Schottland ist überall – auch in Bayern?

Die Headlines des heutigen Tages sind fest vergeben, Alba steht im Mittelpunkt, Alba das Land der Pikten und Schotten, das Land des katholischen Widerstands gegen die Church of England, das Land von Robert de Bruce und Bonnie Prince Carlie , das Land, wo sich Ben Nevis auf 1.344 Meter erhebt, der Dudelsack immer noch in Mode ist, ebenso wie der zugehörige Kilt, nicht nur, den Touristen zuliebe, sondern vor allem, um die Flower of Scotland zu besingen, jene Flower of Scotland, die zur Hymne der Unabhängigen werden könnte.

scotlandUnd Alba will unabhängig werden, so haben es die sozialistisch-nationalen Mannen um Alex Salmond beschlossen, unabhängig wollen sie werden vom Vereinigten Königreich Großbritanniens (England, Schottland und Wales) und Nordirlands,  die nicht erst seit Robert de Bruce eine bewegte Geschichte mit Schottland teilen.

Wie in manchen Teilen der Welt üblich, basieren Versuche, unabhängig zu werden, nicht mehr auf Gewalt, sondern auf dem demokratischen Willen der Mehrheit. Deshalb stimmen die Schotten heute, am 18. September 2014 über ihre Unabhängigkeit von Vereinigten Königreich ab. Möglich gemacht wurde die Abstimmung durch das Edinburgh Agreement, in dem sich Prime Minister David Cameron, Michael Moore, Secretary of State for Scotland, der First Minister of Scotland, Alex Salmond und Nicola Sturgeon, Deputy First Minister of Scotland, über die Abhaltung eines Referendums zum Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich geeinigt haben. Eine eher ungewöhliche Aktion: Wann hätte es je einen Staat gegeben, der es der Bevölkerung seines Teiles seines Staatsgebiets ermöglicht, sich aus dem gemeinsamen Staat herauszustimmen?

Ein Präzendesfall, der Schlimmes befürchten lässt, denn, wie die ARD so trefflich schreibt: Die Separatisten sitzen nicht nur in Schottland. Sie sitzen überall im Europa der Regionen.

“Ob Korsika, Katalonien, Flandern oder Südtirol – das Beispiel Schottlands gibt den Separatisten überall in Europa Auftrieb. Beim Ruf nach Unabhängigkeit geht es allerdings nicht nur um die eigene Sprache, Geschichte und Kultur. Sondern häufig schlicht ums Geld.”

Der zitierte Satz ist ein Musterbeispiel für kommunikative Manipulation, geht es bei Separatisten doch nicht nur um eine eigene Sprache, Geschichte und Kultur, sondern häufig schlicht ums Geld. Wer bislang geglaubt hat, Separatismus sei etwas Positives, z.B. dann, wenn sich Kurden von der Zentralregierung in Bagdad lossagen und die Verwaltung von Kirkuk übernehmen oder dann, wenn sich der Süd-Sudan vom Norden lossagt, dem wird durch “nicht nur” und “schlicht” angezeigt, dass Separatismus schlecht ist, geht es doch schlicht ums Geld, nicht um andere hehre Werte, die man bei der ARD eher akzeptieren würde.

Aber es ist verständlich, dass die Furcht umgeht, die Furcht vor den Separatisten, die nicht nur die Ukraine oder Spanien oder Italien bedrohen, nein, Separatisten, denen es “nicht nur” um Sprache, Geschichte und Kultur geht, sondern “schlicht” um Geld, sind überall, vielleicht auch in Bayern.

Bayern teil viele Gemeinsamkeiten mit Schottland. Bayern ist nur mit Zähneknirschen nach den Napoleonischen Kriegen und nach zähem Ringen auf dem Wiener Kongress dem Deutschen Bund beigetreten. Wie die Schotten, so haben auch die Bayern ihre nationalen Eigenarten, die mit der Lederhose beginnen, über das Schuhplatteln  bis zum Maßkrug reichen und längst nicht bei einer zünftigen bayerischen Blasmusik enden.

Bayern ist in vielerlei Hinsicht vom Rest Deutschlands verschieden.

Bayern sprechen bayerisch. Bayern sind wirtschaftlich erfolgreich, stellen die spielerische und finanzielle Elite des deutschen Fussballs. In Bayern regiert seit Generationen die Christlische Franz Josef Strauss Union, die sich bis heute nicht von ihrer markanten Männlichkeit und ihren Bierzeltsprüchen trennen kann – ganz im Gegensatz zum Rest der Republik, in dem feministisches Säuseln den Ton angibt.

Aber: Das alles beschreibt die bayerische Kultur, die bayerische Sprache und die bayerische Geschichte.

SchuhplattlerWie uns die ARD lehrt, geht es beim Separatismus aber “schlicht ums Geld”. Und wenn es schlicht ums Geld geht, dann müsste der Ruf nach Unabhängigkeit noch schneller durch Bayern eilen, dann müsste er von Tag zu Tag lauter werden, sind die Bayern doch einer von zwei Zahlmeistern Deutschlands, die ihren wirtschaftlichen Erfolg damit bezahlen, dass sie die weniger oder gar nicht erfolgreichen Länder Deutschlands, jene, in denen politischer Aberwitz regiert und mehr Wert auf z.B. eine Verballhornung der deutschen Sprache gelegt wird als auf eine Erhaltung der Infrastruktur, durchfüttern, und zwar über den Länderfinanzausgleich. Bayerische Steuerzahler finanzieren somit z.B. die Misswirtschaft der Stadtstaaten Bremen und Berlin, finanzieren jeden politischen Spleen, den die dortigen Regenten ausleben wollen, wohlwissend dass sie über den Länderfinanzausgleich finanziert werden.

Wenn das kein Grund ist, die bayerische Unabhängigkeit zu fordern und die Wittelsbacher wieder im Schloss Nymphenburg in Amt und Würden zu versetzen, was dann?

freistaat bayernUnd angenommen, es gäbe entsprechende Bestrebungen der Unabhängigkeit in Bayern, z.B. bei der Bayerischen Volkspartei, würde sich Deutschland dann als eine ähnlich stabile Demokratie erweisen, wie das Vereinigte Königreich? Würden Bundeskabinett und Bundestag einer Abstimmung zustimmen, in der die Bayern darüber entscheiden, ob sie die Unabhängigkeit von Deutschland wollen, lieber Bayern als Deutsche sein wollen? Oder wäre es in Deutschland notwendig, Unabhängigkeit mit Gewalt zu erkämpfen, weil die demokratische Kultur es nicht zulässt, über Veränderungen des Staatsgebiets auch nur zu sprechen? Oder sind Minderheiten wie Bayern, die unabhängig werden wollten, im Gegensatz zu anderen Minderheiten, die nicht aus der vorgegebenen Reihe tanzen, schlechte Minderheiten, die nicht toleriert und schon gar nicht protegiert werden?

Eine spannende Frage, die wir hiermit zur Abstimmung stellen.

Bayerische Unabhängigkeit
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