Grenzen der Volkserzieher: Freie Märkte sind unvereinbar mit Totalitarismus


Der neue Mensch ist nicht dick. Sicher nicht. Er ist auch nicht unsportlich. Das schon gar nicht. Er raucht nicht. Himmel hilf. Seine Kritikfähigkeit reduziert sich auf Aussagen wie „Du Nazi“ oder „Das ist ja anti […. beliebiges Gutwort einsetzen]“. Der neue Mensch, wie er den Do-Goodern und Regierungen in dem, was sich moderne Staaten nennt, vorschwebt, ist bereit, einen kleinen Selbstbehalt zu akzeptieren und den größten Teil seines Einkommens als Steuer zu entrichten. Er zahlt gerne mehr für den Strom, weil er Öko-Strom unterstützen will. Er zahlt gerne mehr für soziale Ausgaben, weil 1.000.000 Flüchtlinge den moralischen Wert von Deutschland steigern. Er geht zwanzig, oder dreißig oder fünfzigmal zum Arzt, zur Vorsorgeuntersuchung gegen X, Y und Z, weil er ein guter Bürger ist, der seine Ansprüche gegenüber der Krankenkasse nicht verlieren will. Der neue Mensch und gute Bürger murrt nicht einmal, wenn er im Alter feststellt, dass trotz der horrenden Abzüge für die Rentenversicherung nicht genug Geld vorhanden ist, um ein Alter in Würde zu führen. Es macht dem guten Bürger schlicht nichts aus. Er geht dann zur Tafel oder wühlt sich durch öffentliche Mülleimer. Der neue Bürger ist auch sehr darauf bedacht, die Hygiene der öffentlichen Meinung zu wahren. Deshalb sagt er nichts, was anstößig ist, bringt zur Anzeige, was er anstößig findet und tut alles, damit es anderen nicht besser geht als ihm selbst.

Der neue Bürger ist leicht zu schaffen, wenn totalitäre Strukturen es befördern. Wer keine Alternative hat, weil sein Staat Alternativen mit hohen Kosten versehen hat, der lässt sich leicht in eine Richtung schieben oder nudgen, wie es heute heißt. Wer sich vor sozialen Kosten fürchtet, weil jeder, der seine Organe der wichtigen Nachwelt nicht übergeben will, auf dass Ärzte und Händler sich eine goldene Nase an dem unentgeltlich überlassenen Gut verdienen, dem kann man gut die Option, die Spende zu verweigern, lassen. Er wird sie nicht nutzen. Wer fürchten muss, durch ein falsches Wort, eine unangepasste Äußerung von der Horde der Gutmenschen verfolgt und verbal gekreuzigt zu werden, in der Folge seinen Job zu verlieren und Gefahr zu laufen, in Obdachlosigkeit zu enden, der ist leicht gefügig zu machen, leicht zum Verstummen zu bringen, leicht einzunorden. Nun ergänzen wir noch Kinder und die Verhaltenspflichten, die als staatliche Forderung an die richtige Aufzucht gestellt werden und fertig ist das totalitäre Umfeld, in dem kaum mehr jemand den Mund aufmacht.

In einem freien Markt ist das anders.

Ein Markt ist im Wesentlichen ein Ort der Optionen. Es gibt viele unterschiedliche Angebote und Nachfrager. Jeder findet etwas, was zu ihm passt.

Ein Markt als solcher ist zu groß, als dass man ihn kontrollieren und beherrschen könnte. Freiheit hat den großen Nachteil, mit Phantasie verbunden und genutzt zu werden.

Deshalb schränken Staaten Märkte ein.
Deshalb verknappen sie das Angebot.

Denn mit jeder Regulation, die den Markt wieder ein Stück beseitigt, geht auch ein Stückchen Freiheit verloren.

Und mit jedem Stückchen Freiheit, das beseitigt wird, werden Bürger gefügiger, so die Rechnung. Mit jedem Stückchen Gefügigkeit, das Staaten gewinnen, verschwindet ein Stückchen Widerstand.

Deshalb ist es oberste Priorität totalitärer Staaten, Märkte, seien es Märkte, auf denen Produkte, Waren, Dienstleistungen getauscht werden, seien es Märkte, auf denen Meinungen oder Informationen getauscht werden, zu beschränken, zu regulieren, zu kontrollieren.

Was passiert, wenn Staaten oder staatliche Organe keine Kontrolle über Märkte haben, zeigt ein Beispiel aus Seattle. Dort haben Do-Gooders beschlossen, dass sie die Adipositas vieler US-Amerikaner nicht mehr mitansehen wollen und deshalb den Preis von Coca Cola, Dr. Pepper und den anderen Softdrinks, die viel Zucker für wenig Geschmack anbieten, verdoppelt.

