Pädagogik der Sandweste: Die Hilflosigkeit unfähiger Lehrer
Die britische Zeitung „Daily Mail“ scheint kurz davor zu sein, eine Rubrik „German Oddities“ einzurichten. Jedenfalls hat die Zeitung große Probleme, ihren Lesern die Wahrheit eines Berichts über rund 200 deutsche Schulen glaubhaft zu machen, in denen Schüler neuerdings in Sandwesten gezwängt werden, die zwischen 1,5 und 4 Kilogramm schwer sind, und die sie daran hindern sollen, im Unterricht herum zu zappeln oder im Unterrichtsraum herumzulaufen. Was die Leser der Daily Mail kaum für möglich halten, wird beim Deutschlandfunk als „Modellversuch“ diskutiert, an dem 13 Hamburger Schulen teilnehmen. Sie testen den Einsatz von „kiloschweren Sandwesten“, um Schülern mehr Ruhe und Konzentration zu ermöglichen. Der Einsatz richtet sich vornehmlich gegen Schüler, die an einem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden sollen, dauere nie länger als 30 Minuten und werde nicht gegen den Willen des Kindes zum Einsatz gebracht. Beim Bayrischen Rundfunk sind die Nuancen desselben Gegenstands andere. Nun wird die Sandweste maximal 20 bis 30 Minuten verordnet und kein Kind „wird gezwungen, sie länger zu tragen“.
Wie dem auch sei, die Sandwesten sind den einen eine große Hilfe, von der sie sogar behaupten, ADHS-Kinder würden sie „lieben“, gäben sie ihnen doch die Gelegenheit, endlich sitzen zu bleiben, während die anderen der Ansicht sind, Sandwesten seien eine Form schulischer Folter, die der Zwangsjacke entspreche, wie sie in der Psychiatrie zum Einsatz komme.
Wir betrachten den Einsatz von Sandwesten als Eingeständnis der Hilflosigkeit und somit als Beleg für pädagogisches Scheitern und vor allem als eine katastrophale Meldung an Schüler, die doch eigentlich zu eigenständigen Menschen erzogen werden sollen.
Zunächst zur an deutschen Schulen grassierenden pädagogischen Hilflosigkeit, die man nicht besser zum Ausdruck bringen kann als mit einer Sandweste.
Howard Becker, einer der Pioniere der Soziologie der Pädagogik hat darauf hingewiesen, dass Lehrer gegenüber ihren Schülern vor allem mit zwei Problemen konfrontiert sind: (1) die Erfüllung der übertragenen Aufgabe und (2) die Herstellung von Disziplin, die gewöhnlich darüber erfolgt, dass man als Lehrer die eigene Autorität im Klassenzimmer etabliert, sofern man eine Autorität zum Etablieren hat.
Beide Probleme hängen natürlich miteinander zusammen. Ein Lehrer, dem es nicht gelingt, mit seiner Autorität Disziplin herzustellen, der wird auch keinen Erfolg damit haben, seine Aufgabe, die in der Vermittlung von Wissen besteht, erfolgreich zu leisten. Folglich kann man argumentieren, dass für den Erfolg eines Lehrers, die Durchsetzung seiner Autorität und die Herstellung von Disziplin am wichtigsten sind. Dazu schreibt Becker:
„Teacher and pupil confront each other in the school with an original conflict of desires, and however much that conflict may be reduced in amount, or however much it may be hidden, it still remains. We must recognize that conflict, either actual or potential, is ever present in the teacher-pupil relationship, the teacher attempting to maintain her control against the children’s efforts to break it”.
