SPD soll umbenannt werden – Neue Identität soll mehr Stimmen bringen

Die politische Soziologie kennt eine Vielzahl von Parteien. Vorlesungen zum Thema beginnen gewöhnlich mit der Honoratiorenpartei, der liberalen Repräsentationspartei, die aus dem Besitz- und Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts hervorgegangen ist. Mit der Parteiorganisation kommt dann die demokratische Integrationspartei oder Massenpartei, als deren Umsetzung die Arbeiterparteien gewöhnlich benannt werden. Die Typologie, die wir hier beschreiben, ist die von Sigmund Neumann, in dem man so etwas wie den Urvater der Parteientypologie sehen kann. Sein Modell endet mit der absolutistischen Integrationspartei, die für sich ein Monopol auf Meinungs- und Willensbildung beansprucht (die KPD ist hier das Schulbeispiel).

Andere Parteiensoziologen haben Patronageparteien, Klassenparteien, Weltanschauungsparteien und Volksparteien unterschieden, erste vor allem in den USA zu finden und durch eine dezentrale lokale Organisation ausgezeichnet, Letztere ein Idealtypus, den es wohl empirisch nie gegeben hat.

All diesen Parteien ist im Rahmen demokratischer Systeme das Bemühen gemein, so viele Stimmen wie nur möglich auf sich zu vereinen. Deshalb war z.B. die Sozialdemokratische Partei Deutschland zu keinem Zeitpunkt NUR eine Arbeiterpartei. Sie war nicht einmal DIE Arbeiterpartei, sondern eine Partei, die versuchte, so viele Bevölkerungsgruppen wie möglich mit ihrem Programm anzusprechen.

Stimmenmaximierung nennt Anthony Downs dieses Bemühen, dessen Erfolg letztlich darüber entscheidet, ob eine Partei ihre Mitglieder an die Geldtöpfe einer Gesellschaft manövrieren kann oder nicht.

Das Berliner Parteiensystem ist seit geraumer Zeit im Umbruch. Insbesondere die SPD sucht nach einer neuen Identität, denn wenn die Genossen von sich sagen, sie wären Mitglied einer Volkspartei, dann ernten sie mit ihren 10+% in Umfragen derzeit nur noch schallendes Gelächter.

Ergo muss die Partei neu aufgestellt werden.

Ein Text, den wir im Berliner Express gefunden haben (Dank an einen Leser für den Hinweis) zeigt, wie die SPD sich neu aufstellen will.

Die SPD schei… jetzt auf sozial Schwache. Mit ihnen, so weiß SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, sei keine Wahl mehr zu gewinnen. Immer weniger Menschen leben in Deutschland in Armut, zu wenige, als dass man darauf einen Wahlsieg bauen könnte, so die nüchterne Analyse.

Den Schluss daraus zieht „Parteichefin Andrea Nahles“ wie der Berliner Express schreibt, eine Parteichefin, die Probleme hat, die Kinderschuhe von Hans-Jochen Vogel auch nur zur Hälfte auszufüllen:

„Weil wir den Fokus zu sehr auf die Armen und sozial Schwachen legten, verlieren wir in den Umfragen“, so Parteichefin Andrea Nahles, „doch das wird sich ändern. Diese Leute sind uns ohnehin völlig egal.“

Also Ihr sozial Schwachen und Armen, jetzt habt Ihr es amtlich: Die SPD scheisst auf Euch. Ihr seid der SPD egal, immer egal gewesen, wie man der wohl ehrlichen Aussage von Nahles entnehmen muss.

Und es ist Ernst gemeint:

“Sören Bartol, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, zuständig für Wirtschaft. „Die sozial Schwachen sind uns doch egal“, erklärt er, „damit ist keine Wahl mehr zu gewinnen, da diese ohnehin zumeist Linke oder AfD wählen.“

Egal!

