Die Feinde der Wissenschaft sitzen an Universitäten

– ein offener Brief an Beate Kortendiek
von Dr. habil. Heike Diefenbach und Michael Klein
sciencefiles.org

Vorgeschichte

buchholzProf. Dr. Günter Buchholz führt dereit eine Befragung an deutschen Universitäten durch, mit der er die Entstehung der Genderforschung untersuchen und Informationen über die Ausrichtung und Tätigkeit von Genderlehrstühlen sammeln will. Dies ist, angesichts der Tatsache, dass wenig bis gar nichts über das bekannt ist, was Genderlehrstuhl-Inhaber eigentlich so den lieben langen Tag lang tun, und welchen Nutzen ihr Tun hat, ein sehr löbliches Unterfangen. Vor allem wenn man bedenkt, dass Genderlehrstühle von Steuerzahlern finanziert werden.

Mit seiner Befragung hat Günter Buchholz offensichtlich einen Nerv getroffen, denn gestern Nachmittag hat Arne Hoffmann auf einen Beitrag im Blog der HU-Berlin aufmerksam gemacht, in dem eine Dr. Beate Kortendiek vom "Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW", die ein Auskommen an der Universität Duisburg-Essen gefunden hat, offen dazu aufruft, die Befragung von Prof. Dr. Günter Buchholz zu boykottieren. Ein solches unwissenschaftliches, unkollegiales und allen Regeln wissenschaftlicher Lauterkeit widersprechendes Verhalten, ist selbst unter Genderisten nicht häufig zu finden, und deshalb haben wir uns an die alte Weisheit "Wehret den Anfängen!" erinnert und einen offenen Brief an Beate Kortendiek geschrieben, den wir ihr natürlich auch per Email geschickt haben.

Wer den offenen Brief unterstützen will, und wem es ein Anliegen ist, deutlich zu machen, dass Wissenschaft ein offenes und liberales und eben kein ideologisches Unterfangen ist, der ist herzlich eingeladen, den offenen Brief herunterzuladen und an beate.kortendiek@netzwerk-fgf.nrw.de zu schicken, gerne auch unter Ergänzung eigener Punkte - versteht sich.

Sehr geehrte Frau Kortendiek,

in ihrer Eigenschaft als Koordinatorin des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW haben Sie einen Brief an Mitglieder des Netzwerks geschickt, der im ZtG-Blog der HU-Berlin veröffentlicht wurde. Wir nehmen diesen Brief zum Anlass, Sie aufzufordern, in Zukunft alle Versuche, Wissenschaft und wissenschaftliche Forschung zu behindern oder zu unterbinden bzw. deren Ergebnisse zu beeinflussen zu unterlassen und sich öffentlich bei Prof. Dr. Günter Buchholz zu entschuldigen. Wir tun dies, weil Sie mit Ihrem Schreiben nicht nur der Universität Duisburg-Essen, sondern der Wissenschaft insgesamt einen großen Schaden zugefügt haben.

Begründung:
Sie informieren die Mitglieder des Netzwerkes “Frauen- und Geschlechterforschung” über eine Befragung, die Prof. Dr. Günter Buchholz durchführt und versuchen, Prof. Buchholz nicht nur als Person, sondern auch als Wissenschaftler zu diskreditieren. Dazu bedienen Sie sich Mitteln, die man nicht anders als schäbig bezeichnen kann, was vielleicht noch erträglich wäre, aber Sie begehen darüber hinaus eine Reihe von logischen Fehlschlüssen, die Sie und die von Ihnen vertretene Genderforschung in ein klägliches Licht rücken.

So schreiben Sie im Hinblick auf die von Prof. Buchholz durchgeführte Befragung:

“Die Standards für Forschung (wie sie etwa die DFG vertritt) setzen allerdings Ausgewiesenheit und kritische offene Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand der Geschlechterforschung voraus.”

