Oh je: Göttinger Rechts-Forscher sind Opfer (einer Verschwörung), nicht Täter!
Vor einigen Tagen hat Franz Walter, der Chef des Göttinger Instituts für Demokratieforschung Folgendes geschrieben:
„„Doch ist „die Wirklichkeit“ natürlich eine höchst ambivalente Sache. Die Realität der einen entspricht keineswegs der Realität der anderen. Natürlich leben wir nicht in einer sozial und normativ unstrittigen „Realität“.“
Seltsamerweise beharrt er, der in diesem Zitat der Ambivalenz und Uneindeutigkeit der Realität das Wort geredet hat, nun, da in der WELT Vorwürfe gegen die von ihm (mit) zu verantwortende Studie „Rechtextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland“ erhoben werden, Vorwürfe, die auf Merkwürdigkeiten zurückgehen, die wir berichtet haben, nun darauf, dass es genau eine Realität gibt, nämlich die seine und die der Autoren der genannten Studie, die keine Studie, sondern Junk ist, wie wir bereits ausgeführt haben. Wenn Leute, die die Eindeutigkeit der Realität in Frage stellen, die keinerlei Wahrheitstheorie dem zugrunde legen, was sie tun, nun plötzlich der Ansicht sind, die Realität sei doch ganz eindeutig und gar nicht mehr konstruiert, dann hat dies ein, wie soll man sagen, ein bigottes Bouquet.
„Natürlich ist nichts von diesen Unterstellungen richtig“, so lautet die Verteidigung gegen Ungereimtheiten wie diejenigen, dass die – wie in der Stellungnahme des Göttinger Instituts für Demokratieforschung geschrieben – „gängige Praxis qualitativer Forschung die Klarnamen unserer Interviewpartner mehrheitlich verfremdet bzw. anonymisiert“ zu haben, in einer Weise praktiziert ist, die man entweder einem Täuschungsversuch oder methodischer Ahnungslosigkeit zuschreiben muss.
Zunächst ist es in Experteninterviews gerade NICHT üblich, die Klarnamen zu anonymisieren, denn das Gewicht dessen, was im Interview geäußert wird, lebt vom Status des Experten, so dass es für andere Forscher wichtig ist, den Expertenstatus nachvollziehen zu können. Aber mit dem Nachvollziehen haben es die vermeintlichen Forscher in Göttingen nicht so. Deshalb haben sie keinerlei Kriterien offengelegt und den Lesern schlicht verheimlicht, wer warum und auf Grundlage welcher Auswahl interviewt wurde. Und nun wundern sich die Autoren der Junk-Studie, sind gar entrüstet darüber, dass die Frage auftaucht, warum die Göttinger so methodisch unbedarft an eine Studie herangehen, aus der sie so weitreichende Schlüsse ziehen wollen wie den folgenden:
„Dies nicht zuletzt deshalb, weil insbesondere in Sachsen eine spezifische, von der CDU dominierte politische Kultur wirkt, die das Eigene überhöht und Abwehrreflexe gegen das Fremde, Andere, Äußere kultiviert.“ (192)
„Dies“ bezieht sich übrigens auf Antipathien, die es bei den in Heidenau und Freital vermeintlich Befragten gegenüber der Antifa gibt.
Sie wollen also auf der eine Seite weitreichende Aussagen über Ursachen und Konsequenzen von Rechtsextremismus aus ihren Ergebnissen ableiten, sind auf der anderen Seite aber weder bereit, die Auswahlkriterien zu benennen, die zur Auswahl z.B. der Experten für die entsprechenden Interviews oder der Teilnehmer in den Fokusgruppen geführt haben. Statt die für wissenschaftliche Studien normale Transparenz, die eine Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse zur Folge hätte, an den Tag zu legen, vernebeln die Göttinger noch mehr und anonymisieren alles, was ihnen in den Weg kommt. Das ist, wenn es um Experteninterviews geht, eben nicht üblich.
Wenn es so sein sollte, wie die Göttinger behaupten, dass Interviewpartner nur bereit waren, unter dem Deckmantel der Anonymität ihr vermeintliches Expertenwissen preiszugeben, dann sind die entsprechenden Interviews sowieso wertlos, denn Experten, die im Dunkeln wirken, sind per se keine Experten. Sie sind durch eine Mischung aus Feigheit und Angst gekennzeichnet, die wohl kaum Garant dafür sein wird, dass von solchen Experten eine rationale und normale Einschätzung der Umstände erfolgen kann, die sie umgibt.
