Schlimmer als Kolonialherren im 19. Jahrhundert: Gender-Imperialismus von heute

Gender Mainstreaming will die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) nach Benin bringen, in ein Land, das zu den ärmsten Ländern der Erde gehört. Wem dieser Zynismus noch nicht reicht, dem servieren wir mit diesem Post die Ergebnisse einer Recherche, die eine ganze Reihe unverdaulicher Happen zu Tage gefördert hat.

GIZBenin ist kein Einzelfall, so muss man feststellen, denn Gender und Gender Mainstreaming sind so etwas wie die Hauptexport-Artikel der GIZ.

Die GIZ ist im Übrigen ein Bundesunternehmen, das man, vermutlich damit seine Bilanz nicht aussagekräftig gehalten werden muss, als GmbH, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eingesetzt hat. Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die für die Bundesregierung internationale Zusammenarbeit betreibt, und zwar mit dem Ziel “einen sichtbaren Mehrwert für die gesamte Bundesregierung zu schaffen” (nicht etwa für die Menschen in den Entwicklungsländern, denen angeblich geholfen werden soll), diese Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die – nach eigener Aussage – “der erhöhten Sichtbarkeit Deutschlands sowie der Unterstützung deutscher außen-, wirtschafts- und sicherheitspolitischer Interessen” dient, diese Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, ist ein Unternehmen mit einem Jahresetat von rund 2 Milliarden Euro, die aus dem Steuersäckel kommen, denn die Auftraggeber der GIZ sind entweder das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und Entwicklung oder so genannte Deutsche öffentliche Auftraggeber (DÖA).

Damit die Verwendung des Geldes der öffentlichen Auftraggeber auch im Einklang mit den “politische[n] Konzepte[n] der Bundesregierung” steht, ist der Vorstand von Staatssekretären, Vertretern aus Ministerien, Mitgliedern des Bundestages und natürlich von Antonia Kühn, der Gewerkschaftssekretärin des DGB Nordrhein-Westfalen und von Birgit Ladwig, der Büroleiterin bei verdi, bevölkert – eine Ansammlung an Kompetenzen der internationalen Zusammenarbeit also.

giz kennzeichnungssystemDiesen Kompetenzen entsprechend steht Gender und Gender Mainstreaming ganz oben auf der Liste der wichtigen Aufgaben, die es in Entwicklungsländern zu erledigen gilt. Projekte erhalten entsprechend eine Kennung, die von GG0 “Gleichberechtigung der Geschlechter ist kein Ziel der Maßnahme” über GG1 “Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein wichtiges Nebenziel der Maßnahme” zu GG2 “Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein Hauptziel der Entwicklungsmaßnahme” reicht.

Wer sich wundert, dass Gender Mainstreaming wieder mit Gleichberechtigung vermengt wird, obwohl es mit Gleichberechtigung gar nichts, dafür aber viel mit Gleichstellung und Bevorzugung zu tun hat, dessen Wundern ist spätestens dann am Ende, wenn ihm Beispiele für Projekte in GG2 oder GG1 gegeben werden:

  • So ist die Förderung des Rechtsbewusstseins von Frauen und Mädchen ein mit GG2 bewertetes Projekt, was deutlich zeigt, dass es hier nicht um Gleichberechtigung, sondern um Besserstellung geht, da die Förderung des Rechtsbewusstseins von Männern und Jungen offensichtlich nicht vorgesehen ist.
  • GG1 ist ein Projekt, dessen Hauptziel darin besteht “einen Stadteil oder eine Gemeinde mit Trinkwassser zu versorgen und gleichzeitig sicherzustellen, dass Mädchen und Frauen einen sicheren und einfachen Zugang zu diesen Anlagen haben”. Offensichtlich ist nicht vorgesehen, für Jungen und Männer einen sicheren und einfachen Zugang zu Trinkwasser bereitzustellen.

Neben diesen Widerlichkeiten des Gender Mainstreamings, die einmal mehr verbal als Gleichberechtigung getarnt werden, gibt es die obligatorische Durchführung einer so genannten Genderanalyse. Warum? “Gender lohnt sich“, wie es in einer Broschüre der GIZ heißt.

Gender lohnt sich zum Beispiel für die vielen Gender Gutachter, die sich im Gender Gutachterpool des BMZ finden. Sie verdienen nicht schlecht daran, dass die GIZ, also das BMZ als Hauptauftraggeber, keine Entwicklungsprojekte mehr durchführt, ohne dass eine Genderanalyse durchgeführt wurde. Ob es um die Landwirtschaftsförderung, die ländliche Stromversorgung, die African Cashew Initiative, die “Wasserversorgung und integrierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen” geht, die Genderanalyse ist Pflicht: “Im BMZ-Geschäft ist die Durchführung einer Genderanalyse verpflichtend. Gemäß den Vergabekriterien des BMZ (2001) gibt es eine klare politische Vorgabe für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, zu Beginn eines neuen Vorhabens eine Genderanalyse durchzuführen”.

Ohne Genderanalyse also kein Trinkwasser.

Und was ist eine Genderanalyse?

GIZ gender lohnt sich“Eine nützliche Genderanalyse konzentriert sich auf Fragen, die für die Gestaltung des Vorhabens relevant sind. Zur Identifizierung relevanter Fragen für eine Genderanalyse eignet sich ein analytischer Rahmen, der Genderaspekte nach vier Ebenen ordnet. Auf der Meta-Ebene stehen Fragen zu Gendernormen in den Partnerländern im Vordergrund. Auf der Makro-Ebene behandelt eine Genderanalyse Fragen der Politikgestaltung im Partnerland. Auf der Meso-Ebene steht Gender in den Institutionen der Kooperationslandschaft, insbesondere in den Partnerorganisationen, im Mittelpunkt des Interesses. Auf der Mikro-Ebene geht es um die Zielgruppen der Maßnahmen und geschlechtsspezifische Unterschiede bei sozio-ökonomischen Indikatoren im öffentlichen und privaten Leben.”

