Parlamente voller Rassisten

Neuankömmlinge im Kindergarten.

Sie stören das Gleichgewicht, das zwischen den Kindern, die sich seit längerem im Kindergarten befinden, besteht. Zum Beispiel bei der Verteilung der Spielsachen. Es ist klar geregelt, wer wann mit den Bauklötzen spielen darf. Neuankömmlinge stören diese Regeln gegenseitigen Verständnisses. Entsprechend werden sie zunächst ignoriert und abwehrend behandelt, ausgegrenzt, wenn es um den Zugriff auf Bauklötze geht. Die Neuankömmlinge bilden die Fremdgruppe. Ihnen gegenüber steht die Ingroup derer, die bislang Zugang zu den Spielsachen haben.

Im Kindergarten wird entweder eine Intervention durch das so genannte pädagogische Personal erfolgen, das darauf hinwirken will, die Neuankömmlinge zu integrieren und ihnen den Zugang zu Spielressourcen zu sichern oder – bei Kindern nicht auszuschließen – die Neugier der alteingesessenen Kinder wird den Graben zwischen In- und Outgroup überwinden und dazu führen, dass die Neuankömmlinge integriert werden.

In der Welt der Erwachsenen ist dies anders.

Hier gibt es feste kodifizierte Regeln, Regeln wie z.B. diese:

“(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.” Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes

Oder diese Regel:

“Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.” § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes

Szenenwechsel.

In gleich drei Landtage sind politische Paria eingezogen, Personen, die vor allem wegen ihrer Weltanschauung Neuankömmlinge in den Parlamenten sind. Entsprechend sehen sich die Neuankömmlinge, so wie die Neuankömmlinge im Kindergarten, einer Ingroup Alteingesessener gegenüber, die ihnen den Zugang zu Ressourcen verwehren wollen. Die Bauklötze, mit denen in bestimmten Ausschüssen gespielt wird, die Neuankömmlinge, sie werden von ihrer Benutzung ausgeschlossen. Bestimmte Posten in der Hierarchie der Parlamente, sie werden den Neuankömmlingen verschlossen bleiben, denn die Neuankömmlinge, sie sind fremde Usurpatoren, die die Ressourcenverteilung unter den Alteingesessenen stören.

Nicht nur das, die Neuankömmlinge sie sind keine Flüchtlinge, denen man eine kulturelle Andersartigkeit zu Gute halten kann. Schlimmer, sie sind kulturelle Kollegen, deren Sprache man teilt, deren Sitten und Verhaltensweisen man kennt. Nichts ist schlimmer für eine Ingroup als eine Outgroup, die ihr ähnlich ist. Um sich zu differenzieren, muss man die Outgroup stigmatisieren, ihr allgemeine Etiketten anheften, so wie das Rassisten und Menschen voller Vorurteile tun. Man muss sie rundum als Nazis beschimpfen, sie zu Rechtsextremisten erklären, sie in jeder nur erdenklichen Weise politisch diskriminieren, denn anders ist es nicht möglich, die Ingroup der Alteingesessenen von der Outgroup derer, die sich kaum unterscheiden, zu trennen.

Sherif Robbers caveUnd weil in Parlamenten angeblich Erwachsene sind und pädagogisches Personal zur Betreuung der Insassen nicht vorhanden ist, deshalb gibt es niemanden, der dafür sorgen will, dass der Graben zwischen den Alteingesessenen und den Neuankömmlingen überwunden, dass die Neuankömmlinge integriert werden. Und weil es unter angeblichen Erwachsenen nicht einmal mehr halb so viele Mutige gibt wie unter Kindern, deshalb wird es auch keine Initiative von einem Alteingesessenen, den die Neugier übermannt und der feststellt, dass die Gemeinsamkeiten das Trennende doch überwiegen, geben, die zur Integration der parlamentarischen Neuankömmlinge führen wird.

In der Erwachsenenwelt werden Neuankömmlinge in Parlamenten ausgegrenzt. Keine Maßnahme, die dem Ziel gewidmet ist, zwischen Neuankömmlingen und Alteingesessenen zu vermitteln, ist vorhanden, kein pädagogisches Personal, das die Stereotype und Vorurteile zwischen der parlamentarischen Ingroup und den Neuankömmlingen versucht, abzubauen, ist gegenwärtig und kein Goodwill, wie er im Kindergarten zwischen manden einander fremden Kindern noch vorhanden ist, ist in Parlamenten zu finden.

In Parlamenten herrschen Ausgrenzung und Stereotypisierung. Dort werden Neuankömmlinge wegen ihrer politischen Anschauungen oder Weltanschauung ausgegrenzt und diskriminiert. Parlamente sind deshalb der Ort, an dem sich die Rassisten Deutschlands finden.

Bleibt zu hoffen, dass diejenigen, die nach wie vor an die Kontakthypothese glauben, also die Hypothese die behauptet, Vorurteile würden im direkten Kontakt derer, die sie haben und derer, gegen die sie sich richten, abgebaut, vielleicht in Parlamenten Recht haben. Vielleicht hilft das Bilden von Tischgruppen in der Kantine, mindestens ein AfD-Parlamentarier pro Tisch, dabei, Rassismus und Vorurteile bei Alteingesessenen abzubauen.

Literatur

Baumol, William J. & Blinder, Alan S. (1988). Economics. Principles and Policy. San Diego: Harcourt Brace Jovanovich.

Coase, Ronald H. (1960). The Problem of Social Cost. Journal of Law and Economics 3(October): 1-44.

EU Commission [Commission of the European Communities] (2006). Community Framework For State Aid For Research And Development and Innovation. Official Journal of the European Union C323/1, 30.12.2006.

Molitor, Bruno (2006). Wirtschaftspolitik. München: Oldenbourg.

Pigou, Arthur C., 1920: The Economics of Welfare.

Schulenburg, Johann-Matthias Graf von der (2005). Versicherungsökonomik: Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Karlsruhe: Verlag Versicherungswirtschaft.

Stephan, Gunter & Ahlheim, Michael (1996). Ökonomische Ökologie. Berlin: Springer.

Tullock, Gordon (2005). The Rent-seeking Society. Indianapolis: The Liberty Fund.

Varian, Hal R. (2001). Grundzüge der Mikroökonomik. München: Oldenbourg.

Bildnachweis

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