Lügen ist in der ARD wohl an der Tagesordnung: Vom Versuch, Boris Johnson zu diskreditieren
Wenn man im Vereinigten Königreich lebt, seit längerer Zeit hier lebt und die offene Kultur, die offene politische Kultur, in der Meinungsverschiedenheiten nicht unter der Decke gehalten oder dazu benutzt werden, politischen Meuchelmord zu begehen, sondern offen und für jeden Bürger sichtbar zumeist in den Printmedien ausgetragen werden, dann muss man unwillkürlich schmunzeln, wenn man den pikierten Umgang deutscher Medien mit der klaren und offenen Auseinandersetzung in Britannien sieht.
In Deutschland gilt ja bekanntlich die Mär der Geschlossenheit. Man trägt als Partei Meinungsverschiedenheiten nicht in der Öffentlichkeit aus, demonstriert Geschlossenheit, geht geschlossen in die Wahl, geschlossen in die Opposition und geschlossen unter. Die Vasallentreue deutscher Politiker, die Bürger und Wähler jeder Möglichkeit beraubt, sich zu unterschiedlichen politischen Standpunkten in derselben Partei eine eigene Meinung zu bilden, sie ist vorbildlich lemminghaft.
Im UK ist das anders.
Hier wird gestritten.
Hier wird gestritten, dass die Fetzen fliegen.
Hier streiten Politiker derselben Partei, die nicht der Partei, sondern ihrem Gewissen verpflichtet sind, öffentlich über die beste Lösung zu anstehenden Problemen.
Derzeit streiten die Torys darüber, welche Form des BREXIT die beste ist, während Labour darüber streitet, welche Form von Antisemitismus mit den Statuten der Partei am besten zu vereinbaren ist.
Dies alles ist normal und Zeichen einer lebhaften politischen Kultur, die Bürgern die Möglichkeit gibt, sich am Streit zu beteiligen, sie nicht ausschließt und Meinungsverschiedenheiten eben nicht unter dem Deckmantel der Geschlossenheit in Geheimniskrämerei verhandelt.
Die Verstörung ob dieser Orientierung an Bürgern, ob dieses Versuchs von Politikern bei Bürgern für ihre Position zu werben (in Kontinentaleuropa auch gerne Populismus genannt), ist bei der ARD Tagesschau zu greifen, wenn getitelt wird „Machtkampf bei den Tories“. „Johnson gegen May“. Es geht letztlich auch um die Frage, ob May über den Parteitag, der gerade stattfindet, hinaus Premierminister bleibt. Aber das ist nur vermittelt. Tatsächlich streiten Johnson und May derzeit munter darüber, welcher Exit aus der EU der beste BREXIT ist.
Dass man bei der ARD verstört darüber ist, dass es ein Politiker wagt, den Regierungschef öffentlich zu kritisieren und seinen eigenen Plan für einen BREXIT, der weitgehend Plan A+ des Institutes of Economic Affairs ist, zu präsentieren, ist das eine. Es sagt viel darüber aus, welche autokratischen Strukturen in Deutschland herrschen.
Dass man bei der ARD seine Abneigung gegen Boris Johnson dazu benutzt, Lügen über ihn zu verbreiten, ist jedoch etwas anderes.
Der namenlose Lügner bei der ARD schreibt:
„Mays Pläne bezeichnete Johnson als “gestört”: “Die Idee, dass wir Zollbeamte in Dubrovnik und Santander bitten könnten, rein britische Zölle zu erheben, ist geistesgestört, und niemand denkt, dass es funktionieren kann”, schrieb er.“
Fangen wir hinten an: Johnson hat das nicht geschrieben. Boris Johnson hat der Sunday Times ein Interview gegeben, das in der Sunday Times wie folgt wiedergegeben wird:
“Of the plan, Johnson is withering, particularly the element that requires Britain and the EU to collect each other’s tariffs. “It is entirely preposterous. The idea that we could ask customs officers in Dubrovnik and Santander to charge British-only tariffs is deranged, and nobody thinks it can work. There will be economic and political damage to the UK if we go with Chequers. It surrenders control.”