Das geschieht natürlich nur zum Besten der Bürger. Immer wenn Freiheiten von Bürgern eingeschränkt werden, haben die staatlichen Gefängniswärter nur das Beste der Bürger im Sinn, deren Sicherheit, deren Gesundheit, deren Lebensfreude … Und Lebensfreude gewinnt man bekanntlich nicht dadurch, dass man Coca Cola trinkt …

Man stelle sich ein entsprechendes Gesetz in Deutschland vor. Die Bundesregierung beschließt, dass alle Softdrinks, die Zucker enthalten, mit einer hohen Steuer belegt werden und nunmehr das Doppelte des vorherigen Preises kosten. Der Beschluss ist flächendeckend. Von Rewe in Kiel bis Aldi in Berchtesgaden gelten die erhöhten Preise. Die Gängelung der Verbraucher ist umfassend. Es gibt kein Schlupfloch außerhalb von Schmugglerringen. Die Beschränkung der Freiheit zu trinken, was man trinken will, ist uneingeschränkt.

Nicht so in den USA.
Hier scheitern die Versuche, bürgerliche Freiheiten zu beschränken, regelmäßig am Pluralismus der US-Kultur, der sich u.a. darin äußert, dass Persönlichkeitsrechte weitgehend unantastbar sind und keine Regelung so umfassend oder durchsetzbar ist, als dass man sie nicht unterlaufen könnte. Dass dem so ist, hat die Stadt Seattle bzw. die Do-Gooders, die dort die Stadt-Regierung bilden, gerade erfahren. Sie wollen das Verhalten ihrer Bürger so steuern, dass Letztere weniger Softdrinks trinken. Steuern ist hier wörtlich zu nehmen, denn ausgeheckt wurde eine Steuer auf Softdrinks, die eine fast Verdoppelung des Preises zum Ergebnis hat. In einem totalitären Staat ohne Alternative, in dem der Markt reglementiert und unfrei ist, käme eine solche Regelung dem Zwang für Bürger gleich, ihre Präferenzen nunmehr mit dem doppelten Einsatz von finanziellen Ressourcen zu verfolgen. Nicht so in den USA. Dort gibt es nicht nur einen Markt. Dort gibt es auch selbstbewusste Marktakteure. Mehr noch: Die selbstbewussten Marktakteure betreiben Supermärkte.

Und so hat Costco, ein großer Einzelhändler, nicht nur seine Preisschilder dahingehend geändert, dass die Kunden über die Höhe der Steuer, die in einen Preis eingeht, unterrichtet werden, Costco informiert seine Kunden auch darüber, dass die selben Produkte außerhalb von Seattle deutlich billiger sind, ergänzt durch die Adresse des nächsten Supermarkts außerhalb der Jurisdiktion von Seattle. Als Ergebnis haben sich die Absätze von Softdrinks in Seattle erheblich reduziert und sind im Umland fast explodiert.

Sozialwissenschaftler sprechen hier von Renitenz. Renitenz setzt immer dann ein, wenn ein Akteur von einem anderen zu etwas gezwungen werden soll, das er nicht tun will. Höhere Preise für etwas bezahlen zu müssen, weil ein Gutmensch meint, es sei der Gesundheit eines anderen schädlich, zu viel davon zu trinken, weshalb er Einfluss auf dessen Trinkmenge nehmen will, ist ein Zwang, der mit Sicherheit Renitenz nach sich zieht. Wie gesagt, in totalitären Systemen haben diejenigen, die Zwang ausüben, gleich welche Form der Zwang annimmt, leichtes Spiel mit ihren Opfern. Wer sich nicht fügt, wird in den Untergrund gezwungen und bezahlt sein Beharren auf Handlungsfreiheit damit, kriminalisiert zu werden. In einem freien Markt ist das nicht möglich. Dort kann ein Gezwungener den Anbieter wechseln und seine Bedürfnisse woanders befriedigen. Dort haben diejenigen, die Zwang ausüben, nicht so leichtes Spiel mit denen, die sie zwingen wollen.

Deshalb ist bei denen, die gerne Zwang auf andere ausüben wollen, die deren Handlungen, Entscheidungen und Gewohnheiten durch Zwang verändern wollen, der Markt so verhasst. Deshalb wollen sie Märkte, gleich welcher Art, dadurch zerstören, dass sie sie reglementieren. Denn Märkte sind die Feinde des Totalitarismus.

Eine gute Zusammenfassung der Bauchlandung, die die Gutmenschen in Seattle erlitten haben, findet sich hier.

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