Doch Lügenpresse? Oder ist die gezielte Manipulation von Medienrezipienten erlaubt?

Derzeit ist ein Teil der deutschen Journalisten, vor allem öffentlich-rechtliche Journalisten, mit Selbstmitleid beschäftigt, hat man sie doch als Lügenpresse bezeichnet. Solcher “Hetze”, wie es bei der Tagesschau heißt, muss mit moralischer Aufgeregtheit begegnet werden.

Das Ziel ist einfach zu benennen: Den Begriff der Lügenpresse als rechten Begriff brandmarken, und alles zerstören, was den Begriff z.B. zu einer vielleicht pointierten, aber dennoch legitimen Kritik an der Praxis der Berichterstattung vor allem in öffentlich-rechtlichen Medien macht.

Und hier entlarven sich die empörten Journalisten dann von selbst, denn: Ginge es ihnen nicht einfach nur darum, den Begriff der Lügenpresse zu instrumentalisieren, um Kritik an ihrer eigenen Praxis der Berichterstattung im Keim zu ersticken, sie würden sich sicher dafür interessieren, welche Ursache der Benutzung des Begriffs vorausgeht, welche Beobachtungen und Einschätzungen, diejenigen, die den Begriff benutzen, auf Grundlage welcher Medienberichterstattung gemacht und gebildet haben.

ManipulationstechnikenEin derartiges Vorgehen würde man von reifen Vertretern entsprechender Medien erwarten. Statt dieses Vorgehens findet man durch die Bank das infantile Aufstampfen mit dem Fuss, bei dem man sich den roten Kopf des Kleinkindes, das seinen Willen durchsetzen will, dazudenken muss.

Dabei gäbe es genügend Anlass für Vertreter der Medien, Selbstkritik zu üben und sich mit den eigenen Praktiken zu befassen. Wir haben auf ScienceFiles bereits eine Vielzahl entsprechender Beispiele dokumentiert und wollen an dieser Stelle nur zwei herausgreifen:

Die Geilheit, man kann es nicht anders bezeichnen, mit der sich Journalisten auf einen dpa-Text gestürzt haben, der von einer Studie berichtet hat, die angeblich zeigt, dass alle Männer Idioten sind, verweist darauf, dass es bei den entsprechenden Journalisten bei mehr als nur der Intelligenz im Argen liegt.

Dieselbe Geilheit haben wir im Zusammenhang mit dem Werdegang einer Pressemeldung der GEW, die von Fällen des sexuellen Missbrauchs an 40% der deutschen Schulen berichtet, eine krude Falschmeldung (oder Lüge?), dargestellt.

In allen Fällen zeichnet sich die Berichterstattung durch eine Voreingenommenheit (bis hin zu Gehässigkeit) aus, die in Auslassungen von Fakten, tendenziösen Darstellungen und suggestiven Formulierungen ihren Niederschlag findet.

Dass es sich bei den von uns dokumentierten Fällen nicht um Einzelfälle handelt, zeigt sich an Erfahrungen mit der Medienberichterstattung, von denen Werner J. Patzelt, seines Zeichens Professor für Politikwissenschaft in Dresden berichtet.

Es geht um PEGIDA.

PEGIDA ist schlecht, von islamophoben und xenophoben Rechtsextremisten getragen, so das Bild, das die Medien vermitteln wollen. Patzelt hat in einer Befragung von PEGIDA-Teilnehmern eine ganz andere Realität gefunden und darüber die Presse informiert.

Wir dokumentieren hier einen Teil seiner Beschäftigung damit, was die Medienvertreter aus seiner Forschung gemacht haben. Es ist dies eine Beschäftigung mit Manipulation, Auslassung, tendenziöser und suggestiver Darstellung, die zumindest ein Indiz dafür liefert, dass der Begriff der Lügenpresse so falsch nicht ist.

