Kein Schulz-Effekt: Saarwahl zeigt, Umfrageforschung dient der Manipulation
Die Kosten, die entstehen, wenn eines der Umfrageinstitute eine vorgeblich repräsentative Umfrage von in der Regel 1000 Befragten durchführt, sind enorm. Eine Befragung bei INSA, Forschungsgruppe Wahlen, Infratest Dimap, oder FORSA kostet schnell mehrere 10.000 Euro.
Dafür gibt es dann angeblich repräsentative Ergebnisse, die den Wählerwillen abbilden oder die angeblich zeigen, was Deutsche im Hinblick auf Flüchtlinge, Politiker, Medien, die EU oder was auch immer denken. Alle Deutschen, denn die 1000 Befragten, sie sind angeblich repräsentativ. Der Fehler, der mit jeder Hochrechnung von 1000 Befragten auf rund 70 Millionen Deutsche im meinungsfähigen Alter anfällt, er wird regelmäßig als irgendwo zwischen 1,x und maximal 3,x angegeben.
Und dann kommen Wahlen wie die Wahl im Saarland und zeigen, dass der ganze Umfrage-Hokuspokus, Hokuspokus ist, der mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat und dessen Zweck darin besteht, einerseits den Umfrageinstituten ein Auskommen auf Kosten der naiven statistischen Analphabeten in Parteien, Medien und Gewerkschaften zu verschaffen, andererseits im Versuch, mit Hilfe der angeblich repräsentativen Umfragedaten die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Der so genannte Schulz-Effekt ist ein gutes Beispiel. Die Saarland-Wahl zeigt, dass es den Schulz-Effekt nicht gibt, dass er von Umfrageinstituten vielmehr auf Grundlage des statistischen Fehlers hochgerechnet, also inszeniert wurde. Im Saarland hat die SPD Stimmanteile verloren, kaum das, was man von einem Schulz-Effekt erwartet hätte.
Wir haben jeweils die zweite Hochrechnung von ARD und ZDF für die Saarlandwahl genutzt, um darzustellen, wie sehr die Umfrageinstitute, wie sehr INSA, Forschungsgruppe Wahlen, Infratest Dimap und Forsa daneben liegen. Unser Maß für die Treffsicherheit der Institut ist die einfache Summe der Abweichungen des tatsächlichen Wahlergebnisses von der letzten Umfrage des jeweiligen Instituts.
Das Ergebnis ist ein weiteres Debakel für die Umfrageforschung, ein Debakel, das umso größer ist, als das Saarland ein kleines Ländchen ist, in dem es, wäre es möglich, Repräsentativität herzustellen, ein Leichtes sein müsste, die entsprechenden repräsentativen Ergebnisse zu erzielen. Die Realität zeigt, dass Repräsentativität ein Mythos ist, der erfunden wurde, um die Leichtgläubigen zu beeindrucken, denn:
Ein Vergleich der jeweils letzten Wahlumfrage mit der zweiten Hochrechnung von ARD und ZDF (gemittelt) zeigt:
- die Forschungsgruppe Wahlen (für das ZDF) liegt um 7,2% daneben;
- Infratest Dimap (für die ARD) liegt um 11,5% daneben;
- INSA (für BILD) liegt um 11,9% daneben;
- Forsa (für Forum) liegt um 13,2% daneben;
Das sind jämmerliche Ergebnisse, die zum Teil bis zum Sechsfachen über dem vertretbaren statistischen Fehler liegen. Die Ergebnisse bedeuten, dass jede Umfrage, die von einem der Institute für das kleine Saarland veröffentlicht wurde, so große Abweichungen vom Endergebnis ausweist, dass sie eigentlich nutzlos ist.
Zu welchem Zweck werden die Umfragen also erstellt, wenn sie keinerlei Information über den Ausgang der Wahlen geben? Die Richtung, in die die Institute sich verschätzen, geben hier einen Aufschluss: Die CDU wird generell – also von allen vier Instituten, unterschätzt, um 6,6% geringer hat z.B. das Institut des SPD-Manns Güllner, FORSA, die CDU abschneiden lassen. Die SPD wird generell überschätzt, um 3,6% hat Infratest für die ARD, in der Martin Schulz besonders viel Begeisterung hervorgerufen hat, die SPD überschätzt.
Damit wird deutlich: Wahlumfragen dienen in erster Linie dem Versuch, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Zudem wird deutlich: Es klappt nicht. Die Wähler lassen sich offensichtlich auch von öffentlich-rechtlicher Dauerbegeisterung für Martin Schulz nicht beeinflussen: Es gibt eben keinen Schulz-Effekt.