Ein weiteres Problem verbindet sich mit dem prätentiösen Bombast, den die Göttinger Unkundigen der empirischen Sozialforschung ausgerechnet aus rund 35 Interviews und 3 Fokusgruppen in drei ostdeutschen Städten ableiten: Konsequenzen und Ursachen für ganz Ostdeutschland, ja selbst Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschlang meinen die Göttinger auf Grundlage ihrer – wie sie nun schreiben in „sehr kleinräumlichen Orten durchgeführten Forschung“ ziehen zu können.
Das passt nicht, nicht hinten und nicht vorne.
Wer seine Forschung derart vernebelt, wie die Göttinger dies getan haben und sich anmaßt, weitreichende Schlussfolgerungen zu ziehen, die man auf Grundlage der Daten nur ziehen kann, wenn man einen gehörigen Schuss Ideologie und Phantasie hinzugibt, der muss damit rechnen, dass ganz genau hingesehen wird und z.B. die Frage gestellt wird, was eine Anonymisierung von Herrn Menke als „Mitglied der Fraktion SPD/Grüne im Stadtrat Freital und Mitglied der Fraktion der SPD/Grüne im Kreistag Sächsische Schweiz-Osterzgebirge” soll, wenn man mit wenig Aufwand herausfinden kann, dass es sich bei Herrn Menke entweder um Harry Retz oder um Klaus Wolframm handeln muss. Keiner von beiden war gegenüber ScienceFiles bereit, eine Teilnahme an der Befragung der Göttinger zu bestätigen.
Das ist schlicht Humbug, und wie gesagt: Es ist unüblich. Es ist gerade die Grundlage von Experteninterviews, die Namen der Experten zu nennen. Wer es nicht tut, hat entweder keine Ahnung von den Gepflogenheiten empirischer Sozialforschung, ein Schluss, der Anbetracht der entsprechenden Ahnungslosigkeit der Göttinger, die wir in einem früheren Beitrag gezeigt haben, naheliegt, oder er hat etwas zu verbergen, ein Schluss, der sich fast noch mehr aufdrängt, wenn man die Tatsache in Rechnung stellt, dass es keinerlei Angaben dazu gibt, welche Experten aus welchen Gründen und nach welchen Kriterien wie ausgewählt wurden, um an dieser Pseudo-Studie teilzunehmen.
Derart konspirativ arbeitet nur jemand, der nicht will, dass seine Ergebnisse nachvollzogen werden können. Jemand, der etwas zu verheimlichen hat. Jemand, der Wissenschaft als Feigenblatt zur Verbreitung seiner politischen Ideologie missbraucht.
Aber die Wissenschaft hat ja Regulative entwickelt, um Fälschungen und Täuschungsversuche aufzudecken. Diese scheinen den Göttingern nicht bekannt zu sein, denn sie sind der Ansicht: pikierte Hysterie und der Versuch, Kritik zur Gotteslästerung zu erklären, sei genug, um sich der Kritik zu entledigen, vor allem wenn man den entsprechenden Versuch, wie die Göttinger, noch mit ein wenig mitleidheischender Heuchelei verbindet und sich gleichzeitig zum Opfer einer “Kampagne” (aus einem Zeitungsartikel) und zum Schutzpatron der ängstlichen Interviewpartner der eigenen Pseudo-Studie erklärt, die „nun aufgrund dieser Kampagne verunsichert sein könnten“, warum, weil sie wegen ihres Interviews einer „potenziellen Gefährdung … und künftigen Belastung in der politischen Auseinandersetzung“ ausgesetzt sein könnten.
