Sprachwissenschaft und österreichische Juristinnen: Weil nicht zusammengeht, was nicht zusammenpasst
Seit Jahrzehnten nun, versuchen Genderisten, die Realität zu verändern. Denn: in der Realität gibt es nicht nur eine klare Vorstellung darüber, dass Geschlecht nicht nur sozial bestimmt ist, sondern auch irgend etwas mit Biologie zu tun hat, in der Realität gibt es auch eine klare Sprachkonvention, die den Genderist*_Innen, wie Sie gerne beschrieben werden wollen, nicht gefällt.
Und deshalb versuchen sie Sprache zu gendern. Also normal verständliche Sätze: “Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Heiße Magister, heiße Doktor gar, und ziehe schon an die zehen Jahr, herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum.” In: “Da steh’ ich nun, ich arme_*r Tor_*In, und bin so klug als wie zuvor. Heiße Magister*_In, heiße Doktor*_In gar, und ziehe schon an die zehen Jahr, herauf, herab und quer und krumm meine Schüler*_Innen an der Nase herum”, umzuformen.
Diese Form der Verballhornung von Sprache, so schreibt der Verein österreichischer Juristinnen in einer Stellungnahme, auf die uns ein Leser von ScienceFiles aufmerksam gemacht hat, diene der “Verständlichkeit und Präzision” und die dargestellte Schreibweise habe sich “im Alltagsgebrauch als eine wesentilche Variante der Sichtbarmachung der weiblichen und männlichen Form etabliert” (2).
Kennen Sie Beispiele aus dem Alltagsgebrauch, also außerhalb esoterischer Zirkel, die die entsprechende Verstümmelung von Sprache benutzen, um ihre Zusammengehörigkeit gegen die Fremden da draußen, die nicht Angehörigen des Sprachkults, zu dem sie sich zählen, deutlich machen? Wir nicht. Aber sei’s drum, eine Regel im psychiatrischen Umgang mit neurotischen Patienten besteht ja darin, sie langsam von ihrer Neurose zu entwöhnen und sie deshalb zunächst nicht mit der Absurdität ihrer Position zu konfrontieren.
Entsprechend wollten wir uns auch an diese Regel halten, aber die Stellungnahme der österreichischen Juristinnen ist einfach zu schön, als dass man sie an sich vorbeiziehen lassen kann.
Die Stellungnahme wurde übrigens abgegeben, um gegen den Vorschlag des Österreichischen Normeninstituts Front zu machen, das im aktuellen Entwurf zur ÖNORM A 1080 vorschlägt, Texte so zu gestalten, dass sie auch vorlesbar sind, was sowohl den Schrägstrich als auch das BinnenI z.B. aus Titeln und Bezeichnungen auschließt. Dagegen laufen in Österreich Genderisten Sturm, die es vorziehen, einen Kollektivbegriff so zu interpretieren, dass damit nur männliche Bürger angesprochen seien. Um die aus dieser eigenen Interpretation resultierende eigene Minderwertigkeit und den zugehörigen Komplex zu überwinden, soll deshalb nicht von Bürgern, sondern von BürgerInnen die Rede sein, was wieder anderen nicht gefällt, die sich nur von Bürger_innen angesprochen fühlen, oder war es Bürger_Innen? Wie dem auch sei, hier fehlen wieder anderen die Transgender-Menschen, die ja bekannter Maßen an jeder Straßenecke stehen und sich über ihre sprachliche Nichtberücksichtigung beklagen, weshalb aus Bürger_Innen Bürger*_Innen werden soll, damit auch alle berücksichtigt sind, die derzeit als berücksichtigenswert angesehen werden.
