“It’s not a Man’s Wikipedia, stupid”: Bias in der Forschung führt zu Bias bei Wikipedia

Nachdem uns eine Reihe von Lesern auf einen Beitrag von Claudia Wagner, David Garcia, Mohsen Jadidi und Markus Strohmaier aufmerksam gemacht haben, wollen wir dem entsprechenden sozialen Druck heute nachgeben und uns einmal mehr mit einem Text befassen, dessen Gegenstand schon dazu führt, dass wir eigentlich keine Lust haben, uns damit zu befassen (Wir haben einen bias gegen Gender-Unsinn).

desolate spotAber, wir leben im 21. Jahrhundert, und im 21. Jahrhundert ist es für einige Sozialwissenschaftler nicht mehr das Ziel, interessante und neue Ideen in die Diskussion einzuführen, zu testen und Konsequenzen abzuleiten, im 21. Jahrhunderts zeichnen sich die Sozialwissenschaften durch eine unglaubliche Langeweile aus, die nur noch dadurch übertroffen wird, dass man sich einer intellektuellen Brache gegenübersieht, in der nicht einmal kleine Ideen sprießen (Sozialwissenschaftler haben einen Bias gegen innovative Ideen).

Nein, die Landschaft ist bar allen Grüns, trist und eintönig, eine wissenschaftliche Landschaft, nach dem der Besen des politisch Korrekten darüber gefegt ist. Entsprechend sind Texte aus den Sozialwissenschaften fast nur noch Jammertexte, die einerseits zum Jammern sind, ob ihrer unterirdischen Standards, andererseits etwas bejammern: Entweder werden die Herrschaft des Kapitalismus oder des Neo-Kapitalismus und die Verwerfungen, die den Armen daraus entstehen, bejammert, Verwerfungen, die man anscheinend am besten beobachten kann, wenn man  im beheizten Büro ein üppiges Einkommen verkonsumiert, von dem Arme nicht einmal träumen können und das letztlich durch einen erfolgreichen Kapitalismus möglich gemacht wurde. Oder es wird die Herrschaft des Patriarchats oder die Benachteiligung von Frauen bejammert, wie sie sich z.B. im Dritten Andental links findet, wenn man lange genug sucht.

Der Beitrag von Wagner et al. gehört in die letzte Kategorie. Untersucht werden soll, ob in Wikipedia-Beiträgen eine Ungleichheit der Geschlechter zu finden ist. Warum auch nicht? Die brennenden Probleme unserer Zeit beginnen und enden beim Geschlechterproporz in Wikipedia.

Die Suche nach “möglichen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in Beiträge auf Wikipedia” erfolgt weitgehend als mathematische Spielerei, mit der “Ungleichheit zwischen den Geschlechtern” auf drei Ebenen analyisert werden soll:

  • betting biasCovarage Bias: Finden sich in Wikipedia und im Vergleich zu Datenbanken, die wichtige Persönlichkeiten des täglichen Lebens und der Geschichte nennen, proportional weniger Beiträge über Frauen in der Wikipedia?
  • Structural Bias: Gibt es eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass von einem Beitrag über Männer oder Frauen auf einen Beitrag von Männern (oder Frauen) verlinkt wird?
  • Lexical Bias: Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen der Beschreibung männlicher oder weiblicher Personen in Wikipedia?

Es ist für eine Welt der Klone, in der sich niemand mehr von niemandem unterscheidet, natürlich von eminentem Interessen, die dargestellten Fragen zu analysieren und weil dies so wichtig ist, nein, weil unsere Leser uns darum gebeten haben, wollen wir auch berichten, was dabei herausgekommen ist:

Coverage Bias: Es gibt keinen! Anders als von den Autoren angenommen, gibt es keine Unterrepräsentation von Frauen in Wikipedia-Beiträgen, sondern eine Überrepräsentation (was angesichts der bezahlten feministischen Schergen auch kein Wunder ist). Dieses Ergebnis widerspricht daher dem Diskriminierungs-Bias der Autoren.

Structural Bias: Sowohl Beiträge über Männer als auch Beiträge über Frauen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit auf Beiträge über Männer zu verlinken, d.h. Beiträge über Männer sind auf Wikipedia zentraler. Das ist eigentlich kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es mehr Beiträge über Männer gibt, da Männer nun einmal in der Geschichte und Gegenwart häufiger mit etwas Berichtenswertem auffallen als Frauen (dass Emma B sich nunmehr um 10 Kinder als Tagesmutter kümmert, ist nun einmal nicht berichtenswert). Darüber hinaus kann man von Cluster-Bildungen in Wikipedia-Beiträgen ausgehen, so dass es nicht verwunderlich ist, dass z.B. ein Beitrag über Erwin Schrödinger auf Max Planck und Albert Einstein verlinkt. Man könnte natürlich den Zwang einführen, dass alle Beiträge, die mit Physik zu tun haben, auf gleichviel männliche wie weibliche Physiker verweisen. Was damit, außer einer Irrelevanz, gewonnen wäre, ist allerdings ebenso fraglich, wie der Nutzen der Ergebnisse, die Wagner et al. unter die Menschheit geworfen haben.