Für Becker ist Unterricht somit durch einen Interessenkonflikt zwischen Schüler und Lehrer darüber gekennzeichnet, wie ein Unterricht abzulaufen hat. In der folgenden Interaktion zwischen Lehrer und Schülern werden dann Regeln ausgehandelt, wobei es die Aufgabe eines Lehrers ist, Bedingungen zu schaffen, die seiner ersten Aufgabe, nämlich der Vermittlung von Wissen, förderlich sind. Wir alle kennen aus unserer Schulzeit Lehrer, die damit keinerlei Problem hatten, bei denen die Disziplin keine Frage und der Unterricht interessant oder doch zumindest geordnet war, und wir alle kennen Lehrer, die für ihren Beruf eher ungeeignet sind, deren Unterricht in Monotonie erstickt und von Langeweile geprägt ist und deren Person Schülern keinerlei Anlass gibt, Respekt zu zollen oder gar Autorität zuzuschreiben. Lehrer der letzteren Art scheinen in Schulen häufiger zu werden als Lehrer der ersteren Art.
Das Problem der Autorität, das alle Lehrer lösen müssen, um Disziplin herzustellen, wird für schlechte Lehrer zu einem wirklichen Problem. Wo gute Lehrer mit ihrer Person und ihrem Unterricht überzeugen, müssen die schlechten Lehrer auf Hilfsmittel zurückgreifen. Früher war das z.B. der Rohrstock, mit dem die Autorität des Schulmeisters eingebläut wurde. Heute ist der Rohrstock verboten und die zumeist weiblichen Lehrer müssen auf andere Formen zurückgreifen, in der Regel auf psychische Formen Druck auf Schüler auszuüben und wenn diese auch nichts nutzen, dann muss der Rohrstock eben in einer anderen Variante neu eingeführt werden, als Sandweste zum Beispiel, die Schülern, die allzu offen zeigen, dass der Lehrer keine Autorität hat und in keiner Weise in der Lage ist, Disziplin in seinem Klassenzimmer zu gewährleisten, angelegt wird, mit der sie bestraft werden.
Das Perfide an dieser Rückkehr zum Rohrstock ist nun, dass das neue Mittel der Züchtigung nicht als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit des Lehrers, Autorität zu etablieren und Disziplin durchzusetzen, gesehen wird, sondern dem Schüler angelastet wird. Der Schüler, der im Hinblick auf ADHS in der Mehrzahl ein männlicher Schüler ist, sei ein Opfer einer Krankheit und müsse daher behandelt werden. Dass sich mit dieser Krankheit nicht nur eine sehr problematische Form der Diagnose verbindet, sondern eine noch problematischere Form der Behandlung wird verschwiegen.
Nicht nur, werden Schüler zum Problem stilisiert und nicht Lehrer, die unfähig sind, Disziplin durchzusetzen, als das eigentliche Problem erkannt, die Schüler, denen eine Sandweste verordnet wird, werden durch Aussagen wie: die Sandwesten würden den Kindern zu einem „besseren Körpergefühl“ verhelfen (das tun Fußfesseln mit Sicherheit auch) und die soweit gehen zu behaupten, die Kinder würden es lieben, die Westen zu tragen, auch noch verhöhnt und ihrer Individualität beraubt. Ihnen und ihren Mitschülern wird die Lektion erteilt, dass sie unfähig sind, ihr eigenes Verhalten zu beeinflussen, zu steuern. Ihnen und ihren Mitschülern wird vorgeführt, dass äußerlicher Zwang gerechtfertigt ist, weil ein individueller Schüler nicht in der Lage ist, von sich aus sein Verhalten zu ändern und anzupassen. Den Schülern mit Sandweste wird entsprechend attestiert, dass sie zu keiner Kontrolle ihrer Handlunge fähig sind und der Anleitung durch Außenstehende, dem Zwang durch deren Maßnahmen, deren Nudging, bedürfen.
So erzieht man keine eigenständigen Persönlichkeiten, so erzieht man Sklaven und Deviante, die darauf vertrauen, von anderen angeleitet und in ihrem Handeln begrenzt zu werden, weil sie selbst, wie sie seit ihrer Schulzeit wissen, denn da wurde ihnen der entsprechende Freibrief erteilt, nicht zur Kontrolle ihres Handelns fähig sind.
