Des Rätsels Lösung

Riddle_1Wir haben die Woche mit einem Rätsel begonnen, in dem wir unsere Leser gefragt haben, welche von drei Forschungen es nicht gibt. Derartige Rätsel sind immer wieder interessant, denn sie sind nicht nur dazu geeignet, die Vorstellungen, die Wissenschaft gegenüber bestehen, zu erheben, sondern auch zu untersuchen, wie weit sich Wissenschaft vom Alltagsverstand entfernt hat. Letzteres ist für die Sozialwissenschaften nicht ganz unerheblich, haben sie sich doch selbst die Aufgabe gesetzt, das soziale Leben zu untersuchen. Folglich sollte es doch zumindest eine spontan nachvollziehbare Verbindung, zwischen dem, was geforscht wird, und dem, was im sozialen Leben eine Rolle spielt, geben.

Nun, die Verbindung zwischen Forschung über und realem sozialen Leben, die wir festgestellt haben, ist, wie soll man sagen, eher fragil. In Zahlen ausgedrückt: 31% der Leser von ScienceFiles, die sich bemüht haben, an der Lösung des Rätsels mitzuwirken, haben auf das richtige Pferd gesetzt. 69% lagen daneben. Insgesamt bedanken wir uns bei 270 Lesern, die bei unserem kleinen Rätsel mitgemacht haben.

Hier nun die Auflösung.

102 Leser, 38% derjenigen, die sich am Rätsel beteiligt haben, waren der Ansicht, die Typologie der Auftragskiller, die Unterscheidung in Novizen, Dilettanten, Gesellen und Meister sei erfunden. Die 102 Leser liegen falsch. Die Typologie ist nicht erfunden, sondern real. Sie stammt aus dem Beitrag:

  • British hitmanThe British Hitman: 1974-2013 der demnächst in der gedruckten Ausgabe des Howard Journal of Criminal Justice erscheinen wird. Geschrieben haben den Beitrag Donald MacIntyre, David Wilson, Elizabeth Yardley und Liam Brolan. Die Forschung ist also ganz real, und es macht ja eigentlich auch Sinn, wenn man sich als Kriminologe dafür interessiert, was Auftragskiller auszeichnet. Die Aufgabe von Sozialwissenschaftlern besteht ja gerade darin, da zu untersuchen, wo es gesellschaftliche Tabus gibt, wo der Mainstream es lieber hätte, wenn nicht untersucht wird oder wo die Wahrscheinlichkeit besteht, dass man auf Regelmäßigkeiten stößt, die man nicht erwartet und andere gerne nicht entdeckt hätten. Z.B: wäre es interessant, die Typologie der Auftragskiller mit einer Typologie der kriminellen Funktionäre zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten aufzufinden, sofern sie vorhanden sind. Also: Die Auftragskiller-Forschung ist korrekt.

Damit verbleiben zwei Kandidaten, unter denen die falsche Forschung sich versteckt.

  • spiegelbild85 Leser (31%) waren der Ansicht, die Störung der krankhaften Körperwahrnehmung sei frei erfunden. Ist sie nicht. Sie findet sich im DSM V und im ICD-10 der WHO, ist also eine klassifizierte und damit anerkannte mentale Störung. Es gibt sie als einfache Dysmomorphophobie (F45.21) und als wahnhafte Störung (F22.8). Sie äußert sich in einer obzessiven Beschäftigung mit sich selbst und einem wahrgenommenen oder eingebildeten Makel, die dazu führt, dass die normalen Routinen des sozialen und beruflichen Lebens eingeschränkt sind. Also: Nicht zu lange vor dem Spiegel stehen und nicht die S-Bahn verpassen. Es ist der erste Schritt auf der Diagnose zur Dysmomorphophobie oder zur Body Dysmorphic Disorder, wie es im Englischen heißt. Und wie immer wenn der erste Schritt zur Diagnose gegangen ist, ist der Psychotherapeut nicht weit, der sich die Hände reibt.

Damit ist klar, was wir erfunden haben: Die Sinosierung. Es gibt keine Forschung zum Sinosierungsprozess. Wer nach Sinosierungsprozess googled, der finde ausschließlich Verweise auf ScienceFiles. Und auch wenn wir zugeben, dass die von uns beschriebenen Prozesse, die wir als Sinosierungsprozess benannt haben, nachdem wir miteinander über Verlumpungsprozess diskutiert haben und der Ansicht waren, das sei zu offensichtlich, beobachtbar sind, so gibt es doch niemanden, keinen Sozialwissenschaftler und schon gar nicht einen Kulturwissenschaftler, der sie untersuchen würde. Dazu ist die Fragestellung nicht politisch korrekt genug und die Gefahr zu hoch, dass man bei der Forschung zu einem relevanten Ergebnis kommt.

Also: Der Sinosierungsprozess ist erfunden. 83 Leser (31%), die sich an unserem kleinen Rätsel beteiligt haben, lagen richtig.

Was uns nun noch interessiert, sind die Gründe, die die Leser bewogen haben, für die eine oder andere Forschung zu votieren. Deshalb bedanken wir uns schon im Vorfeld bei allen, die die Kommentarfunktion nunmehr dazu nutzen, ihren Gedankengang, der zu der entsprechenden Wahl geführt hat, offenzulegen.

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