Da sage noch einer Sozialwissenschaftler würden keine brauchbaren Ergebnisse produzieren, seien entweder Datenfuzzies oder Wortfetischisten, die alles in Texte hinein bzw. aus Texten herauslesen können. Weit gefehlt! Sozialwissenschaftler beginnen langsam aber sicher einen Korpus von Forschungsergebnissen zu sammeln, der genutzt werden kann, um Menschen ihren Platz in der Gesellschaft anhand bestimmter Kriterien zuzuweisen.
In die Fußstapfen der berichteten sozialwissenschaftlichen Forschungsschwergewichte sind nun auch Daniel D. Schnitzlein und Jens Stephani getreten. Sie haben die Ursachen für geringes Gehalt und ausbleibende Gehaltserhöhungen bei Männern untersucht und die Forschung dadurch revolutioniert, dass Sie alles bislang dagewesene, alle Bildungsrenditenforschung und alle Ansätze im Rahmen von Humankapital oder sozialstrukturellen Erklärungen, alle Theorien über Mittelschichtsgatekeeping und Diskriminierung der Unterrschicht einfach ignoriert haben und an die Stelle dieser antiquierten Forschung ihre eigene a-historische und mit keinerlei vorab-Forschungserkenntnissen belastete Untersuchung gesetzt haben.
Um den Wert dieser Forschung zu dokumentieren, machen wir nun ein Experiment:
BItte überlegen SIe sich, ob und in welchem Ausmaß Sie den folgenden Aussagen zustimmen:
Wie mein Leben läuft, hängt von mir allein ab!
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Wenn man politisch oder sozial aktiv ist, kann man einen Effekt auf die sozialen Lebensbedingungen haben.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Man muss hart arbeiten, um erfolgreich zu sein.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Leser stimmen bitte jeder dieser Aussage zu oder nicht zu, nutzen dazu die Skala von 7 bis 1 und addieren die Punkte.
Und weiter gehts:
Verglichen mit anderen Menschen, habe ich nicht erreicht, was ich verdient hätte.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Ich merke häufig, dass andere einen kontrollierenden Einfluss über mein Leben ausüben.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Die Möglichkeiten, die ich im Leben habe, werden durch die sozialen Bedingungen bestimmt.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Ich habe wenig Kontrolle über die Dinge, die in meinem Leben geschehen.
7: stimme voll zu
6
5
4
3
2
1 : stimme gar nicht zu
Auch die Aussagen der zweiten Tabelle bitten wir, die Leser für sich zu bewerten und die Punkte, die sie erzielen, zu addieren.
Und damit ist der Persönlichkeitstest abgeschlossen und wir sagen ihnen nun, was Sie für ein Leser sind.
Also:
Bitte subtrahieren Sie die Punkte, die sie bei den ersten drei Aussagen erzielt haben von den Punkten, die sie bei den zweiten vier Aussagen erreicht haben. Hier die Auflösung:
Leser, die zwischen -17 und 0 Punkten erreicht haben, sind die absoluten Loser. Sie haben einen Job, in dem sie nichts verdienen und keine Aussicht auf einen Job, in dem sie etwas verdienen könnten. So!
Leser, die zwischen 12 und 25 Punkten erreicht haben, sind Winner, die hohes Gehalt mit guten Aufstiegschancen und mit entsprechendem Verdienstzuwachs kombinieren. Glückwunsch!
Leser, die zwischen 1 und 11 Punkte erreichen, sollten sich langsam entscheiden, ob Sie Winner oder Loser sein wollen.
Um diese hilfreichen Hinweise, die ihnen viel über sich selbst sagen, veröffentlichen zu können, mussten wir die Ergebnisse der Untersuchung von Schnitzlein und Stephani ein wenig anschaulicher gestalten, aber außer Anschaulichkeit, die vornehmlich darin besteht, den Inhalt von “dynamic multinominal logit models with random effects” lesbarer zu machen, haben wir nichts dazu getan.
Die Leistungen von Sozialwissenschaftlern sind somit erneut und hinreichend dokumentiert, und das Naserümpfen, ob trivialer und nicht gebrauchbarer Ergebnisse, ob selbstgefälliger Betrachtungen ohne methodische Grundlage und Geschlechtsforschung, die den Blick auf Geschlechtsteile, den man früher als Voyeurismus bezeichnet hat, salonfähig gemacht hat, kann nun ein Ende haben – oder etwa nicht?
P.S.
Das Konzept des “Locus of Control”, das Julian Rotter vor rund 60 Jahren in die Sozialpsychologie eingeführt hat, und das von Schnitzlein und Stephani gemessen werden soll, ist ein sinnvolles Konzept. Es eignet sich nur nicht dazu, wild mit allem Möglichen korreliert zu werden. Es eignet sich insbesondere dann nicht, wenn man keinerlei theoretische Vorstellung davon hat, warum sich bestimmte Korrelationen ergeben und wie man sie interpretieren soll.
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