Beharrliche Lernverweigerung: Berliner Wissenschaftler versucht weiter der Realität zu trotzen

Manches, was wir zu lesen bekommen, macht uns sprachlos, anderes entsetzt uns, wieder anderes macht uns müde, unsagbar müde.

Hurrelmann BildungsverliererAls langjährige Bildungsforscher mit der entsprechenden Erfahrung sind wir kurz vor dem Stadium eines müden Methusalem, wenn wieder einmal ein Nachwuchswissenschaftler das Rad neu erfinden will oder seine Unkenntnis über das deutsche Bildungssystem und grundlegende Begriffe zu seiner Beschreibung zum Besten gibt.

Zur Erinnerung:
Deutschland hat ein Schulsystem mit unterschiedlichen Schultypen, die auf unterschiedlichem Niveau (Sonderschule bis Gymnasium) angesiedelt sein sollen.

In diesen Schulen finden sich Schüler mit bestimmten Fähigkeiten und Lehrer mit bestimmten Fähigkeiten. Die Schüler erbringen bestimmte Leistungen und die Lehrer bewerten die entsprechenden Leistungen mit Noten. Die Noten, die Lehrer vergeben, sind mindestens von den Fähigkeiten der Lehrer und den Fähigkeiten der Schüler abhängig und sind deshalb nicht deckungsgleich mit den schulischen Leistungen von Schülern.
Schließlich gibt es den Schulabschluss (oder eben nicht), das ist dann das Zertifikat dafür, dass man die angemessene Zeit am entsprechenden Schultyp abgesessen hat (oder nicht).

Das sind die Basics des deutschen Bildungssystems. Und entlang dieser Basics kann man einige beunruhigende Beobachtungen machen, z.B.:

(1) Jungen finden sich häufiger auf Sonderschulen und Hauptschulen als Mädchen.

(2) Jungen benötigen bessere Leistungen, um die gleichen Noten zu erhalten wie Mädchen.

(3) Jungen benötigen bessere Leistungen, um die gleiche Grundschulempfehlung zu erhalten wie Mädchen.

Das sind einige der beunruhigenden Beobachtungen, die zu erklären wären. Ebenso wie man erklären muss, warum Jungen umso besser im Schulsystem abschneiden, je mehr männliche Grundschullehrer ihre frühen Bildungsjahre begleitet haben.

Mit den entsprechenden Erklärungen hätten ernsthafte Wissenschaftler einiges zu tun. Vermutlich gibt es deshalb so wenig Versuche, die entsprechenden Erklärungen zu finden, weil es so wenige ernsthafte Wissenschaftler gibt.

Statt ernsthafter Wissenschaftler gibt es Ideologen, wie Marcel Helbig, der am Wissenschaftszentrum Berlin, das zwischenzeitlich wohl eher als Ideologenzentrum geführt wird, einen Unterschlupf gefunden hat, von dem aus er die Versuche, eine Erklärung für die oben genannten Phänomene zu finden, mit seiner Unkenntnis zu torpedieren versucht.

Mehr männliche Lehrer helfen Jungen nicht. Das Geschlecht der Lehrkraft hat keinen Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern. […] Dass Jungen schlechter in der Schule abschneiden, führt der WZB-Forscher auf Unterschiede in der Leistungsbereitschaft zurück.”

Man weiß wirklich nicht, ob man lachen oder schreien soll, ob dieses Beitrags unter der Rubrik: Unsinnige Erklärungen für ernsthafte Phänomene, der nur zeigt, dass Helbig nicht einmal den Kern des Problems verstanden hat, werkelt er doch seit Jahren mit Bildungserfolg herum und meint damit Schulnoten.

Und das ist es, was uns so müde macht.

