Normaler deutscher Wahnsinn: Eine Geschichte aus dem Alltag

Die Idee geht wie folgt: Bürger schließen sich in einem Staat zusammen, mit einem Vertrag, einem Gesellschaftsvertrag. Bürger treten eine Reihe von Rechten an den Staat ab, der sich im Gegenzug verpflichtet, das Leben seiner Bürger so angenehm wie nur möglich, so glücklich wie nur möglich zu machen, ihr Eigentum, ihre Sicherheit, ihr Leben zu schützen, Übergriffe abzuwehren, Übergreifende zu bestrafen. Kurz: Ein Staat ist eine Einrichtung die Sicherheit, Bequemlichkeit, Komfort und vielleicht sogar Glück der Bürger garantieren oder doch zumindest versuchen soll, herbeizuführen.

Das war die Idee. 

In der Realität sind Staaten administrative Monster, die ihren Bestand durch immer neue Schikanen, die sie den Bürgern auferlegen, rechtfertigen. Staaten sind Diebe, die Unsinns-Steuern erheben um Unsinns-Ausgaben zu rechtfertigen, die die Günstlinge des Staates reicher macht, eine Klasse, die von Steuerzahlern unterhalten wird und auf Kosten der anderen Bürger lebt. Und weil Staaten ihren Bürgern Steuern und Abgaben in noch vor 50 Jahren ungeahnten und für nicht möglich gehalten Höhen abknöpfen, zerstören sie deren Sicherheit (z.B. auch im Alter gut leben zu können), Bequemlichkeit (weil man durch die Steuern und Abgaben gezwungen wird, sich ständig zu verdingen, wenn man einen gewissen Lebensstandard nicht nur erreichen, sondern auch halten will) und Komfort, weil man durch ständige Übergriffe der Verwaltung, die in dicken Schreiben von Banken über veränderte AGBs, noch dickeren Schreiben von Versicherungen, über veränderte Bedingungen und extrem dicken Schreiben an Finanzämter, in denen man als Steuerzahler versucht, das Geld zurückzubekommen, dass Finanzämter zu unrecht geraubt haben, ihren Ausdruck finden, keine Ruhe und schon gar keine Gelassenheit finden kann.

Der ganz normale Wahnsinn, der Staat geworden ist und in Deutschland seine Bürger drangsaliert bzw. daran hindert, ein normales, effektives und zufriedenes Leben zu führen, wird in der folgenden Schilderung, die uns ein Leser geschickt hat, sehr deutlich. Es geht um ein alltägliches Ereignis, um etwas, das jedem widerfahren kann, eigentlich etwas, das man in kürzester Zeit aus der Welt schaffen könnte, wenn man nur wollte und wenn man nicht durch Regulationen, die nicht dazu gedacht sind, Bürgern einen effektiven Service zu bieten, sondern dazu, Verwaltungen, Organisationen und Institutionen auf Kosten der Bürger zu beschäftigen, daran gehindert würde:

 

Am 03.04.18 ist mir ein LKW in mein geparktes Auto gefahren, an der Stelle, an der ich seit 5 Jahren parke. Mein Auto war also nicht „falsch“ geparkt in dem Sinne, dass ich dadurch zum Unfall noch beigetragen hätte. Der LKW-Fahrer ist weitergefahren. Da ich jedoch just in dem Moment im Büro saß und den Schlag gehört habe, bin ich aus dem Haus gestürzt und dem LKW in Socken auf der Bundesstraße hinterhergerannt. Dank der Tatsache, dass die Ampel an der Bundesstraße rot war, konnte ich den LKW anhalten. Meine Nachbarn standen zu fünft im Hof, haben eine Zigarette geraucht und gemeint, als ich zurück kam, um die Polizei zu rufen, dass ich Glück hatte, dass ich den noch erwischt habe. Keiner hatte es aber für nötig gehalten, sich die Mühe zu machen das Kennzeichen zu notieren, denn die Ampel hätte ja auch grün sein können und dann hätte ich den LKW logischerweise nicht mehr erreicht, und mir wäre außer einer Anzeige gegen Unbekannt (ein Verfahren, das wahrscheinlich irgendwann im Sand verlaufen wäre) nichts geblieben.

Bis hierhin, dank MEINES Einsatzes: Glück im Unglück.

Ich rief die Polizei. Die Polizei hat alle Daten und Papiere aufgenommen. Ich habe von einer Anzeige wegen Fahrerflucht abgesehen. Mir ging es nur darum, dass jemand für die Schäden an meinem Auto aufkommt. Und genau da beginnt nun die Tragödie. Der rumänische Fahrer fährt für eine spanische Firma Güter aus, mit einer Zugmaschine und einem Aufflieger, die beide in Portugal zugelassen sind. Zudem hat die spanische Firma am 31.03.18 die Versicherung gewechselt.

