Freitag, der 13. – Aberglaube trifft Sozialforschung

“Friday, the 13th; I thought as much. If Bob has started, there will be hell, but I will see what I can do.”

MacKay Public DelusionsSo beginnt der Roman “Friday, the Thirteenth” von Thomas W. Lawson. Ein Roman mit aktuellem Thema. Veröffentlicht im Jahre 1907 beschreibt er, wie ein Börsenhändler den Aberglauben seiner Mitmenschen ausnutzt, um die Wall Street in Panik zu versetzen. Es scheint, der Roman hat, obwohl weder heilende Steine noch der Glaube an Chemtrails darin vorkommen, nichts an Aktualität verloren.

Lawson wird häufig als Urvater der Diskriminierung des 13. jeden Monats und der Mehrfach-Diskriminierung des 13., der auf einen Freitag fällt, bezichtigt. In jedem Fall hat er seinen Anteil am Aberglauben um Freitag, den 13., jenen Tag, an dem Jason Voorhees u.a. auf die Jagd nach Opfern geht.

Nicht nur, dass ein harmloser Freitag, der auf einen 13. fällt (oder umgekehrt), unter dem Aberglauben zu leiden hat, auch ganz normale Menschen, die das Schicksal des Freitags teilen und an einem ebensolchen, dem 13., geboren wurden, leiden unter dem Aberglauben. Das jedenfalls will der Aberglaube so, der entweder den am Freitag, den 13., Geborenen, oder denen, die die am Freitag, den 13., Geborene kennen, einredet, daran sei etwas Besonderes, etwas besonders Schlechtes oder Unglückliches.

Jan Fidrmuc und J. D. Tena, zwei unerschrockene Forscher von der Brunel University in London sind nunmehr angetreten, dem Aberglauben um Freitag, den 13., ein Ende zu bereiten – mit den Mitteln der quantitativen Datenanalyse sind sie dem Aberglauben zu Leibe gerückt.

Margaret Thatcher
geb. Freitag, 13. Oktober 1925

3,9 Millionen Informationen zu 60.000 Britischen Haushalten, darunter 122.833 Briten, die an einem 13. geboren wurden, und 18.032 Briten, die an einem Freitag, den 13., geboren wurden, haben Fidrmuc und Tena zusammengetragen, um dem Aberglauben ein für alle Mal den Garaus zu machen und Freitag, den 13., als vollberechtigten Tag in die Reihe der anderen Tage aufzunehmen.

Vermeintliche Unglücksraben, die an einem Freitag, den 13., geboren wurden, sollten sich von Inhabern glücklicherer Geburtstage dadurch unterscheiden, dass ihre Biographie in wichtigen Punkten suboptimal verlaufen ist. Fidrmuc und Tena zeigen sich hier als Optimisten, sind sie doch der Meinung, die Höhe des Stundenlohns und die Frage, ob ein Mensch eine Arbeit finde, wirke sich auf Lebenschancen aus, ja entscheide über dessen Lebenschancen (Sie leben offensichtlich noch in der Vor-Nanny-State-Zeit).

Wie dem auch sei, Fidrmuc und Tena rücken dem Aberglauben mit Regressionsanalysen zu Leibe und vernichten ihn vollständig: Weder haben Menschen, die am Freitag, den 13., geboren wurden, eine geringere Wahrscheinlichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden noch erhalten sie geringere Löhne als Menschen, die nicht an einem 13. des Monats, der ein Freitag war, geboren wurden.

13. August 1926
geb. Freitag, 13. August 1926

Außerdem haben Menschen, die am Freitag, den 13., geboren wurden, nur eine minimal geringere Wahrscheinlichkeit, single zu bleiben (also nicht zu heiraten), ein Ergebnis, das man so und so werten kann, oder: “we leave it up to the reader to decide whether staying single is good or bad luck”.

Abergläubige müssen sich also etwas Neues suchen, um sich einzubilden, z.B. eine lange verschollen geglaubte Schriftrolle, die gerade gefunden wurde und in der prophezeit wird, dass im Jahre 3045 nach dem Fall des House of Usher, also am 13. August 2015, die Welt untergeht, weil Keppler Außeriridsche aufgeweckt hat, die nunmehr den Schutzring der Engel um die Erde durchbrochen haben und anfangen, den Erdenbewohnern die McNuggets streitig zu machen.

Fidrmuc, Jan & Tena, J. D. (2015). Friday the 13th: The Empirics of Bad Luck. Kyklos 68(3): 317-334.

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