Werner patzeltWerner J. Patzelt: “Am Medienecho unserer Studie zu PEGIDA fällt einiges auf.

1) Man hätte die zentrale Aussage so formulieren können: “Zwei Drittel der Demonstranten sind ‘gutwillige Bürger'”. Mitbekommen hat man: “Ein Drittel der Demonstranten sind rechtsnationale Ausländerfeinde”.

2) Man hätte das von mir für diese dritte Gruppe gewählte Wort “Xenophobie” zutreffender übersetzen können. Xenophobie heißt nämlich nichts anderes als “Fremdenfürchtigkeit” oder “Furcht vor dem Fremden”. Gewählt aber wurde meist die – mit einem nun wirklich sehr besonderen Akzent versehene – Verdeutschung “Ausländerfeindlichkeit”. (Ich freilich hätte das voraussehen und gleich von “rechtsnationaler Fremdenfürchtigkeit” schreiben sollen).

3) Als ein zentraler Befund hätte sich vermitteln lassen: “Die meisten Pegida-Demonstranten sind keine Ausländerfeinde, sondern wollen, dass Deutschland weiterhin Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber aufnimmt”.

4) Man hätte herausstellen können, dass in den Augen von Pegida-Demonst[r]anten nicht die Bürgerkriegsflüchtlinge Anlass von Zorn über so manche Politik unseres Landes sind, sondern dass der Kristallisationspunkt von Empörung der Eindruck ist, aus dem Asylrecht sei eine Art Autobahn zum selbstbestimmten Einwandern nach Deutschland geworden.

5) Angesichts der fast regelmäßigen Verbindung des Wortes “Pegida” mit der Eigenschaftsbezeichnung “islamfeindlich” (oder wenigstens “islamkritisch”) hätte sich mitteilen lassen, dass zwar über die Hälfte der Befragten nicht einmal einen Islam, welcher so friedlich wie das heutige Christentum wäre, als zu Deutschland passend ansieht, dass fast ein Drittel der Demonstranten das aber sehr wohl tut. Davon ausgehend, hätte sich wiederum erklären lassen, wie unterschiedlich die Pegida-Demonstranten dieses Thema angehen, das für die Zukunft unserer Gesellschaft doch überaus wichtig ist.

6) Nur sehr wenige Berichte kamen ohne den Hinweis aus, unsere Studie sei “nicht repräsentativ”. Oft klang das danach, so richtig dürfe man sich auf ihre Befunde nicht verlassen. Dabei kommt unsere Untersuchung dem anzustrebenden Ideal der Repräsentativität näher als jede der anderen vorliegenden Untersuchungen.”

Wie nennt man eine Presse, die tendenziös berichtet, suggestiv berichtet und versucht, die Meinung, die sich Leser auf Grundlage der Berichterstattung bilden, gezielt zu beeinflussen?

Repräsentativität fällt Medienvertretern immer dann als Totschläger ein, wenn sie Ergebnisse delegitimieren wollen, die ihnen nicht in den Kram passen. Da ein zufällig gewählter deutscher Jorunalist eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, zwar den Begriff der Repräsentativität schon mindestens einmal benutzt zu haben, aber keinerlei Ahnung zu besitzen, was das Konzept der Repräsentativität eigentlich besagt, ist die Verwendung des Begriff in derogativer Form, die delegitimieren soll, quasi zwangsläufig.

Zwangsläufig deshalb, weil bei Themen, die in der politisch korrekten Welt der Medien gerne gesehen werden, gewöhnlich niemand auf die Idee kommt, nach Repräsentativität zu fragen. So hat kein Journalist, die sexuellen Missbrauchsfälle an 40% deutscher Schulen, die die GEW hochgerechnet hat, auf Repräsentativität geprüft, und niemand kommt auch nur ansatzweise auf die Idee, Forschung, die sich mit Homosexuellen und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften befasst, auf Repräsentativität zu prüfen, obwohl es hier mehr als angebracht wäre.

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