Gender-Desaster: Das große Geheule als Anfang vom Ende

Er hat es tatsächlich getan. Mit seiner Unterschrift unter einem Regierungserlass hat Viktor Orban das Gastspiel der Gender Studies an ungarischen Universitäten beendet.

21, 22, 23…

Es hat nicht lange gedauert, und die Gender-Unterstützungsfraktion der ARD, die sich in Person von Andrej Reisin, NDR, beim Faktenfinder der Tagesschau befindet, schreibt gegen die ungarische Entscheidung an. Wer gegen Gender ist, ist rechts, so erklärt Reisin seinen Lesern und unterhält seine Leser weiterhin mit ganz besonderen Erkenntnissen aus den Gender Studies:

„Es gibt keinen biologischen Determinismus, der aus dem Vorhandensein bestimmter Organe und Hormonspiegel automatisch ableitet, welche Eigenschaften und Fähigkeiten ein Mensch hat“, so schreibt er allen Ernstes und wir fragen uns, wie wir all denjenigen, die einen genetischen Defekt haben, der sie zum Autisten macht oder dem Down Syndrom anheim stellt, erklären, dass ihre Erkrankung gar keinem biologischen Determinismus geschuldet ist. Der Zynismus, der biologische Entitäten wie Reisin auszeichnet, die Verachtung für reales Leiden, ist kaum mehr zu steigern.

Außerdem suchen wir immer noch den Mann, der Kinder bekommen kann. Aber vielleicht ist Reisin ja der Mann, immerhin ist er der Ansicht, Vorstellungen davon, was Natur und was Kultur sei, unterlägen dem gesellschaftlichen Wandel und deshalb spiele nicht jeder Junge gerne mit Autos. Und weil nicht alle Jungen mit Autos spielen, deshalb sei Biologie nicht deterministisch und deshalb seinen Gender Studies wichtig, denn sie untersuchten „eine der zentralen Unterscheidungskategorien von Menschen“.

Das schreibt Reisin allen Ernstes. Man kann es nachlesen. Lesen Sie es nach. Sie zahlen das Gehalt dieses nicht biologisch determinierten Fleischhaufens. Das ist keine Beleidigung. Wir versuchen nur gesellschaftlich vorgegebene und von den Gender Studies in Frage gestellte Kategorien wie „Mann“, die der Beschreibung von Reisin, nach seiner eigenen Argumentation nicht angemessen sind, zu vermeiden.

Noch im frühen 20. Jahrhundert, so erzählt uns Onkel Andrej weiter, hätten sich renommierte Professoren erbittert dagegen gewehrt, dass Frauen das Studium ermöglicht werde. Die Professoren sind offensichtlich so renommiert, dass Reisin nicht einen davon benennen kann.

Machen wir doch einmal ein paar Nennungen:

  • Sofia Kowalewskowa erhält 1874 an der Georg-August-Universität in Göttingen einen Doktortitel in Mathematik. Irgendwo muss sie studiert haben.
  • Seit dem Jahre 1891 ist es Frauen möglich an Universitäten in Deutschland zu studieren. Preußen ist 1908 das letzte Land, das die entsprechende Regelung auch in Landesrecht übersetzt. Berliner waren schon immer etwas eigen.

Was Onkel Reisins Erzählungen mit dem Finden von Fakten zu tun haben sollen, ist uns ein Rätsel, aber vielleicht hat man beim ARD-Faktenfinder ja zwischenzeitlich die Konsequenz aus vergangenem Scheitern an der Realität gezogen und sich gleich auf das freie Fabulieren konzentriert.

In den Kontext des freien Fabulierens scheint auch der Inhalt eines Interview mit Paula-Irene Villa von der Universität München zu gehören, in dem Villa über Orbans Beschluss jammern darf.

Dazu muss man wissen, dass wir Villa mehrfach angeschrieben haben, unlängst im Zusammenhang mit der bislang letzten Demonstration dazu, dass Gender Studies mit Wissenschaft nicht einmal entfernt etwas zu tun haben. David Lindsay, Peter Boghossian und Helen Pluckrose haben eine Reihe von unsinnigen Texten geschrieben, darunter Übersetzungen aus Mein Kampf und in Gender Studies Zeitschriften eingereicht. Sie wurden dort veröffentlicht. Problemlos.

Wir haben Paula-Irene Villa um eine Stellungnahme zur Forschung von Lindsay, Boghossian und Pluckrose gebeten. Bislang haben wir keinerlei Antwort erhalten. Bislang haben wir auch noch keine Antwort auf unsere 30 Fragen nach den Grundlagen der Gender Studies erhalten, Fragen nach den wissenschaftlichen Grundlage, nach der Erkenntnistheorie, dem Erkenntnisinteresse, die jeder, der Wissenschaftler ist und nicht nur sein will, in sehr kurzer Zeit beantworten kann.

