Je kompetenter / intelligenter die Lehrer, desto besser die Schüler [Forschungsergebnis]
Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Was fast niemand außer ScienceFiles sich zu sagen getraut hat, das haben Eric A. Hanushek (Stanford University), Marc Piopiunik (ifo München) und Simon Wiederhold (Universität Eichstätt) nun in einer gut gemachten und umfangreichen Untersuchung gezeigt: Lehrer haben nicht alle die gleiche Qualifikation, die gleichen Kompetenzen. Es gibt gute, und es gibt schlechte Lehrer und es gilt: Je intelligenter, kompetenter, qualifizierter ein Lehrer ist, desto besser sind seine Schüler.
Welch‘ Überraschung.
Die Daten, die dieses Ergebnis ermöglichen, stammen aus PISA und PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies). An PISA und PIAAC hat Deutschland teilgenommen.
Noch eine Überraschung: ver.di hat nicht aufgepasst.
Vermutlich hat in Deutschland niemand auf der Rechnung gehabt, dass man unter den 215.000 befragten Erwachsenen, aus denen sich der internationale PIAAC-Datensatz konstituiert, diejenigen herausfischen kann, die Lehrer als ihren Beruf, vom Grundschul- bis zum Gymnasiallehrer in Deutschland, angeben. Und noch weniger haben die offiziellen Hüter des Bildungsmythos in Deutschland auf der Rechnung gehabt, dass man die Daten aus PISA und PIAAC auf Ebene von Ländern kombinieren und mit einander korrelieren kann.
Erstes Ergebnis: Lehrer in Deutschland haben in der Regel ein Bildungs- bzw. Kompetenzniveau in Mathematik und Lesen/Schreiben, das dem Niveau eines Bachelorabsolventen in Kanada entspricht.
Zweites Ergebnis: Es besteht ein (sehr) enger Zusammenhang zwischen dem Kompetenzniveau, das Schüler eines Landes in der PISA-Studie aufweisen, und dem Kompetenzniveau, das Lehrer desselben Landes aufweisen. Je höher die Kompetenzen der Lehrer, desto besser die PISA-Leistungen der Schüler.
Anders formuliert: Die Qualifikation und Kompetenz von Lehrern hat einen Effekt auf die Leistungen der Schüler: Je kompetenter die Lehrer, desto besser die Schüler.
Die Katze ist damit aus dem Sack, und man muss vermuten, dass die schlechten schulischen Leistungen, die es turnusmäßig aus Berlin oder Bremen zu berichten gibt, eine mittelbare Folge der Qualität und entsprechend der Kompetenzen der Lehrer sind, die an dortigen Schulen beschäftigt werden. Zwar weist nicht jeder schlechte Schüler auf einen schlechten Lehrer als Ursache hin (Fehlschluss der Bejahung des Konsequens), aber ein schlechter Lehrer ist regelmäßig die Ursache schlechter Schüler.
Die Qualität und die Kompetenzen von Lehrern wiederum sind in erster Linie ein Ergebnis von Entgelt und Arbeitsbedingungen, die Lehrern geboten werden. Schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen haben geringqualifizierte Lehrer zur Folge.
Damit kann festgestellt werden, dass der erste wissenschaftlich fundierte Beleg für den Zusammenhang zwischen den Kompetenzen von Lehrern und den Leistungen von Schülern erbracht worden ist. Wem die Bildung von Kindern am Herzen liegt, der muss auf Grundlage dieser Ergebnisse dafür sorgen, dass (1) die Anreize für kompetente Lehrer, den Lehrerberuf auch aufzunehmen, erhöht werden; (2) Wettbewerb zwischen Lehrern ermöglicht wird, so dass gute Lehrer auch die Möglichkeit haben, sich von schlechten Lehrern zu differenzieren. Schließlich muss sich (3) ihre überlegende Kompetenz auch in einer entsprechend höheren Bezahlung im Vergleich zu weniger kompetenten Lehrern niederschlagen. Sind erst einmal Strukturen geschaffen, die Wettbewerb zwischen Lehrern ermöglichen und ist eine gerechte Bezahlung anhand der Kompetenzen des Lehrers, wie sie sich u.a. in Schülerleistungen niederschlagen, geschaffen, dann werden schlechte oder geringqualifizierte Lehrer das Feld räumen, was letztlich eine Verbesserung der Leistungen von Schülern zur Folge haben wird.
