Warum man “als Frau” gegen eine Frauenquote sein muss: Journalisten fragen, Dr. Diefenbach antwortet
Die Frage, warum sie “als Frau” eine Eklärung, die sich gegen eine Frauenquote richtet, die von Prof. Dr. Günter Buchholz initierte Frankfurter Erklärung, unterschrieben hat, wurde gestern, von einem wohl eher halbtags tätigen Mitglied der Redaktion, das nach 15 Uhr nich mehr erreichbar ist, der FAZ-Sonntagszeitung an Dr. habil. Heike Diefenbach gestellt.
Die Frage, die auf zwei Prämissen beruhen kann, die entweder im Erstaunen ob der Tatsache, dass Dr. Diefenbach Frau genug ist, öffentlich Position zu beziehen, begründet liegen können oder deren Ursprung im Erstaunen darüber liegen kann, dass sich Dr. Diefenbach “als Frau” nicht auf ihr Geschlechtsteil reduzieren lässt und entsprechend nicht reflexhaft für alles ist, wofür man “als Frau” nach Ansicht von Genderisten zu sein hat, z.B. für eine Frauenquote, hat die im folgenden dargestellte Antwort erhalten.
Es ist dies die Antwort einer bemerkenswerten Frau, die immer Position bezogen hat und nie Angst davor hatte, ihre Meinung zu sagen und zu ihrer Meinung zu stehen. Es ist die die Antwort einer Frau, die sich als Mensch weigert, sich auf ihr Geschlechtsteil reduzieren zu lassen, und es ist diese Antwort von Dr. Diefenbach, die mich eimal mehr stolz macht, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Sehr geehrte Frau Fritzen,
mich bewegt eine ganz andere Frage, nämlich die, warum bislang so wenige Frauen die Frankfurter Erklärung unterschrieben haben, denn in ihr geht es ja nicht um Frauen oder Männer oder deren Bevor- oder Benachteiligung, sondern um die Frage, ob Individuen als solche behandelt warden sollen und dementsprechend nach Gerechtigkeitsprinzipien behandelt werden sollen, oder ob sie als Angehörige einer als homogen konstruierten Gruppe behandelt und dann mit anderen, ebenso konstruierten Gruppen “gleichgestellt” werden sollen.
Für mich ist das eine Frage der Menschenrechte, und wer Menschenrechte ernst nimmt, braucht keine Gruppenrechte.
Dass bislang so wenige Frauen die Frankfurter Erklärung unterschrieben haben, verweist entweder darauf, dass sich Frauen in Deutschland (selbst eher gebildete, an die sich die Erklärung ja aus faktischen Gründen eher wendet) – am Ende vielleicht auch noch biologisch begründet? – vornehmlich als Gruppenwesen sehen, was ein absolut erschreckender Gedanke für mich ist angesichts der faschistischen Vergangenheit Deutschlands, die auf genau solchen Vorstellungen basierte, oder darauf, dass deutsche Frauen sich aus mir unnachvollziehbaren Gründen weigern, sich in der Öffentlichkeit als Bürgerinnen zu engagieren und für eine Zivilgesellschaft Verantwortung zu tragen, was für mich ein nur geringfügig weniger erschreckender Gedanke ist als der erste.
Ich kann angesichts des merkwürdigen Klimas, das derzeit in Deutschland herrscht, zwar nachvollziehen, wie Sie auf Ihre Frage an mich kommen, aber ich halte sie für völlig verfehlt, denn zugrunde liegt ja anscheinend die Prämisse, dass man als Frau für eine Quote sein müsse, die Frauen (angeblich) bevorteilt. Wenn man meint, man sei vorrangig ein individueller Mensch und eine Person und nicht eine Frau, dann erledigt sich diese Prämisse von selbst.
Und ich persönlich stehe denjenigen Menschen weiblichen wie männlichen Geschlechts nahe, die Emanzipation von Frauen wie Männern in dem Sinne durchsetzen wollen, dass Frauen wie Männer nicht auf ihr Frau- oder Mann-Sein reduziert werden, sondern als vollwertige Individuen angesehen und akzeptiert werden. Eine Frauenquote verweigert Frauen prinzipiell ihren Status als unabhängige, selbstverantwortliche, rationale und selbständig entscheidende Individuen und ist daher inakzeptabel für eine Gesellschaft, die sich nicht völlig dem Kollektivismus und Sozialismus überantworten will. Selbstverständlich trifft dieselbe Logik jede Art von Männerquote. Dementsprechend können Sie meine Position wohl am besten so zusammenfassen, dass Quoten prinzipiell Individualrechte und Gerechtigkeitsprinzipien verletzen, weswegen ich mich gegen jede Art von Quote wende.
