Semantische Debatte: Wie öffentlich-rechtliche Journalisten Bürger um den Verstand reden wollen
Die Lügenspirale, deren Struktur wir schon vor einiger Zeit hier vorgestellt haben, dreht sich wieder. Dieses Mal ist Patrick Gensing bemüht, Zweifel auszuräumen, die niemand hatte und versucht dabei einmal mehr Hans-Georg Maaßen ans Bein zu pinkeln, und das erfundene Narrativ der „Hetzjagden“, die es in Chemnitz gegeben haben soll, zu retten.
Nunmehr ist es nicht mehr die Frage, dass, wenn zwei Personen über ein kurze Strecke hinter einem oder vielleicht auch zwei anderen Personen herrennen, dies eine Hetzjagd darstellt. Die neue Frage ist, ob das Hinterherrennen mit „Hetzjagd“ richtig bezeichnet ist. Gensing wie andere vor ihm, versucht also den Rückzug von der falschen Behauptung dadurch unbemerkt zu schaffen, dass er Bürgern einreden will, es sei keine Frage des: „Was ist passiert?“, sondern eine Frage des: „Wie ist das Passierte richtig beschrieben?“
Das ist jedoch eine völlig andere Frage, denn, während man darüber, was passiert ist, normalerweise nicht streiten kann, weil ein Faustschlag, ein Faustschlag, eben ein Faustschlag ist, kann man über die richtige Bewertung des Faustschlags je nach Rahmen trefflich streiten. Ein Faustschlag im Boxring in das Gesicht des Gegenüber hat eine andere Konsequenz als ein Faustschlag im Gerichtssaal auf die Nase des Richters.
Gensing will also durchsetzen, dass wir jede Erörterung der Realität bereits auf Stufe 2 des Modell der Sechs Stufen der Verdummung beginnen, bei der Bewertung und eben nicht auf Stufe 1 bei der Beschreibung. Auf diese Weise kann man dann, so meint er, das selbe Ereignis einmal als Hetzjagd und einmal als Marathonlauf beschreiben, es sei eben alles eine semantische Frage und der Streit darüber, ob es nun ein Marathonlauf oder eine Hetzjagd auf den Führenden ist, sei eine:
Semantische Debatte.
„Was bleibt“, so führt der selbsternannte Faktenfinder, „ist die Diskussion über die Frage, ob der Begriff ‚Hetzjagd‘ für die Übergriffe in Chemnitz angebracht war. Eine klare Definition für diesen Begriff gibt es nicht. Es ist auch nicht klar, wie viele Menschen wie weit gejagt werden müssen, damit man von einer Hetzjagd sprechen könne.“
Kurz: Wer denkt, es habe in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben, der hat eben ein anderes Verständnis von Hetzjagd als Gensing (aber Gensing hat natürlich recht… wie er meint).
Ob ein Begriff, der in einer Gesellschaft verwendet wird, nun haarklein oder unscharf definiert ist, ist egal, denn in der Regel hat man als Mitglied der deutschen Gesellschaft als „kultureller Kollege“, wie Harold Garfinkel sagt, eine Sozialisation in die Gesellschaft durchlaufen (oder durchlitten), aus der im normalen Fall, ein Verständnis von Begriffen, die in der Gesellschaft verwendet werden, auch dann resultiert, wenn der Begriff nicht wissenschaftlich erörtert und in allen Einzelheiten präzisiert ist. Eben deshalb wäre es einer Verständigung über die Ereignisse in Chemnitz zuträglich gewesen, den Begriff der Hetzjagd, dessen Verwendung die Bundeskanzlerin auch nachdem 38000 Bürger sie dazu auffordern, nicht erklären will, fallen zu lassen, weil ihn so viele Menschen unangemessen finden. Denn um es noch einmal zu wiederholen: unabhängig von der Definition gibt es ein von Mehrheit der Mitglieder einer Gesellschaft geteiltes Verständnis.
