Keine intellektuelle Kanzlerdämmerung: Börsianer sind keine Menschen
Die meisten Politiker sind keine Logiker.
Das ist bekannt.
Die meisten Politiker wissen gar nicht, dass es eine formale, eine Aussagen-, eine Prädikatenlogik gibt.
Den wenigsten Politikern ist bewusst, dass Mathematik auf Logik beruht.
Kaum einem Politiker ist bekannt, dass auch Sprache auf Logik beruht, dass Sprache, ohne Logik zum bloßen Gebrabbel wird.
Die meisten Politiker sind nicht an Logik interessiert, weil ihre Sprache keine Argumente enthält, nicht auf Argumentation ausgelegt ist, sondern darauf, die Adressaten ihrer sprachlichen Ergüsse affektiv, also über den Bauch und nicht über das Gehirn, zu erreichen.
Etwa so:
Kanzlerin #Merkel: Bei Globalisierung geht es um Menschen und deren Lebenschancen, nicht um Interessen der Finanzmärkte o.ä. #L20, #G20.
— Steffen Seibert (@RegSprecher) May 17, 2017
Was sind Finanzmärkte?
Die Mehrzahl von Finanzmarkt.
Was ist ein Finanzmarkt?
„Finanzmarkt ist ein Oberbegriff für alle Märkte, auf denen ein Handel mit Kapital stattfindet“, so Wikipedia.
An Finanzmärkten wird also mit Kapital gehandelt.
Wer handelt mit Kapital?
Menschen handeln. Der Gütertausch, hier in Form von aktuellem Kapital gegen zukünftiges Kapital, ist eine Interkation, eine soziale Handlung, die nur zwischen Menschen erfolgen kann.
An Finanzmärkten handeln Menschen miteinander.
Handeln ist ein „bewusstes und willentliches menschliches Tun, das auf die Grundlage der Wirklichkeit gerichtet ist; der Handelnde verfolgt dabei bestimmte Ziele und hat dafür bestimmte Motive” (Giesecke 2010: 21). Soziales Handeln zwischen Menschen ist „am vergangenen, gegenwärtigen oder für künftig erwarteten Verhalten anderer … [orientiert]” (Weber 1988: 562)
Wenn nun Kanzler Merkel sagt:
„Bei Globalisierung geht es um Menschen und deren Lebenschancen, nicht um Interessen der Finanzmärkte“, dann stellt sie die Menge der Menschen, den Finanzmärkten gegenüber. Beide sind im Bezug zu einander exklusiv: Finanzmärkte haben zwar Interessen, wie Frau Merkel meint, aber dort gibt es keine Menschen, die handeln, denn die Menschen und ihre Lebenschancen sind inkompatibel zu Finanzmärkten, was zur logischen Konsequenz hat, dass es an Finanzmärkten keine Menschen geben kann.
Nun gibt es verlässliche Beobachtungen von z.B. Börsen in New York, London, ja selbst in Frankfurt, die berichten, sie hätten Menschen beim Handel an der Börse, am Finanzmarkt beobachtet. Diese Beobachtungen müssen nach der Logik von Kanzler Merkel falsch sein, denn an Börsen und Finanzmärkten gibt es keine Menschen. Folglich muss Frau Merkel der Ansicht sein, an Finanzmärkten handeln entweder Aliens oder Unmenschen. Beide Konsequenzen der Merkelschen Aussage muss man als menschenfeindlich ansehen.
Ist die Menschenfeindlichkeit von Merkel nun Ergebnis der Tatsache, dass sie Unsinn erzählt oder ist die Menschenfeindlichkeit ernstgemeint. Ist Frau Merkel also tatsächlich der Ansicht, Börsianer, Broker, Investmentbanker seien keine Menschen?
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Angenommen, Frau Kanzler Merkel hielte die Finanzmarktakteure nicht für Menschen, dann wäre nicht auszuschließen, daß sie selbst ebenfalls kein Mensch sein könnte. Wenn so, dann hätte sie in der Tat Schwierigkeiten damit, Menschen als solche zu erkennen. Daß sie aber die Existenz von Menschen für möglich hält und ihnen sogar Lebenschancen zubilligt, das geht aus dem Tweet ihres treuen Dieners hervor.