Das ist irgendwie erleichternd. In Zukunft muss man nicht mehr auf die offenkundige Heuchelei der Genossen hinweisen, wenn sie sich angeblich um „sozial Schwache“ kümmern wollen. Sozial Schwache sind der SPD nunmehr auch offiziell egal. Schluss mit der Heuchelei.

Die SPD ist auf dem Weg zu neuen Ufern.

Eine neue Form von Partei, ist im Begriff, gegründet zu werden. Eine, die nicht so viele Stimmen wie nur möglich gewinnen will, sondern nur die Stimmen der Mittelschicht, denn die Mittelschicht, die ist den Genossen nicht egal. Man wolle sich an der Mittelschicht orientieren. „Um erfolgreich zu sein, müssen wir uns mehr an der Zielgruppe der CDU orientieren“, hat Nahles erkannt.

Wer berät diese aller sozialstrukturellen Zusammenhänge und aller Erkenntnisse der Parteienforschung Unkundigen eigentlich? Bislang hat es noch keine Partei gegeben, die angetreten ist mit dem festen Vorsatz eine bestimmte Bevölkerungsgruppe NICHT unter ihren Wählern haben zu wollen. Und falls es Parteien gab, die nur bestimmte Interessen vertreten wollten, dann waren sie nicht so dumm, das auch noch an die große Glocke zu hängen. Ob es ein Erfolgsrezept ist, darauf zu setzen, dass Mittelschichtswähler die Verachtung für sozial Schwache mit der SPD teilen … ? Eine solche Verachtung von Personen, die nie einen Fuß auf den ersten Arbeitsmarkt bekommen haben und nur deshalb nicht als sozial Schwache in statistische Erscheinung treten, weil sie von Steuerzahlern durchgefüttert werden … erstaunlich!

Wie dem auch sei, die neue SPD braucht natürlich auch einen neuen Parteinamen.

Sozialdemokratisch geht nicht.

Das ist nicht attraktiv für jetzige Mittelschichtswähler der CDU. Und der Vorschlag von Nahles, die das Akronym „SPD“ in „Superste Partei für Deutschland“ auflöst, taugt wohl auch eher dazu, Wähler unter den Insassen von Kinderkrippen zu gewinnen als unter Wahlberechtigten.
Also bleibt es wieder an uns hängen, einen neue Bedeutung für das S in „SPD“ zu finden.

Wir haben eine Liste mit Vorschlägen erarbeiten, die wir hiermit zur Abstimmung unter unseren Lesern verteilen. Wer eigene Vorschläge hat, der kann sie jederzeit einbringen, schließlich leben wir in einer Demokratie … oder so. Aber – wo wir es uns gerade so überlegen, sind uns Ihre, ja Ihre Vorschläge egal.:)

Vorschläge zur Umwidmung des „S“ in SPD

Welchen neuen Namen der SPD wählen Sie?

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Haben Sie es geglaubt?

Was wir hier auf Grundlage des Textes aus dem Berliner Express schreiben?

Nun. Unser Text, der auf dem Text des Berliner Express basiert, ist natürlich korrekt, aber der Text des Berliner Express ist eine Satire. Unser Text ist damit ein Beispiel für das, was in der Politik so in Mode gekommen ist: Die Wiederholung einer Lüge, um die Lüge in einem völlig anderen Kontext glaubwürdig zu machen. Es ist erschreckend, wie einfach es ist, Fake News zu produzieren, die noch dazu glaubwürdig ist. Wogegen das nun im Wesentlichen spricht, gegen die Intelligenz der Polit-Darsteller, gegen die Herrschaft von gesundem Menschenverstand oder gegen die Annahme, man habe es bei Politikern mit normalen Menschen zu tun, ist letztlich einerlei. Das Erschreckende ist, dass man derartige Texte und Äußerungen von Politikern für glaubwürdig, für authentisch hält – wir eingeschlossen.

Das sagt mehr über den Zustand des politischen Systems Deutschlands aus als es jede wissenschaftliche Analyse je könnte.

Auf das Ergebnis der Befragung sind wir dennoch gespannt.

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