Noch einmal: Wenn Experten zu feige sind, zu ihrem Expertenwissen zu stehen, dann sind sie als Experten nichts wert. Insofern ist die völlig unübliche Anonymisierung der Namen von Experten Grund genug, ihre Interviews zu vernichten. Und die Gefährdung, von der hier phantasiert wird, es gibt sie nur in der Phantasie der Göttinger. Sie sind von der Annahme, dass in Freital und Heidenau ein rechter Mob die rechtschaffenden Bürger, die sich vornehmlich in den Fraktionen von SPD, Grünen und LINKE finden, “natürlich” nicht von der Antifa, ausgegangen, sie haben diese Phantasie in keiner Weise geprüft, sie statt dessen an ihre eigene Forschung herangetragen und selbst Interviewpartner anonymisiert, die das gar nicht wollten, wie Marcel Leubecher in der WELT schreibt. Wer derart voreingenommen, ja hysterisch an seine Forschung herangeht und im Verlauf dieser Forschung zeigt, dass er von Methoden der empirischen Sozialforschung so wenig weiß wie von den Gepflogenheiten derselben, der darf sich nicht wundern, wenn ihm genau auf die Finger geschaut wird.
Und damit sind wir wieder beim Thema Nachprüfbarkeit angelangt. Wissenschaft lebt davon, dass andere Forscher nachvollziehen können, was Primärforscher, die die Göttinger ja sein wollen, geforscht und als Ergebnisse gewonnen haben wollen. Deshalb ist es üblich, die Daten, auf deren Basis Ergebnisse gewonnen wurden, zu veröffentlichen. Beim Zentralarchiv in Köln kann man das z.B. tun, damit andere Forscher mit diesen Daten prüfen können, ob die Ergebnisse der Göttinger valide und reliabel sind.
- Daher lautet die erste Forderung an die Göttinger das Daten-Material, auf dessen Grundlage sie ihre weitreichenden und himmelschreiend falschen Interpretationen „sehr kleinräumlicher“ Ereignisse und Erfahrungen getroffen haben, zu veröffentlichen und anderen Wissenschaftler zur Prüfung zugänglich zu machen.
- Da die Zweifel daran, dass die Göttinger die Interviews, die sie behaupten, geführt zu haben, auch wirklich geführt haben, nicht dadurch ausgeräumt werden können, dass man sich aufplustert und die entsprechende Frage nach Ungereimtheiten als Gotteslästerung abtut, lautet die zweite Forderung an die Adresse der Göttinger die Aufzeichnungen aus den Interviews und aus den Fokus-Gruppen, nicht nur freizugeben, sondern mit den methodischen Erwägungen zu versehen, die in der Wissenschaft üblich sind: Wer wurde warum interviewt? Handelt es sich um den Teilnehmer an einer Fokusgruppe: Wie wurde der Teilnehmer ausgewählt – schließlich leben in Heidenau, Freital oder Erfurt jeweils mehr als 8 Personen. Handelt es sich um vermeintliche Experten, die interviewt wurden, dann sind zudem die Kriterien zu nennen, aus denen hervorgeht, welche Überlegungen dazu geführt haben, den entsprechenden Interviewpartner als Experten einzustufen und auszuwählen und welche Qualifikationen (politische Ideologie ist keine Qualifikation) der vermeintliche Experte mitbringt, um seinen Expertenstatus zu rechtfertigen.
Wenn die Göttinger diese Voraussetzungen dafür, dass ein normaler Wissenschaftsprozess begonnen werden kann, erfüllt haben, dann kann auf prüfbarer Basis darüber entschieden werden, ob die Vorwürfe, dass Interviews nicht geführt worden sind, zurückgenommen werden müssen.
Ach ja, zuvor müssen die Göttinger natürlich noch erklären, was ein Vertreter der Landeszentrale für Politische Bildung gegenüber Marcel Leubecher von der WELT gesagt hat:
„Unser angeblicher leitender Angestellter Reese wird an fünf Stellen zitiert, mit Positionen, die Sie niemals aus unserem Haus hören würden.“ Der erfundene Demokratievermittler stellt etwa die schützende Wirkung der Mauer heraus. Auch lobt er: „Die Monarchiezeiten waren nicht die schlechtesten.“ Die Landeszentrale habe erfolglos versucht zu rekonstruieren, wer „Herr Reese“ sein könnte, und nun bei den Göttinger Forschern um Transparenz gebeten. Bisher ohne Antwort.”
Wenn Herr Leubecher von der WELT, diesen Text als Argumentationshilfe nutzen will, dann dieses Mal bitte nur mit Quellenangabe!
Folgen Sie uns auf Telegram.Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Donorbox
Unterstützen Sie ScienceFiles
Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto:
HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
m
Wie kann man nur so pingelig sein, schließlich ist die Realität nur ein soziales Konstrukt. (Ironie aus.)
