Belegt: Schiebung zu Gunsten von Bayern München

Als Pfälzer und Fan des FC Kaiserslautern hat man es schon immer gewusst: Die Bayern werden bevorzugt, Tore werden ihnen herein und anderen heraus gepfiffen, und überhaupt selbst beim legendären 7:4 des FCK waren alle vier Gegentore klare Abseitstore, und beim 4:0 einige Jahre später, wurden mindestens drei Elfmeter gegen die Bayern nicht gegeben. Die Bevorzugung der Bayern, der Geldmagnaten aus der Landeshauptstadt, die selbst ihr Stadion an ein Unternehmen verkauft haben, sie ist und war offenkundig, so offenkundig, dass es eigentlich keiner weiteren Belege mehr bedurft hätte.

Es gibt sie aber dennoch: Eberhard Feess von der Frankfurt School of Finance & Management, Helge Müller von der Philipps Universität in Marburg und Paul Bose, der seiner Universität gerade als Absolvent den Rücken gekehrt hat, sie sind dafür verantwortlich.

Die drei haben sich Daten besorgt, von der „deltatre AG“, die die „Datenbasis der Deutschen Fußballliga pflegt“, wie es in der Pressemeldung heißt. Geliefert wurden Daten zu den Spielsaisons 2000 bis 2014, 4.348 Bundesligaspiele mit 666 Elfmetern, die nicht gepfiffen wurden, obwohl sie hätten gepfiffen werden müssen. Das Pfiffige an der Datenbank: Es gibt eine Bewertung der Schiedsrichterentscheidung in „eindeutig falsch“, „debattierbar“ und „eindeutig richtig“. Wer diese Bewertung vorgenommen hat? Vielleicht weiß es Eberhard Feess.

Wenn nicht, dann weiß er doch zumindest, dass es eine eindeutige und signifikante Tendenz von Elfmetern gibt, nicht gegen den FC Bayern und nicht gegen ein starkes Team gepfiffen zu werden und zudem gibt es die statistisch signifikante Tendenz von Elfmetern, in Heimspielen eher zu Gunsten der Heimmannschaft nicht gepfiffen zu werden, obwohl sie hätten gepfiffen werden müssen.

Wie erklärt man eine solche Unterlassung? Wie erklärt man es, dass Schiedsrichter eher nicht pfeiffen, wenn sie gegen den FC Bayern, eine Heimmannschaft oder eine starke Mannschaft pfeiffen müssten? So:

“Man neigt dazu, Individuen oder Institutionen mit hohem Status überzubewerten. Wir vermuten aber nicht, dass das mit Absicht geschieht.“

Die Ehrfurchtserklärung: Schiedsrichter stehen in Ehrfurcht im Strafraum und pfeifen nicht, vor Ehrfurcht, vor Ehrfurcht vor dem FC Bayern, Schalke 04, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen. „Quatsch“, klingt es auf Pfälzisch aus den Tiefen der Redaktion, „die sind alle gekauft!“. Auch eine Erklärung, die derzeit nicht falsifiziert werden kann, so wenig wie die Ehrfurchtsthese, die eine Eigenschaft mit der Geschmiert-These teilt: Sie ist kaum prüfbar (wer gibt schon zu, dass er ehrfürchtig oder geschmiert ist?). Deshalb sagt Herr Feess auch, dass die Bevorzugung der Bayern und der anderen Großvereine nicht bewusst (an anderer Stelle) und nicht absichtlich (hier) geschieht. Das Unbewusste kommt immer dann ins Spiel, wenn die eigene These nicht prüfbar ist. Dann verweist man auf das Unbewusste: Denn sie wissen nicht, was sie tun, die Schiedsrichter, die die Bayern bevorzugen. Darf man die Schiedsrichter frei herumlaufen lassen, wenn sie nicht einmal wissen, dass sie den Elfmeter gegen die Bayern nicht gegeben haben, weil sie die Bayern anhimmeln (oder geschmiert wurden)?

Überhaupt ist die Studie der drei Mannen aus Frankfurt, Marburg und aus Unbekannt eher seltsam und entspricht so gar nicht den wissenschaftlichen Gepflogenheiten:

  • Es gibt keinen öffentlich einsehbaren Text,
  • Es gibt keine veröffentlichten Berechnungen,
  • Es gibt keine Angaben zu Methode und Vorgehensweise,

Wer Näheres zu der Studie erfahren will, der muss sich mit Eberhard Feess in Verbindung setzen und sich die Ergebnisse mündlich (!sic) erklären lassen. Glaubt Feess, was er Schiedsrichtern unterstellt, sie auch bei den Adressaten seiner Ergebnisse der Fall, dass sie „dazu neigen“, die Ergebnisse, die Feess und die beiden anderen zusammengerechnet haben, zu glauben, weil sie Akademikern einen hohen Status zuweisen?

Beim DRadio scheint diese Rechnung aufzugehen.

Bei uns nicht. Deshalb verweisen wir darauf, obwohl wir wissen, dass der FC Bayern schon seit mindestens 1970 von Schiedsrichtern bevorzugt wird, dass die Entscheidung, einen Elfmeter zu geben oder nicht, in einem Kontext erfolgt, der vom schiedsrichterlichen Wissen und seinen Entscheidungen beeinflusst wird, z.B. dadurch, dass Spieler X als Schwalbe bekannt ist, z.B. dadurch, dass der Schiedsrichter schon einen Elfmeter gepfiffen hat und nicht noch einen pfeifen will, z.B. dadurch, dass er sich schlicht irrt oder dadurch, dass sein Linienrichter die Abseitsregel neu interpretiert und, und, und natürlich könnte man die nicht gepfiffenen Elfmeter auch mit den gepfiffenen Elfmetern gewichten, jenen Elfmetern, die zeigen, dass nicht die großen Klubs, sondern die kleinen besser abschneiden:

Saison Am meisten Elfmeter: Anzahl
2000/01 Werder Bremen 8
2001/02 Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Werder Bremen 9
2002/03 FC Nürnberg 9
2003/04 Werder Bremen 9
2004/05 FC Nürnberg 8
2005/06 Mainz 05, Bayer 04 Leverkusen 6
2006/07 Alemania Aachen 9
2007/08 Bayer 04 Leverkusen 8
2008/09 VFL Wolfsburg 11
2009/10 Werder Bremen 7
2010/11 Werder Bremen 10
2011/12 Bayern München 11
2012/13 Bayer 04 Leverkusen 8
2013/14 TSG Hoffenheim 14
2014/2015 FC Augsburg 8
2015/16 Werder Bremen, FC Ingolstadt 04, Bayern München 8

Und weil dem so ist, könnte man, würde man die gegebenen Elfmeter berücksichtigen keine so schöne Schlagzeile wie Bayern-Bonus oder Promibonus oder sonstige Überschriften wählen, von denen man sich verspricht, dass statushörige Deutsche sie anklicken…

Aber natürlich bleibt davon, dass man den Bayern Bonus so, wie ihn Feess, Müller und Bosa belegen wollen, nicht belegen kann, die Tatsache unberührt, dass es den Bayern Bonus gibt, wie jeder FCK-Fan spätestens seit 1970 weiß 🙂

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