Drittes Reich Slang: Gewerkschaftler von Sinnen

Von den Juden „die sich wie verzehrende Heuschrecken unter uns verbreiten”, war 1819 in einem Flugblatt die Rede. Eva Brücker zitiert in ihrem Beitrag “Konzentrationslager und Erinnerungen: Ergebnisse”, die folgende Passage aus dem Schrifttum der 1920er Jahre: “Nach dem Krieg ergossen sich die Heuschreckenschwärme der Ostjuden über das Deutsche Reich. Sie trugen ihren zersetzenden Einfluss in die Kreise des deutschen Handels …”.  Im Jahre 1965 hat der Historiker Alexander Beim einen Beitrag in den “Vierteljahresheften für Zeitgeschichte” veröffentlicht, in dem er die Semantik der Judenfrage im Dritten Reich unter der Überschrift “Der jüdische Parasit” analysiert.

Klemperer LTI“Der jüdische Parasit”, der den deutschen Volkskörper schädigt und aussaugt, der mit dem jüdischen Finanzkapital den ehrlichen deutschen Händler schädigt, dieses Bild vom jüdischen Parasiten, es spielt eine zentrale Rolle in der Semantik, der Rethorik , der Mythologie des Dritten Reiches.

Etwa so:

“Diese Heuschrecken nutzen die Not der Unternehmen und Staaten aus”.

“Es darf sich nicht durchsetzen”, und “es darf nicht geduldet werden, dass” diese Heuschrecken, “eine ganze Nation regelrecht erpressen, so dass Millionen arbeitende Menschen durch Profitgier in Armut Elend und Verzweiflung gestürzt werden. Unfassbar, dass weder die Politik, noch Gerichte, noch die Staatengemeinschaft diesen Machenschaften einen Riegel vorschieben”.

Solche Heuschrecken “richten weltweit Unheil an und müssen deshalb an die Leine”.

“Es darf nicht … passieren … dass die armen Bevölkerungsschichten die Zeche für Spekulation der Heuschrecken zahlen müssen”.

Es ist, wie der Linguist Victor Klemperer für die Sprache des Dritten Reiches herausgearbeitet hat, eines ihrer Markenzeichen, “daß jene Worte, die früher in beschreibendem, logischem oder semantischem Sinne gebraucht wurden, jetzt als magische Worte gebraucht werden, die bestimmt sind, gewisse Wirkungen hervorzubringen und gewisse Affekte aufzurühren” (Bein, 1965: 122-123).

Die Zitate zeigen diesen Versuch, “gewisse Affekte aufzurühren” in Reinkultur und in einer unsäglichen Nähe zu religiösem Mystizismus, der Unheil, vermutlich biblischen Ausmaßes über die Staatengemeinschaft hereinbrechen sieht, wenn es nicht gelingt, dieses Ansturms einer der sieben Plagen des Alten Testaments Herr zu werden. Von Erpressern und Profitgier, deren Weg von Armut, Elend und Verzweiflung gepflastert ist, ist die Rede, von Folgen, die weder Gesetz noch Politik verhindern, vielleicht, weil sie jüdisch unterwandert sind, wie dies die NSDAP-Rhetorik im Dritten Reich behauptet hat.

Nur: Die Zitate sind gar nicht aus der Zeit des Dritten Reiches.

DGB Hasspredigt
DGB Hassprediger im Original

Sie sind neueren Datums.

Sie wurden am 31. Juli in die Welt geschrieben, und zwar von Stefan Körzell, seines Zeichens DGB-Vorstandsmitglied.

Wer deratigen Hass in Sprache verbreitet, der ist nicht tragbar. Eine derartige sprachliche Entgleisung, so kann man nur mit den Worten von Herrn Körzell sagen, die der DGB stolz über seine Webpage verbreitet, kann “sich keine Nation, keine Regierung, und auch nicht die Weltgemeinschaft gefallen lassen”.

Und auch wenn wir Zweifel daran haben, dass die Weltgemeinschaft auch nur Notiz von Herrn Körzell nimmt, so sind wir dennoch der Meinung, dass er Recht hat, was die Nation und die Regierung angeht. Es wird uns daher freuen, seinen Rücktritt, wegen Untragbarkeit und zu großer Nähe zum Rassismus des Dritten Reiches vernehmen zu können.

P.S.

Die Hasspredigt, die der DGB online gestellt hat, richtet sich gegen einen der Fonds, wegen dessen Forderungen sich Argentinien in die Staatspleite geflüchtet hat. Der Leiter des Fonds, Paul Singer, ist übrigens Jude, was für die Erzählung, nach der das jüdische Finanzkapital die Welt in den Ruin treibt, eine Erzählung, die uns der DGB wohl als nächstes auftischen will, sicher von Bedeutung ist.

Wie immer, wenn Hassprediger am Werk sind, ist die Hassnachricht mit Behauptungen gespickt und enthält keinerlei Belege. Im vorliegenden Fall ist die Hasspredigt zudem in eine Darstellung der Wirklichkeit gepackt, die man einfach nur als Lüge bezeichnen kann.

Und nur einmal so als Idee unter die Leser geworfen: Wäre es nicht an der Zeit, dass sich anständige Deutsche von Personen wie Herrn Körzell distanzieren? Man weiß ja nie, was die Weltgemeinschaft zur Kenntnis nimmt und muss fürchten, dass sich in der Weltgemeinschaft die Gewissheit setzt, dass man sich solche Deutsche nicht noch einmal leisten kann.

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