Der Tagesspittzel hat inzwischen festgestellt, dass es sich da nur um ein paar handwerkliche Fehler handelt.
http://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsextremismus-in-ostdeutschland-handwerkliche-fehler-in-regierungsstudie/19841920.html
…es ist – wie meine Frau stets zu sagen pflegt – wie mit der Schwangerschaft:
entweder man _*ist*_ schwanger, oder nicht – ein bischen schwanger gibt’s nicht!
Das Gleiche gilt natürlich ebenfalls für die Wahrheit – so ganz nebenbei bemerkt…
Grüße
Falsch, Wahrheit kann man sich ebenso einbilden wie Schwangerschaft. Ist vielleicht sozial konstruiert…
Carsten
—
“Jede andere Kultur haben wir zu achten und zu respektieren, nur unsere eigene muss niemand beachten, weil wir gar keine haben.”
Hadmut Danisch
“Göttinger Institut für Demokratieforschung”
Ich sag da nur: Pispers, ZOO, Wirtschaftsexperten
http://www.stupidedia.org/stupi/Poser
Den Namen der Keksperten von De Beukelaer habe ich auch nie erfahren. Keksperte ist eben Keksperte, verstehe nicht, was es da zu meckern gibt.
“https://www.youtube.com/watch?v=Yc-XQGBYZ3U”
Gegen die Überhöhung des Eigenen hätte ich was, und nichtmal von Ratiopharm:
http://www.homoeopathieforschung.de/caninum.htm
AAaaaacchhh so…
Die müssen wohl zu viel Hundescheiße gefressen haben, da unten in Sachsen…
ÄÄääähm ja…
https://web.archive.org/web/20030203022647/http://www.homoeopathieforschung.de:80/caninum.htm
Und dann ist es ja noch Homöopathie — war das jetzt zu viel oder zu wenig?
Na das sind Geheimexperten! Wenn man es dranschreiben würde, dann wüßte es ja jeder. Das ist doch kein Titel, mit dem man bei Hofe prahlt — Herr Geheimrat und so…
Dann gibt es jetzt also auch noch die Befragungsleugner — Teufel auch!
Aaaaach, Quellen sind doch Schall und Rauch.
http://opposition24.com/spoe-kanzleramtsminister-unter-plagiatsverdacht/311322
Carsten
—
“Die menschliche Geschichte ist nur eine Fortsetzung der Zoologie.
*WUFF*!”
Werner Sondermann
Wer hätte das gedacht: Sogar der “Spiegel” warnt vor Genderwissenschaften:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/penis-schuld-am-klimawandel-forscher-narren-fachmagazin-a-1148845.html
“3000 Wörter vollkommenen Unsinns” hätten sie geschrieben, …” Und keinem fiel es auf!
Am Göttinger Institut für Demokratieforschung hängt über jedem Schreibtisch ein Plakat:
Unsere Arbeit ist so geheim, dass wir selbst nicht genau wissen, was wir tun.
Mich würde als Erstes interessieren WER diese Studie in Wirklichkeit in Auftrag gegeben hat. Daß jetzt das große Wehklagen losgeht wie ungerecht sie behandelt werden, obwohl die Beweise auf dem Tisch liegen, schreit schon regelrecht nach Schuldbewußtsein und ertappt werden wie ein kleines Kind! Also bitte: WER steckt in Wirklichkeit dahinter? Kahane, das Stasi-Spitzel? VerDi, die Spitzelgewerkschaft? Oder wer? Das sollte vielleicht als Auftakt für eine größere Kampagne verwendet werden und hat sich als Rohrkrepierer erwiesen.
Habe das unter Politische Meinungsbildung bei mir reingegeben
http://AktuelleWeltnachrichten.de
http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/trotz-erfundenen-interviews-ostbeauftragte-weist-kritik-an-rechtsextremismus-studie-zurueck-a2125833.html
“”Iris Gleicke sieht keine Veranlassung, an Inhalt und Methodik der Studie zu zweifeln”, sagte ein Sprecher der Ostbeauftragten. Gleicke hatte in ihrer Studie über den angeblich weitverbreiteten Rechtsextremismus in Ostdeutschland, Menschen zitiert, die es nicht gibt.