Deshalb wurden mir vom Fahrer und der Polizei zwei grüne Karten gegeben, die der alten Versicherung und die der neuen. Dass die Grüne Karte der alten Versicherung gegenstandslos ist, ist weder dem Fahrer noch der Polizei noch mir aufgefallen. Auf dieses Detail habe ich leider nicht geachtet und mir beim Deutschen Büro Grüne Karte erst einmal den falschen Ansprechpartner besorgt. Auch die haben nicht gemerkt, dass ein Unfall für eine bereits abgelaufene Grüne Karte angegeben wird und haben mir brav die nicht mehr zuständige Allianz als Schadenregulierer genannt.

Die Allianz Versicherung (in diesem Fall für die Regulierung des Schadens nach deutschem Recht angeblich zuständig) hat alle möglichen Unterlagen von mir verlangt (Geschädigter, Schädiger, Fotos vom Unfall, Führerschein des Fahrer, Aktenzeichen bei der Polizei etc.). Nach sieben Tagen wurde ich dann gebeten meine Kontodaten anzugeben, da die Versicherung (Allianz) den Schaden regulieren wolle. Nach weiteren drei Tagen, in denen ich nichts von der Versicherung gehört habe, rief ich dort dann an und man sagte mir, dass die Allianz gar nicht zuständig sei, denn die Versicherung lief ja am 31.03.18 bei der Allianz in Spanien aus.

Bis zu diesem Tag hatte ich 10 Tage kein Auto, habe aber stundenlang rumtelefoniert und emails geschrieben. Sarkastisch könnte man sagen: Ist ja auch klar, schließlich willst DU ja auch dein Auto repariert haben.

Nun ging also alles von vorne los: Wieder beim Büro Grüne Karte angerufen, die neue (richtige) Versicherung erfragt, die richtige Versicherung kontaktiert. Wieder hat die Versicherung alle möglichen Details zum Unfallhergang gefordert. Wieder habe ich alles zusammengestellt und hingeschickt (auf meine Kosten versteht sich). Die Versicherung hat mich dann per Post gebeten anzugeben wie viel ich von ihr fordere. Diesmal allerdings habe ich an der Stelle zusätzlich einen Gutachter bestellt und einen Anwalt eingeschaltet.

Das war am 17.04.18

Nun ist der 30.04.18, und mein Anwalt schreibt mir, dass die gegnerische Versicherung behauptet, sie sei gar nicht zuständig, und das Deutsche Büro Grüne Karte habe eine falsche Auskunft erteilt.

Der Stand der Dinge ist also nun, dass ich seit 27 Tagen kein Auto habe. Mein Anwalt hat mir gesagt, dass es in solchen Angelegenheiten ewig dauert, bis man das Geld für die Reparatur des Autos bekommt. Ich werde also demnächst weiterhin kein Auto haben. Dieses steht angemeldet im Hof, d.h. jeden Tag zahle ich KFZ-Steuer und Versicherung. Der Witz an der ganzen Sache ist, dass mir ein Leihwagen wohl nur für die Zeit zusteht, in der das Auto in der Werkstatt steht, was laut Gutachten 4-5 Tage sind. D.h. wenn ich irgendwann mal das Geld für die Reparatur bekomme und das Auto dann real in der Werkstatt für 4 Tage steht, bekomme ich für diese 4 Tage einen Leihwagen. Das aber wahrscheinlich auch nur, falls bis dahin die zuständige Versicherung keine Insolvenz angemeldet hat.

Da nun aber auch noch möglicherweise das Büro [Grüne Karte] eine falsche Auskunft erteilt hat, so dass sich mein Anwalt wegen der möglichen falschen Auskunft mit der möglicherweise falschen Versicherung in Verbindung gesetzt hat oder was auch immer, dauert alles noch länger, und ich bin mir ziemlich sicher, dass die gegnerische Versicherung und das Büro (wegen der möglichen falschen Auskunft) für diesen Zeitverzug auch nicht aufkommen werden.

Das Lustige ist, dass ich mich zwar verarscht und ungerecht behandelt fühle (wieso weiß ich nicht, ist aber so), alles aber jedoch rechtlich exakt so laufen soll: Der Anwalt tut, was er im Rahmen des Rechtsstaates tun kann und darf, und die gegnerische Versicherung tut, was im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten liegt. Somit ist das, was ich gerade erlebe, das gleichgewichtete Ergebnis, also der vom Gesetzgeber gewollte Ablauf in solchen Fällen.

Ich bin daher heil froh, dass ich einen Job habe, um mir die Schäden, die mir andere zufügen, in unserem Rechtsstaat leisten zu können. Darüber hinaus bin ich heil froh, dass mein Arbeitgeber es duldet und die Möglichkeit hat, mich von zuhause aus arbeiten lassen kann.

Das einzig positive ist nun, dass ich mir den Weg zur Arbeit „sparen“ kann und die entsprechende Zeit anstatt im Auto nun damit verbringen kann sciencefiles.org zu lesen 😉

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