Was ein Börsencrash ist, ist auch nicht eindeutig definiert, dennoch hat jeder eine ungefähre Vorstellung davon, was mit dem Wort „Börsencrash“ gemeint ist. Geht es jedoch nach Patrick Gensing, dann ist dies nicht der Fall, dann kann man darüber diskutieren, ob eine Überschwemmung nur ein erhöhter Wasserpegel ist, darüber ob ein Sturz bei einem oder erst bei 10 Metern beginnt oder darüber, ob Dummheit nicht viel mehr als gestufte Intelligenz beschrieben werden muss.
Da Gensing für sich in Anspruch nimmt, das von der Mehrheit der Deutschen geteilte intuitive Verständnis davon, was eine Hetzjagd ist, nicht zu haben, helfen wir ihm gerne auf die Sprünge:
Das ist keine Hetzjagd.
Das ist auch keine Hetzjagd.
Das ist auch keine Hetzjagd.
Das ist eine Hetzjagd!
Das ist wieder keine Hetzjagd.
Das ist eine Hetzjagd!
Und das ist eine Hetzjagd!
Vielleicht versteht Herr Gensing ja nun, dass die Frage, ob etwas eine Hetzjagd ist oder nicht, keine Frage der Bewertung ist. Die Frage, ob etwas eine Hetzjagd ist, hat mit Dauer, Gefährdungspotential, Durchhaltevermögen des Jagenden, mit der Anzahl der Jagenden, alles in allem mit der Ernsthaftigkeit oder Gnadenlosigkeit der Jagd zu tun.
Das weiß man als normaler Mensch und kultureller Kollege ganz intuitiv und ohne Definition.
Die Verwendung von Hetzjagd dient natürlich dem Zweck, ein Ereignis, das eher belanglos und ohne Folgen war, zu etwas Extremem zu stilisieren. Damit gehört es in eine lange Reihe der Hysterisierung, die darauf baut, negative konnotierte Begriffe, wie Pogrom oder Hetzjagd aus ihrem Kontext zu reißen und auf relativ oder gänzlich harmlose Ereignisse zu übertragen. Der Hysterisierung steht die politisch korrekte Verharmlosung gegenüber, die aus Debilen “Menschen mit Lernschwierigkeiten”, aus Behinderten, “Menschen mit besonderen Bedürfnissen”, aus Gewalttätern “traumatisierte Schiffsbrüchige” und aus Schmierfinken Journalisten macht.
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Wie können wir erreichen, daß Herr Maaßen hiervon eine Kopie erhält? 🙂
Rudi (wie immer) Ratlos
Link an das BKA schicken.
Habe vorsichtshalber das Bundesamt für Verfassungsschutz angeschrieben *kichert*
Mail ist raus (vor drei Minuten)!
Bin selber gespannt.
Rudi (wie immer) Ratlos
lol!
Lesen Sie mal auf meiner Seite nach wie es dort zugeht!
Ein sehr guter Beitrag. Er ändert leider nichts an der Tatsache, daß der prozentuale Anteil manipulierbarer Menschen unverändert hoch bleibt. Die Gaußsche Verteilungskurve gilt auch hier.
Aber was bitte soll man machen gegen Menschen die sich offensichtlich selbst nicht mehr unter Kontrolle haben? Also so richtig geistig am Ende sind. Beispiel (der ÖR liefert gerade aktuell auf 3sat): Jeder kennt “Convinience Food”. Das für die Großküche und das klassische Fertiggericht. Heutztage für den “Neuen Menschen” natürlich undenkbar. Daher präsentiert die Ernährunsexpertin: “Convinience” bedeutet, sich die Zutaten per Internetz just in time nach Hause kommen zu lassen. Und dann kocht man selber und hat eine “Experience”. Grandios, oder? So wird sich entspannt, Genosse. Vor 20:00 Uhr, dran denken, sonst bleiben die selbstgemachten (Spinat-) Ravioli kalt.
Die Inkonsistenz gerade der ÖR ist einfach nur bemitleidenswert. 14:00 Uhr wird die Avocado als neue Wunderfrucht gepriesen, um 23:45 Uhr geht am Arsch der Welt selbige unter, und die deutsche Gier nach Avocado treibt die Bauern in den Selbstmord. Auf ein und demselben Sender.