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Eine schöne Zusammenstellung der Prognosen findet sich hier: https://boerse.prognosys.de/markt/ltw-sl-2017
Die Idee der Schwarmintelligenz hat auch einen gewissen Charme.
Es macht echt Spaß, bei der Wahlbörse “Aktien” der jeweiligen Parteien zu kaufen und zu handeln. Das Zocken zur Wahl in Schleswig-Holstein und in NRW ist schon eröffnet. Mit je 10 Euro Einsatz seid ihr dabei.
Die Umfrage-“Werte” haben doch etwas “erreicht”: Die Choose bleibt bestehn, das “Denken” zementiert. Und das Wichtigste, das “Pack” fern zu halten, auch. SO gesehen ein 100% Erfolg!
…Was muss geschehen, damit nicht das geschieht, das geschehen wird, wenn nicht das geschieht, das geschehen muss….© weiß ich leider nicht.
CDUSPD 70%. Diese Wähler sind beeinflusst! Fern von jeder Realität!
“Die Wähler lassen sich offensichtlich auch von öffentlich-rechtlicher Dauerbegeisterung für Martin Schulz nicht beeinflussen: Es gibt eben keinen Schulz-Effekt.”
Mmh, würde ich so nicht ganz unterschreiben. Quer durch alle Wählergruppen im Saarland (mit Ausnahme der LInken-Wähler) wurde Kramp-Karrenbauer ein guter Job als Ministerpräsidentin bescheinigt. Trotzdem hat die SPD deutlich stärker als noch vor 3 Monaten vermutet abgeschnitten. Einen Schulz-Effekt gibt es dementsprechend wohl schon. Aber der reicht nicht aus, um eine Ministerpräsidentin mit breiter Zustimmung (>60 % selbst bei den AFD-Wählern!) zu stürzen.
Mmh, und wo ist ihr Beleg dafür, dass es einen Schulz-Effekt gibt?
B E A N meint einen Schulz-Effekt darin zu erkennen, dass die SPD in den Umfragewerten deutlich gestiegen ist, seit M. Schulz auf der Bildfläche erschienen ist.
Dennoch ist allen Prognosen im Vorfeld gemein, dass sie die CDU unter- und die SPD überschätzt haben.
Kein Widerspruch meinerseits.
Ja eben, die SPD hat besser abgeschnitten als in den letzten Umfragen vor der Herabkunft des heiligen St.Martin. Nachdem man aber ein Beispiel für die Diskrepanz zwischen prognostizierten und tatsächlichen Wahlergebnissen direkt vor Augen hat, könnte man vielleicht auf die Idee kommen, daß auch die damaligen Umfrageergebnisse mit den Resultaten einer damaligen Wahl, hätte sie stattgefunden, nicht unbedingt viel zu tun hat.
Das ist eben das Problem mit der Korrelation und der Kausalität:
Wieso soll es einen Schulz-Effekt geben und nicht vielleicht einen Frühlingseffekt, der dazu führt, dass die Leute eher bereit sind, politische Schwachsinnigkeit zu verzeihen, die Dinge locker zu sehen, der Ringelreihen-Wir haben uns alle lieb und es gibt keine Knappheiten auf der Welt- Weltsicht eine Chance zu geben und außerdem zu denken: es ist Frühling, und ich will Sex, und der ist bei der SPD besser aufgehoben!?
Mir persönlich scheint es plausibel zu vermuten, dass die Leute im Frühling Schulz eher ertragen können als in der dunklen Jahreshälfte; die helle Jahreszeit öffent den Blick für die Komödie, wo in der dunklen die Tragödie gesichtet wurde, oder!?
Und es ist ja nicht nur so, dass es während der letzen zwei Monate Frühling geworden ist und Schulz medial hochgeputscht wurde; es ist noch SEHR viel anderes passiert.
Jedenfalls überzeugt mich das überhaupt nicht, dass es einen Schulz-Effekt (ge)geben (haben( soll, nur, weil die SPD nicht ganz so schlecht abgeschnitten hat, wie sie hätte abschneiden können, wenn man als Maßstab eine Umfrage heranzieht, in der die SPD noch schlechter abgeschnitten hat ….
Sagt ja schon die alte Humoralpathologie: zum Frühling gehört das sanguinische, zum Herbst das melancholische Temprament. Ausnahmen gibt’s dennoch, wie der Melancholiker Faust, der sich im Frühling umbringen will, aber – und jetzt paßt es wieder – von den Osterglocken davon abgehalten wird. Mit Schulz hat das – ich weiß – nichts zu tun; den halte ich eher für einen Choleriker.
Nicht nur die Umfragen werden so manipuliert, damit sie die Wähler vor der Wahl beeinflussen…
Auch die Systemmedien tun “ihr Bestes” um die Wähler regelrecht zu täuschen (Stichwort Lügenpresse).
