Auch das noch: Vier Geschenke überfordern ein Kind

Apotheken sind wahre Horte der Weisheit und des nutzlosen Rates  Orte, an denen “ohne Zuzahlung” und sogar ohne Rezept, Dinge wie die Apotheken-Umschau oder “Baby und Familie” abgegeben werden.

Und ganz ohne Beizettel.

ApothekenKurz: Apotheken sind das El-Dorado für alle Sammler von allerlei gedruckten Devotionalien, Beispielen der Begrenztheit des menschlichen Intellekts und von Ratschlägen, die obwohl in der Inbrunst der Überzeugung vorgetragen, dennoch zum Verschwinden im Meer des Unsinns bestimmt sind.

Zum Beispiel:

“Mehr als drei Geschenke überfordern ein Kind”.

Eine Allaussage ohne wenn und aber: Wenn Sie nun gedacht haben, Ihr Kind sei hier die Ausnahme und man könne ihm vier oder gar sechs Geschenke schenken, dann vergessen Sie das ganz schnell, denn “Mehr als drei Geschenke überfordern ein Kind” bedeutet: Alle Kinder sind mit mehr als drei Geschenken überfordert, also auch Ihr Kind.

Indes wird es schwierig, die schenkwütige Umgebung, die es auf Ihr Kind als Empfänger von Geschenken abgesehen hat, im Zaum zu halten, denn, so heißt es weiter in “Baby und Familie”:

“Alle wollen Ihr Kind beschenken”.

Nicht nur sind mehr als drei Geschenke für alle Kinder eine Überforderung, jetzt wollen auch noch alle genau “Ihr Kind beschenken”. Und natürlich sind alle, alle eben, deutlich mehr als drei, nämlich: 7 297 276 900 als wir diesen Text geschrieben haben. Wenn wir Ihr Kind als Geschenkeempfänger und uns abziehen, bleiben immer noch 7 297 276 897 als alle diejenigen übrig, die Ihr Kind beschenken wollen.

7 297 276 897 potentielle Schenker bei 3, drei, DREI ! Geschenken, wenn die Überforderungsschwelle nicht überschritten werden soll.

Was also tun?

Ingetraud Palm-Walter, Vorsitzende des Arbeitsausschusses “spiel gut” in Ulm und deshalb hinreichend qualifiziert, um sich in “Baby und Familie” zu äußern, weiß Rat:

“Sie rät, zum Beispiel der näheren Verwandtschaft vorzuschlagen, dass sich alle an einem größeren Geschenk beteiligen. ‘Oder Sie achten darauf, dass Ihr Kind nicht alle Geschenke gleichzeitig bekommt’, so Palm-Walter. Die Schenker sollten das Präsent dann übergeben, wenn sie das Kind treffen. ‘Ich finde auch, dass Eltern Wünsche verteilen dürfen. Denn sie kennen ihren Nachwuchs am besten.'”

Die nähere Verwandtschaft zu einer kollektiven Geschenkabgabe zu verpflichten, das hilft nicht wirklich weiter. Gehen wir davon aus, dass die nähere Verwandtschaft 20 Personen umfasst, dann bleiben immer noch 7 297 276 879, die Geschenke bringen wollen, deutlich mehr als drei.

Was also tun?

Wir, in unserer Kolumne, gute Logik gegen groben Unsinn, raten zu Folgendem:

Logik f dummiesProblematische Allaussagen auch über die Weihnachtsfeiertage unterlassen. Nicht “Alle wollen Ihr Kind beschenken”, nicht einmal die Hälfte von alle oder ein Drittel von alle, nein vermutlich wollen rund 10/7 297 276 900 Ihr Kind beschenken. Etwas weniger als alle. Wir hoffen, diese Einsicht ist kein allzu großer Schlag für die eigene Selbstüberschätzung.

Darauf folgt Rat zwei: Und wenn es noch so kribbelt im Hirn, nicht alle Kinder sind mit drei Geschenken überfordert, wenn es überhaupt Kinder gibt, die mit drei Geschenken überfordert sind. Kinder sind nämlich unterschiedlich. Man versucht dieser Unterschiedlichkeit mit dem Begriff “Individuum” Rechnung zu tragen und hat zudem z.B. die Kategorie “Alter” als weiteres Unterscheidungsmerkmal eingeführt.

Und weil Kinder idiosynkratische kleine Individuen oft unterschiedlichen Alters sind, deshalb kann niemand, schon gar nicht Ingetraud Palm-Walter wissen, wie viele Geschenke “ein Kind” überfordern.

Schließlich: Unzulässige Verallgemeinerungen unterlassen. Die Tatsache, dass man selbst mit Legospielzeug überfordert ist, bedeutet nicht, dass Kinder auch damit überfordert sind. Aus der eigenen Überforderung lässt sich nicht auf die Überforderung anderer schließen.

Wir hoffen, das überfordert Ingetraud Palm-Wagner jetzt nicht, rufen Ihr ein “spiel’ gut” zu und raten unseren Lesern: Nehmen Sie zuzahlungsfreie Druckerzeugnisse, die in Apotheken ausliegen, nur nach entsprechender Konsultation ihres Gehirns und dann auch nur im Beisein logischer Schutzkenntnisse zu sich, ansonsten droht ihnen zumindest kurzfristige, wenn nicht dauerhafte infirmitas.

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