Hanushek, Eric A., Piopiunik, Marc & Widerhold, Simon (2018). The Value of Smarter Teachers: International Evidence on Teacher Cognitive Skills and Student Performance.
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Das bestätigt die Hattie-Studie “Visible Learning“, 2009.
Kann ich für mich bestätigen. Ich hatte in meiner Gymnasiallaufbahn zwei verschiedene Mathelehrer. Von der 5. bis zur 11. einen netten älteren Herrn, bei dem ich gerade so viel gelernt habe dass es für ne vier auf dem Zeugnis reichte. In der 12. und 13. einen fiesen Giftzwerg, der aber ein genialer Mathematiker und Lehrbuchautor war. Bei dem habe ich in zwei Jahren mehr gelernt als bei dem anderen in der ganzen Zeit davor.
Wie wollen Sie eigentlich die Qualität eines Lehrers messen? Ich halte es für nahezu unmöglich, weil sehr viele externe Variablen hinzukommen, insbesondere die Schülerklientel, ihre Haltung zum Lernen, ihre Haltung zum Fach, ihr Alter und die Beziehung zum Lehrer.
Außerdem gibt es eine Untersuchung, nach der die Mathematikkenntnisse der Sek II-Lehrer erheblich besser sind als die der reinen Sek I-Lehrer:
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/paedagogen-pisa-wehe-wenn-der-mathelehrer-rechnen-muss-a-689146.html
Die Grundschullehrer sind demnach auch gut in Mathematik ausgebildet, wenn sie Mathematik auch fundiert studiert haben, was im Grundschulbereich nicht obligatorisch ist.
z.B. über die Leistungen ihrer Schüler … Lehre erfolgt ja nicht zum Selbstzweck, sondern mit dem Ziel, Schülern etwas zu vermitteln.
Leistungen (Noten) der Schüler korrelieren erheblich mit dem Schwierigkeitsgrad der Prüfungen. Wenn sie vom Lehrer gestellt werden, lassen sich die Ergebnisse sehr leicht, wenn sie zentral gestellt werden, auch noch in jede gewünschte Richtung korrigieren. Außerdem können Lehrer den Schülern zeigen, wie etwas geht und diverse Hilfestellungen zur Lösung der Anforderungen geben. Die Anforderungen erfüllen, müssen die Schüler nach wie vor selbst.
Das ist ähnlich wie ein Fitnesstrainer: Er kann den Kunden zeigen, wie die Geräte zu bedienen sind und auf welche Weise, sie die gewünschten Ziele erreichen. Das eigentliche Training, egal wie langweilig oder anstrengend es ist, müssen die Kunden selber machen.
Und?
Es schon komisch: Zieht ein Maurer mit Mörtel und Steinen eine Wand hoch und die Wand ist am nächsten Tag eingestürzt, dann wird der Maurer entlassen.
Unterrichtet aber ein Lehrer oder eine Lehrerin ein Schuljahr lang eine Klasse und Schüler dieser Klasse schreiben bei den Prüfungen schlechte Noten oder bestehen die Prüfung nicht, dann heisst es, die Schüler sind dumm, der Lehrer (sein Chef auch nicht) kommt nicht auf die Idee, dass er ein Versager ist. Er darf sein Berufsleben lang seinen Job so schlecht wie bisher weitermachen.
Es gibt sogar Lehrer, die sind stolz darauf, wenn ein Teil seiner Schüler das Klassenziel nicht erreicht. (Habe selber schon erlebt, dass Lehrer zum Schuljahrbeginn ankündigten: „Ein Drittel von euch wird das Klassenziel nicht erreichen). Im Vergleich zum Maurer könnte dieser also sagen: Ich bin ein guter Maurer, denn die meisten Häuser, die ich gebaut habe, sind anschließend nicht zusammengestürzt