Z.B. Der Absturz der Grünem unter die 5% -Hürde wird verschwiegen,
oder nur als Randnotiz erwähnt.
Von der toten FDP, die keiner braucht, wurde jedoch viel mehr geschrieben…
Der AFD -Sieg von 0 auf 6,2 % und damit das Verjagen der Grünen und FDP, wird dagegen von den Systemmedien totgeschwiegen, bzw. klein geredet.
Lest bitte dazu auch:
http://zurzeit.eu/artikel/afd-sieg-im-saarland-wird-totgeschwiegen_1676
Bei Anne Will:
– KGE darf bittere Tränen weinen
– Kauder darf Merkel loben
– Dreyer freut sich immer noch auf den Schulz-Effekt
aber
– AfD hat aus dem Stand 6 % geschafft und ist nicht eingeladen.
Könnte mir mal einer entwickeln, wie genau man durch Umfragen, ob getürkt oder nicht, das Wahlverhalten glaubt beeinflussen zu können? Bin z.B. ich als Wähler eher geneigt SPD zu wählen, wenn ich davon ausgehe, daß diese 35 statt 30% erhalten wird? Ich meine nicht. Aber wie wirkt das auf die Mehrheit? Gibt es Untersuchungen dazu?
@ Eugen Karl
Der sogenannte Herdentrieb ist ja nun kein Unbekannter und wer ihn sich zu Nutze machen will, muss zumindest erstmal den Anschein einer Herde erwecken, beispielsweise mit gepuschten Umfrageergebnissen. Mitläufer finden sich dann schon, ob sie nun wie viele andere in die Kirche rennen, in die Gewerkschaft eintreten, um nicht aufzufallen, oder wählen, was andere zu wählen vorgeben. Man ist eben vorsichtshalber eher dort dabei, wo geteiltes Leid nur halbes Leid verspricht.
In aller Kürze: Ja, es gibt Untersuchungen zu einem bestimmten Effekt.
Kaum ein Wähler möchte, dass seine Stimme “verloren” geht. Sprich, Menschen wählen erst einmal nicht gerne Parteien, bei denen die Chance besteht, dass sie später einmal gar keine Relevanz haben werden. In Deutschland ist das beispielsweise ein Grund, warum Parteien nahe der Fünf-Prozent-Hürde von relativ wenigen Schlagzeilen, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen werden, schwer gebeutelt werden können.
Mit der Regierungsbeteiligung ist es ähnlich. Menschen freuen sich, wenn sie die “richtige” Wahl getroffen haben – sprich, den späteren Wahlsieger gewählt haben. Wenn nun eine Partei hochgeschrieben wird und ihr große Chancen zugesprochen werden, eben den Wahlsieger zu stellen, bringt ihr das eine relevante Menge an Stimmen.
Gegenläufig kann das allerdings auch dazu führen, die Gegenseite zu mobilisieren – sprich, wenn ich als Stammwähler einer Partei immer wieder höre, dass der politische Gegner “meiner” Partei wahrscheinlich gewinnt, dann ich wahrscheinlicher zur Wahl – auch wenn ich eigentlich gar nicht so begeistert von meiner Partei bin und mir der faule Sonntag durchaus lieb und teuer ist.
Die Effekte heben sich gegenseitig mal auf, mal nicht. Wären sie vorhersagbar, würden die Wahlforscher nicht solche Patzer machen wie hier.
Kein schlechter Gedanke: wenn eine Partei in den Umfragen schon so gut wie gewonnen hat, dann denken sich vll. manche vermeintlichen Wähler “ach, die brauchen meine Unterstützung ja gar nicht” und wählen jemand anders oder lassen es ganz bleiben.
So ähnlich ist es doch auch beim Brexit abgelaufen: viele dachten, das wird eine sichere Nummer für den Verbleib, und dann – Pustekuchen.
Würde aber bedeuten, dass man durch entsprechende “Umfrageergebnisse” evtl. die Gegenseite stärken könnte.
Ja, das ist auch schon vorgekommen. Dieser Effekt trägt häufiger mal zu einer niedrigeren Wahlbeteiligung bei – mit dem Effekt, dass Splitterparteien, die sonst “unter ferner liefen” abschneiden, plötzlich relevante Anteile der abgegebenen Stimmen (die ja insgesamt weniger sind) erhalten.
In der Vergangenheit kam’s auch schon vor, dass der sichere Sieger einer Wahl dazu aufgerufen hat, die Stimme doch dem gewünschten Koalitionspartner zu geben. Oder die Aufteilung “Erststimme mir, Zweitstimme dem anderen”. Und so was kann durchaus in die Hosen gehen.