Wissenschaftliche Multiplikatoren: Wenn vermeintliche Wissenschaftler die Sache der Regierung erledigen

Der sogenannte Jungenbeirat, den das Bundesministerium für FSFJ ins Leben gerufen hat, war auf ScienceFiles schon wiederholt Thema. Entsprechend interessiert waren wir, als uns ein Beitrag von Michael Meuser und Sylka Scholz im BZgA Forum Sexualaufklärung und Familienplanung auf den Tisch gekommen ist, der mit “Jungen zwischen tradierten Männerbildern und neuen Herausforderungen. Erfahrungen aus dem Beirat Jungenpolitik” überschrieben ist.

BzgADer Beitrag ist (1) weitgehend inhaltsleer und kann in zwei Sätzen wie folgt zusammengefasst werden: Die Welt ändert, sich, und Jungen versuchen, ihre Individualität in einer sich änderenden Welt zu bestimmen. (2) Der Beitrag ist entlarvend, lässt sich ihm doch deutlich die Agenda entnehmen, die hinter dem Jungenbeirat steht. (3) Der Beitrag ist an methodischer Armseligkeit kaum zu überbieten, was besonderes darin deutlich wird, dass “sechs männliche Jugendliche … die Vielfalt unterschiedlicher Lebenswirklichkeiten von Jungen” (Meuser & Scholz, 2013, S.7) repräsentieren sollen und ansonsten Ergebnisse aus “Fokusgruppendiskussionen” verabsolutiert werden. (4) Der Beitrag ist ein Beispiel dafür, dass sich die Regierung auf die von Ihr finanzierten wissenschaftlichen Multiplikatoren verlassen kann, wenn es darum geht, die derzeit herrschende staatsfeministische Ideologie durch mit wissenschaftlichem Anstrich daherkommende Bundes-Veröffentlichungen zu schreiben. Der wissenschaftliche Anstrich ist zwischenzeitlich allerdings so fadenscheinig geworden, dass kaum mehr jemand außer den darin Publizierenden überhaupt der Ansicht ist, es handele sich um eine auch nur annähernd wissenschaftliche Publikation.

Doch nun zur Agenda des Jungenbeirats. Meuser und Scholz, beide offensichtlichen eines Geistes Kind, geben sich alle Mühe, nicht zu deutlich zu machen, dass sie die “hegemoniale Männlichkeit”, was immer das auch sein mag, als das ansehen, was es zu überwinden gilt. Dass sie versuchen, dies nicht deutlich werden zu lassen, hat einen einfachen Grund: SIe betonen die Individualität und Wahlfreiheit von Jungen und entsprechend kann man nicht zu offen, gegen die vermeintliche hegemoniale Männlichkeit agitieren, will man nicht in den Verdacht geraten, einer “hegemonialen Anti-Männlichkeit” zu huldigen. Aber Meuser und Scholz können, trotz aller den Jungen zugestanderer Wahlfreiheit der Jungen, ihre eigene Ideologie nicht unterdrücken:

  1. Hegemoniale Männlichkeit?
    Hegemoniale Männlichkeit?

    “Fluchtpunkt tradierter Leitbilder von Männlichkeit ist eine ‘hegemoniale Männlichkeit’ … Dieser Begriff bringt zum Ausdruck, dass Männlichkeit mit gesellschaftlicher Macht und Dominanz verknüpft ist. … Dass es gesellschaftlich gesehen, ein Über- und Unterordnungsverhältnis zwischen Männern und Frauen gibt, bedeutet nicht, dass sich jeder individuelle Mann in einer Machtposition befindet” (7).

  2. “Die neoliberale Reorganisation der Wirtschaft zieht der erwerbszentrierten Männlichkeitskonstruktion tendenziell den Boden weg” (8).

  3. In Peergroups von Jungen spielen tradierte Männlichkeitsnormen und -muster weiterhin eine große Rolle. Die Kommunikation und die Interaktion in den männlichen Peergroups ist in hohem Maße wettbewerbsorientiert. Sich dem Wettbewerb zu stellen und darin zu bewähren bringt Anerkennung seitens der Peers”. (8)

  4. “In der Interaktion mit Mädchen ist die Inszenierung einer hegemonialen Männlichkeit hingegen weitgehend kontraproduktiv, sie steht der Anbahnung von Kontakten entgegen.” (9).

  5. “… ihnen [den Jungen] fehlt es aber an konkreten Vorstellungen, wie sich ein Leben jenseits der tradierten Muster führen lässt.”(9).

intolerance
Zusammenfassend kann man feststellen, dass Meuser und Scholz trotz aller vorgeheuchelten Toleranz für die Lebensentwürfe von Jungen doch nicht zusehen wollen, wie die entsprechenden Jungen die Toleranz ausnutzen und am Ende noch einen tradierten Entwurf von Männlichkeit wählen. Das wäre ein Zuviel an Toleranz – doch der Reihe nach.

