Bürgerliches Engagement von ScienceFiles-Lesern

In den letzten Jahren haben verschiedene Ministerien sich dazu aufgemacht, bürgerliches Engagement zu wecken und vor allem für ihre Zwecke zu nutzen. Denn: natürlich wird von Ministerien nichts unterstützt, was sich kritisch mit z.B. der Regierungspolitik oder den Folgen von Politiken beschäftigt. Der engagierte Bürger, wie er den Ministerien vorschwebt, hat sich in erster Linie für politische korrekte Zwecke instrumentalisieren zu lassen und die Lücke zu füllen, die durch den Wegfall der billigen Kriegsdienstverweigerer entstanden ist.

SPD-Variante: Bürgerliches Engagement als infantiler Ringelreihen-Tanz
SPD-Variante: Bürgerliches Engagement als infantiler Ringelreihen-Tanz

Und so obliegt es Lesern von ScienceFiles ein Role Model für tatsächliches bürgerliches Engagement abzugeben, denn bürgerliches Engagement ist kein Engagement, das von oben vorgegeben und kanalisiert wird, es ist Engagement, das von Individuen gezeigt wird, ohne dass sie dazu angeleitet oder aufgefordert worden wären – intrinsisch motiviertes Engagement.

Ein Leser von ScienceFiles, der sich in den letzten Wochen besonders bürgerlich engagiert hat, ist Enrico. Er hat eine Reihe von ScienceFiles-Beiträgen zum Anlass genommen, um nachzufragen.

So haben wir vor einiger Zeit darüber berichtet, dass politische Wissenschaftler, also Ideologen, die an der TU-Dresden eine Möglichkeit gefunden haben, sich ein Auskommen zu verschaffen, Werner J. Patzelt dafür anfeinden, dass er sich auf Fakten beruft und nicht in den Chor der öffentlich-rechtlich Entrüsteten, die in Pegida-Teilnehmern nichts anderes als Rechtsextreme erkennen können, einstimmt. Dass er das nicht tut, hat seine Ursache in Patzelt’s Integrität, was wiederum eine Folge der Fakten ist, die Patzelt über die Teilnehmer der Pegida gesammelt hat.

AnonymityEnrico hat unseren Beitrag zum Anlass genommen, um an die politischen Wissenschaftler der TU-Dresden zu schreiben, die Patzelt anfeinden. Sofern er eine Antwort auf seine eMail erhält, werden wir diese publizieren, wenn nicht, nehmen wir die Dresdner Ideologen in unsere Liste der Wissenschaftler auf, die sich im Poor Coward’s Cycle (PCC) befinden.

“Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin auf Ihre Stellungnahme zu den Äußerungen von Prof. Werner Patzelt aufmerksam geworden. Da ich seit 25 Jahren in Dresden lebe und an der TUD studiert habe interessiert mich dieses Thema. Nach der Lektüre stellen sich mir jedoch einige Fragen. Da Sie die Stellungnahme ausdrücklich in Ihrer Rolle als Politikwissenschaftler verfasst haben bitte ich Sie, mir diese Fragen von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus zu beantworten.

Sie schreiben: „Wer für Weltoffenheit und Toleranz auf die Straße geht, betreibt keine Feindbildpflege, ist mitnichten „hysterisch“ und sieht nicht reflexhaft nur Rechtsextremisten und Faschisten bei Pegida mitlaufen.“

  • Woher wissen Sie, dass die Teilnehmer der Demonstrationen gegen Pegida (nur) für Weltoffenheit und Toleranz eintreten? Sind die Teilnehmer zu ihren Zielen und Einstellungen befragt worden? Können Sie Belege angeben?

Sie schreiben: „Was die Demonstrant_innen am meisten treibt, ist das Bedürfnis, auch denen eine Stimme zu geben, die sich aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Aussehens oder ihrer Kleidung montags nicht mehr auf die Straße trauen und damit kaum Gehör verschaffen können.“

  • Sind die Demonstranten, in deren Namen sie zu sprechen vorgeben, auf irgend eine Art legitimiert worden? Von wem genau sprechen Sie, wenn Sie nur Hautfarbe, Aussehen oder Kleidung erwähnen? Woher wissen Sie, dass sich diese Menschen (alle?) nicht mehr auf die Strasse trauen?

