Wir sind nicht Friedensnobelpreisträger

Eine kleine Glosse über die Unverschämtheit zum Wochenende.

ARD_FriedensnobelpreisDa hat sich die wie immer gut informierte ARD heute morgen um 9.54 Uhr weit nach vorne gewagt. Angela Merkel wird “zum Favoritenkreis” für den Friedensnobelpreis 2015 gezählt. Merkel, das “Gesicht eines offenen Europas”, Merkel, die eigentlich nicht für ihr Gesicht, sondern für ihre Bemühungen um “einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine” vorgeschlagen worden war. Aber: “Gesicht eines offenen Europas” ist alle Mal besser als Teil eines sanktionierenden Europas, so hat sich die ARD gedacht, und Merkel zum Favoritenkreis gezählt, zum illustren Favoritenkreis aus:

Papst Franziskus – der Papst bietet sich immer an, ist Frieden doch sein Geschäft – jedenfalls in der Moderne.

UNHCR – Hilfswerk der UN für Flüchtlinge – klingt human, klingt gut, ist UN, eine sichere Bank für Friendenspreise, fast so sicher wie die Europäische Union, die tut ja auch was für Flüchtlinge, aber die EU, die hat den Preis ja schon.

Oder Raif Badawi, Blogger aus Saudi Arabien, der vom Regime ausgepeitscht wird. Das macht ihn für den Westen passabel und vorzeigbar, als Mahndenkmal gegen das Regime, das ist fast so gut wie Menachim Begin, der als Kommandeur der Terrorvereinigung Irgun Tzwa’i Le’umi verantwortlich für einen Terroranschlag auf das Kind David Hotel in Jerusalem (1946) 91 Tote (zumeist britische Offiziere) und das Massaker von Deir Yasin (1948) rund 100 tote Araber, genau hat die niemand gezählt, war. Fast so gut deshalb, weil früher die Täter mit dem Friedensnobelpreis belohnt wurden, heute dagegen die Opfer – vielleicht ein Fortschritt.

Aber dieser Fortschritt ändert nichts daran, dass es ein Skandal ist:

Wir sind nicht Friedensnobelpreisträger!

Und das obwohl Angela Merkel Stunden, Tage, Wochen, ja Monate aufgewendet hat, um “das Gesicht eines offenen Europas” zu werden. Was soll Deutschland eigentlich noch tun, um wieder einen Friedensnobelpreisträger zu stellen? Seit Willy Brandt, der vermutlich als Gesicht der neuen deutschen Friedlichkeit, 1971 den Friedensnobelpreis erhalten hat, ist hier nichts mehr geschehen.

44 Jahre ohne Titel. Das schafft nicht einmal die Eishockeynationalmannschaft.

Und so gut, wie mit dem offenen europäischen Gesicht von Merkel standen die Chancen schon lange nicht mehr, sagt die ARD, und die ARD, die muss es wissen.

Was ist passiert?

Komplott.

Griechisch-amerikanisches Komplott gegen das “Gesicht eines offenen Europas”,

Norwegisches Komplott gegen das “Gesicht eines offenen Europas”.

Weltweites minus Deutschland Komplott gegen das “Gesicht eines offenen Europas”.

Ausgerechnet vier Araber, vier Gesichter der Verhandlung und des Ausgleichs in Tunesien, Tunesien, das muss man sich einmal vorstellen, ausgerechnet diese vier Gesichter erhalten den Friedensnobelpreis. Araber, Nordafrikaner, Muslime vermutlich. Eine Schmach, ein neuer Dolchstoß: im Kampf um die meisten Flüchtlinge unbesiegt und dann, meuchlings vom Nobelpreiskomitee entsorgt.

Aus für das “Gesicht eines offenen Europas”.

Und was machen wir jetzt mit all den Flüchtlingen, die für die Marketingaktion “Gesicht eines offenen Europas” angekarrt wurden?

Schicken wir sie doch nach Tunesien. Die haben dort Übung in der Lösung von Problemen, im Dialog, mehr Übung als Europa, wo Gesichter und nicht Leistungen gefeiert werden – von der ARD.

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