Universitäten: Von Stätten der Bildung zu Stätten der ideologischen Verdummung

Wem etwas Verträglicheres als Verdummung (Verblödung im ersten Entwurf) einfällt, der darf sich gerne mit seinem Vorschlag melden. So wie dies ein Stammleser heute mit der folgenden Bitte getan hat:

„Ich habe das bisher nie gemacht, jedoch möchte ich Sie diesmal fragen, ob Sie, liebes Sciencefiles-Team, darüber berichten könnten?“

Die eMail nebst Link und Hinweis auf eine Lesezeit von 5 Minuten [!sic] hat uns neugierig gemacht und zu einem Text geführt, den die Universität Bern tatsächlich glaubt, als mit den Aufgaben und dem Status einer Stätte der Bildung vereinbar, Lesern zumuten zu können. Geschrieben hat den Text eine „Pia Portmann“ und der Text zeigt mehr als deutlich, dass Universitäten nicht mehr Stätten der Bildung sind, sondern immer mehr zu Stätten der ideologischen Verdummung werden.

“Die Ausübung von Rassismus ist nicht abhängig von guten oder schlechten Gefühlen oder Absichten gegenüber Schwarzen Menschen und People of Color durch Weisse. Rassismus ist ein System, welches Weisssein kontinuierlich in das Zentrum stellt und Schwarzsein als das minderwertige Andere konstruiert.”1 An Schweizer Hochschulen ist dies klar der Fall: Vorwiegend weisse Dozierende lehren uns Theorien, die vorwiegend von weissen, “westlichen” Personen aus weissen, “westlichen” Perspektiven entwickelt wurden. Davon profitieren vor allem weisse Studierende und Akademiker_innen – nicht-weisse Mitarbeitende sieht man an unseren Unis eher als Reinigungs- oder Mensapersonal als im Vorlesungssaal.

Diesen Unsinn muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Wenn man dann als weißer Mensch geschluckt hat, dass hier behauptet wird, man sei Kraft seiner Hautfarbe ein Geburts-Rassist, könne diesem Schicksal nicht entgehen, dann kann man anfangen, den Kopf ob derartigen geistigen Durchfalls, den man wohl als Rassismus gegen Weiße bezeichnen muss, zu schütteln. Rassismus ist heute zu einem „Catch-All-Begriff“ geworden, der mehr dazu dient, die eigene Tugend zu beweihräuchern als der Verständigung. Formal gefasst und vom Konzept der Rasse gelöst, kann man Rassismus als eine Einstellung (und ein Verhalten) definieren, bei dem ein einziges Merkmal genutzt wird, um eine ganze Gruppe von Menschen über einen Kamm zu scheren, sie zu diskreditieren. So wie dies im oben zitierten Text geschieht, in dem behauptet wird, Rassismus sei eine Eigenschaft aller Weißen. Entsprechend muss man Frau Portmann, die diesen Unsinn zu verantworten hat, als klassischen Rassisten ansehen, der individuelle Unterschiede zum Wohle der Ideologie in den Wind schreibt. Der Altmeister der Sozialpsychologie Gordon Allport hat Rassismus definiert als „an antipathy based upon a faulty and inflexible generalization. It may be felt or expressed. It may be directed towards a group as a whole or towards an individual because he is a member of that group” (Allport, 1954, S.9). Und diese Definition ist hier erfüllt.

Und weiter geht es mit dem Unsinn aus Bern:

WORKSHOP: Euer Schweigen schützt euch nicht – wider dem Schlucken alltagsrassistischer Erlebnisse – für kollektives Handeln
Empowerment Workshop für People of Color 17:15-20 Uhr (Uni S A 027)

In Anlehnung an den Aufruf Audre Lordes zu Sprache und aktivem Handeln nehmen wir uns Raum, gemeinsam mehr über Rassismus zu lernen. In diesem Workshop tauschen wir uns über offene oder auch versteckte alltagsrassistische Erlebnisse aus und entwickeln gemeinsame Strategien die uns im Alltag stärken.

Dieser Workshop ist offen für People of Color, Muslim_innen und andere Personen die Rassismuserfahrungen machen. Wir bitten weisse Menschen (ohne Migrationshintergrund) aus Solidarität fernzubleiben und am Critical Whiteness Workshop teilzunemhen. Die Selbstdefinition gilt.

