Die (klassenlose)leblose Gesellschaft: Sozialisten morden wieder

Sozialistische Staaten funktionieren nach einem Lebenszyklus. Er beginnt gewöhnlich mit Gewalt. Sozialisten nennen das Revolution. Gewalt ist notwendig, um die Konterrevolutionäre, wie es bei der Sozialistischen Alternative, einem Teil der LINKE heißt, zu bekämpfen.

Auf die Gewalt folgt das Verteilen der Beute. Dieses Verteilen dient dazu, die eigene Klientel, die Arbeiterklasse und die Armen, in die Arbeiterklasse und die nicht-Armen zu verwandeln. In sozialistischen Erzählungen stehen sich immer noch die Arbeiterklasse und die Armen (die wohl an die Stelle der Bauern getreten sind) und die Konterrevolutionäre gegenüber. Seit Marx seine Travestie auf Geschichte, die unter dem Namen „historischer Materialismus“ bekannt ist, entwickelt hat, beherrscht Linke eine vollständige Unfähigkeit mehr als zwei Variablen zu unterscheiden. Dass ausgerechnet Linke, deren Weltbild an Einfachheit nicht zu überbieten ist, denen, die sie zu Rechtspopulisten erklärt haben, vorwerfen, sie würden einfache Antworten auf komplexe Fragen geben, ist einer der Gassenwitze dieses Jahrhunderts.

Da sozialistische Gesellschaften aus Wenigen, die produktiv arbeiten, und Vielen, die von denen, die produktiv arbeiten leben wollen (Parteifunktionäre, Gewerkschaftsfunktionäre, Jugenverbandsfunktionäre usw.), bestehen und es keinen Anreiz gibt, mehr als Standardleistung zu erbringen, nehmen sozialistische Gesellschaften immer nach kurzer Zeit eine wirtschaftliche Talfahrt auf, in deren Verlauf die Hauptaufgabe darin besteht, den Mangel zu verwalten und die Armut so zu verteilen, dass sie von den Funktionären ferngehalten wird.

Um Letzteres zu bewerkstelligen und vor allem, um die Schuld für den wirtschaftlichen Niedergang auf andere zu verschieben, wird dann die Mär von den Konterrevolutionären oder den Rechten oder den Kapitalisten erfunden, die das sozialistische Paradies, das man zu verwirklichen auf dem Weg war, zerstört und unerreichbar gemacht haben oder unerreichbar machen, jedenfalls so lange, so lange sie am Leben sind.

Also werden die Konterrevolutionäre, oder wie die Feinde des Sozialismus sonst genannt werden, vom Gewaltapparat des Staates verfolgt, gefangengesetzt und in vielen Fällen schlicht ermordet. Die Geschichte des Sozialismus ist eine Geschichte der Morde, die nach Schätzungen von Stéphane Courtois alleine in der Sowjetunion 20 Millionen Menschen, in China und Tibet 65 Millionen Menschen, in Vietnam, Korea und Kambodscha 5 Millionen Menschen, in Afrika 1,7 Millionen Menschen ihr Leben gekostet hat.

Das erschreckende an der Geschichte des Sozialismus ist, dass sie sich ständig wiederholt. Sozialismus scheint eine Art ansteckendes Virus zu sein, das regelmäßig Gehirne befällt und zu einer Wiederholung sozialistischer Experimente, die abermals erst den wirtschaftlichen Niedergang, dann die tägliche Gewalt gegen die Bevölkerung nach sich ziehen, führt.

Das neueste Experiment, das die wirtschaftliche Pleite eines der reichsten lateinamerikanischen Länder zur Folge hatte, in einer andauernden Massenflucht der Bevölkerung resultiert ist und mit der üblichen Mordlust einhergeht, die sozialistische Systeme immer ausgezeichnet hat, ist Venezuela.

Mit Venezuela hat sich die LINKE auf ihrem Parteitag vom 8. bis 10. Juni 2018 – angesichts einer angeblich drohenden militärischen Intervention, Sie wissen schon, die Konterrevolutionäre -, explizit solidarisch erklärt. Die Sozialistische Alternative, ein Bestandteil der Partei „Die LINKE“, hat die Ursache der Krise in Venezuela, in der Linken eigenen Art der Realitätsverweigerung in zu wenig Sozialismus ausgemacht:

„Die Inflation liegt bei über 700 Prozent (3000 Prozent bei Lebensmittelpreisen) und eine Vielzahl von Reformen und sozialen Errungenschaften werden geschliffen. Zu Tausenden werden Arbeiterinnen und Arbeiter entlassen. Die Armut, die unter Chávez eingedämmt wurde, wächst rasant an. Das führt zu mehr Gewalt in den Städten, Unsicherheit, Ausgrenzung usw.

Die venezolanische Rechte (vereint im MUD) nutzt diese Situation auf opportunistische und heuchlerische Art und Weise und versucht Kapital aus ihr zu schlagen. Die bürgerlichen Schmarotzer können den ArbeiterInnen und dem Volk keine Alternative anbieten.“

Cuba sí, eine weitere Fraktion Ewiggestriger in der LINKE, die den Tod des Massenmörders Fidel Castro zum Anlass genommen hat, den Helden der Kubanischen Revolution zu ehren, fordert explizit dazu auf, Präsident Maduro in seinem Bemühen, Venezuela zu stabilisieren, zu unterstützen.