Doch zurück zur Stellungnahme der österreichischen Juristinnen, die wirklich einige sprachliche Perlen enthält, deren Besprechung wir zwei Feststellungen vorausschicken wollen:
- Es gibt in allen Sprachen Kollektivbegriffe und die Unterscheidung zwischen grammatikalischem und biologischem Geschlecht. Ein Trottel kann entsprechend weiblich oder männlich sein (biologisches Geschlecht) obwohl er im Singular ein männliches grammatikalisches Geschlecht aufweist. Dass die Trottel im Plural zu weiblich wechseln hat nun mit Transgender nichts zu tun und auch keinen Bezug zum österreichischen Verein der Juristinnenn, es liegt schlicht an der Sprachkonvention, die sich über Jahrhunderte herausgebildet hat (Oder wie ist es mit “die Person”, die in Singular und Plural weiblich ist und entsprechend Männer generell ausschließt, wenn man die verqueren Behauptungen von Genderisten einmal ernst nimmt.)
- Sprachwissenschaft untersucht die Form, die Grammatik, die Etymologie und die Verwendung von Sprachen. Wenn, wie in der Stellungnahme der österreichischen Juristinnen, auf Studien Bezug genommen wird, die untersuchen, welche kognitiven Assoziationen sich mit Begriffen verbinden, dann ist dies eine psychologische, keine sprachwissenschaftliche Forschung. Zu den schrägen Studien, die die österreichischen Juristinnen hier anführen, werden wir uns in einem der nächsten Posts äußern, wenn wir genug Stamina entwickelt haben, um uns mit diesem wirklich sehr dunklen Kapitel angeblich wissenschaftlicher Forschung (in den USA nennt man diese Art der Forschung mittlerweile junk science) zu befassen.
Nun endlich zur Stellungnahme.
Gleich zu Beginn steht der folgende Satz:
“Bevor auf die einzelnen Punkte des og. Entwurfs eingegangen wird, ist grundsätzlich anzumerken, dass der im Entwurf an mehreren Stellen erfolgte Vorschlag, die männliche Formulierung für die Bezeichnung aller Geschlechter als „allgemeingültige Form“ zu verwenden, aus Sicht des VöJ klar abzulehnen ist. Die dadurch erfolgte – nicht neue, aber definitiv mit der modernen Realität nicht mehr konforme – Konstruktion von „männlich“ als Norm (und damit Gleichsetzung von Mann = Mensch) macht die Notwendigkeit einer tatsächlich geschlechtergerechten Sprache einmal mehr deutlich” (1).
Wer es also schriftlich gebraucht hat, dass Mann und Mensch nicht gleichzusetzen ist, dem haben es die österreichischen Juristinnen gerade geliefert. Männer sind demnach keine Menschen, und wer als Mann gerade eine österreichische Juristin als Verteidiger oder Vertreter in einem Zivilprozeß engagiert hat, sollte sich das noch einmal gründlich überlegen. Da nach der queeren Logik der Genderisten Männer keine Person (die Person und die Personen) sein können, ist diese Aussage eigentlich nicht verwunderlich, macht aber deutlich, dass Juristen sich der Frage widmen sollten, welchen Status im Hinblick auf “Personenrechte” Männer eigentlich noch einnehmen.
Es ist schon erstaunlich, wie wenig mit Sprache gerade diejenigen umgehen können, die wie die österreichischen Juristinnen am lautesten schreien, wenn es darum geht, anderen vorzuschreiben, wie sie zu schreiben und sprechen haben (vermulich war “Mensch = Mann” und nicht “Mann = Mensch” gemein). Soll hier die eigene Behinderung zur Norm erhoben werden, damit sie nicht mehr auffällt? Das würde zum oben angesprochenen Minderwertigkeitskomplex derer passen, die der Ansicht sind, sie seien aus Kollektivbegriffen ausgeschlossen.
Dass die österreichischen Juristinnen auch mit der Sprachlogik, noch so ein Ding, mit dem sich Sprachwissenschaftler befassen sollten, ein Problem haben, wird deutlich, wenn man zwei Textstellen, zwischen denen einige Textpassagen liegen, mit einander in Verbindung bringt. So heißt es an einer Stelle im Text:
Sprache soll Realität abbilden und daher verständlich sein. Eine Sprache, die lediglich männliche Formulierungen verwendet, wenn es tatsächlich um Männer und Frauen geht, bildet weder die Realität ab, noch ist sie verständlich: zahlreiche sprachwissenschaftliche Studien belegen, dass Texte, die ausschließlich die männliche Sprachform verwenden, bei Rezipienten und Rezipientinnen eine kognitive Überrepräsentanz von Männern bei gleichzeitiger gedanklicher Nichteinbeziehung von Frauen erzeugen. Frauen werden daher eben nicht „mitgemeint“ (2).
