Ende der Lebensleistung: Kollektive Gerechtigkeitsphantasten in der ARD

Wer heute bei der ARD liest, stolpert vielleicht über den Text „Die Probleme der Parteien mit der Jugend“, der unter dem Schlagwort „Generationengerechtigkeit“ verfasst wurde. Im Text hat Ulla Fiebig vom ARD-Studio Berlin minimale Eigenleistung mit weitgehendem Kopieren eines 11 Punkte Planes der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen kombiniert und so durchgereicht, was die seltsame Stiftung von sich gibt.

Gerechtigkeitswahnstifung logo
Quelle: Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27855288

Der Kollektivismus feiert in Deutschland wieder frohe Feste. Man nehme eine Gesellschaft, teile sie willkürlich in Rothaarige, über 190 cm Große, in Menschen mit einem IQ von mindestens 130 oder in solche mit Schuhgröße von mindestens 44 und fordere z.B. für die nunmehr geschaffene Gruppen derjenigen, mit einer Schuhgröße von mindestens 44 Rechte. Denn: Im Bundestag ist die Gruppe der Schuhgröße 44 Träger deutlich unterrepräsentiert, so dass die Interessen derjenigen, die auf großen Fuß leben, nicht entsprechend berücksichtigt werden. Deshalb muss eine Quote her. Die Landesliste aller Parteien, die zur Bundestagswahl zugelassen werden wollen, muss auf den vorderen Plätzen mindestens 20% Personen aufweisen, die Schuhgröße 44 und mehr vorzuweisen haben. Als Nachweis genügt ein Zertifikat eines Orthopäden.

Das finden Sie lustig?

Nun, dann ersetzen Sie die Schuhgröße, den IQ, die Haarfarbe oder die Körpergröße durch Frauen oder durch Menschen unter 35 Jahren und schon kommen wir bei der neuesten Idiotie aus dem Hause kollektiver Wahnvorstellungen an:

Generationenwahnstiftung
Kollektiv-Viren haben bei uns keine Chance!

„Die Parteien müssen für eine zunehmende Rotation bei den Mandats- und Amtsträ- ger*innen sorgen. Parteiämter werden aktuell teilweise über Jahrzehnte behalten. Das fördert weder die Innovation, noch die Nachwuchsförderung. Im Bundestag und den Landesparlamenten zeigt sich aktuell ein ähnliches Bild. Deswegen fordert die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen eine Nachwuchsquote in Parteien und Parlamenten. Bei der Listenaufstellung der Parteien sollten mindestens 20 Prozent der Kandidat*innen auf den vorderen Plätzen unter 35 Jahre alt sein.“

Wie weit kann man Irrsinn treiben. Das ist die einzig spannende Frage, die es heute zu stellen gibt.

Mit ihrer Quote will die Stiftung angeblich Generationengerechtigkeit herstellen. Die Gerechtigkeit nach Generationen ist für die Stiftungslobbyisten hergestellt, wenn die Verteilung z.B. der Bundestagsabgeordneten einen Anteil von 20% unter 35jähriger aufweist. Das hat nun mit Gerechtigkeit gar nichts zu tun. Gerechtigkeit ist ein Konzept, das mit Leistung zusammenhängt, z.B. mit Lebensleistung. Wer es schafft, in der SPD die Ochsentour von Parteieintritt über die Gremien der Partei auf unterschiedlichen Ebenen zu durchleiden. Wer sich durch Intrigen, Gerüchte und Versuche, ihn zu diskreditieren, nicht abschrecken lässt und für einen Listenplatz bei z.B. der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz kandidiert, der soll den gerechten Lohn, Listenplatz für seine jahrzehntelange Parteitortur auch einstreichen können.

Eine Quote für unter 35jährige will diese interne Parteileistung kappen und unter 35jährige aufgrund ihres Alters bevorzugen. Damit zielt die Stiftung auf Ergebnisgleichheit, nicht auf Gerechtigkeit. Wie so oft, basiert die Forderung nach Gerechtigkeit auf einer vollkommenen Ahnungslosigkeit davon, was Gerechtigkeit eigentlich darstellt.

Die Forderung danach, unter 35jährige auf Parteilisten besser zu stellen als über 35jährige ist somit ungerecht denen gegenüber, die über 35 Jahre alt sind, denen gegenüber, die eine wie auch immer geartete Parteileistung erbracht haben, um sich nach oben zu arbeiten.

ideology of madnessDie Forderung ist darüber hinaus naiv und dumm. Naiv deshalb, weil Parteien nepotistische Strukturen sind, in denen Mitglieder sich gegenseitig die Hände waschen. Die Ochsentour in Parteien dient dazu, Kontakte zu knüpfen und Abhängigkeiten zu schaffen. Wer denkt, er könne sich auf eine Liste setzen lassen, weil er das richtige Alter hat und abschneiden, was die Parteimitgliedschaft nun einmal ausmacht, wird ziemlich einsam sein, in seiner Partei und entsprechend zum Sonnenkönig, der nur einen Sommer regiert, werden.

Die Forderung ist dumm, weil unterstellt wird, dass Personen, die älter als 35 Jahre alt sind, nicht in der Lage sind, die Interessen von Personen zu vertreten, die unter 35 Jahre alt sind. Warum der Schnittpunkt der Interesseninkompatibilität ausgerechnet bei 35 Jahren verläuft und nicht z.B. bei 29 Jahren 8 Monaten und 3 Tagen, das ist eine Frage, die man wohl nur beantworten kann, wenn man entsprechend wahnsinnig ist.

Aber nehmen wir kurz an, diese Annahme, Interessen von über und unter 35jährigen seien inkompatibel, eine Annahme, die man nur als Ausgeburt von Wahnsinn ansehen kann, träfe zu. Dann müssen wir Schulen schließen, denn Lehrer sind außerstande, die Interessen von Schülern wahrzunehmen. Wir müssen aus dem selben Grund, Eltern ihre Kinder entziehen und letztere mit der Wahrnehmung ihrer Interessen alleine lassen. Wir müssen den Bundestag schließen, denn Bundestagsabgeordnete, die weiblich und über 50 Jahre alt sind, können die Interessen von Bauarbeitern, die 40jährig und geschieden sind, nicht wahrnehmen usw. Kurz: Nichts geht mehr.

Aber ein gutes hätte das ganze: Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, jene Ausgeburt eines nagenden Azathoth, sie müsste schließen, denn wie wollen die paar Hanseln der Stiftung die Interessen ganzer Generationen wahrnehmen, die erst noch geboren werden?

Die deutlichste Folge von Kollektivismus besteht offensichtlich im Verlust der Denkfähigkeit und somit in einer Form von Debilität, von der man es sich nicht leisten kann, dass sie im öffentlichen Diskurs repräsentiert ist.

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