Klarstellung für die Idioten in Redaktionen: Die Male Idiot Theory gibt es nicht

Wir wollen uns vorab bei unseren Lesern bedanken, die so emsig die Gleichschaltung der deutschen Presselandschaft belegt haben, deren Gleichschaltung im Hinblick auf das völlige Fehlen von Urteilsvermögen, deren Gleichschaltung im Hinblick auf eine voyeuristische Geilheit, die sie verzückt in die Hände klatschen lässt, wenn sie denken, sie könnten etwas gegen Männer als Ganzes sagen, dass Männer Idioten sind, im vorliegenden Fall und deren Gleichschaltung im Hinblick darauf, dass sie alle keine eigenständigen Zeitungen sind, sondern Ableger von dpa.

Die WeltUnd jetzt und für alle unmissverständlich, damit es auch das letzte trübe Licht im hintersten Winkel eines Redaktionsraums versteht:

Der Beitrag von Ben Alexander Daniel Lendrem, Dennis William Lendrem, Andy Gray und John Dudley Isaacs mit dem Titel “The Darwin Awards: Sex Differences in Idiotic Behaviour”, der in der Dezember-Ausgabe des British Medical Journals veröffentlicht wurde, ist:

  • Deutschlandfunkein Witz,
  • Fake,
  • nicht Ernst gemeint,
  • kein wissenschaftlicher Beitrag,
  • eine Satire auf die Geschlechtsbesessenheit einer Kultur, deren primitivste Exemplare scheinbar in Redaktionsräumen vor sich hinvegetieren.

Wir wissen nicht, wie wir es noch ausdrücken sollen.

  • Die “Male Idiot Theory”, die die Autoren im Text erfunden haben, wird mit Fussnote 16 einem “McPherson J. Women are from Venus, men are Idiots, Andrews McMeal, 2011” zugeschrieben. Dabei handelt es sich um James McPherson, und die vermeintliche Theorie soll er in diesem Buch entwickelt haben:

McPherson

Die “Male Idiot Theory” wird also einem Kartoonband, einem Kartoonisten, der für seine Satire bekannt ist, zugeschrieben. Es gibt die Male Idiot Theory nicht. Aber man muss darüber nachdenken, ob man nicht eine Editorial Staff Idiot Theory als Konsequenz aus den Veröffentlichungen der letzten beiden Tage entwickeln muss.

  • Wer zu faul ist, die Literatur zu prüfen, die angeblich die Male Idiot Theory belegt, dem fällt vielleicht etwas ein, wenn er die Hauptaussage dieser angeblichen Theorie betrachtet, wie sie im Text von Lendrem et al. benannt wird:

“According to “male idiot theory” (MIT) many of the differences in risk seeking behaviour, emergency department admissions, and mortality may be explained by the observation that men are idiots and idiots do stupid things.”

Spiegel onlineSpätestens hier sollte einem mit normalem Verstand begabten Leser auffallen, dass man eine Behauptung, nämlich z.B. die Unterschiede in riskantem Verhalten, nicht mit einer Bewertung “idiots” begründen kann, die man wiederum mit sich selbst definiert (idiotic things). Dass dies den so hellen Redakteuren in den Redaktionsräumen deutscher Zeitungen nicht aufgefallen ist, sollte Verleger eigentlich dazu veranlassen, den intellektuellen Notstand auszurufen.

Und es mag sein, dass es für deutsche Redakteure normal ist, von Idioten und idiotisch zu sprechen und ganze Bevölkerungsgruppen unterschiedslos über einen Kamm zu scheren und zu beleidigen. Es sei Ihnen jedoch gesagt, es ist weder in der normalen Welt noch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen normal, denn es gibt Standards – außerhalb von Redaktionsräumen – Standards von Moral, Anstand und Wissenschaftlichkeit, die ein derart unterirdisches Niveau verbieten – außerhalb von Redaktionsräumen versteht sich.

  • Badische ZeitungDie angebliche Studie, die Lendrem et al. durchgeführt haben, ist keine Studie. Sie haben gezählt. Zählen an sich macht noch keine Wissenschaft, es macht keine “Untersuchung”, keine “Neurowissenschaft” und vor allem eines nicht: einen “wissenschaftlichen Beweis” (den es sowieso nicht gibt). Alle diese Zuschreibungen entstammen der Phantasie von Redakteuren, die offensichtlich ihre Wissenslücken mit hanebüchenen Assoziationen, die sich bei ihnen einstellen, auffüllen oder gleich frei phantasieren.
  • Die Daten aus dem Darwin Award (der Darwin Award ist ebenfalls kein ernsthafter Award, sondern ein Witz) sind keine wissenschaftlichen Daten. Sie erfüllen keinerlei Anspruch, den man an wissenschaftiche Daten stellt, und sie sind in keiner Weise repräsentativ, was Aussagen über die Männer, also eine Verallgemeinerung in welcher Form auch immer, schlicht und ergreifend nicht zulässt. Wer das nicht verstehen kann, der möge sich in eine Irrenanstalt begeben, die Anzahl der weiblichen Insassen zählen und damit die “Female Idiot Theory”, nach der Frauen “Idioten sind und idotische Dinge tun” bestätigen.

Westfaelische NachrichtenEhrlich gesagt, wissen wir nicht, wie es überhaupt passieren konnte, dass ein so offensichtlicher Scherz, wie der Beitrag von Lendrem et al. als solcher nicht erkannt werden konnte. Die einzige Erklärung, die uns dazu einfällt, rekurriert auf niedere Instinkte und verbindet diesen Rekurs mit der Ethnomethodologie. Betrachtet man den Text von Lendrem et al. nämlich als Erschütterungsexperiment, mit dessen Hilfe es möglich ist, tiefsitzende kulturelle Resentiments an die Oberfläche zu befördern, dann kann man feststellen:

  • In deutschen Redaktionen herrscht ein Männerhass, der erheblich ist.
  • In deutschen Redaktionen herrscht die Angst vor dem, was als “die Männer” angesehen wird.
  • Die Angst, die in deutschen Redaktionen vor “den Männern” herrscht, setzt eine Abwehrreaktion im Sinne von Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz in Gang, die Gegenreaktion des kleinen Lichtchens, wie man sagen könnte.
  • Die Gegenreaktion besteht darin, dass man sich diebisch freut, wenn man “den Männern”, die man als Hass- und Angstobjekt aufgebaut hat (obwohl es die Männer natürlich nicht gibt, sondern nur individuelle Männer), wenn man diesen Männern eine verpassen kann, sie degradieren, diffamieren, sie verleumden, beleidigen, entmenschlichen und entindividualisieren kann, so wie man das früher mit den Juden getan hat.
  • Kurz: deutsche Redaktionen scheien überzufällig häufig von Gestalten bevölkert zu werden, die von einer Mischung von Unkenntnis, niederen Motiven und Angst getrieben sind.
  • Es ist einfach nur widerlich.
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