Einige Zeilen später liest man:
Im Zusammenhang mit geschlechtersensibler Formulierung ist darauf zu verweisen, dass weibliche Sprachformen, obwohl der männlichen Form ja angeblich „allgemeine Bedeutung“ zukommt, ja durchaus allgegenwärtig verwendet werden – und zwar vor allem in jenen Konstellationen, wo es geschlechterstereotyp „passend“ erscheint, also beispielsweise „Kindergärtnerinnen“ oder „Putzfrauen“. (3)
Was nun? Soll Sprache Realität abbilden und verständlich sein oder nicht? Vielleicht können sich die österreichischen Juristinnen, die sich aus welchen Gründen auch immer “Juristinnen” und nicht Jurist*_innen nennen, entscheiden. In der Realität ist es nun einmal so, dass Kindergärtnerinnen rund 90% der Beschäftigten in Kindergärten ausmachen. Entsprechend sprechen Menschen, die mit der Realität konfrontiert sind und denen es nicht darum geht, eigene Phantasien auszuleben, die mit der Realität nicht stimmig zu bekommen sind, ganz selbstverständlich von Kindergärtnerinnen.
Und dann finden sich auch männliche Putzfrauen, ein Unding für die österreichischen Juristinnen, und dennoch eine ganz einfache sprachliche Sache, denn Putzfrau sagt nicht, dass alle Putzfrauen weiblich sind, Putzfrau ist ein Kollektivbegriff, der etwas über die Funktion desjenigen aussagt, der die Position “Putzfrau” ausfüllt, und rein gar nichts über sein Geschlechtsteil.
Um es einmal wieder zu wiederholen: Nur Manische sehen überall Geschlechtsteile.
Schließlich, um die Sache rund zu machen, gibt es noch ein logisches Problem, das die österreichischen Juristinnen lösen sollten: Wenn, wie sie behaupten, Frauen in Bürger, Gärtner oder Hauswart nicht mitgemeint sind, da die Begriffe sich durch ein männliches grammatikalisches Geschlecht auszeichnen und angeblich die Assoziation “männliches Geschlecht” auslösen sollen, dann ist die logische Konsequenz dieser Behauptung, dass Männer sich in weiblichen Pluralen wie “die Bürger”, “die Österreicher”, “die Römer” nicht “mitgemeint” fühlen können und entsprechend eine männliche Ergänzung zum weiblichen Plural notwendig wäre.
Vielleicht sollte man langsam darüber nachdenken, Sprachneurotiker in geschlossene Anstalten zu stecken, wo sie sich so lange gegenseitig in _innen, der/die und mit so vielen * wie sie wollen ansprechen können, bis sie der verbliebene Verstand auch noch verlassen hat und sie vielleicht das Zeitliche segnen. In jedem Fall lautet unser Vorschlag an österreichische Menschen (Männer ausdrücklich eingeschlossen), die einen Anwalt brauchen, Fragen Sie, ob Ihr Anwalt Mitglied im Verein österreichischer Juristinnen ist. Wenn ja, suchen Sie sich einen anderen, denn entweder, sie verstehen nicht, was die entsprechende Juristin da schreibt, weil es schlicht unlesbar ist oder weil sie nicht logisch denken kann oder weil sie sie nicht als Mensch ansehen kann.
Noch ein paar Punkte zum Abschluss:
- Wenn irgendwelche Unnormalen ihre unnormale Interpretation von Sprachbedeutung nutzen wollen, dann dürfen Sie das gerne tun, so lange sie nicht anfangen, andere damit zu penetrieren.
- Wenn die Unnormalen aber damit anfangen, Dritten vorschreiben zu wollen, wie sie Sprache benutzen, wenn sie diesen Dritten vorgeben wollen, was sie bei Kollektivbegriffen zu denken haben, dann ist die Grenze zum Faschismus überschritten , und das ist nicht hinnehmbar.