Bei dem Plan handelt es sich um den Chequers Plan von Theresa May, mit dem sie in Salzburg aufgelaufen ist. Wir übersetzen die Passage für alle, die nicht des Englischen mächtig sind:
Über den Plan [Chequers] äußert sich Johnson vernichtend, vor allem über den Teil, der Großbritannien und die EU dazu verpflichten will, die jeweiligen Zölle des Gegenüber einzusammeln. „Das ist vollkommen unsinnig [absurd]. Die Idee, dass wir Zollbeamte in Dubrovnik oder Santander bitten könnten, britische Zölle zu erheben, ist abwegig / verwirrt. Niemand denkt, sie könne funktionieren. Wenn wir den Chequers Plan [von May] umsetzen, dann hat dies ökonomische und politische Schäden für das UK zur Folge. Wir verlieren durch ihn Kontrolle.“
Tatsächlich hat Johnson die Pläne von May also nicht als gestört, sondern als „vollkommen unsinnig (oder absurd)“ bezeichnet. Die Idee, man könne Zollbeamten in Kroatien bitten, britische Zölle zu erheben, hält er für abwegig, vielleicht auch verwirrt, jedenfalls nicht „geistig gestört“ [mentally deranged].
Im Bemühen, Johnson zu diskreditieren und im Wissen, dass der Text der Sunday Times für die wenigen, die ihn suchen, hinter einer Bezahlschranke steht, sodass nur sehr wenige kontrollieren, was namenlose Schmierfinken in der ARD behaupten, hat man sich bei der ARD wieder einmal selbst übertroffen. Lügen, so scheint es, ist bei der ARD an der Tagesordnung. Der Begriff der Lügenpresse einmal mehr zutreffend.
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Jein, es schwingt Unehrlichkeit mit, gehört aber eher zu den ehrlicheren Übersetzungen der ARD.
Wie kommen Sie zu diesem preposterous judgement?
Gründe?
Argument?
Sie dürfen mich duzen.
Na, er nennt die Zollerhebung “geisteskrank” und Sie nennen es “verwirrt”. Das ist beides okay und so wie Johnson es gemeint hat. Die Unehrlichkeit besteht darin, dass die ARD so tut, als beziehe sich das Adjektiv auf den gesamten Plan.
Sonst werden schon mal Sachen wie “Mexico does not send its best people. They are rapists, murderers ….” übersetzt mit Trump nannte “ALLE Mexikaner Vergewaltiger”. Tausende Beispiele.
Verwirrt, blemblem, geisteskrank, gestesgestört, tomato, tomato…. Sie wissen schon.
Der fundamentale Unterschied besteht doch darin, dass in Wirklichkeit Johnson den Plan von May für abwegig hält u.a. wegen deren Vorstellung von gegenseitigen Zollerhebungen. Die Schmierfinken bei der ARD machen daraus aber, dass May Johnson vorwirft dass dessen Plan für abwegig hält wegen der Zollerhebung. Und das ist eine glatte Lüge die die ARD hier ihren Lesern serviert.
… also bitte! Wenn ich immer, wenn ich merke, dass ich heute etwas verwirrt bin und nicht mehr weiß, wo ich jetzt gerade die Lesebrille hingelegt haben, für geisteskrank erklärt werden könnte, dann wären in der Tat dunkle Zeiten angebrochen. Beides synonym zu benutzen ist sicher NICHT okay!
Gut, ich wollte nicht schroff sein. “Deranged” heißt nicht “abwegig” und auch nicht “verwirrt”, sondern oberdachkantedurchgeknallt.
Woher nehmen Sie nur ihr Wissen und wundert es Sie nicht, dass obwohl – wie Sie glauben – BoJo Theresa May für verrückt erklärt hat, keinerlei Sturm der Entrüstung durch die britischen Medien geht? Anders formuliert, wie sehr muss ihnen die Realität ins Gesicht grinsen, bevor Sie in Erwägung ziehen, dass Sie vielleicht falsch liegen könnten oder gar kein Englisch können?
Nun, nach mehr als einem Jahrzehnt Sprachgebrauch auf der britischen Insel kann ich mich nur dem Cambridge Dictionary anschließen:
“deranged”, meaning: completely unable to think clearly or behave in a controlled way, especially because of mental illness,
aber keineswegs NUR wegen “mental illness”, und wie Sie gelesen haben, lässt sich “deranged” für “völlige Unfähigkeit, klar zu denken” und nicht nur für prinzipielle Unfähigkeit, zu denken” oder immer dauerhafte völige Unfähigkeit, klar zu denken”, sowie für “unkontrolliertes Verhalten” verwenden. Und DAS ist, soweit ich in meiner Umgebung sehe, das, was die Briten meinen, gehört zu haben: dass Johnson sagte, May habe keineswegs hinreichend klar gedacht und sich deshalb nicht so strategisch (“kontrolliert”) verhalten, wie es die Situation erfordert hätte, was er im Rest seines Interviews ja nun auch wirklich ausführlich begründet.