Mit freundlichen Grüßen,
Heike Diefenbach
Der Email mit der Antwort auf die an Heike Diefenbach “als Frau” gerichtete Frage folgt noch eine zweite Antwort, die Dr. habil. Heike Diefenbach als der Wissenschaftler, der sie nun einmal ist, gegeben hat.
Sehr geehrte Frau Fritzen,
noch ein kleiner Nachtrag zu meiner Antwort auf Ihre Anfrage wegen der Frankfurter Erklärung, den ich in meiner Eigenschaft als Wissenschaftler vornehme, die Sie ja leider nicht angefragt hatten (obwohl sie in diesem Zusammenhang zweifellos weit wichtiger gewesen wäre):
Für den spezifischen Bereich des Arbeitsmarktes gilt, dass die Forderung nach diversen Frauenquoten auf sachlichen Fehlern und Irrtümern beruht, wie Michael Klein, mit dem gemeinsam ich das kritische Wissenschaftsblog ScienceFiles betreibe, mehrfach dargestellt hat. Sie finden die wichtigsten und umfassendsten Darstellungen hierzu unter den folgenden links.
Ende einer Genderphantasie: Die “Gläserne Decke” in Scherben
Für eine Diskussion der Argumentationsfehler und zugrunde liegenden Prämissen mit Bezug auf eine Männerquote für Grundschullehrkräfte darf ich Sie auf meine folgende Publikation hinweisen:
Diefenbach, Heike, 2012: Gegen den kollektivistischen Aktonismus! S. 125-143 in: Hurrelmann, Klaus & Schultz, Tanjev (Hrsg.): Jungen als Bildungsverlierer. Brauchen wir eine Männerquote in Kitas und Schulen? Weinheim: Beltz Juventa.
Vielleicht ist dies alles irgendwie hilfreich für die korrekte Beurteilung der Frankfurter Erklärung bzw. meiner Unterzeichnung derselben.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. phil. habil. Heike Diefenbach
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Sehr gut die Begründung, mit welcher Frau D. ihre Ablehnung der Quote begründet. Entweder wir wollen Menschenrechte, oder wir akzeptieren Gruppenrechte.
In letzterem Falle stellt sich natürlich auch immer die Machtfrage: Welche Gruppe setzt sich durch, und warum, mit welchen Mitteln und unter Ausnutzung welcher gegnerischer Schwächen und Versäumnisse?
Quotenpolitik ist sexistische Politik. Entgegen einem verharmlosenden Sprachgebrauch ist Sexismus nämlich nicht einfach sexuelle Provokation im Alltagsleben, sondern Sexismus ist eine ideologischer Kollektivismus: Vergabe von Rechten und Zuteilung von politischer Macht aufgrund geschlechtlicher Zugehörigkeit. Hier geht es also nicht mehr um Spaß oder Ärger; um Anspielungen oder Mißdeutungen. Nein, hier geht es um machtpolitische Festschreibungen mit politischer Sprengkraft.
Wie wird das männliche oder weibliche (Mit-)Glied der Redaktion darauf antworten?
Ganz sinnig, Herr Lentze. Die Definitionshoheit würde ich noch dazufügen.
Danke für diese klare, konzise Antwort, Frau Diefenbach. Es ist deprimierend, dass es nicht mehr Frauen gibt, die nicht mitlaufen.
Gerade im akademisch-geisteswissenschaftlichen Bereich scheint es davon besonders wenige zu geben.
Gesellschaftswissenschaften, Geisteswissenschaften – sie erscheinen wie gleichgeschaltet und so sind es auch die Journalist:i.nnen, die sie ausbilden.
Feminismus hat das Erbe des Marxismus-Leninsmus angetreten in weiten Teilen des linken Milieus, auch was denn totalitären Anspruch und Zugriff auf die Gesellschaft angeht.