„DIE LINKE ruft alle Linken in Deutschland und in Europa auf zur Solidarität mit der Bolivarischen Republik Venezuela, der Regierung Maduro und der Bevölkerung des Landes. Von der venezolanischen Opposition verlangen wir die Bereitschaft, zum Dialog zurückzukehren und ihre Versuche des gewaltsamen Sturzes der Regierung von Präsident Maduro aufzugeben und dem Vorschlag des Präsidenten bei seiner Amtseinführung zu folgen, erneut in einen Dialog zur Überwindung der Krise des Landes einzutreten.“

Bei so viel politischer Agitation und Solidarität mit dem real existierenden Sozialismus in Venezuela und der Bevölkerung Venezuelas, von der die rund zwei Millionen, die das Land bereits verlassen haben, wohl abzuziehen sind, ist es wichtig, sich ein genaues Bild von dem zu verschaffen, mit dem hier Solidarität hergestellt werden soll: Dem Regime von Nicolás Maduro.

Amnesty International (AI) hat gestern einen Bericht vorgelegt, in dem das, was man als die besonderen Verdienste der Regierung Maduro für die Armen und die Arbeiterklasse bezeichnen könnte, zusammengestellt ist. Die Leistungen der Regierung Maduro sind in der Tat beeindruckend.

Venezuela zeichnet sich nicht nur weltweit als Land mit der höchsten Inflation, dem geringsten Warenangebot aus. Maduros Regime hat in seinem Portfolio der Leistungen neben einer negativen Wirtschaftsleistung noch die folgenden Sonderleistungen sozialistischer Regierungskunst aufzuweisen:

In keinem anderen Land der Erde werden mehr Menschen ermordet als in Venezuela. 89 Ermordete kommen auf 100.000 Einwohner. Damit hat Venezuela Honduras hinter sich gelassen. Die Bedingungen für Mord sind – wie man sieht – im Sozialismus besonders gut.

Mindestens die Hälfte der Morde wird nach den Ergebnissen von AI von staatlichem Personal begangen, von Angehörigen von Militär, Miliz und Polizei. Für das Jahr 2016 macht das 4.667 Morde.

Die Mordopfer sind zu 81% männlich, 37% sind von 15 bis 24 Jahre alt, 44% 25 bis 44 Jahre – in anderer Klassifizierung: 60% sind 12 bis 29 Jahre alt.

In den Jahren 2015, 2016 und 2017 haben Angehörige der Polizei bzw. Miliz 8.292 Menschen getötet. Die Floskel, die dabei zum Einsatz kommt, lautet: „died in confrontation with the police“. In den meisten Fällen ist dies die Umschreibung dafür, dass Polizeibeamte im Auftrag des Regimes morden (siehe Kasten). Das Ermorden von Menschen wird von den Polizeibehörden als Erfolg gefeiert. Belege dafür finden sich im Bericht von AI an mehreren Stellen (ab Seite 35).

Die Ermordeten stammen in der Regel aus den ärmsten Schichten der Bevölkerung, wobei die ärmste Schicht die Mehrheit umfasst, denn 87% der Einwohner Venezuelas leben in Armut. Nicht in relativer Armut mit einem staatlich gesicherten Einkommen, wie dies in Deutschland der Fall ist, sondern in tatsächlicher Armut. Mehr als 7,5 Millionen Venezolaner leben in extremer Armut, d.h. sie müssen mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen und können sich in der Regel keine zwei Mahlzeiten pro Tag leisten.

Venezuela nimmt somit den Verlauf, den sozialistische Experimente immer nehmen. Es beginnt mit Gewalt. Einer kurzen Phase, in der das verteilt wird, was vor der Revolution erwirtschaftet wurde, folgt weitere Gewalt und die Herstellung der für sozialistische Gesellschaften so markanten Klassenteilung: Die Klasse der Armen, 87% der Bevölkerung in Venezuela, steht der Klasse der Funktionäre und ihrer Günstlinge gegenüber.

Die Konfrontation zwischen beiden Klassen ist von Massenflucht und einem steigenden Gewaltniveau begleitet. Das Ende ist absehbar. So wie es absehbar ist, dass die LINKE Solidarität mit Regimen hat, die ihre Bevölkerung im Namen des Sozialismus verarmen, unterdrücken und einen guten Teil davon ermorden, denn wenn es darum geht, das sozialistische Paradies zu erreichen, müssen Kollateralschäden in Kauf genommen werden. Was sind schon ein paar Tote angesichts des glorreichen Sozialismus: „DIE LINKE erklärt sich solidarisch mit der bolivarischen Revolution, um die demokratischen und sozialen Errungenschaften in Venezuela zu bewahren und zu entwickeln[,] und verurteilt die medialen Kampagnen gegen Venezuela.“

Und natürlich sind die Toten verdiente Opfer des Sozialismus. Wer sie Ermordete nennt, der macht sich zum Teil der von der LINKEN gesehenen medialen Kampagne gegen Venezuela.

Teile der LINKE werden übrigens vom Verfassungsschutz beobachtet – seit Jahren!

Amnesty International (2018). This is no Way to Live. Public Security and Right to Life in Venezuela.

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