Und alles weil es in Deutschland nicht möglich ist, die einfache und offenkundige Tatsache auszusprechen, dass manche Lehrer für ihren Beruf ungeeignet sind. Lieber lässt man Generationen von Schülern unter schlechten Lehrern leiden, als dass man der Wahrheit ins Gesicht blickt. Selbstverständlich gibt es auch Situationen, die Lehrer schlicht überfordern, wenn sie z.B. wegen politischer Korrektheit mit inklusiven Klassen konfrontiert sind, auf deren Leitung sie nicht vorbereitet wurden und mit deren Leitung sie schlicht überfordert sind. In solchen Situationen werden Lehrer zwangsläufig zu schlechten Lehrern, so wie ein ansich guter Dompteur von Löwen, ein Problem damit hat, Schlangen dazu zu bewegen, durch einen Reif zu springen.
Aber alternative Fakten zum Unwort erklären.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Dann unterstützen Sie ScienceFiles!
Anregungen? Hinweise? Kontaktieren Sie ScienceFiles
Folgen Sie uns auf Telegram.Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Donorbox
Unterstützen Sie ScienceFiles
Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto:
HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Gute und schlechte Lehrer gibt es überall.
Gute und schlechte Eltern gibt es überall.
Gute und schlechte Journalisten gibt es überall.
Gute und schlechte [Alles] gibt es überall.
Bei Lehrern, auch bei den Guten, in Deutschland gibt es aber einige Probleme:
– Spätestens seit Gerhard Schröder gelten Lehrer als faules Pack und sind der Sündenbock der Nation.
– Schüler sollen gleichgestellt werden, also unabhängig von den eigenen Möglichkeiten das Abitur bestehen können. Das hat Folgen für das niedriger werdende Abiturniveau und den Brechdurchfall, den diese Schüler in ihrem Studium absondern. Mangels eigener Möglichkeiten bleiben Ihre, Herr Klein, heißgeliebten Geisteswissenschaften übrig.
– Eltern sollen auf Wunsch der Wirtschaft immer länger zu immer geringeren Löhnen arbeiten. Die Politik tut ihnen den Gefallen mit Ganztagsschulen, bei denen häufig ab 14 Uhr an Unterricht entweder nicht mehr zu denken ist oder nur noch AGs stattfinden.
– Unabhängig davon, ob die Eltern arbeiten oder nicht, sollen die Schulen die Schüler zu funktionierenden Arbeitsmaterial erziehen. Zu kritisches Denken ist da unangebracht. Außerdem können die Eltern die Erziehungsarbeit bleiben lassen.
– Die Stichpunkte Helikoptereltern und Erziehungsverweigerer brauche ich nicht zu erklären.
– Die Inklusion behinderter Schüler an Regelschulen ist ein Rohrkrepierer, unter dem alle (Lehrer, Schüler, Inklusionsschüler, Eltern) leiden.
– Alle Modelle des längeren gemeinsamen Lernens wie z.B. Gesamtschulen, Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen senken das Niveau.
Da haben Sie einen Punkt noch vergessen: die Elternschaft, und ich meine nicht einzelne sondern den Großteil, die dem allen den Boden bereitet. Von Nichts kommt Nichts.
Ich hab lange überlegt ob es sich (beim Artikel) um Satire handelt. Ich dachte immer viel schlimmer kann es nicht werden – aber was geht scheint es immer noch.
Die meinte ich mit Erziehungsverweigerern und Helikoptereltern. Beide Extreme sind schlecht. Je nach Schulform und Einzugsgebiet ist die Anzahl jedoch unterschiedlich. Es gibt aber eine Tendenz dass angenehmere Schülerschaft mit unangenehmerer Elternschaft korreliert – die Umkehrung leider auch, weil sich die Eltern nervender Schüler viel zu oft einen Dreck um ihre Kinder scheren oder mit ihnen selbst überfordert sind.
“sollen die Schulen die Schüler zu funktionierenden Arbeitsmaterial erziehen. Zu kritisches Denken ist da unangebracht.”
