Grüne: Güter gehören auf’s Fahrrad

Dass die Grünen besonders gute Radfahrer sind und sich auch entsprechend gut aufs Radfahren verstehen, ist seit langem bekannt. Und jetzt machen die Grünen mobil, “Für einen Neustart in der Fahrradpolitik“, so heißt ihr Thesenpapier, mit dem sie nicht nur die Gleichstellung des Fahrrads fordern, sondern auch ein Umdenken in der bisherigen Form der Fortbewegung.
So heißt es unter anderem:

“Ein fahrradfreundliches Verkehrssystem braucht gute Infrastruktur und gerechte Verkehrsregeln. Wo Radfahren zunimmt und zunehmen soll, müssen Verkehrsflächen neu aufgeteilt und die Qualität der Radverkehrsinfrastruktur verbessert werden. Wir Grüne wollen gute Radverkehrsverhältnisse im ganzen Land und für die Gesellschaft in ihrer ganzen Breite. Radfahren muss für alle leichter, bequemer und sicherer werden – vom Kindergartenkind bis zur Generation „Siebzig plus“.

Deutschland als Land der Radfahrer mit einer eigens für das Radfahren ausgelegten Infrastruktur, “gerechten Verkehrsregeln” und einer neuen Aufteilung der Verkehrsflächen. Unter einer gerechten und neuen Aufteilung der Verkehrsflächen verstehen die Grünen eine Umverteilung, weg von Straßen, die für Autos oder Lkw vorgesehen sind und hin zur klimafreundlichen Mobilität mit dem Rad. Die Staus auf deutschen Autobahnen, Bundes- und Landstraßen sollen – geht es nach den Grünen – zu wahren Happenings der Geselligkeit werden, bei denen ein Radfahrer einen Radfahrer trifft und im Pulk der Radfahrer versucht, von A nach B zu kommen. Deutschland eine einzige Tour d’Abberation.
Doch hier bleiben die Grünen nicht stehen, nein, sie radfahren fort:

“Der Radverkehr darf nicht länger das Stiefkind der deutschen Verkehrspolitik sein. Seine Potentiale für ein nachhaltiges Mobilitätssystem werden bei weitem nicht ausgeschöpft. Noch immer sterben im Straßenverkehr viel zu viele Radfahrer oder werden schwer verletzt. Nur etwa die Hälfte der Radfahrerinnen und Radfahrer fühlt sich sicher. – Ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die sich dem Prinzip der sozialen Gerechtigkeit und Chancengleichheit verschreibt.

Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit ist also dann erreicht, wenn deutlich mehr als die Hälfte der Radfahrer sich in Deutschland sicher fühlen. Kein Wunder also, dass die Grünen eine “neue Radverkehrskultur” fordern:

  • Die Radwege an Bundesfernstraßen sollen ausgebaut und saniert werden.
  • In Radwege soll investiert werden.
  • Das Straßenverkehrsrecht soll in der Weise modernisiert werden, dass Stoppschilder für Radfahrer (wie bisher) nicht gelten und Falschparker härter bestraft werden.
  • Schließlich, man soll ja die eigene akademische Klientel nicht vergessen, wollen die Grünen, vor allem wohl der Stadtverband Freiburg, dass mehr in Forschung und Wissenschaft auf dem Gebiet des Radverkehrs investiert wird, also z.B. in ergonomisches Treten oder in die Erforschung der Frage, ob sich Radfahren eignet, um Depressionen zu behandeln oder ob sich Radfahr-Forschung eignet, um sich aus Steuergeldern zu finanzieren usw.

Die neue Radverkehrskultur der Grünen, sie geht mit einem revolutionären Umdenken einher, einem cultural shift, weg von den Drecksschleudern Auto und Lkw, hin zu einer modernen Mobilitätspolitik, die sich “weniger an den Bedürfnissen des Autoverkehrs ausrichtet”. Die moderne, fahrradgerechte Verkehrskultur, sie baut auf einer Koppelung von ÖPNV und Fahrrad, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet, etwa in Form der Notfallkoppelung, die den Notarzt mit dem Rad an die Unfallstelle gelangen sieht. Liegt die Unfallstelle auf der Autobahn, dann ermöglichen es moderne GPS-gestützte Methoden dem Notarzt, in Windeseile mit dem nächsten Nahverkehrszug zum zeitlich nächstgelegenen Bahnhof zu gelangen, um von dort aus mit dem dort vorgehaltenen Notfall-Rad die Unfallstelle aufzusuchen.

Langfristig kann durch eine Radfahrrevolution auch der Fernreise- und Güterverkehr angepasst werden. Schon heute machen immer mehr Deutsche, wie die Grünen wissen, mit dem Rad Urlaub, was liegt näher, als Urlaub mit dem Rad zur gesellschaftlichen und gesetzlichen Norm zu erheben, “vom Kindergartenkind bis zur Genration ‘siebzig plus”. Radfahren ist gesund und beugt Fettleibigkeit vor, führt entsprechend zu geringeren Behandlungskosten für Herz-Kreislauf-Krankheiten und andere Folgeerscheinungen von Adipositas.

Schon die Schweiz hat die Nützlichkeit des Rades für das Bundesheer gezeigt. Entsprechend bietet die neue grüne Radverkehrskultur auch ganz neue Möglichkeiten, mit der überalterten Ausrüstung der Bundeswehr und den vorhandenen finanziellen Engpässen umzugehen. Ein entsprechenden Forschungsprojekt: “Zur Erforschung des bi-pedalen Partisanenkriegs” ist bereits an der Universität Freiburg in Vorbereitung.
Schließlich lässt sich mit der neuen Radverkehrskultur auch der uralte Streit zwischen Bahn und Straße entscheiden, was die Güter und wo sie hingehören, betrifft: Güter gehören aufs Fahrrad. Nur die Existenz von Großunternehmen und deren unersättliche Gier nach Rohstoffen macht den Gütertransport im Lkw notwendig. Kleine und selbst-subsistente Unternehmen sind nicht nur umweltverträglicher, sie entlasten auch den Fernverkehr und ermöglichen es, dass die benötigten Rohstoffe per Fahrrad vom nächst gelegenen Bahnhof angekarrt werden können. Güter gehören aufs Fahrrad, so das Motto der neuen Grünen-Initiative, die den Tante-Emma-Laden wieder zum vertrauten Bild in der dörflichen Mangelkolchose machen soll.

Irgendwie merkt man, dass die Grünen von der Wirklichkeit eines normalen deutschen Lebens, das sich nicht in Verwaltungen oder an Universitäten abspielt, nichts wissen. Und obwohl wir uns beim Ziehen von Schlüssen aus den Vorschlägen der Grünen einige Freiheiten erlaubt haben, basiert doch alles auf dem “Neustart in der Fahrradpolitik”, den die Grünen gerne beginnen wollten, wenn man sie ließe.

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