, Dagmar Ziegler, Miriam Gruß, Kerstin Andreae, Cornelia Möhring, Eva Maria Roer, Ingrid Sehrbrock
Kaffepause Kaffeepause
Podiumsdiskussion World Cafés zu Fragen des betrieblichen Alltags
Teilnehmer: Barbara Becker, Iris Becker, Christa Franzen, Josef Hecken, Angelika König, Rita Rodenbücher Sterotype waren gestern …, Dag Schölper, Bundesforum Männer
Auf eigenen Beinen stehen …, Dagmar Hebmüller, Bundesagentur für Arbeit
Was nicht passt, wird passend gemacht…, Christina Stockfisch & Frank Meissner, DGB-Projekt
Abschlussworte Abschlussworte

Wie man dem Vergleich der beiden Programme entnehmen kann, kann man viel darüber reden, dass manche Frauen arbeitsloser Männer und Frauen verrenteter Männer und alleinerziehende Frauen für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen bzw. Einnahmen haben, die das Arbeitslosengeld oder die Rente ihrer Männer übersteigen, was in erster Linie zeigt, wie fremd all den Teilnehmern die Vorstellung ist, Frauen könnten für ihren eigenen Lebensunterhalt selbst verantwortlich sein. Ich muss zugeben, ich hätte schon gerne gewusst, was Dag Schölper vom Bundesforum Männer zu den Stereotypen von gestern zu sagen hat und was er über “Männer als Zuverdiener – ein Zukunftsmodel” (aus eigener Erfahrung) zu berichten weiß. Aber, da ich nicht eingeladen war (warum eigentilch nicht?), muss ich warten, bis die Dokumentation zur Fachtagung veröffentlicht ist. Allerdings weiß ich schon jetzt, dass es bei “Fach”tagungen scheinbar unmöglich ist, Ingrid Sehrbrock zu vermeiden und sich, wie man den beiden Pressemitteilungen entnehmen kann, den immer selben Sermon anhören zu müssen:

Auch in diesem blog führt kein Weg an Sehrbrock vorbei.
Auch in diesem blog führt kein Weg an Sehrbrock vorbei.

Sehrbrock Fachtagung 2010: “Es ist kein Geheimnis dass Frauen unter anderen Voraussetzungen eine Familie ernähren als Männer”. Und Sehrbrock 2013: “Wir wissen, wie eine moderne Arbeitsmarkt- und Gleichstellungspolitik aussehen müsste, die das Leben zahlreicher Familienernährerinnen erleichtert.” Nicht allzuviel an Erkenntnis dazugekommen, wie man feststellen muss.

Was mich, ich gebe es zu, jedoch etwas irritiert hat, ist die Stelle in der Pressemeldung zur “Facht”agung 2013, die berichtet, was das in neuer Sprachregelung Familienminst gesagt haben soll. Das Familienminist wird wie folgt zitiert:

In jedem fünften Familienhaushalt in Deutschland ist die Frau Familienernährerin – das heißt sie verdient mehr als 60% des Familieneinkommens.”

Wer ist diese Frau, die in jedem fünften Familienhaushalt zu finden ist? Wie die 60% Einkommen zu Stande kommen (in der Regel nicht aus Erwerbseinkommen), habe ich oben bereits dargelegt. Wo die 20% Frauen, die als Familienernährerin fungieren sollen, herkommen, hätte ich indes gerne gewusst. Der einzige Bericht, der Zahlen zur Häufigkeit von Familienernährerinnen gibt, der vom wissenschaftlichen Institut vom DGB, bei dem ich einfach einmal annehme, dass die Autoren in der Lage waren, nicht nur das SOEP, sondern auch SPSS zu bedienen, nennt keine 20%, sondern 18% und die werden auch nur mit viel Mühe erreicht:

“Insgesamt stellen Paarhaushalte mit Familienernährerin 9% aller Mehrpersonenerwerbshaushalte. Hinzu kommen, wie oben dargestellt, allein erziehende Familienernährerinnen, die 9% der Mehrpersonenerwerbshaushalte ausmachen. Eine Frau als Familienernährerin finden wir somit in 18% (9% allein Erziehende sowie 9% in Paarhaushalten) aller Erwerbshaushalte, in denen mehrere Personen zusammen leben.”

Selbst wenn man nachsichtig ist, kommt man also nur auf 18% und nicht auf 20%. Aber, vielleicht verstehe ich auch einfach nicht, was mir das Familienminist sagen will, habe ich gedacht, und weitergelesen, bis ich zu den folgenden Sätzen kam:

“Der Dreh- und Angelpunkt eines gelingenden Familienlebens ist die Souveränität über die Arbeitszeit. Das gilt existenziell besonders für Familienernährerinnen. Für alle Formen der Familienernährerinnen gilt es, in der breiten Öffentlichkeit wachsende Aufmerksamkeit und damit neben dem Problem- vor allem ein Lösungs-Bewusstsein zu schaffen.”

KauderwelschWer um aller Götter Willen schreibt dem Familienminist die Begrüßungsreden? Satz für Satz: Erstens ist wohl kaum die Souveränität über die Arbeitszeit gemeint oder ist das Familienminist der Ansicht, man müsse Familienernährerinnen, also vornehmlich alleinerziehenden Müttern zugestehen, wann sie wollen, wo sie wollen und so lange sie wollen, zu arbeiten? Zweitens ist etwas dann existenziell, wenn es zum Überleben notwendig ist. Ich dachte es ist gerade das Problem am Sozialstaat, dass Arbeit nicht mehr existenziell ist. Drittens ist Bewusstsein ja immer wieder ein gerne von Politikern reklamierter Begriff, vielleicht weil manche so wenig davon haben, aber von einem Lösungs-Bewusstsein habe ich bislang noch nichts gehört. Was könnte damit gemeint sein?

  • Ich bin mir bewusst, dass es für das Problem X keine einfach Lösung gibt.
  • Die Lösung des Rätsels ist mir nicht bewusst.
  • Die Lösung ist sauer.

Was auch immer gemeint ist, was bedeutet das entsprechende Lösungs-Bewusstsein für das vorhandene Problem-Bewusstsein?

  • Ich bin mir bewusst, dass es für das Problem X keine einfache Lösung gibt.
  • Die Lösung des Rätsels ist mir nicht bewusst.
  • Die Lösung ist basisch.

Schluss jetzt! Nicht mehr über den Sinn nachdenken. Es ist schlicht kein Sinn vorhanden, und insofern ist diese sprachliche Katastrophe symptomatisch für die gesamte “Fach”tagung, auf der sich Menschen getroffen haben, die sich vermutlich für wichtig halten und darüber diskutiert haben, dass es Frauen gibt, die durch eigene Arbeit und in vielen Fällen staatliche wie sonstige Zusatzzahlungen 60% und mehr des Haushaltseinkommen zusammen bekommen. Unglaublich!

Vielen Dank

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