Die Medien haben nicht nur jedes Maß und jede Mitte verloren, sondern den Verstand.
Gensing ist die “Mutter” aller semantischen Verdrehungen. Vielleicht sollte er mal Hetzjagd von seiner Lieblingsband Fischers Feines Sahne-Fischfilet dramaturgisch und textlich aufbereiten lassen, dann darf die auch in Köthen wieder mitspielen. “Hetzjagd” ist der Begriff, der dem Vorgang ein Alleinstellungsmerkmal verlieh und dramaturgisch verleihen sollte und der zur Optimierung der intendierten Skandalisierung auch so verwendet wurde. Er wanderte von Grunert, der wohl mehr Aktivist als Journalist ist, direkt zu Seibert und Merkel ins Kanzleramt, die eine linksextreme Seite mittlerweile für eine seriöse Quellen halten. Grunert hätte sich ja bei seinem ehemaligen Kollegen bei der Zeit Kohlhuber beraten lassen können, wie so eine organisierte Hetzjagd richtig geht, der wurde ja deswegen beim “Störungsmelder” entlassen.
Die ausländische Presse nahm dies als realen Vorgang auf und bezog sich auf eine wahre Hetzjagd auf Ausländer in Chemnitz, die aber so nie stattgefunden hatte. Die seriöse NZZ nahm das schon vor Tagen zurück. Man konnte sich global nicht vorstellen, daß eine Regierungschefin derart unfundiert gegen das eigene Volk agitiert. Konnte sich auch hier niemand, obwohl man schon manches gewöhnt ist.
Was bleibt ist der Offenbarungseid des bundesdeutschen Haltungsjournalismus, der mit immer neuen Storylines von seiner Faktenresistenz ablenken will. Wieso hat noch niemand im Meyers Konversationslexikon nachgeschlagen, um die Deutungshoheit abzusichern? Mit dieser inflationären Definition von Hetzjagd wäre jede linke Demo, bei der “am Rande” etwas passiert, eine Hetzjagd, eine Randhetzjagd sozusagen. Gensings “Hetzjagd” ist etwa so wie Herzversagen als Randerscheinung einer Auseinandersetzung von Männern, das eine reine Korrelation ist.
Übrigens soll sich der BGH im Kontext der “Hetzjagd von Guben” doch einmal mit dem Begriff beschäftigt haben. Vielleicht schaut irgendwer mal ins Urteil.
Der Wahrig ist mir grad zur Hand:
Hetzjagd = Hetze, jmd. o. ein Wild zu Tode treiben,
(meine) weitere Zusammenfassung des Absatzes: originäre Ursache: Schmähendes, Böses, Haß zur Umsetzung schwerstwiegender Folgen.
.
PS: (Justiz:) im Zweifel gilt nicht das was einer meint, sondern das, was im im Duden, Wahrig etc. definiert ist.
Lag’ ich bisher also was die Reaktion auf Ihre Frage angeht richtig. Ich kann jetzt nicht sagen ich bin überrascht. Die Sozialdemokratie fährt gerade mal wieder eine leidlich funktionierende Demokratie an die Wand. Ich kann nur empfehlen sich anzuschauen was nach dem 1. WK so passierte und wer im Grund Steigbügelhalte war. Und es zeigt sich auch ein System das sich dem Ende seiner Zeit nähert wird erratischer und vor allem für den einzelnen Bürger gefährlicher. Klar für die wird der Kuchen wirklich kleiner (so haben CDU/SPD zusammen nur noch unter 50% der Stimmen) und damit sind einige der Posten natürlich perdu. Gibt nun zwei Möglichkeiten für den Einzelnen CDU/SPD ler. Entweder man wechselt in eine andere Partei – und es dürfte jedem klar sein ein Wecshel zur AfD ist für viele kein großer Schritt und oder man hetzt gegen die “Abweichler” in den eigenen Reihen um sich dann höher auf der Liste bei der nächsten Wahl zu platzieren.