Dasselbe gilt für Studenten.
Sogar in noch viel stärkerem Maße. Die ganzen Geistes-, Kultur- und Genderwissenschaftler lernen im Laufe des oder nach Abschluss des Bachelors, dass sie eigentlich auf dem freien Markt unbrauchbar sind.
“……richtet sich vornehmlich gegen Schüler”
Muss nicht gegeben sein, könnte auch eine Wirkung entfalten wie die Festhaltetherapie.
Das sind halt die üblichen Lösngsansätze linker Linker.
Man pathologisiert das Gegenüber, anstatt mit ihm zu sprechen, spricht man über es, man wendet rigide Zwangsmassmahmen an um das Verhalten einzunormen und legt dem eine Verhatltensschablone zugrunde, die man jedem anzerziehen sucht.
Immer gemäss dem Muster, wenn ein kleiner Mann zu Macht kommt.
Die nächste Eskalationsstufe zur (Um-) Erziehung von Renitenten/Kranken hat schon vor rund 50 Jahren der Film Clockwerk Orange gezeigt.
Mein erster Impuls war der Gedanke an die körperliche Unversehrtheit der Kinder. Während Männer, die von sich selbst behaupten, sie wären minderjährig, im Namen der Würde und körperlichen Unversehrtheit weder geröntgt (Strahlenbelastung weniger als ein Flug nach Kabul oder ein Leben in der Eifel) noch eine Genitaluntersuchung wie z.B. bei einer Musterung (damals, als wir noch eine echte Armee hatten ohne Beschaffungsprobleme für Handtaschen und Umstandsmode für Soldat*Innen) zugemutet werden dürfen, behängen wir das weiche Kinderskelett mit Sandsäcken/-westen. Die Rückgrat-Verkrümmungen therapieren wir halt später mit guten Orthopäden wieder weg. So ist das mit der Würde des Menschen. Die kramen wir gern hervor, wenn man groben Unfug rechtfertigen will. Wir lassen sie aber zwischen den Deckeln des GG versauern, wenn man dem Bildungsunwesen nicht schon wieder “auf die Fresse” geben wollen. Sagt man ja heute so im roten Bildungsmilieu. Bätschi.
Website beluga – innovations. de: Es gibt danach offenbar keine wissenschaftlichen Studien zur „Sandtherapie“.
Leider ist es uns bisher nicht gelungen, trotz vieler positiver Rückmeldungen, eine ärztliche Einrichtung oder die Pharmaindustrie von der Notwendigkeit einer Studie zu überzeugen. Für Gespräche sind wir aber jederzeit offen.
Das Wissen über die Propriozeption [= subjektive Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum oder der Lage einzelner Körperteile zueinander] und die Auswirkungen auf unser Gehirn ist zurzeit eine Einsicht aus Vernunft und Verstand, denn eines ist sicher: Logisch nachvollziebar sind alle unsere Erfolgsmeldungen, ganz ohne Hokus-Pokus. Und letztendlich gilt der Spruch: Wer gutes tut hat recht.
Ich finde, daß dieser Beitrag mit einem seriösen Kinderpsychologen abgesprochen hätte sollen.
Das mit dem Einpacken nennt sich “Sensorische Integration”. Das ist sehr hilfreich bei Kindern, die ihren eigenen Körper und dessen Interaktion mit der Außenwelt wenig spüren. Das betrifft bei weitem nicht alle ADHSler oder Autisten, aber es gibt genug dokumentierte Fälle, wo dieses “Vererden” oder “Sich-verorten” zu mehr Konzentration führt. So eine Sandweste kann ein gutes Werkzeug zur Förderung der Eigenwahrnehmung und Reizerkennung bei Kindern, die Probleme mit der Schwerkraft- und Raumwahrnehmung haben, sein. Als weitverbreitete Therapiemaßnahme halte ich tatsächlich davon Profitierenden (ich kenne welche) für zu selten.
