Zugeständnis an a-Normale: Hamburger Aufbewahrungsanstalt für diversen Dingsbums

Das Hamburger Völkerkundemuseum, das unter diesem Namen weithin bekannt ist, will nicht mehr Hamburger Völkerkundemuseum heißen. Der Name, so hat „die Pressestelle“ dem Hamburger Abendblatt erklärt, sei „für viele junge Personengruppen, Kunstinteressierte und Diaspora-Gemeinschaften, kritische Intellektuelle und Künstler/-innen aus Herkunftsgesellschaften oder lokalen Diaspora-Communities eine Barriere, da er negative Assoziationen und Emotionen hervorruft“. Gerade diese „Interessengruppen“ wolle man stärker einbeziehen. Mit dem neuen Namen, den man noch nicht gefunden habe, könne man, auch wenn man den Namen noch nicht kenne, neue Besucherschichten erschließen, „dem Museum ferngebliebene Interessengruppen gewinnen“.

Das ist wirklich bemerkenswert.

Mathematisch betrachtet wird hier genau eine Unbekannte (der Name) für eine Lösung, die man schon kennt (die neuen Besuchergruppen, die man gewinnen wird – Zweifel ausgeschlossen) gesucht, die nicht die Lösung ist. Ob man Äquivalenz ohne Äquivalenz herstellen kann? Eine spannende Frage, vielleicht hat jemand eine Antwort.

Die „neuen Besucherschichten“, die erschlossen werden sollen, das sind kunstinteressierte Afrikaner oder Asiaten oder Amerikaner, Südamerikaner, die in Deutschland leben (Diaspora-Gemeinschaften und Künstler aus Herkunftsgesellschaften), junge Personengruppen, die bislang lieber Computerspiele spielen als Tonscherben der Sue zu bestaunen und kritische Intellektuelle.

Wann immer von kritischen Intellektuellen die Rede ist, steigt uns der Ärger im Hals hoch. Denn mit „kritischen Intellektuellen“ sind nicht kritische Intellektuelle gemeint, sondern diese Nuts, die an allem Anstoß nehmen, was sie nicht kennen und all denen helfen wollen, die sie sozial unter sich verorten: Schwarzen, Indianern, Frauen … Wir empfehlen denen, die Schwarze vor weißem Rassismus bewahren wollen, einen Studien-Aufenthalt in den Bronx. Sofern sie diesen Aufenthalt, in dessen Verlauf sie den dort lebenden Schwarzen selbstverständlich erklären müssen, dass sie gekommen sind, um den Benachteiligten zu helfen, überleben, haben sie etwas für’s Leben gelernt und kommen mit Sicherheit nicht mehr auf die Idee, Schwarzen helfen zu wollen.

Die Verantwortlichen im Hamburger Museum für Völkerkunde wollen also neue „Personengruppen“ erschließen und planen dies dadurch zu tun, dass sie andere „Personengruppen“ verärgern. Offensichtlich ist die Museumsleitung bar jeder Kenntnisse nicht nur in Mathematik, sondern auch in Ökonomie.

Wenn man eine bestimmte Besuchergruppe als Museum sicher hat, fest mit ihr rechnen kann, dann wird man sicher jede Handlung unterlassen, die dazu geeignet ist, diese Besuchergruppe von weiteren oder Erstbesuchen abzuschrecken. Wenn man plant, diese Besuchergruppe abzuschrecken, um eine andere Besuchergruppe, die vermutlich kleiner, aber in jedem Fall vollkommen unsicher ist und von der man nichts weiß, für sich zu gewinnen, dann muss man denjenigen, der diesen Unsinn zu verantworten hat, als museale Selbstzerstörungsanlage einordnen, denn offensichtlich ist ihm ein eingebildeter Zugewinn an Besuchern wichtiger als vorhandene Besucher.

Das sind eben die Opportunitätskosten politischer Korrektheit. Wohlgemerkt, es mag sinnvoll sein, dem 1879 gegründeten altehrwürdigen Völkerkundemuseum von Hamburg einen neuen Namen zu geben, aber sicher nicht mit der oben zitierten Begründung und sicher nicht, um die Völkerkunde aus dem Namen zu streichen.