- Wenn jemand bei Gärtner lieber an männliche Gärtner denkt, dann ist das seine Freiheit und seine Angelegenheit und kein Dritter hat das Recht, sich hier einzumischen.
- Wieso nehmen sich eigentlich österreichische Juristinnen das Recht, Dritten vorschreiben zu wollen, was sie zu denken und wie sie zu sprechen haben?
- Was haben Juristinnen überhaupt mit Sprachkonventionen zu tun? Sie werden dafür bezahlt, Recht auszulegen, nicht dafür, sich zu Dingen zu äußern, von denen sie nachweislich keine Ahnung haben.
- Was gedenken österreichische Juristinnen mit Menschen zu tun, die sich weigern, ihre Sprachverballhornung mitzumachen?
Schließlich: Dieser alte Hut, der bereits in den 1970er Jahre niemanden interessiert hat, sollte nun wirklich ad acta gelegt werden. Aber anscheinend denken Genderisten, wenn sie alle 10 Jahre denselben Unsinn aufwärmen, würde das Gelächter über ihre Sprachunkenntnis irgendwann verstummen. Da die Fälle von Alzheimer derzeit zunehmen, stellt sich uns die Frage, ob die Zunahme einen Zusammenhang aufweist mit den zyklisch wiederkehrenden Versuchen von Genderisten, die Sprach-Realität zu etwas anderem zu verbiegen oder ob Alzheimer am Ende gar kein Krankheitsbild ist, sondern Ergebnis der gesellschaftspolitischen Entwicklung in einer bestimmten Generation.
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Wenn sich sexistischer Uninn nicht vermeiden läßt, wäre es vielleicht angebracht, ihn mit ebensolchem sexistischen Unsinn zu kontern.
Vorschlag (nicht von mir, ich gebe nur zustimmend weiter):
Männer verwenden, um sichtbar zu bleiben, das “Penis-Binnen-I”. Penis-I? Das “I” mit Eiern!
Sieht dann so aus: Jurist.I.nnen, Genderist.I.nnen usw.
Damit die gewünschte Wirkung erzielt wird, muß es aber unbedingt erklärt werden. Am besten von Angesicht zu Angesicht, dann kann die emotionale Reaktion so richtig genossen werden. Wer richtig Glück hat, bleibt dann zukünftig auch noch von diesen sprachvergewaltigenden Zumutungen verschont.
Zum Glück gibt es noch I.ntellígente.
Was wäre die Welt ohne uns.
haha
Das ist ja soviel Unsinn, da wird sich ja affektiv dumm und dämlich assoziert! Nur blöd, dass die Genusbildung im Sprachzentrum stattfindet und damit nichts mit irgendwelchen persönlichen Diskriminierungsphantasien zu tun hat. Es gibt an sich kein “grammatisches Geschlecht” oder “generisches Maskulinum” im Deutschen, es gibt nur ein lexikalisches. Nur weil ein paar Substantive (Junge, Mann, Bub, Penis) lexikalisch biologische Männlichkeit ausdrücken und zum Standard- oder Defaultgenus 1(der) gehören und das früher eben fälschlicherweise zu den Kategorien “Maskulinum, Femininum und Neutrum” erhoben wurden, werden in Österreich aus schweren Störungen resultierende Sprachverirrungen abgefeiert.
Wobei, die Österreicher_*III*_NNen sind schon wieder etwas zu sexistisch, partriarchalisch und geschlechtsnormativ unterwegs. Da ist man bei der HU zu Berlin (wie könnte es anders sein!), genauer in der AG Feministisch Sprachhandeln der HU zu Berlin, schon etwas weiter…auch für euch, liebes sciencefiles-Team und Betriebsrat, gibt es noch viel zu lernen, hier das neuste, antialles und vor allem durch Steuergelder direkt oder indirekt finanzierte Elaborat, der Leitfaden zum antidiskriminirerenden Sprechen ! Ha, nimm das, Verstand!
Vielleicht können unsere jüngeren Leser.I.nnen (so richtig, “Striesen”?) nicht so richtig würdigen, was für ein unerträglich alter und “abgegessener” – wie man so schön sagt – Langweiler die feministische Sprachumerziehung ist. Daher der folgende Hinweis:
Im Jahr 1980 ist in der Zeitschrift “Women’s Studies International Quarterly” (die es aus unerfindlichen Gründen immer noch gibt, wenn auch unter einem anderen Namen, und sich in ungebrochener Tradition auch im aktuellen Heften hervortut mit Beiträgen wie “Translation in the Feminine: Theory, Commitment and (Good) Praxis” von Manuela Palacios) ein Beitrag von Maija Blaubergs erschienen mit dem Titel:
“An Analysis of Classic Arguments Against Changing Sexist Language”, und zwar im Band 3, Heft 2-3 auf den Seiten 135-147.
Da ist also im Jahr 1980 die Rede von CLASSIC Arguments gegen Versuche, das Sprachverhalten der Menschen gemäß feministischer Ideologie zu manipulieren, weil es angeblich sexistisch sei.
1980 liegt jetzt fast DREIeinhalb Dekaden zurück, und damals waren die Gegenargumente schon klassisch. Das sagt eigentlich alles. D.h. nein, es sagt sehr viel, aber nicht alles: Anfügen muss man noch, dass nach dreieinhalb Dekaden die klassischen Argumente nach wir vor einer Entkräftung harren und die meisten Menschen noch immer meinen, es gehöre zu ihren Persönlichkeits- oder Freiheitsrechten, so zu sprechen, wie sie es für richtig halten.
Und weil das so ist, unter Feminst.I.nnen oder Genderist.I.nnen aber der (!) Typus “trotzige Göre” durchaus vorkommt, wenn nicht überzufällig häufig repräsentiert ist, deswegen muss der Sprachumerziehungs-Langweiler durch ältere Personen, die nach dreieinhalb Dekaden noch immer ihre Probleme zu bewältigen versuchen, aber statt dessen in Selbstgerechtigkeit meinen, anderen Leuten Probleme andichten zu können, die sie natürlich zu lösen im Stande sind, wieder einmal aufgelegt und die des Deutschen kundige Leserschaft mit Langeweile überzogen werden.
Naja, wer hat jemals behauptet, dass sich im Feminismus/Genderismus irgendetwas weiterentwickeln müsse oder irgendeine Idee bis auf Weiteres als falsifiziert akzeptiert werden müsste?
Ebenso wenig hat sich die Argumentationsqualität verändert. Wer sich davon überzeugen möchte, der sehe sich die von Blaubergs so bezeichnete “Analyse” der klassischen Argumente an, und er wird feststellen, dass in ihrem Text keine Analyse stattfindet und keines der Gegenargumente gegen die feministische Sprachumerziehung, die sie aufzählt, auf irgendeine Weise entkräftet wird. Sie nennt sie einfach nur und liefert viele Zitate, die sie illustrieren. Anscheinend meint Blaubergs, dass jemand sich so äußert, spräche für sich. So ist ihre Darstellung zu “The ‘Sexist Language Is Not Sexist’ Arguments” auf S. 140 gerade einmal eine halbe Seite lang und umfasst wenig mehr als drei Zitate, deren Inhalte sie nicht mag. Die Analyse derselben durch Blaubergs besteht in Folgendem, das Sie direkt an die Zitate anschließt:
“The contention that proponents of changing sexist language unnecessarily interpret language as sexist indicates either ignorance of, misunderstanding of, or denial of the validity of the detailed explanations by linguists, psychologists, sociologists, and others of the sexism inherent in the use of masucline terms as alleged generics” (S. 140).
Aha. Wer anderer Meinung ist und die “detailed explanations” von Vertretern verschiedener Fachbereiche, die im übrigen von Blaubergs nicht genannt werden können (sie nennt außer sich selbst nur zwei Autoren in einer Fussnote), nicht als solche akzeptiert, der ist ignorant oder hat das alles misverstanden oder bestreitet die Validität dieser “explanations”. Zumindest für Letzteres gäbe es auch wirklich gute Gründe, und auf diese geht Blaubergs selbstverständlich nicht ein.
Und: Dummerweise wurden die Zitate, die Blaubergs gibt, und die die klassischen Argumente gegen die feministische Sprachumerziehung illustrieren sollen, ebenfalls von Linguisten, Psychologen, Soziologen “and others” vorgebracht. Aber das sind dann wohl eben einfach die falschen Vertreter ihrer Fächer. Das ist der Preis des argumentums ad autoritatems: Wenn man sich auf gaaaaaaanz gebildete Leute beruft, die etwas bestimmtes sagen würden, dann ist man nicht davor geschützt, dass andere gaaaaaaaaaanz gebildete Leute etwas anderes sagen. Und da man nicht selbst denken kann, steht man dann halt dumm da.
Leider. leider muss man wieder konstatieren: Nicht Neues im Westen!
” Konstruktion von „männlich“ als Norm (und damit Gleichsetzung von Mann = Mensch)”
Haha, das ist ja wohl ein Freudscher Versprecher par excellence…
Noch ein Wort zum “weiblichen Plural”. Bei maskulinen Substantiven wird im Plural der Artikel “die” verwendet, der zufälligerweise der gleiche Artikel wie bei femininen Substantiven im Singular ist. Das heißt aber nicht, dass im Plural das grammatikalische Geschlecht geändert wird. Genausowenig, wie feminine Substantive im Genitiv plötzlich zu maskulinen Begriffen mutieren, bloß weil der entsprechende Artikel “der” ist…
Aber Genderisten ist bekanntlich nichts zu blöde und immer wenn man denkt, jetzt gehts nicht mehr dümmer… Findet man so einen Link wie den von Andreas H oben…
@Clemens
Sie schreiben:
“Noch ein Wort zum “weiblichen Plural”. Bei maskulinen Substantiven wird im Plural der Artikel “die” verwendet, der zufälligerweise der gleiche Artikel wie bei femininen Substantiven im Singular ist. Das heißt aber nicht, dass im Plural das grammatikalische Geschlecht geändert wird.”
Eine kleine Korrektur: Doch, das GRAMMATIKALISCHE Geschlecht wird verändert, wenn man “der Mann” in “die Männer” überführt. Das ist es eben, und ich denke, das ist es doch auch, was Sie sagen wollen: der ganze Unsinn geht auf die Unfähigkeit oder -willigkeit von einigen Leuten zurück, grammatikalisches Geschlecht von biologischem Geschlecht zu unterscheiden.
Das Argument mit dem weiblichen Plural bei den Männern entspricht der Logik der Feministen/Genderisten, die als Sprachreformer auftreten und Leute zu einem ihnen passenden Sprachgebrauch zwingen wollen: Sie behaupten, dass Frauen sprachlich unsichtbar gemacht würden (falls so etwas nicht von vornherein Quatsch ist, weil man Sprache nicht sehen kann und sie nichts sichtbar machen kann, sondern nur HÖRbar,), wenn man z.B. “der Mensch” sagt. Nach ihrer eigenen Logik bedeutet es also Massenkastration, wenn man “die Männer” sagt, denn die Männlichkeit der Männer wird ja dadurch “unsichtbar” gemacht, und das wollten wir deutlich machen, dass die selbsternannten Sprachreformer sich selbst widersprechen.
Und dann haben wir noch nicht diskutiert, wie es zu werten ist, wenn im Genitiv die “weiblichen” Frauen und die “weiblichen” Männer (“die Frauen”, “die Männer”) in männliche Wesen transformiert werden, denn jetzt heißt es “der Frauen” und “der Männer”, aber im Akkusativ wieder nicht, in dem es “die Frauen” und “die Männer” heißt – vom Dativ ganz zu schweigen!
Und der Frage, ob Kater in der Klasse der Katzentiere eingeschlossen sind (man sagt ja immer nur “die Katzen”, um die Fellgurken zu bezeichnen,), und wenn ja, ob die männlichen Exemplare der Katzen(!)spezies damit nicht böswillig “unsichtbar” gemacht werden, haben sich die Sprachreformer auch noch nicht gewidmet.
Und so weiter, und wo weiter.
Ich kann mir schon vorstellen, dass man, wenn man hinreichend besessen von vermeintlicher Sprachhygiene ist, Jahre seines Lebens mit solchen Überlegungen vertun kann. Manche Leute haben eben anscheinend wirklich nichts Besseres zu tun.
Ihre Texte würden zweifelsohne gewinnen, wenn Sie es unterlassen könnten, exakt die gleichen Fehlschlüsse zu produzieren, die Sie den Genderistas nachweisen:
> Wer es also schriftlich gebraucht hat, dass Mann und Mensch nicht gleichzusetzen ist,
> dem haben es die österreichischen Juristinnen gerade geliefert.
> Männer sind demnach keine Menschen, …
Aus “Männer echte Teilmenge von Menschen” ableiten zu wollen, dass die Genderistas Männer nicht als Menschen ansehen, ist eine ziemlich schlichte Rabulistik und öffnet unseren Gegnern eine argumentative Weichstelle.
Nicht das wir uns missverstehen: Nach meinen Erfahrungen halten die Genderistas Männer nicht für Menschen, d.h. für Subjekte der Menschenrechte. Aber um das aufzuzeigen braucht man eine andere Beweiskette als die o.a. Rabulistik.
Wenn Sie den Text aufmerksamer gelesen hätten, dann wäre ihnen aufgefallen, dass die Reihenfolge hier die Musik macht, wie immer, in Implikationsbeziehungen. Es gibt einen Unterschied zwischen Mensch = Mann und Mann = Mensch, zu finden auch unter dem Stichwort, Fehlschluss der Bejahung des Konsequens. Also beim nächsten Mal, wenn Sie versuchen, uns einen Fehler nachzuweisen, bitte mit der dem Versuch angemessenen Fairness vorgehen!
Das verstehe ich nicht. Die Gleichheitsrelation “=” ist als Äquivalenzrelation u.a. symmetrisch. Aus A = B folgt also zwingend B = A. Das ist bei der Teilmengenrelation natürlich nicht so.
Es ist eigentlich ganz einfach. Die Menge Mensch und die Menge Mann sind nicht identisch, vielmehr ist die Menge der Menschen größer als die Menge der Männer und die Menge der Männer eine Teilmenge der Menge der Männer. Eine äquivalente Relation erfordert zwei gleichgroße Mengen.
Um der Gerechtigkeit Willen sollte man neben dem Gederistinnenpimmel auch die Genderistenbrüste einführen, allwie ich im Folgenden praktizieren mag: (* )( *);
Its the math – stupid! Könnte man meinen, denken die Genderist(* )( *)en und – .I. nnen.
Denn:
In Gleichungen und GleichungInnen kann man die Seiten und SeitInnen beliebig vertauschen. Also spielt es für die oben genannte keine Rolle oder RollIn ob:
Mensch = Mann
oder
Mann = Mensch
ist.
Und das Böse ist:
Mann = Mensch (oder Mensch = Mann)
Frau = Mensch (oder Mensch = Frau)
Mensch = Mensch
ergo:
Mann = Frau
Ja, so kommen wir des genderist(* )( *) / .I. schen Kerns glaube ich näher.
Logisch.
😀
Unmathematisch hat Herr Klein natürlich Recht.
Interessant ist, dass sich auch Sprachwissenschaftler zu einer ähnlichen Argumentation hinreißen lassen, wie die österreichischen Juristinnen. Der hier im Blog bereits erwähnte Anatol Stefanowitsch hat sich – natürlich – auch zum Thema ausgelassen (Männer sind Norm, Frauen sind Ideologie) und versucht die übliche Strategie, dass (a) das Empfinden von Richtigkeit auch Richtigkeit bedeutet und dass (b) keine Wissenschaft frei von Ideologie sei und es daher anscheinend nur darauf ankommt, eine eigene Ideologie “Wissenschaft” zu nennen.
Sprechen wir anstelle von Sprachwissenschaftler lieber von einem Positionsinhaber. Ob jemand Sprachwissenschaftler ist, sollte man an seinem Output, nicht an seiner Selbstdeklaration oder der Position, die er inne hat, bestimmen.
Wahrscheinlich sind die österreichischen Juristinnen nur halb so blöd, wie es ausschaut. Haben sie doch eines gelernt, dass nämlich mit “Genderistik” sicherer und bequemer ein Auskommen gesichert werden kann, als durch Leistung. Ist doch nur vorteilhaft für sie die “Gender-Fördertöpfe” auszuschöpfen, ohne sich mit der lästigen Klientschaft herumärgern zu müssen, die ein leistungsbezogenes Ergebnis von ihnen erwartet (zumal es auch noch männliche Klienten sein könnten, deren juristische Belange sie ohnehin wenig bis gar nicht tangieren), Das ausgerechnet “Rechtsverdreherinnen” derartige Winkelzüge für sich zu nutzen wissen ist nun wirklich keine Überraschung.
Wenn man schon sonst wenig von Wissenschaft versteht, sollte man sich doch dem modernen Advokatentum und/oder der kreativen Genderei zuwenden. Das haben o. g. Jurist(* )(* )en und Jurist.I.nnen erkannt.
Na ja, ganz verblödet scheinen die Österreicher.I.nnen (das Penis-I finde ich genial zum vergackeiern von gegenderten Vollpfost.I.nnen!) noch nicht zu sein:
http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/series/poll/vote.do
(falls das Voting zwischenzeitlich der Löschtaste anheimfällt: Soll das Binnen-I abgeschafft werden?
JA – 89% 1510 Stimmen
Nein – 8% 132 Stimmen
EGAL – 3% 51 Stimmen
Donnerstag, 20.3./23.49 Uhr)
Das Thema war auch Gegenstand auf PI (http://www.pi-news.net/2014/03/oesterreich-binnen-i-und-gender-juristinnen/#more-393483), zwar nicht ganz so kultiviert, aber in der gebotenen Schärfe, immerhin.
Dietmar Burow
Hahaha, das war mein Lachnachtbetthupferl.I.( + )( + )
Aber rein (also von meiner) Logik her, müßte es nicht richtigerweise BürgInnen als rein weibliche Form heißen, sonst ist er bei BürgerInnen wieder in ihr drin, oder ist das sogar von den GenderistInnen so gewollt??
Ich lebe in einer Realsatire!
@Maria Arendt
ja, Sie haben Recht, und ich wette, die feministischen/genderistischen Sprachhygieniker haben auch nach mehreren Jahrzehnten sprachlicher Introspektion noch gar nicht bemerkt, dass schon die Idee und Rede vom BürgER Frauen als Bürg(er?)innen ausschließt. Naja, also bürgen dürfen sie ja schon, aber wohl nicht bürgern – oder was??
Und ich habe wie Sie auch das Gefühl, das wiir tatsächlich in einer einzigen großen Realsatire leben. An meinen schlechteren Tagen würde ich alternativ sagenl: “we live in strange and disturbing times”.
http://ernstfall.org/2014/03/19/humbold-universitat-berlin-weis-wird-kleingeschrieben/
..passt doch zum Thema / Unsinn der Woche ?
Was mich mal interessiert: Müssen die Sprachpfuscher.I.nnen der Arbeitsgemeinschaft auf ihrer Webseite kein Impressum angeben? Ich habe das unheimliche Verlangen, denen eine Abmahnung zukommen zu lassen…
D. Burow
Diese weibliche Form von “Mensch” ist in den meisten österreichischen Dialekten üblich:
Der Mensch = männlich und weiblich; Plural: die Menschen
Das Mensch = weiblich; Plural: die Menscher
Daher billige ich den Menschern bei diesem “Verein österreichischer Juristinnen” zu, für sich nur die Bezeichnung “die Menscher” als Gruppe und ansonsten persönlich einzeln als “das Mensch” begehren zu dürfen…
Die Adjektive, die mit dieser Mensch-form so gängigererweise verknüpft werden anzuführen erspar ich mir, aber auch ohne Attributierung drängt sich nach dieser Aussendung die Einschätzung, dass dieser Verein aus besagten Menschern besteht, auf.