Alternativ kann man bei solchen Kindern natürlich auch jemanden daneben stellen, der ständig ermahnt.
Haben Sie Ihren Beitrag denn mit einem “seriösen Kinderpsychologen” abgesprochen?
Und was ist Ihr Kriterium für Seriosität?
Für mich bedeutet seriös, daß man entweder selbst genügend Sachkenntnis mitbringt, oder jemanden fragt, der diese hat.
Unseriös ist, wenn man Schlüsse zieht, die nicht der Faktenlage entsprechen, sondern der eigenen Einstellung zu etwas.
Dann passiert so etwas:
“Sie testen den Einsatz von „kiloschweren Sandwesten“, um Schülern mehr Ruhe und Konzentration zu ermöglichen. Der Einsatz richtet sich vornehmlich gegen Schüler, die an einem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden sollen, dauere nie länger als 30 Minuten und werde nicht gegen den Willen des Kindes zum Einsatz gebracht.”
Aha. Aber dann:
“Das Perfide an dieser Rückkehr zum Rohrstock ist nun, dass das neue Mittel der Züchtigung nicht als Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit des Lehrers, Autorität zu etablieren und Disziplin durchzusetzen, gesehen wird, sondern dem Schüler angelastet wird.”
Dabei sagt doch der erste Teil sehr deutlich, daß es eben nicht um Züchtigung geht. Und wenn es nie gegen den Willen des Kindes geschieht, dann richtet sich das auch nicht “…vornehmich GEGEN Schüler, …
Selbst für Ihre eigene Argumentationslinie paßt das nicht, ist es doch offenbar geeignet, die Disziplin zu erhöhen und damit gerade das Gegenteil von Unfähigkeit.
Sie kritisieren eine Methode (wogegen absolut nichts zu sagen wäre), verallgemeinern aber auf Unfähigkeit, wenn diese Methode genutzt wird.
War vielleicht aus Versehen oder wegen Termindruck oder Faktenlage unglücklich beschrieben. Jedenfalls finde ich den Vorschlag Herrn Brauns berechtigt und Ihre “Selber!”-Antwort darauf kindisch.
“Unseriös ist …”
Aha. Da braucht man eigentlich gar nicht weiterlesen, denn die Definition zerlegt sich selbst.
Welche Fakten denn – die, die für Sie persönlich “erkennbar” sind? Oder auch die, die Sie aus welchen Gründen immer ausblenden?
Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon worüber Sie Ihre Meinung (nicht Fakten) absetzen? Etwa, weil Ihnen das irgendjemand gleicher Meinung eingetrichtert und abgefragt hat? Damit Sie verstehen worum es geht: wie viele Geschlechter haben Sie denn (für die Kinder) parat? Als Fakten? Wie viele “Krankheiten” als Entschuldigung unfähiger Verantwortlicher (an erster Stelle Eltern)?
Haben Sie überhaupt eine Ahnung aus welchen dunklen Gruben Ihre Sozialindustrie ihre Kohle kratzt?
Man muss vermutlich den Nickname in Rechnung stellen: Er lautet Klartexter, nicht Klardenker.
Ja wenn sie die “Definition” schon nach zwei Worten für zerlegt halten wundert mich nicht, daß Sie nicht erkennen konnten, daß das gar keine Definition sondern eine Zuschreibung war. Und Sie konnten mir nun auch nicht mitteilen, in welcher Hinsicht Sie bei dieser Zuschreibung anderer Meinung sind. Schade.
“Welche Fakten denn …”
Ich beziehe mich auf genau die Fakten, der der Beitrag nennt. Und der kritisierte Schluss widerspricht den genannten Fakten. Hatte ich das mißverständlich beschrieben?
“Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon worüber Sie Ihre Meinung (nicht Fakten) absetzen?”
In diesem momentanen Fall setze ich meine Meinung über einen Kommentar ab.
