Freiburger Säuberungen: Der Anti-Arierpass

Dass totalitäre Bewegungen versuchen, ihre Sicht der Welt als einzig mögliche Sicht der Welt durchzusetzen, ist eine Folge, die sich direkt daraus ableiten lässt, dass die entsprechenden Bewegungen eben totalitäre Bewegungen sind, die weder Widerspruch noch Abweichung dulden.

Arendt_totalitarismusDass totalitäre Bewegungen immer oder muss man sagen: gerade unter institutionalisierten Wissenschaftlern begeisterte Mitläufer gefunden haben, ist leider eine historische Tatsache, die ein wenig rühmliches Bild auf institutionalisierte Wissenschaft, Selbstverwaltung und die vermeintliche intellektuelle Reife der jeweiligen Wissenschaftler wirft.

Dass wir in einer Zeit leben, in der der Totalitarismus neue Höhe erlebt und neue Blüten treibt, ist eine Aussage, die vermutlich kaum jemand bestreiten wird.

Dass es vor allem die Grünen und die SPD sind, die derzeit einen Gesinnungstotalitarismus betreiben, ist eine Aussage, die wir schon mehrfach begründet haben und die in diesem Beitrag erneut eine Begründung erfahren wird, durch die Freiburger Säuberungen.

Im Zuge der Freiburger Säuberungen wurden 1.300 Straßennamen “wissenschaftlich” untersucht, daraufhin ob die Straßen den Namen von Personen tragen, die in führender Position den Nationalsozialismus gefördert haben, die extremen Rassismus in Theorie und Praxis vertreten haben, die aggressiven Antisemitismus propagiert haben, die Militarismus als Glorifizierung des Ersten Weltkriegs (nicht des Zweiten) vertreten haben bzw. die sich durch „extreme unzeitgemäße Frauenfeindlichkeit“ auszeichnen.

Die Deliktspanne, derer man sich als verblichener Namensgeber einer Straße vor dem posthumen Expertentribunal der Stadt Freiburg schuldig machen kann, umfasst somit den Kanon der politischen Korrektheit, wie er den Kern der heute herrschenden totalen Ideologie ausmacht.

Die “Experten”, die sich dafür hergegeben haben oder die sich dem derzeit herrschenden ideologischen Kanon und den Machthabern, die ihn durchsetzen wollen, gegenüber Straßenamen zum Beispiel, angedient bzw. zur Verfügung gestellt haben, sind:

  • Dr. Nina Degele, Institut für Soziologie der Universität Freiburg. Degele schreibt zu Ausgrenzung im Fussball, führt in Gender oder Queer Studies ein, ist in Intersektionalität unterwegs und hat ansonsten ein Buch zum Thema „Sich schön machen“ verfasst.
  • Dr. Bernd-Stefan Grewe, Historiker an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, der sich mit Kolonialismus, Geschichtsdidaktik und mit Ressourcenmangel in der bayerischen Pfalz beschäftigt, wenn er nicht für „eine kritische Auseinandersetzung mit umwelthistorischen Denkmustern“ wirbt.
  • Dr. Heinrich Schwendemann, Historiker an der Universität Freiburg, der sich mit deutscher Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts befasst, Nationalsozialismus, Judentum und die deutsch-polnischen Beziehungen besonders gut kennt und sich ansonsten mit dem Regierungsprogramm des Hitlernachfolgers von Dönitz unter der Überschrift „Deutsche Menschen vor der Vernichtung durch den Bolschewismus retten“ und als Beginn von – wie er schreibt: Legendenbildung auseinandersetzt.

