“Problembürger”: neue akademisierte Beleidigung durch Problembeamte?

Der Ton wird rauer.

Norbert Frei, der als Hochschullehrer im Fach “Geschichte” an der Universität Jena von Steuergeldern lebt, er hat eine neue Note in die Diskussion um Pegida gebracht:

Klemperer LTI“‘Pegida’ verwendet Begriffe wie die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik, so der Historiker Frei in den tagesthemen. Die Demonstranten seien keine besorgten Bürger, sondern Problembürger. Politik und Verfassungsschutz müssten handeln.

Das, von einem Historiker gesagt, der für sich reklamiert gebildet zu sein, ist bedenklich, mehr als bedenklich, fast, dass man sich an Oswald Spengler erinnert fühlt, der auch in Bausch und Bogen über die Köpfe von Menschen hinweggefegt ist.

Um die Aussage von Frei, dem Historiker, in ihrer Tragweite richtig zu würdigen, ist es notwendig, sie auseinanderzunehmen:

“Pegida” verwendet Begriffe, so wird er von der ARD zitiert. Nur: Pegida gibt es nicht. Und Pegida spricht nicht. Es sprechen immer nur Menschen, Einzelne, manchmal auch Gruppen, die skandieren oder Chöre, die Singsang sprechen. Die Behauptung “Pegida” verwende Begriffe ist also Unsinn, nützlicher Unsinn, denn durch den kleinen Trick, kann man alle, die bei Pegida mitlaufen über einen Kamm scheren. Es ist übrigens, wie die historische Forschung herausgefunden hat, vor allem Kurt Sontheimer und Theodor Adorno (vor allem seine Mitarbeiter) sind hier sehr verdienstvoll, ein Markenzeichen von autoritären Persönlichkeiten, dass sie übertriebene Verallgemeinerungen und Schuldzuschreibungen vornehmen, dass sie die vielen Einzelnen, die Tausend Pegidianer entindividualisieren, gleichschalten und als Masse, als Pegida bezeichnen.

Wie der Historiker Norbert Frei sicher weiß, war die Kollektivierung von Einzelnen, die Verleugnung individueller Unterschiede der Trick, den die Nazis und die Kommunisten unter Lenin wie Stalin angewendet haben, um die Eigengruppe abzugrenzen und die Fremdgruppe der Feinde zu definieren. Alle Volksbürger und alle Genossen waren gleich und hatten einen ebenso undifferenzierten Feind – oder einen Problembürger?

Denn die Nazis haben Juden als Problem angesehen, Lenin hat u.a. den russischen Adel und alle, die Kerenski nahestanden, als Problem angesehen und Stalin hat eine Vielzahl entsprechender Probleme im Verlauf seiner Herrschaft beseitigt, so hat jeder seine Problembürger, Bürger, die nicht passen wollen.

Der beschriebene Kollektivismus, er feiert fröhliche Auferstehung, dieses Mal aus dem Mund von Norbert Frei, der nicht nur den Problembürger geschaffen hat, er hat auch gleich die Kollektivstrafe wiederbelebt, die seit Jahrtausenden (nicht erst seit den Nazis) erfolgreich eingesetzt wird, um wahllos Menschen zu verhaften, zu deportieren oder freundlicher: zu Problembürgern zu machen.

Oder wie Norbert Frei sagt:

“Die Leute, die da heute mitlaufen, können sich nicht mehr darauf berufen, dass ihnen das in den Tiefendimensionen nicht bekannt sei”, sagte Frei weiter. Jeder Demo-Teilnehmer wisse, was er da tue und müsse zur Verantwortung gezogen werden, wenn es zu Ausschreitungen komme oder damagogische Symbole verwendet würden.

Mitgegangen, mitgehangen hat man früher gesagt. Und sicher gilt die Forderung von Frei nicht nur für Rechte, sondern auch für Linke, wenn sie wieder friedlich in Frankfurt demonstrieren und dabei Polizeiautos anzünden (und natürlich für Problembeamte, die akademisierte Beleidigungen absondern, was letztlich nach der Lex Frei zur Schließung ganzer Fachbereiche führen muss). Man kann nur hoffen, dass Frei nicht weiß, was er da zusammenplappert, dass er nicht weiß, was er tut und ihm “die Tiefendimension” seiner eigenen Aussage nicht bewusst ist.

Aber was ist die Tiefendimension?

Beginnen wir mit einer Frage: Was will Herr Frei mit den Problembürgern machen, die weiterhin “mitlaufen”? Wie will er sie zur Verantwortung ziehen, wenn einer der sagen wir 4.999 anderen Demonstranten ein “demagogisches Symbol” verwendet?

Sollen dann alle Demonstranten unter Hausarrest gestellt werden, bei ihrem Arbeitgeber gemeldet werden? Sollen alle Demonstranten ihre Bürgerrechte verlieren oder in einem Lager in der Lüneburger Heide interniert werden, mit Stacheldraht drumrum und Hundestreifen? Oder was schwebt dem Historiker aus Jena vor?