Aber Sie meinen vielleicht, wie ich mir meine Meinung bilde: Das ist ein Prozeß, den ich nie als abgeschlossen ansehe. Deshalb lese ich auch Beiträge, die eine andere Meinung zeigen und beteilige mich an einer Diskussion, solange die halbwegs sachbezogen bleibt.
Und Sie?
“Damit Sie verstehen worum es geht: wie viele Geschlechter haben Sie denn (für die Kinder) parat?”
Ich habe tatsächlich immer noch nicht verstanden, was die Anzahl möglicher Geschlechter mit dem Beitrag zu tun haben könnte.
“Haben Sie überhaupt eine Ahnung aus welchen dunklen Gruben Ihre Sozialindustrie ihre Kohle kratzt?”
Wenn ich eine Sozialindustrie hätte, wüßte ich sicher woher die Kohle kommt. Aber so kann ich nur empfehlen, Leute aus der Sozialindustrie zu fragen.
Falls Sie die permanente Niveausenkung des deutschen Bildungssystems als Folge sehen, daß Eltern nicht akzeptieren wollen, daß ihre Kinder “nur” mittelprächtig sind und mit allen Mitteln, die 30 Jahren verfehlte Bildungspolitik “geschaffen” haben, eine formale Geichmacherei erzwingen wollen: Wieso schreiben Sie das dann nicht einfach?
Danke für diese Beispiel der selektiven Wahrnehmung.
Wo haben Sie im Text einen Verweis darauf gelesen, dass Disziplin mit körperlicher Züchtigung gleichzusetzen ist. Es ist interessant, dass Sie das tun, aber im Text steht es nicht. Im Text steht, dass die Durchsetzung von Disziplin etwas mit der Etablierung von Autorität zu tun hat, das ist etwas anderes als Züchtigung.
Insofern ist ihre Aussage über die Argumentationslinie schlicht falsch und vielleicht ihrem emsigen Bemühen geschuldet, unbedingt etwas zu finden, das sie kritisieren zu können glauben.
Obwohl Sie sich zum Klartexter erklären, fällt ihnen nicht auf, dass es KEINERLEI Studien dazu gibt, wie die Sandwesten wirken, ob sie sich positiv auswirken oder negativ auf was auch immer. Ihnen genügt das Hörensagen und eine einzige Behauptung, die zu Ihrer Voreinstellung passt.
Und erlauben Sie mir abschließend noch eine deutliche Aussage: Was Sie finden, ist Ihre Sache. Das interessiert mich nicht im Geringsten. Ich bin an Argumenten interessiert und da haben Sie leider nichts zu bieten, oder: man findet eben keine Argumente.
@Klartexter
Warum bloß so aggressiv? Welchen Grund haben Sie denn dafür, der Sandsackzüchtigung das Wort zu reden, obwohl es nun einmal so ist, dass es KEINERLEI zuverlässige empirische Grundlage für ihren Einsatz gibt?
Warum regt es Sie denn so auf, wenn das jemand feststellt? Es ist eben einfach so; man nennt das eine Tatsache. Und die ändern sicht nicht, bloß, weil sie einem nicht passen und man diejenigen, die die Tatsachen nennen, meint, beschimpfen zu können. Also, woher kommt bei Ihnen diese emotionale Ladung?
Vielleicht sind Sie wirklich zu leichtgläubig. Ich meine, wenn Sie bereit sind, einfach nachreden, was bloß behauptet wird, z.B. es gehe nicht um Züchtigung, nur, weil jemand anderes behauptet, dass es darum nicht gehe …?!?!!
In diesem Fall würde ich empfehlen, doch einfach unkritisch das zu übernehmen, was WIR schreiben; wir sind institutionell nicht gebunden und müssen niemandem nach dem Mund reden. Insofern haben Sie eine gute Chance, wenn Sie das nachreden, was wir schreiben, zumindest interessengeleitete “Dehnung” einer Darstellung von Tatsachen zu entgehen
Aha. Und wer “genügend Sachkenntnis mitbringt” oder wen man fragen kann, weil man bereit ist, ihm “Sachkenntnis” zu unterstellen, das entscheiden selbstverständlich Sie , ja?!?