Die Teilnehmendenanzahl ist beschränkt, UniBe-Studierende geben bitte ihre Immatrikulationsnummer an.
Anmeldung an wost@sub.unibe.ch

Der Workshop wird durchgeführt von den beiden Bla*Sh Aktivistinnen. Rahel El-Maawi, Lehrbeauftragte und selbständige Soziokulturelle Animatorin, und Marilyn Umurungi, Journalistin, Philosophin, Studentin der ZHdK.

Die geistige Verwirrung, die heutzutage an Hochschulen vorzufinden ist, vor allem in den dortigen Sozialwissenschaften, ist wirklich erschreckend. Früher schrieben Novelisten Bücher über „kollektive Halluzination“ und haben sich Gedanken über den psychologischen Zustand gemacht, der erreicht sein muss, damit mehrere gleichzeitig über dasselbe halluzinieren. Heute wird die Halluzination zur Gruppenhysterie aufgeblasen, niemand hat mehr ein Interesse an deren Ursachen und einer Behandlung der Hysterie. Im Gegenteil: Es geht darum, sich mit seinesgleichen zusammenzutun, keinerlei Austausch mit denen, die als „anders“ definiert sind, zu suchen und sich gegenseitig mit immer neuen und immer schlimmeren Rassismuserfahrungen so aufzuschaukeln, dass am Ende nur noch Hass auf alle weißen Menschen übrigbleibt, um die Spannung abzubauen. Die Idee vom Echozimmer und von Groupthink muss in Zeiten der Rassismushysteriker um die Zutat der inszenierten Selbsterregung zur Demonstration der eigenen Tugend erweitert werden, früher ein Fall für die Klapse, heute ein Workshop an Universitäten und unter Ausschluss der Mehrheitsgesellschaft, die weiße Menschen in Europa nun einmal und immer noch darstellen.

Seltsam an diesem Neo-Rassismus, den Weiße nun als Schutzherren der Schwarzen anderen Weißen gegenüber üben, ist, dass noch keiner der neuen Herren-Weißen auf die Idee gekommen ist, die Steuergelder der essentialistisch rassistischen Unter-Weißen nicht anzunehmen.

Robert Miles und Malcolm Brown, die der kollektiv-konstruktivistischen Variante des Rassismus viel näher stehen als wir das tun, haben sich mit denen, die meinen, Rassismus könne nur von Weißen ausgeübt werden, auseinandergesetzt und versucht, die Irren mit einem Argument zu überzeugen. Wir haben unsere Zweifel daran, dass man in einem Gehirn, das zu Sätzen wie den oben zitierten in der Lage ist, so viel Verständnis herstellen kann, dass das nachfolgende Argument aufgenommen und verstanden werden kann, aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, sie zuletzt sterben lassen:

„We reject these arguments [that racism is inherent to white people], in part because of the racialised essentialism on which they are based. Let us explore this in a grounded manner. It is true that the experience of people of Caribbean or Asian origin in Britain for example, is different from that of the ‘indigenous’ population … The mistake is to assume that, as a result, all Caribbean and Asian experience is different from that of the indigenous population and that all members of the indigenous population consistently engage in such acts of closure. It is a mistake because such assumptions inaccurately generalise about a socially constructed category on the basis of the experience of a sample in particular contexts, and because they deny a relatively objectivity in order to advance an absolute subjectivity. Expressed empirically, it is evidently a mistake because there is a long tradition of ‘white’ people being involved in anti-racist activities of many kinds”
(74-75)

Wir erkennen an, dass Miles und Brown versuchen, sich mit Argumenten an die zu wenden, die denken, alle Weißen seien Rassisten. Aber das ändert nichts daran, dass wir der Ansicht sind, alle, die eine geteilte Menschlichkeit zwischen allen Menschen, unabhängig von der Hautfarbe der entsprechenden Menschen, in Frage stellen, sind zum einen Rassisten, zum anderen nicht normal und nur als Folge einer psychologischen Störung bzw. maßloser Indoktrination, die eine solche psychologische Störung herbeigeführt hat, zu erklären…

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