The Day After: AfD Exorzismus

Drittstärkste Partei in den Landtagen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, zweitstärkste Partei in Sachsen-Anhalt, in alle Landtage mit zweistelligem  Anteil an Wählerstimmen eingezogen: Die AfD ist so etwas wie ein Shooting Star der politisches Szene. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat keine Partei aus dem Stand ein solches Ergebnis zu Wege gebracht. Insofern ist die Feststellung, die wir schon vor Wochen getroffen haben: Das Berliner Parteiensystem geht seinem Ende zu, in den drei Landtagswahlen vom Sonntag eindrucksvoll bestätigt worden.

Am Tag danach haben wir uns angesehen, wie die Presse den AfD-Geist austreiben will.

AfD-Exorzismus:

ExorzistExorzismus: “der durch Worte oder rituelle Handlungen auf Geister geübte Zwang, dem Menschen zu Willen zu sein. Galt es ursprünglich hilfreiche Geister herbeizuwünschen (…), so wandelte sich [Exorzismus] mehr und mehr im apotropäischen Sinn zum Exorzismus, der böse Geister aus Kranken, Besessenen, unter Umständen auch Örtlichkeiten austreiben will. Das Wort, das solche Wirkung tut, muss ein ‘starkes’ sein…” (Wörterbuch der Religionen)

Wem gilt der Presseexorzismus?

Den Wählern!

Den zornigen Wählern, die man beim Münchner Merkur am Werke sieht, den bräunelnden Wählern, die die Süddeutsche ausgemacht hat, den Denkzettel verteilenden Wählern, die beim Mindener Tageblatt festgestellt wurden, den dumpf ängstlichen Wählern, die die Emdener Zeitung am Werk sieht, den Bürgern, denen die Demokratie so wenig wert ist, wie es im Tagesspiegel in Berlin heißt, den Wählern, die in der Taz als ängstliche autoritätsgläubige Wähler beschrieben werden.

Kurz: Die Wähler sind schuld am Wahlergebnis. Eine Feststellung, die nicht weiter verwunderlich ist, denn es sind Wähler, die durch die Ausübung ihres Wahlrechts ein Wahlergebnis zu Wege bringen. Aber sie haben nicht nur ein Wahlergebnis zu Wege gebracht, sie haben – und das ist viel schlimmer – deutsche Journalisten erschreckt, durch die falsche Wahl, durch die Wahl einer Partei, die Journalisten nicht für wählbar halten.

Deshalb bedarf es des Exorzismus von Angst, Autorität und AfD durch schamanistischen Singsang: Du sollst die AfD nicht wählen, Du sollst die AfD nicht wählen, Du sollst die AfD nicht wählen!

Exorzismus ist eine irrationale Praktik, die vom Glauben derer lebt, die sie anwenden. Das sei hier nur kurz eingeworfen, ehe wir uns mit dem “starken Wort” befassen, denn Exorzismus funktioniert nur, wenn ein starkes Wort, eines, das Furcht und Angst einflößt, eines, dass ängstliche und autoritäre AfD-Wähler zur richtigen Autorität bekehrt, benutzt wird.

Starke Worte:

“Der Osten bräunelt” (Süddeutsche); Meint: AfD-Wähler sind Nazis.
“offen rechtsradikal und eine Bedrohung für den Rechtsstaat” (Express); Meint: AfD-Politiker sind kriminell.
“Gefahren, die der Demokratie drohen” (Süddeutsche); Meint: Wähler, die ihr demokratisches Wahlrecht ausüben und falsch wählen, verhalten sich demokratisch und undemokratisch zugleich.
“Demokratie ist für Bürger nichts wert” (Tagesspiegel); Meint: Bürger, die sich an einem Sonntag und gegen jede Vernunft, da das Fehlen ausgerechnet ihrer Stimme nicht bemerkt werden würde, aus dem Bett und ins Wahllokal schleppen, die also ihre Motivation für die Demokratie unter Beweis stellen, sie verhalten sich nicht demokratisch.

Wie gesagt, Exorzismus ist nicht rational, sondern irrational.

Und er lebt von der Beschwörung.

In der Süddeutschen wird der “Zusammenhalt der Gesellschaft” beschworen. Dazu brauche es starke Führer mit “entschlossener Gelassenheit” wie Winfried Kretschmann. Lustig, das ausgerechnet die Alpen Prawda den Führungskult wiederentdeckt.

Beschwörung durch Hingabe an einen starken Führer also.

In der taz werden die Politiker beschworen, ihrer Bevölkerung nicht zu misstrauen, dadurch, dass sie nicht mehr an die “Hilfsbereitschaft gegenüber Schutzsuchenden, an den Ehrgeiz und an die Geduld der Mehrheit glauben”.

Tosh legalize it
Gegenexorzismus

Beschwörung durch Glaubensinhalte, quasi seine Form des selbstreferentiellen sich-in-Trance-Redens: Die Mehrheit wählt nicht AfD, die Guten wählen nicht AfD, die Hilfsbereiten wählen nicht AfD, nur autoritäre Mieslinge wählen AfD, …

Die dumpfe Angst der Bevölkerung ist schuld, die dumpfe Angst der Bevölkerung ist schuld, die dumpfe Angst der Bevölkerung ist schuld … in der Emder Zeitung. Und warum hat die Bevölkerung Angst? Weil die Politiker “den Menschen” nicht erklärt haben, warum es nicht so sein wird, dass Flüchtlinge Deutschland negativ verändern werden.

Beschwörung im Untertanenblatt aus Emden: Die klugen Politiker müssen die dummen Menschen belehren, die klugen Politiker müssen die dummen Menschen belehren …

Schließlich, die Perle aus Aachen, die Aachener Zeitung:

“Die entfesselte Boom-Society des neuen Reichtums, der neuen Rücksichtslosigkeit, der neuen Willkür hat alte Strukturen brutal zerstört und über Jahrzehnte gewachsene gesellschaftliche Strukturen ausgehebelt”.

Das wollte der entsprechende Redakteur schon immer einmal loswerden. Es hat zwar nichts mit den Landtagswahlen zu tun und ist vollkommen inhaltsleer, aber irgendwie muss es im Hirn dieses Redakteurs gut geklungen haben. Was der wohl geraucht hat?

Richtig: Guter Exorzismus baut auf psychotropen Pflanzen auf!

Noch einmal die Tatsachen:

Baden-Württemberg: AfD bei 15,1%
Rheinland-Pfalz: AfD bei 12,6%
Sachsen-Anhalt: AfD bei 24,2%

 

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