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Logo und Wirklichkeit

Es gibt nach unserer Kenntnis keine Standards der Forschung, die es vorsehen, dass man die Geschlechterforschung erforscht haben muss, bevor man sie erforschen kann. Sie scheinen derzeit die einzige zu sein, die diesen logischen Fehler macht. Man kann einen Forschungsgegenstand schlicht nicht erforschen, bevor man ihn erforscht hat. Auch Ausgewiesenheit ist kein Kriterium, an dem sich wissenschaftliche Forschungsfähigkeit bemisst. Es mag für Ideologen wichtig sein, dass sich nur Ideologen, die eine Ideologie teilen, mit bestimmten Feldern befassen. In der Wissenschaft ist dies nicht so, denn eine – wie sie schreiben – kritische und offene Beschäftigung mit einem Gegenstand setzt gerade keine ideologische Verbohrtheit voraus. Insofern sollten Sie froh sein, dass sich Prof. Buchholz durchgerungen hat, das Thema “Genderforschung” zu untersuchen. Er ist mit Sicherheit offen und dass er kritisch ist, belegen seine von Ihnen zitierten Beiträge, mit denen Sie offensichtlich nicht konform gehen.

Es mangelt ihnen, wie man ihrem Schreiben entnehmen kann, an Kritikfähigkeit und Offenheit, denn anders kann die aufschlussreiche Art, in der Sie versuchen zu insinuieren, die Arbeit von Prof. Dr. Buchholz sei nicht zitierfähig, nicht bezeichnet werden. Kritikfähigkeit meint übrigens nicht nur die Fähigkeit, zu kritisieren, sondern auch die Fähigkeit, Kritik zu akzeptieren und mit Kritik umzugehen. Daran haben Sie offensichtlich noch nie gedacht, was abermals zeigt, dass es Ihnen an intellektueller Offenheit mangelt und was ein Armutszeugnis für den Zustand der Geschlechterforschung darstellt, sofern Sie für Letztere repräsentativ sein sollten.

Aber Sie versuchen nicht nur, die Arbeit von Prof. Dr. Buchholz verächtlich zu machen, sie machen im Zuge ihres Versuchs durchgehend einen grundlegenden logischen Fehler. Spätestens das diskreditiert Sie vollständig als ernstzunehmender Wissenschaftler, denn ein Wissenschaftler weiß, dass die Qualität von Argumenten nicht davon abhängt, wer sie äußert. Da Sie denken, dass die Qualität von Argumenten von dem abhängt, der sie äußert und entsprechend einen Fehlschluss ad hominem begehen, können Sie kein Wissenschaftler sein (Das war übrigens ein astreiner modus tollens). Da Sie aber als Vertreter von Wissenschaft auftreten, schaden Sie der Wissenschaft durch dieses öffentliche Zurschau-Stellen von logischer Inkompetenz.

Frauen und GfDarüber hinaus schaden Sie der Genderforschung, denn durch ihre offensichtliche Angst, die Sie anzutreiben scheint, die Warnlampe vor der Forschung von Prof. Dr. Günter Buchholz zu schwenken, erwecken Sie den Eindruck, es gebe etwas im Bereich der Genderforschung, was man lieber unbeforscht, lieber nicht transparent und lieber geheim halten würde. Die Vertreter einer wissenschaftlichen Disziplin, die so jung ist, wie die Genderforschung, die entsprechend noch zu belegen hat, dass sie überhaupt die Bezeichnung wissenschaftliche Disziplin verdient, z.B. dadurch, dass sie empirische Probleme löst, müssten sich darüber freuen, wenn sich ein Wissenschaftler bereit findet, eine Meta-Analyse der Anstrengungen in der Disziplin vorzunehmen. Nur so ist es möglich, Erreichtes aufzulisten, Schwächen aufzuzeigen und Fehler zu korrigieren. Wenn Sie versuchen, eine Befragung zu boykottieren, die diesem Ziel dient, dann verhindern sie damit wissenschaftlichen Fortschritt, sie verhindern wissenschaftliche Arbeit und Erkenntnis und geben sich als Feind der Wissenschaft zu erkennen, der die Institution “Wissenschaft” offensichtlich für andere als Erkenntniszwecke missbrauchen oder gebrauchen will.

Logik f dummiesNun kann jeder von uns einen schlechten Tag erwischen, und Ihr Brief enthält alle Anzeichen einer emotionalen Erregtheit, eines im Affekt geschriebenen und nicht durchdachten Schreibens. Deshalb haben wir diesen Offenen Brief geschrieben, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, sich öffentlich zu entschuldigen und den Schaden, den Sie der Wissenschaft im Allgemeinen und der Genderforschung im Besonderen zugefügt haben, zumindest in Teilen zu reparieren.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. habil. Heike Diefenbach
Michael Klein

ScienceFiles.org

Ein weiterer Beitrag zu diesem Thema findet sich auf Genderama bei Arne Hoffmann

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