Ergänzt werden die Vertreter der Hochschulen im Säuberungstribunal durch

  • Dr. Christiane Pfanz-Sponagl vom Stadtarchiv Freiburg;
  • Dr. Beate Rosenzweig von Haus Wiesneck;
  • Dr. Christoph Schmider vom Erzbischöflichen Archiv;

Haus Wiesneck ist kein Gäste-, sondern ein Studienhaus, in dem man angeblich dem Beutelsbacher Konsens anhängt.

wappen_freiburg_im_breisgau-svgSechs Mitglieder machen somit das Säuberungstribunal der Stadt Freiburg aus, sechs Mitglieder, die sich nicht dumm dabei vorgekommen sind, in völlig ahistorischer Weise die oben zusammengestellte Bewertung an Personen anzulegen, die unter völlig anderen historischen Bedingungen gelebt haben, ein Vorgehen, das insbesondere im Hinblick auf die Beteiligung von angeblichen Historikern mehr als befremden muss, und sechs Mitglieder, die nichts dabei finden, die ideologischen Inhalte, die heute gerade en vogue sind, zu verabsolutieren und als neue Heilslehre denen gegenüber zu stellen, die z.B. der 1000jährigen Heilslehre des Dritten Reiches angehangen haben. Elche, die Elche bewerten wollen?

Als Ergebnis der Prüfung durch das Säuberungstribunal sind 12 Straßennamen identifiziert worden, die geändert werden sollen und weitere 17 Straßennamen, die man nur mit pädagogischer Erläuterung auf die Freiburger loslassen darf.

Umbenannt werden sollen u.a.:

  • Alban-Stolz-Straße (Stolz sei ein aggressiver Theologe gewesen);
  • Eckerstraße; Johann Alexander Ecker’s (1816-1887) Arbeiten wurden genutzt, um Rassismus zu begründen.
  • Gallwitzstraße; Max von Gallwitz (1852-1937) fehle der berufliche Bezug zu Freiburg, so der Vorwurf der Kommission, ein Vorwurf, der Simone de Beauvoir und ihrer gleichnamigen Straße in Freiburg übrigens nicht gemacht wird.
  • Alfred Hegar Straße (1830 – 1914): Hegar habe rassistisches und eugenisches Denken propagiert.
  • Hindenburgstraße; Paul von Hindenburg (1947 – 1934) ist ein ganz schlimmer: „Er nutzte mit Artikel 48 die Schwächen der Verfassung aus und löste 1930 den Reichstag auf, womit er erneut entscheidend zur Radikalisierung der Politik beitrug, weil die demokratischen Parteien nun zwischen den antidemokratischen Kräften von Kommunisten und Nationalsozialisten in der Minderheit waren.“ Das Säuberungstribunal macht ihm also den Vorwurf, die Verfassung von Weimar korrekt angewendet zu haben.
  • Julius-Brecht-Straße; Julius Brecht (1900 – 1962), SPD-Politiker, dem folgender Vorwurf gemacht wird: „Da Julius Brecht durch seine Tätigkeit als Reichsverbandsleiter eine aktive und verantwortliche Rolle im Nationalsozialismus spielte und damit einen direkten Anteil an der Verbreitung und Durchsetzung antisemitischer Ideologie hatte, schlägt die Kommission einstimmig vor, die Straße umzubenennen. Dafür spricht auch, dass sich Julius Brecht, trotz aller Verdienste für das gemeinnützige Wohnungswesen und sein aktives demokratisches Engagement in der Bundesrepublik, nie offen zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit geäußert hat.“In der Sowjetunion gab es die Institution der Kritik und Selbstkritik, bei der Parteigenossen ihre Schuld, also eine Abweichung von der Heilslehre des Stalinismus, vor versammelter Mannschaft eingestehen und sich erniedrigen mussten. Dem Freiburger Säuberungstribunal schwebt wohl etwas Ähnliches vor. Wollen wir nur hoffen, dass niemand jemals auf die Idee kommt, Tribunalsmitglied Degele auf ihre Verwicklung in die Queer-Szene anzusprechen, falls sich die ideologische Heilslehre wieder einmal ändern sollte und die neuen Heilsbringer Queere-Aktivisten ihre falsche ideologische Anbindung vorwerfen.

Und so geht es weiter. Penibel hat das Säuberungstribunal die Namensinhaber von Straßen darauf geprüft, ob sie auch den heute geltenden Regeln politischer Korrektheit, wie sie die neuen Heilsbringer durchsetzen wollen, entsprechen.