…”
Man merkelt sofort, daß diese “Studie” eine genau so bestellte Auftragsarbeit war, also typisch sozialistisch-dialektische “Wissenschaft” auf Niveau der DDR. (Falls das jemand nicht sofort verstanden hat: Im Sozialismus diente die “Wissenschaft” der Bestätigung der “Herrschaft der Arbeiterklasse” / Ideologie, wozu jede Lüge gerechtfertigt war (und ist) und geliefert wurde, weshalb man DDR-Autoren bei gewissen Themen besser meidet, so man nicht automatisch als Idioten erkannt werden will.)
Wow! Sehr richtig!
Und kennen Sie auch die Aufgabe der Medien im Sozialismus?
Das erlebt man heute wieder.
DDR 2.0.
…gängige Praxis qualitativer Forschung die Klarnamen unserer Interviewpartner mehrheitlich verfremdet bzw. anonymisiert…
Ja, ja, deshalb wollten auch ein paar der Interviewpartner nicht namentlich genannt werden, weil ja das Pseudonym dazu nicht ausreichend wäre, gell?
Das ist unlogisch und lässt nur den Schluss zu, dass diese “Pseudonyme” eben doch keine real existierender Personen sind, sondern fiktive Namen nicht-existenter Personen…
Ich denke persönlich nicht, dass die Interviews erfunden sind, sondern neige der Ansicht zu, man hat warum auch immer fleißig anonymisiert. Wahrscheinlich ist vergessen worden, zu Beginn des Interviews klarzustellen, dass die Befragten mit ihrem richtigen Namen erscheinen sollen, dann gab es Zeitdruck, und die Forscher ließen Vorsicht walten … Ich bin auch überzeugt, dass es den berühmten Herrn Reese real gibt (und dass er ziemlich gebildet ist).
Aber richtig ist auf jeden Fall das Argument, dass Experten, deren Namen man nicht kennt (ich wundere mich ja im öffentlichen Diskurs schon oft bei namentlich genannten Fachleuten, was diese für eine Frage qualifiziert), nicht vertrauenswürdig scheinen. Und natürlich wäre es hilfreich zu wissen, wie die eher wenigen Interviewpartner („Wir erforschen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschen …“) rekrutiert wurden und wie die Forscher eine anscheinend vorhandene gewisse Linkslastigkeit ihrer Partner erklären und einordnen. So haben (S. 58 des Berichts) einzelne angefragte Personen eine Teilnahme an der Studie abgelehnt, da „man uns die Rolle als neutrale BeobachterInnen nicht ‘abnehme’ “. „Zu tief sitzt das Misstrauen nicht nur gegenüber Medien, sondern auch gegenüber Bundesbehörden, die westdeutsche Universitäten beauftragen, ostdeutsche Probleme zu erforschen, die es nach dem Dafürhalten der Stadtverwaltung zumal gar nicht gebe.“
Dies alles macht wohl bemerkt ja nicht die gesamten Befunde der Studie obsolet (!), sondern spricht nur dafür, dass die Zusammensetzung der Interviewpartnergruppe (und vielleicht auch die Haltung der Forscher) auch auf die Ergebnisse durchschlägt. Ich empfehle, im Anschlussbericht mal nach dem Stichwort „CDU“ zu suchen, die nach meinem Eindruck „schlechter wegkommt“ als die anderen Parteien.
Die Interpretation der Wissenschaftler, die Heidenauer Einwohner hätten auch etwas gegen Antifa-Demonstranten, weil sie „Phantasien von … Fremdbestimmung“ durch die „Linken“ und den „Westen“ hegten, ist immer wieder schön zu lesen. Auch, dass die CDU daran irgendwie mit Schuld ist (S. 192).
Auch heute gilt “im gebildeten Bürgertum … der Sachverstand eines honorablen Professors doch weit mehr als die taktische Raffinesse eines Politikers”. Heute müsste man wohl statt “taktische Raffinesse” besser “populistische Beschaffung von Wählerstimmen” sagen
Und es gilt noch: “Sozialdemokraten, Linke und Grüne .. kommen in den bildungsbürgerlichen Quartieren auf rund 60 Prozent der Stimmen.” Da müssen “sciencefiles” (=”Wissenschaftliche Dateien”, LOL) noch gaaaaaz viel Überzeugungsarbeit leisten.