Lexical Bias: Die Ergebnisse hier sind besonders schön: “Our lexical analysis revealed that articles about women tend to emphasize the fact that they are about women (i.e. they contain words like ‘woman’, ‘female’ or ‘lady’), while articles about men don’t contain words like ‘man’, ‘masculine’ or ‘gentleman'”. Die Frage bei solchen Ergebnissen ist immer: Was soll man damit anfangen? (Verwendbarkeits-Bias)

Zunächst einmal sind “female” und “masculine” keine Entsprechung, eher ein Beleg für einen Bias bei den Autoren, denn einem Normalsterblichen wird das Begriffspaar “männlich” und “weiblich” und nicht “maskulin” und “weiblich” einfallen.

Aus ihren Ergebnissen der “lexikalischen Analyse” schließen die Autoren, dass “männlich” das Basisgeschlecht ist, an dem weiblich gemessen wird. Wie man zu diesem Schluss kommt, wir haben keine Ahnung, es sei denn, es ist der Schluss, den man ziehen will. Glaube versetzt bekanntlich Berge, wobei die Berge in diesem Fall eher die Hürden sind, die ein methodisch sauberes Vorgehen vor eine Interpretation wie diejenige stellt, die die Autoren vornehmen.

toothpaste_personality_testMan hätte aus dem geringeren Vorkommen von “Mann” und “maskulin” auch schließen können, dass in Wikipedia vornehmlich männliche Personen vorkommen, die sich nicht in Body-Building-Studios finden lassen. Aber, aus derartigen nichtssagenden Ergebnissen quetscht halt jeder heraus, was ihm passt. So auch die Autoren, deren Bias es vorsieht, eine Benachteiligung von Frauen bei Wikipedia zu finden. Et voilá, da ist sie.

Wie gesagt, wir wissen nach wie vor nicht, welchen wissenschaftlichen Nutzen Forschung, wie die von Wagner et al. überhaupt haben soll, aber heute geht es auch nicht mehr um Nutzen, es geht um Beeinflussung, um Manipulation, ein Bemühen, dass in hanebüchenen Vorschlägen wie dem folgenden deutlich wird:

“…editors could pay particular attention to gender balance of links included in articles about men and women [also eine Link-Quote], and could adopt a more gender-balanced-vocabulary when writing articles about notable people”.

Arendt_totalitarismusDie Banalität des Alltäglichen, von der Hannah Arendt spricht und die Faschismus erst möglich macht, hier ist sie in Reinkultur zu sehen, und hier ist zu sehen, wie sie zu Lasten der Wirklichkeit geht. Wenn Erwin Schrödinger sich mit den Arbeiten von Max Planck und Albert Einstein auseinandergesetzt hat und mit Wolfgang Pauli befreundet war, wie sieht dann die vorgeschlagene Gender-Balance in den Links aus. Soll man Wolfgang Pauli tilgen und mit seiner Ehefrau ersetzen; die Arbeiten von Planck und Einstein, von denen Schrödinger losgegangen ist, unterschlagen oder ihn zum Leser von Gertrude Stein degradieren? Das Beste, was man den Autoren hier zu Gute halten kann ist, dass sie geistlose Schwätzer sind, schlicht nicht wissen, was sie daherbrabbeln.

Das gleiche gilt für das “gender-balanced vocabulary”. Nehmen wir den folgenden Auszug aus dem Beitrag über Marie Curie:

“Am 3. November schrieb sie sich als Marie Skłodowska für ein Studium der Physik an der Sorbonne ein. Unter den 9000 Studenten der Universität in diesem Jahr befanden sich 210 Frauen. Von den mehr als 1825 Studenten der Faculté des sciences waren 23 weiblich. Ihre wenigen Mitstudentinnen kamen meist aus dem Ausland, da an den französischen Mädchenschulen zu dieser Zeit die zur Baccalauréat-Prüfung notwendigen Fächer Physik, Biologie, Latein und Griechisch nicht gelehrt wurden”.

Um die Gender-Balance der Autoren herzustellen, deren Wichtigkeit sie aus dem häufigeren Vorkommen von z.B. dem Wort Frau in Beiträgen über Frauen ableiten zu können glauben, müsste man den Absatz wie folgt umschreiben:

“Am 3. November schrieb sie sich als Marie Skłodowska für ein Studium der Physik an der Sorbonne ein.”

Damit wäre nicht viel an Information verloren, aber das Gezeter der feministischen Mafia bei Wikipedia kann man sich schon gut vorstellen.

Kurz: Der Beitrag von Wagner et al. sollte schnellstens der Müllhalde der Geschichte überantwortet werden, auf dem nach unserer Beobachtung sich derzeit ein erhebliches Ungleichgewicht findet: Beiträge, die Gender zum Thema haben, finden sich überzufällig oft unter dem dort entsorgten Müll.

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