Dabei sind sie u.a. zu dem Schluss gekommen, dass Richard Strauss in seiner Straße ein Zusatzschild benötige, auf dem „Förderer der nationalsozialistischen Kulturpolitik“ zu lesen steht, denn Strauss habe „sich von den Nationalsozialisten hofieren und bereitwillig vereinnahmen lassen“. Woher die Experten wissen, dass Strauss sich hat bereitwillig „vereinnahmen lassen“, ist eine unbeantwortete Frage, die wir mit der Hoffnung, dass niemand den Tribunalmitgliedern in Zukunft vorwerfen möge, dass sie sich von einem grün-roten Stadtrat haben hofieren und bereitwillig vereinnahmen lassen, offenlassen wollen.

staudinger-chemieHermann Staudinger, Nobelpreisträger für Chemie, benötigt nach Ansicht des Säuberungstribunals den Hinweis: „starke Anpassung nach Denunziation an das nationalsozialistische Regime durch Diffamierung jüdischer Kollegen und Studierender“, denn Staudinger habe sich an die Nazis „angebiedert“. Starke Anbiederung kann man auch beim Säuberungstribunal unterstellen, wenn man das will, da die Mitglieder nichts dabei finden, ihnen vorgegebene ideologische Inhalte zu alleingültigen Kriterien zu erklären und an Personen anzulegen, die unter anderen historischen Bedingungen gelebt haben, als man noch mit Gewalt zur Anpassung gezwungen werden musste, wie z.B. Staudinger und nicht freiwillig bereit war, die ideologische Drecksarbeit zu machen, wie die Tribunalsmitglieder, die – wie man denken könnte – durch Diffamierung von Personen wie Staudinger ihre eigene Form der Anbiederung betreiben.

Gerhart-Hauptmann war dem Tribunal gegenüber dem Nationalsozialismus zu unkritisch, woraus sie schließen, dass er mit den Nazis sympathisiert habe. Der entsprechende Zusatz ist seinem Straßenschild wohl sicher.

Richard-Wagner, das wird die Bayreuther interessieren, wird in Freiburg als Antisemit angesehen, der den Antisemitismus im Bürgertum erst hoffähig gemacht habe – eine starke These, die man wohl in eine Schublade mit den magischen Augen von Hitler stecken muss.

Carl Nilsson Linné (1707 – 1778) hat sich der Vergehen des Rassismus und des Sexismus schuldig gemacht und zwar bereits zu einer Zeit, als es beides noch gar nicht gegeben hat, weil die Menschen nicht von Rassismus und Sexismus besessen waren, wie heutige Gutmenschen, sondern von Fragen, auf die sie Antworten im Rahmen ihrer damaligen kulturellen Umgebung gesucht haben, in der ganz zum Schrecken des Säuberungstribunals geschlechtliche Arbeitsteilung als natürlich angesehen wurde, was sie vielleicht auch ist, wenn man in Rechnung stellt, das Männer keine Kinder bekommen und Frauen mit durchschnittlich weniger Muskelmasse, damit mit mehr Fettgewebe ausgestattet sind. Das nutzt Linné nichts, seine Leistungen werden als Sexismus und Rassismus verunglimpft, von einem Säuberungstribunal aus sechs Mitgliedern, deren Namen man in naher Zukunft vergessen haben wird, während man den Namen Linné immer noch kennen wird.

Fichte, Johann Gottlieb (1762 – 1814) hat sich des Nationalismus schuldig gemacht, in dem er einen starken Nationalstaat zu einer Zeit gefordert hat, zu der die deutschen Kleinfürstereien von Napoleons Armeen überrannt wurden. Das wird im heute zum Vorwurf gemacht, von angeblichen Historikern, Queeren Forscherinnen und Stadtangestellten. Wir hätten nie gedacht, dass wir Fichte einmal verteidigen müssen. But there you are.