  1. Dass Männlichkeit Dominanz und Macht ist, aber Dominanz und Macht nicht männlich, wie es Meuser und Scholz schreiben, ist nicht nur auf den ersten Blick ein eklatanter Widerspruch. Es beschreibt das Elend kollektiver Entwürfe, das Dr. Diefenbach gemeinhin mit Fragen wie den folgenden bloßstellt: “Wie habe ich mir die männliche Dominanz im täglichen Leben vorzustellen? Welcher Mann hindert mich daran, X zu tun? So schnell sind Wortgebäude aus Baufälligkeit in sich zusammengestürzt. Entweder Männlichkeit ist hegemonial, oder sie ist es nicht. Eine Hegemonialität, die man im täglichen Leben nicht findet, die man wie Meuser und Scholz dies tun, zuschreiben muss (nein, sie tun es nicht direkt, sie verstecken sich hinter Robert W. Connell), ist nur im Geist der Zuschreibenden vorhanden. Sie verbinden offensichtlich die Tatsache, dass mehr Männer in Führungspositionen sitzen, mit Macht. Sie weisen Geschlecht in diesem Zusammenhang, Männlichkeit, um genau zu sein, eine besondere Bedeutung zu. Sie sind es, die den abstrusen Gedanken haben, dass ein männlicher Unternehmer mit seinem Penis und nicht mit seinem Gehirn sein Unternehmen führt. Wir fragen uns, wie lange man derart pathologisches Gedankengut noch frei herumlaufen lassen will. Zumindest wäre ein Warnhinweis notwendig, etwa in der Form: “Das Lesen dieses Textes kann zu Schäden in ihrer geistigen Entwicklung führen!”

  2. Ja, ja, der neoliberale Feind, der natürlich nicht ohne eine Geiselung von

  3. Wettbewerb daherkommen darf und sich entsprechend zur Trias der Winner, dem Feindbild der Loser, das sich aus Männlichkeit-Neolioberalismus-Wettbewerb zusammensetzt, vereinigt. Hegemoniale Männer sind wettbewerbsorientiert, finden freie Märkte und Neoliberalismus entsprechend gut. Der wahre oder neue oder wie auch immer man das Bild von Mann nennen will, das Meuser und Scholz favorisieren, dieser Mann ist in seiner Männlichkeit weiblich, er kümmert sich um Kinder, geht in schlecht bezahlte Sozialberufe und ist keinem Ernährerbild mehr verpflichtet. Er sitzt zu Hause und wartet auf die Stütze, denn dem neoliberalen Wettbewerb in der wirklichen Welt, will er sich nicht aussetzen.

    Es ist jetzt wirklich an der Zeit, diesem Unsinn klare Worte entgegen zu setzen. EInmal davon abgesehen, dass das Bild des sozialen Weibchens, das in schlecht bezahlten Berufen sein Dasein fristet, frauenfeindlich ist: In welcher Welt leben eigentlich Meuser und Scholz? Hatten die beiden keinen Vater? Waren deren Väter hegemoniale Männer, die alle Stereotype erfüllt haben, die beide so gerne bemühen? Häusliche Gewalt, Alleinernährer, wer seine Füße unter meinen Tisch steckt und so weiter…? Wo gibt es diesen “hegemonialen Mann”, der Dominanz ausübt? Und was für ein Bild von Wettbewerb haben die beiden? Woher die Angst vor normalen Formen des Kräftemessens, denen die Menschheit letztlich alle positiven Entwicklungen der letzten Jahrtausende verdankt? Die Antworten auf diese Fragen sind vermutlich psychologisch zu geben, entsprechend lassen wir sie an dieser Stelle unbewältigt.

  4. Taio+CruzIst es nicht immer wieder seltsam zu sehen, wie Autoren dann, wenn es an die eigene Ideologie geht, die Individualität und Vielfalt, die sie so gerne beschwören, ganz schnell vergessen. Wenn Menschen individuell und verschieden sind, dann wird es Mädchen geben, die eine “Inszenierung hegemonialer Männlichkeit” gut finden, und es wird Mädchen geben, die sie nicht gut finden. Entsprechend zeigt die Formulierung, nach der hegemoniale Männlichkeit der Anbahnung von Kontakten weitgehend kontraproduktiv im Wege steht, dass es mit der Toleranz gegenüber Abweichungen vom Bild der Männlichkeit, wie es Meuser und Scholz entwerfen, nicht allzuweit her ist – ganz zu schweigen vom heterosexuellen Bias, der sich in dieser Vorstellung zeigt.

Das Weltbild und die Agenda, mit der Meuser und Scholz in ihrem Beitrag unterwegs sind, ist offenkundig, und es ist ein Weltbild, das trotz seiner pseudo-wissenschaftlichen Verpackung nichts mit Wissenschaft zu tun hat. Beide machen sich mit ihrem Beitrag zu Herolden staatsfeministischer Inhalte und verraten die Idee der Wissenschaft, um der zu dienen, sie eigentlich ihre Positionen an Universitäten besetzen sollten. Man muss also feststellen, dass die Loyalität gegenüber staatlichen Auftraggebern sowie die Bereitschaft, für den Staatsfeminismus die Werbetrommel zu rühren oder genauer: die Schmutzarbeit für ihn zu machen, bei beiden vermeintlichen Wissenschaftlern stärker entwickelt ist als die Loyalität gegenüber Wissenschaft und ihrem Ziel (Kleine Erinnerung: Das Ziel von Wissenschaft ist Erkenntnisgewinn, nicht Umerziehung.)

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