Was vor allem wäre anders, wenn man damit beginnen würde, Kritiker, die das Pech haben, ebi einer Demonstration mitzulaufen, bei der ein Demonstrant ein “demagogisches Symbol” verwendet oder Begriffe fallen, die auch von den Nationlsozialisten verwendet wurden, wie z.B. Bürger oder Arbeiter oder Aktiengesellschaft oder Geschichtswissenschaft oder Pack von einer weiteren Teilnahme abzuschrecken oder daran zu hindern?

Man würde sie nicht mehr sehen.
Aber sie wären noch da – würden vermutlich in ihrer Wohnung sitzen und brüten und weiterhin Problembürger sein!

Was tun, Herr Frei?

ARD ProblembuergerWie sieht das “harte Durchgreifen” aus, das Norbert Frei fordert? Welche Handlung folgt von Seiten der Politik, des Staates, des Verfassungsschutzes gegenüber den “Problembürgern”, gegenüber den Bürgern, “die uns Sorgen machen müssen”? Und wer ist “uns” in diesem Zusammenhang?

Wie wäre es damit, die Problembürger in Umerziehungslager zu stecken? Das wurde schon mit mehr oder weniger Erfolg in der Vergangenheit probiert. Das weiß der Historiker Frei bestimmt. Dort müssen die Problembürger dann jeden Tag von morgens 6 Uhr bis abends 10 Uhr den Katechismus der Demokratie nachbeten. Sie wissen schon: Meinungsfreiheit, individuelle Freiheit, Versammlungsfreiheit und so.

Wie wäre es damit, neue Erkenntnisse aus der Neurologie einzusetzen, eine Psychopharmaka-Pflicht für Pegida-Mitläufer, solche, die Pegida-Mitläufer waren, Pegida-Mitläufern Unterschlupf gewährt haben, sie verteidigt haben oder am Ende verstanden haben oder, ganz schlimm, versucht haben, über die Interessen der Pegida-Outlaws eine rationale Diskussion zu führen. Rationalität, auch so etwas, was sich in der Weimarer Republik aufgelöst hat, von links und von rechts, in Irrationalität und Lagerdenken, Lagerdenken in beiden Formen der Bedeutung. Ziel der eigens entwickelten Psychopharmaka für Pegida-Mitläufer und alle anderen, die ein gutes Haar an Pegida lassen, z.B. in dem sie darauf hinweisen, dass es “die Pegida” nicht gibt, sondern ein paar Tausend Menschen mit unterschiedlichsten Interessen, Ziel dieser Psychopharmaka ist es natürlich, abweichende Gedanken, also solche, die zu Kritik am System führen können, zu blocken, sie zu erledigen noch ehe sie entstanden sind. Wenn es dazu notwendig ist, die Pegida-Demonstranten und ihrer Helfer und Helfershelfer und Versteher in einen dauerhaften Dämmerzustand zu versetzen, ist das auch in Ordnung.

Und natürlich müssen Pegida-Demonstranten eine elektronische Fussfessel verpasst bekommen, damit Norbert Frei auf seinem Bildschirm in seinem Jenaer Büro jederzeit nachvollziehen kann, wo sich die Pegida-Demonstranten befinden und bei auffälligen Klumpungen von Fussfesselträgern sofort die zustände Einheit der Bundespolizei verständigen kann.

Ja, die Möglichkeiten der Behandlung sie sind schier endlos, jedenfalls solange das Problem mit den Problembürgern nicht endgültig gelöst ist. Vielleicht arbeitet Norbert Frei ja schon an einer entsprechenden Problemlösung. Als Historiker hat er da sicher ein paar Ideen.

Gestern haben wir gedacht, weiter unten kann man nicht mehr aufschlagen als wir den Beitrag von Patrick Gensing analysiert haben. Und heute kommt Norbert Frei, ein Historiker aus Jena. Wir sehen uns falsifiziert. Man kann noch weiter unten aufschlagen, noch weiter in den irrationalen Kollektivismus abdriften, in dem aus Tausenden von Menschen, “die Pegida” wird, jene gleichgeschaltete, entindividualisierte und zu einem Problembürger vermanschte Anzahl von Menschen.

Das, so weiß Herr Frei sicher, war auch ein Markenzeichen des Dritten Reiches, die Entindividualisierung, die Kollektivierung, die Gleichschaltung verschiedener Individuen unter einem abstrakten Begriff und die vollständige Intoleranz gegenüber jeglicher Form von Abweichung von der als richtig angesehenen Ideologie. Insofern sich hier Geschichte wiederholt, hat Deutschland tatsächlich ein Problem, ein erhebliches Problem, mit Problemangestellten an Universitäten, die Keile in die Bevölkerung treiben.

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