Damit wollen wir es bewenden lassen. Die generelle Meldung ist deutlich: In Freiburg wird versucht, die derzeit herrschende Ideologie in Totalität durchzusetzen und die Geschichte zu klittern, in dem Namen, deren Träger Freiburger Stadträten einmal so wichtig erschienen sind, dass sie ihnen einen Straßennahmen zugewiesen haben, beseitigt werden. Damit wird auch ein Stück Freiburger Geschichte beseitigt und vor allem werden die Belege beseitigt, die zeigen, dass Stadträte falsche Entscheidungen treffen können und damit sind wir am Kern dessen, worum es geht, denn totalitäre Ideologen sind der Überzeugung, dass sie sich im Gegensatz zu anderen, nicht irren können. Wenn sie Menschen sagen, was richtig ist, dann ist das so: Wenn sie eine Ideologie verbreiten und andere Ideologien beseitigen, dann deshalb, weil die eigene Ideologie die richtige ist. Wenn sie Menschen in Lager stecken oder vom Leben in den Tod befördern, dann nur deshalb, weil diese Menschen eine Gefahr für die heile Welt unter der richtigen Ideologie darstellen, weil es also richtig ist, sie zu töten. Derartige Ideologen sind gefährlich, denn sie kennen das, was Menschen auszeichnet nicht: Den Zweifel.

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Politisch korrektes Straßenschild aus Bonn

Bleibt noch anzumerken, dass das Säuberungstribunal aus Historikern zwar den General von Hindenburg aus dem Namensverzeichnis tilgt, nicht jedoch den Namen seines größten Erfolges. Die Tannenbergstraße (Schlacht bei Tannenberg; Hindenburg und Ludendorff führen die 8. Deutsche Armee zu einem Sieg gegen die Übermacht der 2. Russischen Armee) wurde ebenso übersehen, wie die Langemarck Straße. Langemarck ist ein Ort in Flandern, ganz in der Nähe von Ypres, ein Ort, an dem ein Mythos geboren wurde, der Langemarck-Mythos, den die Nationalsozialisten gerne aufgegriffen haben. Die Langemarck-Straße verstößt somit gegen „Militarismus in Form der Glorifizierung des Ersten Weltkrieges“, ein Faktum, das man nur dann erkennen kann, wenn man eine entsprechende historische Bildung hat. Bei Historikern kann man davon offensichtlich nicht mehr ausgehen.

Fast noch unerklärlicher ist, wie Hermann-Löns mit seiner Straße dem Säuberungstribunal entkommen konnte, der Heidedichter, der so viele nationalistische Anklänge in seinem Werk hat, dass ihn die Nazis zu einer Art Schutzheiligem der Schlacht um Großbritannien gemacht haben.

Wie alle Säuberungen, so wird auch die Freiburger-Säuberung unter der Ägide des neuen Kultursozialismus nicht erfolgreich sein, denn bislang gab es noch keinen Totalitarismus, der auf lange Sicht erfolgreich sein konnte. Der Grund dafür ist schnell benannt: Totalitarismus klappt nur, wenn die Machthaber umfassendes Wissen haben, umfassendes Wissen … man fängt schon beim Tippen der beiden Worte im Zusammenhang mit dem Säuberungstribunal aus Freiburg an zu lachen.

… und dann denkt man an die Prinz-Eugen-Straße in Freiburg. Prinz Eugen, Schlacht bei Peterwardein, Prinz Eugen, allgemein als Türkenschreck bekannt, er hat nach wie vor seine Straße in Freiburg, gegen Türkenschrecke hat man dort offensichtlich nichts … oder die Freiburger Bismarckalle, ausgerechnet Bismarck, der Ober-Nationalist, ohne den es kein Deutschland gegeben hätte, er wurde von Säuberungstribunal übersehen … und der Deutschorden, jener Muslime jagende und Osteuropa unsicher machende Räuberorden, er hat noch seine Straße in Freiburg und Admiral Spee, der Stolz der Flotte im Dritten Reich, er hat noch seine Straße ….

Die spinnen, die Freiburger!

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