In short: “deranged” ist ein der Situation völlig unangemessenes und daher von den Beobachtern nicht nachvollziehbares Handeln. Das wäre mein von elf Jahren Leben auf der Insel geprägter Übersetzungsvorschlag.
Mit dem Übersetzen ist das halt so eine Sache: man überträgt Worte in Worte, von denen man vielleicht meint, dass sie Ähnlichkeiten hätten, oder dass sie in Teilen dieselben Konnotationen haben. Aber das ist in aller Regel nur ein Näherungswert: jedes Wort einer anderen Sprache hat Konnotationen, die nur in der Sinnwelt verstehbar sind, in der die Sprache gebraucht wird, und dann auch noch in Abhängigkeit von Kontexten.
Was die britische Sinnwelt betrifft, so ist ein wichtiges Merkmal derselben, dass mit Sprache sehr spielerisch umgegangen wird; ich war und bin immer wieder davon beeindruckt, wie sehr die Briten Sprachkünstlern sind und Sprachwitz haben. Im Vergleich zu Briten sind Deutsche regelrechte Sklaven ´von Worten (mich, so fürchte ich, mehr oder weniger inbegriffen).
Und weil Übersetzen eine Kunst und kein Automatismus ist und die wenigsten bei Medien Angestellten Übersetzungskünstler sind, würde es der Anstand gebieten, dass sich diese Leute mit der Interpretation und Bewertung dessen, was jemand in einer Sprache sagt, die sie bestenfalls bruckstückhaft verstehen, zurückhalten.
Anyway – darüber, was Johnsons Kritik an Mays Papier ist, kann man angemesen und faktisch berichten, ohne darauf einzugehen, ob Johnson irgendwo das Wort “deranged” benutzt hat oder nicht oder sonst ein Adjektiv benutzt hat oder nicht. Und nur darum geht es doch – die Leute darüber aufzuklären, dass Johnson das Papier für unzumutbar hält und warum er das tut. Jedenfalls bei Journalismus, der die Bezeichnung verdient!
Die Aufgabe der ARD ist laut dem Selbstverständins der Gniffkes, Restles und Reschkes ja auch nicht das Zeigen von Fakten, damit sich der Bürger selbst ein Bild machen kann, sondern das Erzeugen von “Haltung” und “Gesinnung”. Man sieht sich nicht mehr als Journalist, vielmehr hält man sich für die Meinungsmacher in diesem Land, für die Intelektuellen die dem dummen Wähler erzählen, was und wie zu denken ist. Das man sich im Besitz der Erkenntnis und einzigen Wahrheit wähnt erklärt auch die Reaktionen auf die “Lügenpresse”-Vorwürfe. Wer die Lüge bereits als Wahrheit verinnerlicht hat kann den Vorwurf natürlich nicht nachvollziehen. Das ZDF steht dem im übrigen in kaum etwas nach, Kleber, Slomka und (mal anschauen, wenn es die Nerven noch zulassen): Kulturzeit. Oder geschichtsklitternde Dokumentationen (gestern erst: Margot Honecker: “20 Jahre mehr und die DDR hätte über den Westen(!) gesiegt). Diese geschichtsvergessenen Gesellen sind die größte Gefahr für die Demokratie und nicht ein paar Bekloppte die den Arm zum Gruße heben.
Macmillan Dictionary erklärt deranged wie folgt:
“behaving in an uncontrolled or dangerous way because of mental illness”
https://www.macmillandictionary.com/dictionary/british/deranged
Liegt die Übersetzung der ARD jetzt wirklich so daneben oder beinhaltet sie gar eine handfeste Lüge?
Ich sehe, daß sich alle hier mehr Gedanken über die Aktuelle Kamera samt ihrer Gedankensplitter machen als die ganze Besatzung daselbst.
Deren Aufgabe ist es, die Agenda der Einheitspartei in verkohlorienreiche Kost für die Erste Reihe umzufermentieren ohne daß der Kanari im Wohnzimmer tot von der Stange kippt oder das Meerschweinchen stressgepeinigt die Beinchen streckt. Fertig!
Und dann noch für sich, um zu bunkern was das Zeugs hält, solange das Zeugs noch hält.
Womit Sender und Empfänger im Wesentlichen charakterisiert sind.
Aber im Grunde genommen kann man die Restvolksbeschaller schon richtig verstehen.
Guggsdu: