Unabhängigkeit der Wissenschaft? Ha!

Wissenschaft und Forschung sind unabhängig von staatlichem Einfluss, so lautet eine der Lebenslügen, mit der viele Wissenschaftler leben. Die angebliche Selbstverwaltung der Universitäten in Freiheit, die letztlich nur dazu dient, Verwaltungsaufgaben und die dazu gehörigen Vorgaben auf Hochschullehrer und ihre unglücklichen Mitarbeiter am Lehrstuhl abzuwälzen, ist so etwas wie der heilige Gral der Wissenschaft: Alle beten ihn an, niemand hat ihn bislang gefunden.

Dabei hat der Deutsche Hochschulverband bereits im Jahre 1999 auf die typisch verwaltungs-deutsche Art und Weise, in der man Dinge anspricht ohne sie auszusprechen, darauf hingewiesen, dass es mit der Unabhängigkeit von Forschung und Lehre nicht mehr so weit her ist.

Hier ein paar Kostproben aus einer doch bemerkenswerten, weil bemerkenswert einflusslosen Resolution:

Hochschulverband“3. Der Beruf des Universitätslehrers hat durch die Zunahme von Dienstaufgaben, die außerhalb von Forschung und Lehre liegen, an Anziehungskraft verloren. Gerade die Unabhängigkeit in Forschung und Lehre hat aber viele junge Wissenschaftler bewogen, eine universitäre Karriere anzustreben. Eine über das notwendige Maß hinaus gestiegene Zahl von Gremiensitzungen, eine wachsende Verordnungs- und Gesetzesflut, die Auseinandersetzungen mit an diese Vorschriften gebundenen Universitätsverwaltungen, die in der Massenuniversität anfallenden Begutachtungen und Bescheinigungen aller Art – all das ist Gegenstand eines täglich neu zu führenden “Papierkrieges”, der immer weniger Zeit für die Forschung läßt und daher abschreckt. Eine Rückbesinnung auf das Kerngeschäft Forschung und Lehre ist dringend notwendig.”

Man hätte auch schreiben können, dass die vielen gesetzgeberischen Eingriffe in die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre dazu geführt haben, dass es Letztere nicht mehr gibt, entweder weil die gesetzgeberischen Eingriffe die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre direkt verunmöglichen oder weil sie über die Zuweisung immer neuer Aufgaben akademischer Selbstverwaltung die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre ersticken, weil vor lauter Selbstverwaltung keine Zeit mehr bleibt, für die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre.

Und weiter:

“5. Der Hochschullehrerberuf verliert durch den schleichenden Verlust der Unabhängigkeit an Attraktivität. Die angekündigte Entbeamtung der Hochschullehrer, die Befristung von Dienstverhältnissen und die Einführung von Probedienstverhältnissen öffnet Tür und Tor für eine sachwidrige und vor allem politische Einflußnahme. Offensichtlich ist die Politik nicht länger gewillt, die Universitäten vor einer Ämterpatronage zu schützen. Die sachliche und persönliche Unabhängigkeit der Hochschullehrer ist kein Privileg, das es zu schleifen gilt, sondern unabdingbare Voraussetzung für die Freiheit von Forschung und Lehre sowie institutioneller Schutz vor Repressalien von innen und außen.”

Auch wenn der Hochschulverband mit der Entbeamtung der Professoren den falschen Feind angreift, so sind seine Gründe doch zu respektieren und die Halboffenheit, mit der hier der direkte Eingriff der Politik in die Forschung und Lehre, in die Verwaltung von Universitäten ausgesprochen wird, ist vielsagend. Gewichtet man diese Halboffenheit mit der Tatsache, dass Missstände schon zum Himmel stinken müssen, bis sie in deutschen Verwaltungen als mögliche, wenngleich leichte Geruchsbeeinträchtigung wahrgenommen werden, dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie weit die politische Gleichschaltung an Hochschulen bereits fortgeschritten ist, wie weit die Krakenarme der Politik bereits in die Hochschulen reichen.

Wer sich das nicht vorstellen kann, der möge sich vergegenwärtigen wie wenige Hochschulen sich trauen, die vorgegebene Säue “familiengerechte Universität” und “Förderung von Frauen an Hochschulen” nicht durchs Dorf zu treiben.

stupendous yappi1Wem dies immer noch nicht reicht, dem sei ein druckfrisches Beispiel der politischen Einflussnahme auf Hochschulen vorgeführt. Abermals ist es ein Beispiel aus dem beliebten Thema der “Gleichstellung”. Dazu muss man wissen, dass das Wissen, das an deutschen Hochschulen produziert wird, vom Geschlecht dessen abhängig ist, der es produziert. Und so meinen Politiker zu wissen, dass dann, wenn man mehr Frauen und respektive weniger Männer an Hochschulen etabliert, das Wissen größer wird, weil die vielwissenden Frauen die wenigwissenden Männer verdrängen. Woher die Politiker ihr vermeintliches Wissen haben, ist bislang ungeklärt, vermutlich hat es, wie das vermeintliche Wissen jeder Religion einen Offenbarungscharakter, es teilt sich den Wissenden mit und wem es sich nicht direkt mitteilt, dem kann mit ein wenig monetären Anreizen zum Wissen verholfen werden.

Doch zurück zum druckfrischen Beispiel: Es kommt von der DFG. Die DFG finanziert einen “Instrumentenkasten” voller guter Beispiele, nein: “vorbildliche[r] Beispiele zur Förderung der Chancengleichheit”. Was man unter Chancengleichheit zu verstehen hat, offenbart Generalsekräterin Dorothee Dzwonnek (ob Generalsekretärin im ZK oder sonstwo, war der Pressemedlung nicht zu entnehmen): “Wir müssen starke Zeichen gegen die Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft setzen, die ebenso ungerecht wie eine Vergeudung ganz erheblichen intellektuellen Potenzials ist”.

Die regelmäßige Vermengung von Gleichstellung, Chancengleichheit und Benachteiligung ist entweder Dummheit geschuldet, also Ergebnis einer Unfähigkeit in abstrakten Konzepten zu denken oder Absicht und somit Ergebnis von bad intend, wie man im Englischen sagt, und was man am besten mit Bösartigkeit übersetzen kann. In jedem Fall widerspricht es jeder Form von informierter Diskussion über Bildung und Bildungszugänge.

Bislang ist es noch niemandem gelungen, einen Nachweis darüber zu führen, dass Frauen in der Wissenschaft benachteiligt werden, aber in Glaubenskulten kommt es nicht auf das an, was ist, sondern auch das, was nach Ansicht der Kultmiglieder sein soll: Und die Offenbarung, die zu verbreiten Generalsekretärin Dzwonnek bezahlt wird, lautet nun einmal, Frauen werden an Universitäten benachteiligt. Warum es diese Offenbarung ist, die gepredigt wird, und nicht die Offenbarung, dass der Kalender der Mayas falsch gelesen wurde und Armageddon nicht 2012 sondern 2021 stattfindet, man kann es nur vermuten: Vermutlich lässt sich mit der Benachteiligungs-Offenbarung mehr Geld verdienen; vermutlich lassen sich mehr Günstlinge in eine abhängige Position befördern.

dfg_logoDie Deutsche Forschungsgemeinschaft, die den Instrumentenkasten finanziert, mit dem ein “starkes Zeichen” gegen die Eingeweihten ge-offenbarte Benachteiligung von Frauen in der Wissenschaft gesetzt wird,  ist jene DFG, die sich als “Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland” bezeichnet und von sich behauptet, dass sie der “Wissenschaft in allen ihren Zweigen” diene. Dafür ist die DFG nach außen als privatrechtlicher Verein institutionalisiert worden, um den Anschein, einer unabhängig von politischer Einflussnahme möglichen Wissenschaft und Forschung aufrecht zu erhalten.

Erste Zweifel an dieser Unabhängigkeit wecken Programme und Aktionen wie der Instrumentenkasten, die weniger der Wissenschaft dafür aber den politischen Launen der Regierenden dienen. Und immerhin stellt der Bund (also die Steuerzahler) mit 1,691 Milliarden Euro 67,1% der Mittel bereit, die die DFG im Jahre 2012 zur Verfügung hatte. Weitere 32,7% oder 823 Millionen Euro stammen aus den von Steuerzahlern gefüllten Kassen der Länder. 0,2% der Finanzierung der DFG wird von sonstigen beigetragen.

In der Pfalz gibt es schönes Sprichwort: Wer zahlt, bestimmt!

Nicht so bei der DFG?

Das wichtigste Gremium der DFG, das zentrale Entscheidungsgremium, wie es in der Selbstbeschreibung heißt, ist der Hauptausschuss, der auf Grundlage “der Beschlüsse des Senats die wesentlichen die DFG betreffenden wissenschaftspolitischen Entscheidungen abschließend” trifft. Die Umsetzung der Offenbarung, nach der nicht näher benannte Frauen durch unbekannte, zumindest aber nicht benannte Mechanismen in der Wissenschaft benachteiligt werden, geht demnach auf eine Entscheidung im Hauptausschuss der DFG zurück.

Dieser Hauptausschuss setzt sich aus 82 Mitgliedern zusammen; ein recht großer Ausschuss also. 39 der Mitglieder sind aus der Wissenschaft, 40 Mitglieder gehören den Regierungen der Ländern oder des Bundes an, hinzu kommt ein ständiger Gast aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, ein Vertreter des Stifterverbands und der Präsident der DFG als Vorsitzender des Hauptausschusses. Auch ohne einen Vertreter der Wissenschaft auf ihre Seite zu ziehen, hat die Fraktion der politischen Beamten eine Mehrheit.

Wer zahlt, bestimmt?

Entsprechend wundert es uns nicht, dass sich die DFG zunehmend zu einem Vehikel entwickelt, mit dem ideologischer Einfluss auf die Hochschulen genommen werden soll, z.B. durch die Bereitstellung besagter “vorbildliche[r] Beispiele” im Instrumentenasten für Gleichstellung, Chancengleichheit, gegen Benachteiligung, was auch immer, Bevorzugung von Frauen an Hochschulen halt.

TUDDie “vorbildliche[n] Beispiele” kommen z.B. von der TU Dortmund wo “9 x kluge Zwerge” in der Großtagespflegestelle für Kinder von Beschäftigten in DFG-Projekten gesammelt werden. Oder von der Universität Bremen, wo sich die “AG Familienfreundliches Studium” müht, eine familienfreundliche Infrastruktur zu bauen, nein: mit Steuermitteln bauen zu lassen. Die AG “Gender Medizin”, die sich an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule in Aachen um die “Berücksichtigung der Kategorie ‘Geschlecht’ in Forschung, Klinik und Lehre an der medizinischen Fakultät” kümmert, und dies z.B. über eine Ringvorlesung tut, ist ein weiteres “vorbildliche[s] Beispiel”. Unser Lieblings-vorbildliches-Beispiel stammt indes von der Technischen Universität Dortmund. Es dient der “Sensibilisierung” und basiert auf der Aufnahme von “‘Gender als überprüfbares Qualitätskriterium” im Zuge des Bologna Prozesses.

Klingt wie Indokrtination – ist Indoktrination – oder in den Worten der AG “Gender Studies”:

“Als Hilfestellung für die Akkreditierung fasst die AG „Gender Studies“ die Ergebnisse des Beratungsprozesses zusammen und gibt eine Stellungnahme zu den im Studiengang zu beachtenden Genderaspekten ab. Diese wird Teil des weiteren Verfahrens und mit dem Antrag auf Akkreditierung des Studiengangs dem Rektorat vorgelegt. Zur Unterstützung und Orientierung hat die AG „Gender Studies“ für die Fakultäten erläuternde Materialien für die Implementierung von Genderaspekten entwickelt wie z.B. Frageraster oder Artikel über Gender in der Lehre, die auf der Homepage zum Download bereitstehen.”

Gender als totale Ideologie! Nicht einmal die Nazis haben es geschafft, deutsche Hochschulen komplett zu infiltrieren oder wie Helmut Kohl einmal gesagt hat: Gestern standen wir noch am Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter.

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