Sie schreiben: „Im Vergleich dazu erscheint uns die Rede von der „Ausgrenzung“ derer, die mit großem medialen Echo wöchentlich für eine Vielzahl an teils rechtspopulistischen Forderungen auf die Straße gehen, wie blanker Hohn.“

  • Können Sie die Vielzahl der Forderungen belegen, die Sie hier angeben? Weiter oben in Ihrem Text weisen Sie hysterisches und reflexhaftes Verhalten Ihrerseits zurück, nutzen jedoch an dieser Stelle das Attribut „rechtspopulistisch“. Stellt nicht gerade die Verwendung des Attributs „rechtspopulistisch“ einen Versuch der Ausgrenzung von Pegida dar?

Sie schreiben: „Ebenso entschieden wenden wir uns gegen den Vorwurf, dass Pegida-kritische Demonstrationen für eine Zuspitzung der politischen Atmosphäre in Dresden verantwortlich seien. Wahr ist, dass das gesellschaftliche Klima in Dresden rauer geworden ist.“

  • Wenn nicht die Pegida-kritischen Demonstrationen für eine Zuspitzung sorgen, wer oder was ist es dann?

Sie schreiben: „ Neueste empirische Untersuchungen bestätigen eine deutliche Zunahme an Übergriffen auf Migrant_innen und Flüchtlinge. “

  • Auf welche Untersuchungen beziehen Sie sich hier? Eine Angabe von Quellen würde mir helfen.

Sie schreiben: „Als Politikwissenschaftler_innen sehen wir uns täglich in der Pflicht, Diskriminierungen auch in Form des bürgerlichen Engagements entgegenzutreten.“

  • Ich war bisher der Meinung, dass es die Aufgabe von Politikwissenschaftlern ist, politische Prozesse zu erforschen und nicht, Politik zu machen. Können Sie noch objektiv auf Ihrem Gebiet forschen, wenn Sie sich als Wissenschaftler politisch positionieren? Sehen sie in den Pegida-Demonstrationen eine Diskriminierung? Wenn ja, wer wird wie diskriminiert? Wie stehen sie generell zur Meinungs-, Rede-, und Demonstrationsfreiheit?

Ich hoffe, Sie können mir wenigstens auf einige meiner Fragen eine Antwort zukommen lassen.

Mit freundlichen Grüßen,

Die eMail ging an die folgenden Adressaten:

  • Oliviero.Angeli@tu-dresden.de
  • mark.arenhoevel@tu-dresden.de
  • rico.behrens@tu-dresden.de
  • peter.birkenhauer@mailbox.tu-dresden.de
  • kerstin.budde@tu-dresden.de
  • brigitte.fuhrmann@tu-dresden.de
  • anna_lena.hemmer@tu-dresden.de
  • Jan-Philipp.Kruse@tu-dresden.de
  • phillip.roth@tu-dresden.de
  • peter.lange@mailbox.tu-dresden.de
  • julia.schulze_wessel@tu-dresden.de
  • christian.woehst@tu-dresden.de

Da man als Wissenschaftler nur dann Behauptungen aufstellt, wenn man die entsprechenden Behauptungen auch belegen kann, sind die Fragen von Enrico ein Lackmustest, der blau wird, wenn die Angefragten antworten und ihre Behauptungen belegen können, rot, wenn sie es nicht können und nicht antworten.

Eine weitere eMail von Enrico, dieses Mal an Prof. Dr. Beck, der für eine Ausschreibung der Hochschule Mannheim verantwortlich zeichnet, in der männliche Bewerber klar diskriminiert werden, wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten.

“Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Beck,

ich bin auf die Stellenausschreibung zur Professur „Mathematik und Physik“ Bes. Gr. W2 (Stellen-Nr. 731) an der Hochschule Mannheim aufmerksam geworden. Darin heißt es „Die Besetzung der Professur steht unter dem Vorbehalt der Finanzierung aus dem Professorinnenprogramm II.“. Mit andere Worten: die Stelle wird entweder mit einer Frau oder gar nicht besetzt. Andererseits werden im Text ausdrücklich Bewerber, also Männer, angesprochen. Diese hätten jedoch keine Chance, selbst wenn sie besser geeignet wären. Können Sie mir bitte erklären, warum Männer zur Bewerbung aufgefordert werden?

Mit freundlichen Grüßen,”

Die eMail ging an: k.beck@hs-mannheim.de

Es wäre wünschenswert, dass viele Leser von ScienceFiles dem Vorbild von Enrico folgen und sich von sich aus einmischen, denn eine Demokratie kann nur überleben, wenn sich Bürger einmischen, und zwar in einer Weise, die nicht von oben als der Oligarchie genehmes bürgerliches Engagement vorgegeben ist.

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