Betrachten wir die Frage der ländlichen Trinkwasserversorgung in Benin. Auf der Meta-Ebene ist Wasserholen eine Angelegenheit für Frauen und Kinder. Auf der Makro-Ebene gibt es bislang kein Gesetz, das die Einhaltung einer Männerquote beim Wasserholen obligatorisch gemacht hätte. Auf der Meso-Ebene hat die Vereinigung der Kleinbauern in Alibori bislang keine Notwendigkeit für die Einführung einer Männerquote an der örtlichen Quelle gesehen, und auf der Mikro-Ebene ist die spezifische Form der Arbeitsteilung in Benin bislang auch ohne eine entsprechende Männerquote ausgekommen.

Wie man sieht, und wie man immer sieht, wenn es um Gender Mainstreaming oder sonstiges Gender Gedöns geht, wird mit einem Wortbrimborium um sich geworfen, das sich bei nährerer Betrachtung in Luftblasen auflöst, die nach nur kurzer Verweildauer im Gedächtnis platzen.

Politisch wird das Gender Mainstreaming allerdings dann, wenn der Charakter der Intervention, der imperialistische Anspruch, mit dem Gender Mainstreaming als Entwicklungshilfe verpackt den Empfängerstaaten oktroyiert werden soll, deutlich wird. Man muss nicht lange suchen, um festzustellen, dass Gender Mainstreaming von GIZ und BMZ als Mittel missbraucht wird, um in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzugreifen und dabei über deren Kultur hinwegzugehen, als wäre sie nicht vorhanden:

Ein Blick in die Broschüre “Geschlecht lohnt sich” (ist das eigentlich eine Aufforderung zur Prostitution?) genügt. Dort steht rot bzw. schwarz auf weiß:

“16. Widersprechen unsere westlichen Vorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit der Kultur im Partnerland?

Es gibt nie die eine, homogene und statische Kultur in einem Land. Stattdessen existieren in jeder Gesellschaft vielfältige kulturelle und politische Strömungen – konservative ebenso wie progressive.

Das Argument, dass Gleichberechtigung einen Widerspruch zur Kultur darstelle,wird häufig gerade von denjenigen Akteuren verwendet, die vom Status Quo profitieren und ein Interesse daran haben, diesen beizubehalten. Fragt man hingegen
diejenigen, die in einem konservativen Kulturverständnis gegenwärtig weniger Möglichkeiten haben, gleiche Freiheiten und Rechte auszuüben, so wird man andere Antworten bekommen.”

Vorab: es geht natürlich und immer noch nicht um Vorstellungen von Geschlechtergerechtigkeit, denn ginge es darum, man müsste sich vor Ort um die dort geltenden Gerechtigkeitsvorstellungen kümmern. Nein, es geht um Gleichstellung im westlichen Sinne des Wortes und darum, eine nicht-westliche Kultur zu unterminieren und zu zersetzen, in etwa so, wie die Kommunistische Internationale versucht hat, die bourgeoisen und kleinbürgerlichen Staaten, die den Mitgliedern nicht gepasst haben, von innen heraus zu zersetzen.

Indes, die Einsicht, dass es die eine, homogene und statische Kultur in einem Land nicht gibt, ist erstaunlich, kommt sie doch von Gender Gemainstreamten, die dann, wenn es um Deutschland geht, plötzlich nur noch die gleichgeschaltete Gender-Kultur kennen und zulassen.

Gender GutachterMan stelle sich vor, die chinesische Entwicklungshilfe, die im Jahre 2040 die Restbestände der bankrotten real existierenden deutschen Gender-Diktatur aufkauft und mit chinesischem Kapital und unter der Ägide des chinesischen Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit die Trinkwasserversorgung in Berlin-Zentrum wieder herstellen will, käme auf die Idee, den Konfuzianismus zur Bedingung der Entwicklungshilfe zu machen: Ohne Bekehrung der Deutschen zum Konfuzianismus kein Trinkwasser. Der Aufschrei wäre vermutlich groß, würde aber von den chinesischen Entwicklungshelfern mit der Bemerkung vom Tisch gewischt, dass es die eine deutsche Kultur nicht gebe und es klar sei, dass diejenigen, die derzeit vom un-konfuzianistischen Zustand der deutschen Gesellschaft profitieren, sich dagegen wehren, dass das Heil des Konfuzianismus durch chinesische Entwicklungshilfe nach Deutschland gebracht wird.

Aufgaben für das Neue Jahr:

Die Aufgabe für den Vorstand der GIZ und all seineVasallen besteht nun darin, das chinesische Beispiel auf das Gender Mainstreaming zu übertragen und sich zu fragen, mit welchem Recht Gender-Imperialismus betrieben wird, welcher Souverän Gender-Imperialismus jemals legitimiert oder in Auftrag gegeben hat und welche Entscheidung deutscher Steuerzahler der Verschwendung von Steuermilliarden für Gender-Unsinn zu Grunde liegt.

Die Aufgabe für Entwicklungsländer wie Benin, für die China bereits jetzt der größte Handelspartner ist, besteht darin, sich von der Einflussnahme westlicher Gender-Imperialisten zu emanzipieren.

Und die Aufgabe für alle Deutschen mit Moral und Anstand besteht darin, dem Gender-Imperialismus, der in ihrem Namen betrieben wird, ein Ende zu setzen.

©ScienceFiles, 2014/2015

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