Schulnoten fallen nicht vom Himmel, sie werden vergeben, von Lehrern. Lehrer sind keine Notengebungsautomaten, sondern Personen mit Vorlieben für Schüler mit bestimmten Eigenschaften (Die Bildungsforscher unter uns erinnern sich: The Ideal Pupil von Howard Becker – 1952 [!sic] erstmals als Konzept eingeführt), die ihre Notengebung beeinflussen, ergo entsprechen viele Noten nicht dem Leistungsvermögen von Schülern. Das wurde wieder und wieder belegt, nur der angebliche Bildungsforscher aus Berlin weiß es nicht – oder er tut sich aus ideologischen Gründen schwer, es zu akzeptieren.

Hurrelmann BildungsverliererSo wenig wie er weiß, dass es auf Hauptschulen, wo es mehr Jungen gibt, andere Bildungszertifikate gibt als auf Gymnasien, wo mehr Mädchen sind. Entsprechend bleiben die Jungen, weil mehr auf Hauptschulen sind als Mädchen, im Hinblick auf die Bildunszertifikate, die sie erreichen, hinter Mädchen zurück, die häufiger als Jungen an Gymnasien zu finden sind.

Dass Jungen auf Sonderschulen und Hauptschulen ausgesiebt werden und seltener als Mädchen als Schüler an Gymnasien ankommen, das ist das Explanandum. Das gilt es zu erklären. Und nicht die Schulnoten von Schülern der 9. Klasse am Eduard Spranger Gymnasium in Landau/Pfalz.

Wo wir gerade in der Pfalz sind, dort sagt man: “Herr, schmeiß Hirn!”, in einem solchen Fall. Aber Hirn würde nichts nutzen, denn der Berliner Helbig vom Wissenschaftszentrum ist nicht an Forschung, sondern an Ideologie interessiert.

Das ist leicht zu zeigen, wurde er doch schon mehrfach auf seine Irrtümer hingewiesen, und wenn man ihm zu gute hält, dass er mit durchschnittlicher Intelligenz begabt ist, dann hätten die Hinweise einen Lernprozess auslösen müssen. Haben sie aber nicht, sonst würde er nicht weiterhin mit seinen unsinnigen Erklärungsvorschlägen hausieren gehen. Bleibt also nur die Erklärung: Er ist nicht Wissenschaftler, sondern Ideologe und als solcher hat er in der Wissenschaft nichts zu suchen.

Das wurde bereits offensichtlich als Dr. habil. Heike Diefenbach von der Redaktion der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie gebeten wude, die Dissertation von Marcel Helbig zum nämlichen Thema einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Ergebnis der Prüfung: Note mangelhaft. Damit war sein Versuch, in der Bildungssoziologie Fuß zu fassen, beendet.

Entsprechend versucht Helbig seinen ideologischen Beitrag bei Erziehungswissenschaftlern unterzubringen, in der “Enzyklopädie Erziehungswissenschaft”, die wohl zu den Online-Enzyklopädien gehört, die von Gratisbeiträgen leben, die wiederum von Nachwuchswissenschaftlern geliefert werden. Offensichtlich findet bei der Online-Enzyklopädie auch keine Qualitätsprüfung statt, was abermals den Stellenwert derselben deutlich macht. Fände eine statt, der Beitrag von Helbig wäre nicht erschienen.

Entsprechend warnen wir an dieser Stelle alle Nutzer der Online-Enzyklopädie vor einem Beitrag, mit dem versucht werden soll, die Suche nach einer Erklärung der Nachteile von Jungen im deutschen Bildungssystem mit Ergebnissen, die nicht einmal entfernt zur Erklärung des Explanandums taugen, zu unterminieren. Wie allen ideologischen U-Booten, so geht es Helbig nicht darum, die Realität zu beschreiben, sondern die Realität vorzuschreiben und festzuschreiben, und zwar im Sinne der Ideologie, der er sich andienen möchte.

worship with usUnd weil er am WZB in Berlin Unterschlupf gefunden hat, huldigt er natürlich der Genderideologie, vermutlich dreimal täglich in der WZB-Kapelle: Oh Gendergott, gib’ mir Kraft, dass ich auch weiterhin der Realität widerstehen kann und gegen Wissen jeglicher Art resistent bin!”

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