Die Völkerkunde, die in Deutschland auch als Ethnologie bekannt ist, hat eine lange Tradition und gehört zu den frühen universitären Fächern, in denen deutsche Wissenschaftler es zu Weltruhm gebracht haben. Das Fach hat 1920 in Leipzig seinen ersten Lehrstuhl besetzen können und Wissenschaftler wie Franz Boas, Leo Frobenius oder Fritz Graebner hervorgebracht. Die Deutsche Gesellschaft für Völkerkunde, die 1929 in Leipzig gegründet wurde, blickt entsprechend auf rund 90 Jahre Geschichte zurück.

Warum der Begriff der Völkerkunde, die Kunde von den Völkern, bei irgend jemandem Empfindlichkeiten oder negative Assoziationen oder Emotionen hervorrufen sollte, der noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, ist eine Frage, auf die wir hoffen, endlich einmal eine Antwort zu bekommen, vielleicht gemeinsam mit der Antwort auf die Frage, warum psychische a-Normalitäten von Wenigen dazu führen sollen, dass man den normalen Vielen etwas aufzwingt, was den a-Normalen entgegen kommt, die Normalen aber verärgern muss, weil es die Normalität in Abrede stellt.

Und damit sind wir bei des Pudels Kern.
Nuts wie Gender Studierte, Whiteness-Feinde oder Anti-rassistische Rassisten versuchen, die Normalität zu zerstören, die das gesellschaftliche Miteinander durchzieht und erst möglich macht.

Es gab schon einmal in eine intelligente Form des Infragestellens gesellschaftlicher Normalität: Die Ethnomethodologie. Deren Vertreter haben mit sogenannten Erschütterungsexperimenten, auf das abgezielt, was man als unhinterfragte Normalität bezeichnen kann, von wo aus sie Schlüsse auf das Funktionieren menschlicher Gesellschaften, den Kitt, der sie zusammenhält, ziehen wollten. Das Anliegen der Ethnomethodologie ist wissenschaftlich und deskriptiv.

Die Nuts, die heute die Normalität erschüttern wollen, die Gender Studierten, Whiteness-Feinde oder antirassistischen Rassisten tun dies nicht, weil sie Erkenntnis gewinnen oder gar etwas wissen wollen, sie sind auch nicht an Deskription interessiert, nein, sie sind normativ ausgerichtet, sie wollen die Gesellschaft entsprechend der Interessen, die sie selbst haben, verändern. Normalität ist für sie nicht mehr das, was die Mehrheit gemeinsam hat, sondern eine normative Kategorie, die sie anderen vorschreiben wollen, deren Normalität sie beanstandenswert empfinden. Deshalb wollen sie der normalen Mehrheit eine a-normale Art zu lesen und zu schreiben aufzwingen, ihr vorschreiben, auf welche Art von Toiletten sie zu gehen hat, bestimmen welche Straßennamen es geben darf und welche nicht, was in Kinderbüchern stehen darf und was nicht und last but not least, ein Museum für Völkerkunde umbenennen, ihm einen Namen geben, bei dem eine a-normale Minderheit keine negative Assoziationen hat.

Welcher Name könnte sicherstellen, dass nicht irgend ein Nut meint, er sei negativ tangiert, was eine weitere Umbenennung auslösen könnte?

Wir haben lange überlegt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bezeichnung „Aufbewahrungsanstalt für diversen Dingsbums“ die beste Chance hat, von niemandem negativ assoziiert zu werden. Der Begriff hat eine gewisse „offizielle Note“ durch das Hauptwort „Anstalt“, was diejenigen ruhig stellt, die sich nie mit staatlicher Autorität anlegen würden. Damit haben wir bereits 75% der potentiell negativ Assoziierenden erledigt. Die restlichen 25% erledigen wir dadurch, dass wir ihnen zum einen mit „diverse“ eine positive Konnotation verpassen und mit „Dingsbums“ einen Begriff, der sich jeder Auflösung in etwas Konkretes entzieht. Auf diese Weise kann man auch dem a-Normalsten einer Gesellschaft Rechnung tragen.

Allen, die sich bis hier tapfer und stetig über den von uns gebrauchten Begriff „a-Normale“ aufgeregt haben, sei gesagt, wir haben den Begriff deskriptiv gebraucht, nicht normativ, wie sie vielleicht negativ assoziiert haben. So verwendet, sagt der Begriff nur aus, dass die a-normalen Gruppe eine Minderheit darstellt, die von der gesellschaftlichen Normalität abweicht. Gesellschaftliche Normalität ist in dieser Verwendung etwas, was durch Mehrheitshandlung konstituiert wird. Insofern sind z.B. heterosexuelle Paare die gesellschaftliche Normalität, homosexuelle Paare die gesellschaftliche a-Normalität.

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