Und woher nehmen Sie die Sicherheit, dass Sie genug “Sachkenntnis” mitbringen, um entscheiden zu können, wer “Sachkenntnis” hat? Hat letztlich nicht derjenige “Sachkenntnis”, der etwas sagt, was Ihnen gefällt?
Wir haben jedenfalls Sachkenntnis mit Bezug auf Argumentation, empirischer Forschung und Evaluationen, und diese Sachkenntnis führt uns dazu, festzuhalten, dass es keine empirischen Belege dafür gibt, dass Sandsäcke etwas anderes sind als verzweifelte Maßnahmen, mit Problemen umzugehen, die man nicht im Griff hat (oder sogar selbst mitgeschaffen hat), besonders angesichts vorhandener Alternativen.
Und ‘mal ehrlich:
Wenn wir mit unserer Einschätzung Recht haben, glauben Sie, das würde von denjenigen, die die Sandsäcke verwenden oder zu verwenden bereit sind (so groß scheinen ihre Probleme zu sein!), zugegeben? Sicher nicht. Deshalb ist es äußerst einfältig, sich auf das zu verlassen, was diejenigen sagen, die die Sandsäcke ganz prima finden, weil sie angeblich PSEUDOWISSENSCHAFTLICHE BOMBASTSPRACHE HIER NACH BELIEBEN EINSETZEN.
Es hilft alles nichts: wir werden uns auf die gute alte Evaluationsforschung verlassen müssen, um herauszufinden, welche Handlungen geeignet sind, Probleme zu lösen und welche nicht.
Und danach müssen wir uns ggf. fragen, ob wir bestimmten Handlungen ausführen wollen oder nicht, denn aus dem empirischen Befund geht nicht automatisch hervor, was wir tun sollen oder wollen, nur, was wie funktioniert.
Und sie meinen, dass Sie “seriöser” kommentieren als wir geschrieben haben, wenn Sie irgendeine Behauptung wiederholen, die jemand anders aufgestellt hat und die diese Person mit einem pseudowissenschaflich klangvollen Namen (“Sensorische Integration”) ausgestattet hat?
Nun, manchen Leute glauben alles, wenn es mit verbalem Bombast daherkommt.
Warum, glauben Sie, versucht man nicht z.B. mit Meditation eine “sensorische Integration” statt mit Sandsäcken? So eine Meditation (besonders die sogenannte Aufmerksamkeitsmeditation) “kann ein gutes Werkzeug zur Förderung der Eigenwahrnehmung und Reizerkennung bei Kinder” und allen anderen Menschen sein – Betonung auf: “kann” im Sinn von “kann ich mir vorstellen”. Im Gegensatz zum Sandsack gibt es auf positive Wirkungen von Aufmerksamkeitsmeditation empirische Hinweise, bislang noch an kleinen Stichproben, also nicht hinreichend überzeugend, aber immerhin. Zum Sandsack gibt es nur Glaubensbekenntnisse und Bebhauptungen und die ein oder andere Anekdote (im Stil: “ich kenne aber einen, der …”).
Glauben Sie im Ernst, dass vor diesem Hintergrund Sandsäcke etwas anderes sind als das schlichte Eingeständnis von Hilflosigkeit?
“Wer gutes tut hat recht.”
Was dann die Prämisse erfordert, daß es positive Diskriminierung als Begriff UND Handlungsweise logisch und gerechtfertigt wäre.
Was in letzter Konsequenz dazu führen müßte, daß die Steinigung im Sinne des zu Exekutierenden auch sinnvoll wäre, da der anders ja nicht zur Einsicht gebracht werden könne.
( Britney Spears soll vor Jahrzehnten schon nach dieser “Pädagogik” für die Todesstrafe an sich “argumentiert” haben )
Hoffentlich sind die Sandwesten wenigstens stichsicher. Aber leider wohl eher nicht.