Gefangen im Widerspruch zu sich selbst: SPD-Oppermann und die Clausnitzer Ausgrenzung des Zusammenhalts
Wenn Politiker über mehrere Zeilen zusammenhängende Sätze machen sollen oder mehrere Fragen hintereinander gefragt werden, dann hat man eine gute Chance, mindestens einen, wenn nicht etliche logische Fehler zu finden.
Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion ist hier keine Ausnahme.
Unser Land braucht Zusammenhalt statt Ausgrenzung, so ist sein Interview mit der BILD-Zeitung überschrieben.
Und Oppermann sagt darin:
“In Clausnitz hat sich Deutschland von seiner hässlichsten Seite gezeigt. Jeder anständige Deutsche muss sich dafür schämen.”
Und er sagt:
“Die AfD spaltet dieses Land. Sie hetzt Menschen gegeneinander auf. Solche Töne haben wir zuletzt am Ende der Weimarer Republik gehört.”
Und er sagt:
“Nein. Aber uns Demokraten muss es erschüttern, wenn von diesen Leuten eine Pogromstimmung herbeigeredet wird. Wohin das führt, haben wir in Clausnitz gesehen. Unser Land braucht Zusammenhalt statt Ausgrenzung.”
Wie viele logische Fehler sind in diesen wenigen Aussagen enthalten?
Das Offensichtliche zuerst:
Deutschland besteht für Oppermann aus anständigen Deutschen, die sich für die hässliche Seite von Clausnitz schämen müssen und aus unanständigen Deutschen, die für die hässliche Seite von Clausnitz verantwortlich sind. Mit anderen Worten: Oppermann teilt Deutschland in zwei Lager, in die anständigen, die sich schämen und die unanständigen, die sich nicht schämen. Nach seinen eigenen Worten spaltet er damit das Land.
Aber nicht er, der “das Land” in anständige und unanständige Deutsche teilt, spaltet das Land, sondern die AfD, weil die AfD Menschen gegeneinander aufhetzt, und zwar durch Töne, die “wir zuletzt am Ende der Weimarer Republik gehört haben”.
Wer hier “wir” ist, ist unklar. Falls “wir” Oppermann miteinschließt, muss Oppermann älter sein als er vorgibt (1954 geboren), sonst kann er unter den “wir” die Töne vom Ende der Weimarer Republik nicht gehört haben.
Aber vielleicht ist Oppermann ja gebildeter als wir glauben und spielt mit den “Tönen, die wir zuletzt am Ende der Weimarer Republik gehört haben”, u.a. auf die Rede von Otto Wels gegen das Ermächtigungsgesetz an, in dem Wels die Ablehnung des Ermächtigungsgesetzes durch die SPD damit begründet, dass die SPD Verfolgung ausgesetzt sei, und zwar deshalb, weil die SPD dem Zeitgeist nicht folgen und gegen den (nationalsozialistischen) Mainstream gearbeitet hat, so wie die AfD das heute tut?
Überhaupt scheint das, was Wels für die SPD in 1933 sagt, auf die AfD von heute zuzutreffen:
Wie dem auch sei, es ist ein Widerspruch, selbst “das Land” in anständige und unanständige Deutsche und später in “uns Demokraten” und die unanständigen von der AfD zu zerteilen, um dann wenige Sätze weiter festzustellen: “Unser Land braucht Zusammenhalt statt Ausgrenzung”.
Wenn unser Land Zusammenhalt statt Ausgrenzung braucht, warum grenzt Herr Oppermann gleich mehrfach Deutsche mit einer anderen Meinung als er, aus? Ist er gar nicht der Meinung, dass Deutschland Zusammenhalt braucht, denkt vielmehr, Deutschland braucht Ausgrenzung oder merkt er nicht, dass er sich gerade widerspricht?
Wenn Oppermann meint, Deutschland brauche Ausgrenzung, dann muss man daraus schließen, dass er diejenigen, die sein Interview mit der BILD-Zeitung lesen, belügen will, wenn er das Gegenteil behauptet. Das wäre moralisch verwerflich.
Wenn Oppermann nicht merkt, dass er sich widerspricht, dann kann man ihn nicht frei sprechen lassen, denn er weiß offensichtlich vor lauter emotionaler Erregtheit nicht, was er sagt. Es liegt nahe anzunehmen, dass emotionale Erregtheit hinter dem Widerspruch steht, denn Vernunft und Ratio, die kognitive Steuerung über Aussagen ausüben, können nur durch eine affektive ad-hoc-Aussagen ausgeschaltet werden oder als Ergebnis einer tiefergehenden geistigen Störung.
Und Letztere wollen wir hier nicht annehmen.
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das chaos ist gewollt, der bürger nun selbst ruft nach dem starken staat. gut gemacht
hurra auf in die dämokratie
Ich nicht. Ich rufe nach der Abschaffung des Sozialstaates.
Mir würde schon dessen deutliche Verschlankung reichen. Man kann einen Sozialstaat nicht plötzlich abschaffen, nachdem man jahrzehntelang den Bürgern die Eigenverantwortung aberzogen und das betreute Denken schmackhaft gemacht hat. Leider.
“Dämokratur” träfe es wohl noch besser.
Nun, Oppermann ist von der SPD, und das war wieder ein Sargnagel für die Volkspartei. Die Restzeit dieser Volkspartei ist begrenzt. Ein Problem ist allerdings, dass sie als Steigbügelhalter für CDU-Regierungen noch mindestens 2 Legislaturperioden Einfluss hat.
Da sind noch andere Fehler festzustellen: “Die AfD spaltet das Land”. Richtig wäre, wenn er gesagt hätte, wir spalten das Land in “AfD-Wähler” und “anständige Deutsche”.
Das scheint mir die Dummheit zu sein der man heute täglich begegnet. Vor kurzem wurde mir bei einer Stadtführung in Augsburg erklärt, die Stadt sei für Toleranz und Meinungsvielfalt und daher wolle man verhindern das Frau Petry dort eine Rede hält. Der offenkundige Widerspruch dieser Aussage war der eigentlich kompetenten Stadtführerin nicht klar.
Auch die Mitreisenden haben in der Diskussion danach mehrere Minuten gebraucht. Irgendwie setzt da im Kopf was aus. Die verwechseln Meinungsfreiheit mit dem Kampf für die “richtige” Meinung.
Das scheint mir wirklich eine kollektive geistige Störung zu sein.
Herrlicher Artikel – sagt vieles aus.
“Immer schön vage bleiben” von Brigitte Grunert.
http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwj98-Ox2I7LAhXCLw8KHRjKA9gQFggfMAA&url=http%3A%2F%2Fwww.tagesspiegel.de%2Fberlin%2Fimmer-schoen-vage-bleiben%2F731182.html&usg=AFQjCNEZ06Vnxm2dC3n8wluPdK7-Lkc71Q&bvm=bv.114733917,d.bGQ
Die gesamte Politikerkaste ist doch höchst verunsichert und reagiert auch dementsprechend. Es wird nach Schuldigen gesucht, die deren angenehmes Regieren gefährden, und diese werden dann diffamiert, ausgegrenzt, da wird gehetzt, gepöbelt und gemotzt in dem Glauben, der Wähler merkt nix. Oh doch!! Vor allem die in Ostdeutschland, die schon eine Diktatur erlebt und abgeschafft haben. Es erinnert alles sehr an die DDR-Diktatur, was derzeit läuft. Gorbatschows Ausspruch von damals gilt auch heute noch: wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Ich bin überzeugt davon, dass die derzeitigen Politikerschreihälse nicht mehr lange warten müssen, sie sind eh’ schon zu spät!