Der CDU/SPD schwimmen die Felle davon und darum zeigen Sie Ihr wahres Gesicht. Und es ist die Fratze der Gewalt, Kriminalisierung, Diffamierung, fördern von Denuunzianten, das ganze dreckige Arsenal was Politikern so zur Verfügung steht.
100%.
Allein ist der Kreis der Täter beschönigt: die Politik selbst ist ja nur der Fruchtkörper des Netzes, das darunterliegt. Und darin liegt die eigentliche Tragik.
Apropos SPD: Wie wär’s denn hiermit?
= https://bit.ly/2N68siP
Zum leichter lesen hier: https://bit.ly/2CNTiKc
Klasse
„Semantische Debatte. Eine klare Definition für diesen Begriff gibt es nicht. Es ist auch nicht klar, wie viele Menschen wie weit gejagt werden müssen, …“ Es dürfte für sehr viele Wörter der deutschen Sprache (und sehr viele Wörter anderer Landessprachen) zutreffen, dass verschiedene Menschen, die meisten von ihnen, wie geschrieben wurde, eine ungefähre Vorstellung vom Gemeinten haben, es aber keine konsensfähige Konkretisierung und Operationalisierung gibt. Es existiert immer ein Graubereich, bei dem man streiten kann: Begriff hier richtig angewendet oder falsch und tendenziös? Das ist, mit Verlaub, mit ein Auslöser der derzeitigen gesellschaftlichen Polarisierung.
Wer allerdings, wie offenbar Herr Gensing, schon bei „mehreren Personen“, die „die Verfolgung aufnehmen“, das Wort „Hetzjagd“ in den Ring wirft, weitet den Graubereich doch stark aus. Da ist dann bald als neue Sparte der ARD-Wortbegrifffinder gefragt, der erklärt, wann „klar ist“, unter welchen Umständen: objektive Berichterstattung, Weltoffenheit, Rassismus, Linksextremismus, Islamophobie vorliegen oder dass man ja durchaus gegensätzlicher Meinung sein kann. Hier kündigen sich viele interessante semantische Debatten an. Im Zweifel kann man immer sagen: „Eine klare Definition für den von mir verwendeten Begriff gibt es nicht.“ (Wobei das Problem genau genommen häufig nicht die abstrakte Definition ist – der Duden nennt als Synonyme u.a. „Kesseltreiben, Pogrom“ –, sondern eben die Entscheidung, was unter die Definition fällt.)
Womit ich anfügen möchte daß über solche “Streitereien der Deutungshoheit” trefflich die Fakten absaufen.
Nicht ganz klar:
“Das ist Hetzj…” / “Das ist keine Hetzj…”
ist das jeweils die ÜBERschrift oder die UNTERschrift zu den Filmchen?
Weil:
Beim ersten Film steht’s drüber,
dann immer dazwischen
und am Ende (nochmal) dadrunter(!)
Bevor es ganz untergeht:
Es gab zwar keine Hetzjagd, aber einen MORD und zwei schwere
KÖRPERVERLETZUNGEN!
DAS waren jetzt wiederum Auseinandersetzungen mit unglücklichem Ausgang.
Spass beiseite, solcherart semantische Spiele sind extrem gefährlich weil die große Mehrheit merkt, dass sie verarscht wird.
Und wenn diese Mehrheit beschliesst, dass sie Gesetzen nur noch folgt wenn sie keine Nachteile daraus hat endet man in Failed States.
Gehören solche gestellten Filmszenen nun auch zur emantischen Hetzjagddepatte?
Mich würde eure wissenschaftliche Meinung sehr interessieren. Danke
https://philosophia-perennis.com/2018/09/12/von-unbekannten-gestellte-jagdszenen-und-fake-video-sollen-afd-diskreditieren/
Klassisches Beispiel für eine Continuum Fallacy.
SJWs und Konsorten lieben das.
Mensch Billy, red’ doch mal so, daß man Dich hier versteht!
Rudi Ratlos