Frau Fritzen ist anscheinend diese Person:
http://www.faz.net/redaktion/florentine-fritzen-11104556.html
und hat z.B. das geschrieben:
http://www.faz.net/aktuell/politik/kommunismus-debatte-in-theorie-und-praxis-1573146.html
auf weitere Artikel wird auf den jeweiligen Seiten verwiesen.
Ich fand sie durchaus durchdacht und vermute mal, daß sie Heike Diefenbach mit Bedacht ausgewählt hat und ihr Anliegen ernst meint.
Herrje, ist es nicht furchtbar, daß man heutzutage erst mal an die sattsam bekannten Hinterhalte denkt, die die Mainstream- Journaille seit Jahren ausheckt?
Selbst in der FAZ kommen immer wieder Rückfälle in ganz finstere Ideologensümpfe vor, insbesondere scheint es heute allgemeiner Feuilleton- Standard zu sein, der schicken linken Dekadenz zu frönen- ich erinnere mich jedenfalls daran, immer mit Gebrüll dabei gewesen zu sein bei den Kommentaristen dort, wenn es darum ging, besonders Pudeliges abzuwatschen.
Dennoch ist leider auch bei der FAZ Skepsis angesagt insbesondere beim einflußreichen Frank Schirrmacher, der sich allzuoft wie ein Salonbolschewik der ganz abgefahrenen Edel- Klasse aufführt- seine derzeitige Gattin Rebecca schrieb übrigens unter Pseudonym in der Emma. Und Kritik an seinen zum Kunstwerk aufgeblasenen Sprachpirouetten ist inzwischen nicht mehr sakrosankt- das Pinkelhafte an ihm nervt inzwischen nicht nur mich.
Möglicherweise findet hinter den Kulissen gerade ein Kulturkampf statt. Jedenfalls mehren sich meinem Eindruck nach durchdachte Artikel, die nicht nur den Eurotz, sondern auch die immer erbärmlicher werdenden gesellschaftlichen Zustände thematisieren und analysieren.
Nervig ist nach wie vor eine rigide Zensurpraxis in den Kommentaren, die ganz offensichtlich korreliert mit der jeweils vertretenen Meinung.
Aber warten wirs ab, was kommt.
Auszug aus einem Altbabylonischem Text:
2. 1 So sendet Kunde auf die Erde Baal-Hammon, der Führer der Tapferen:
2. 2 Fürchtet eine Welt nicht, in der es Schatten gibt; denn in einer solchen Welt gibt es auch Licht.
2. 3 Fürchtet hingegen die Schattenlosigkeit; denn Lichtlosigkeit herrscht vor in ihr,
2. 4 und nichts ist so grausam wie das Grau.
2. 5 Fürchtet eine Welt nicht, in der Ungleiches ungleich ist; denn solch eine Welt ist farbenfroh und gerecht.
2. 6 Fürchtet hingegen die Gleichmachung; denn wo Gleichmachung vorherrscht, da gibt es weder Schatten noch Licht, weder Farbe noch Freude – und keine Gerechtigkeit.
2. 7 Fürchtet eine Welt nicht, in der Gerechtigkeit herrscht, mag diese auch hart erscheinen von Mal zu Mal.
2. 8 Denn Gerechtigkeit nimmt an, was ist, Ungerechtigkeit hingegen will verändern, was unveränderbar ist, und übt also die Gewalt grauer Einöde.
2. 9 Erkennt der Vielfalt Reichtum und der Mannigfaltigkeit Schatz.
2.10 Wehret der Vermengung, durch welche die Grenzen verwischen und ödes Einerlei entsteht.
2.11 Laßt euch nicht betören von Teufeln, die das Einerlei preisen; Heuchler sind sie, Verführer; sie wollen das trübe Grau über den Welten.
2.12 Bequemlichkeit tragen die Teufel euch wohl an.
2.13 Schmarotzer züchten die Teufel heran; arg ist ihr Trachten, verschlagen und voll des Betruges.
2.14 Licht versprechen sie denen im Schatten, damit jene das Licht fort nehmen, welches die Schatten wirft,
2.15 und graue Dunkelheit über alles dann herrsche. Denn wer nicht durchsteht die Schatten, der sieht niemals Licht;
2.16 weil ja Licht und Schatten untrennbar Geschwister sind.
Einfach mal drüber nachdenken!