Offensichtlich redet Villa lieber mit Journalisten-Darstellern, die mit Hilfe der Gender Studies zu Erkenntnissen wie, nicht jeder Junge spielt gerne mit Autos, gelangt sind, eine Erkenntnis, die es gibt, seit es Autos gibt, als dass sie sich kritischen Fragen von Wissenschaftlern stellt. Offensichtlich fällt es ihr leichter, öffentlich-rechtlich zu Jammern als wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Der Verdacht, dass Jammern das Surrogat für wissenschaftliche Leistung ist, liegt wie immer, wenn es mit Gender Studies zu tun hat, nahe. Die angeblichen Errungenschaften der Gender Studies, die kann man öffentlich-rechtlichen Nickern gegenüber eben einfach behaupten, während man bei Fachkollegen mit der Nachfrage nach Belegen, Studienergebnissen, Daten zu rechnen hat. Die Abneigung, Fragen von Fachkollegen zu beantworten, wäre somit vollständig erklärt.

Und wie immer, wenn man es mit Genderisten zutun hat, geht es gleich im ersten Satz mit dem Jammern und den falschen Behauptungen (oder Lügen?) los:

„Das ist ein Eingriff in die aus guten Gründen verfassungsrechtlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre“, so jammert die Lehrstuhl-Besetzerin aus München mit Blick auf Orban.

Das ist es natürlich nicht. Warum nicht? Weil Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsfinanzierung nicht dasselbe sind. Dass Villa nicht zwischen dem Ausüben eines Faches und dessen Finanzierung unterscheiden kann oder will, ist vielsagend. Orban hat nicht die Freiheit der Wissenschaft abgeschafft, er hat nur den Kanon der Fächer, die an Universitäten in Ungarn Ressourcen verbrauchen können, reduziert, um eines, das viele Ressourcen verbraucht und nichts als Gegenleistung gibt.

Aber halt.

Das stimmt nicht. Zum Ende des Interviews nennt Villa tatsächlich die Errungenschaften, die wir den Gender Studies verdanken, jene Errungenschaften ohne die wir die Welt, wie wir sie kennen, eben nicht kennen würden, ohne die der technische Fortschritt stocken und der Wohlstand zerrinnen würde. Sind Sie gespannt? Hier sind Sie:

„… ein wichtiges Verdienst der Gender Studies. Ohne diese wüssten wir heute zum Beispiel viel weniger über die Leistungen von Wissenschaftlerinnen, und darüber, wie sie systematisch übersehen, diskriminiert und vergessen wurden. Wir wüssten auch weniger darüber, wie Karrieren in der Wissenschaft nach wie vor von impliziten Vorurteilen gegenüber Frauen oder bestimmten Männlichkeiten geprägt sind. Oder darüber, wie bestimmte Geschlechter-Stereotype wissenschaftliche Inhalte mit prägen, das heißt, wie Vorurteile auch in der Wissenschaft wirken.”

Die angeblichen Leistungen sind alle nur behauptet, aber tun wir einmal so, als wären sie wahr.

Dank der Gender Studies sollen  wir also etwas über die Leistungen von Wissenschaftlerinnen wissen, Leistungen, die so unerheblich gewesen sein müssen, dass sie sang- und klanglos dem Vergessen überantwortet wurden. Damit sind die Gender Studies auf dem Niveau der Wikipedia. Wikipedia wird über Spenden finanziert. Was für Wikipedia richtig ist, kann für Gender Studies nur billig sein.

Und was wissen wir noch? Dass Karrieren in der Wissenschaft „nach wie vor von impliziten Vorurteilen gegenüber Frauen oder bestimmten Männlichkeiten geprägt sind“. Um welche Vorurteile es sich dabei handelt, das wissen wir indes nicht, vermutlich sind es dieselben Vorurteile, auf denen Lügen wie die vom Gender Pay Gap oder von der angeblich vorhandenen gläsernen Decke gedeihen.

Aber das mit den Vorurteilen gegenüber bestimmten Männlichkeiten hat etwas, wir fragen uns nur, um welche Männlichkeiten es sich dabei handelt. Wie viele Männlichkeiten gibt es eigentlich? So viele, wie es geistige Störungen im ICD-10 gibt?

Schließlich wissen wir dank der Gender Studies, dass bestimmte Geschlechter-Stereotype wissenschaftliche Inhalte prägen. Um zu erahnen, was sich hinter dieser Apokryphe verbirgt,  muss man ein paar Zeilen im Interview zurückgehen. Dort sagt Villa:

„Wissenschaft ist letztlich aber immer die Infragestellung dessen, was uns im Alltag völlig klar erscheint. Die Bäume sind halt grün oder Dinge fallen zu Boden. Die Physik beschäftigt sich aber auch heute noch mit Gravitationsforschung. Es mag die Wahrheit an sich vielleicht geben, aber sie ist uns eben nicht an sich zugänglich. Auch das Schauen durch ein Fernglas oder ein Mikroskop, auch eine naturwissenschaftliche Versuchsanordnung sind soziale Praxen – und diese erfordern es, dass wir uns ihnen mit adäquaten Methoden nähern. 

Wäre, so die These der Gender Studies, der berühmte Apfel, den Newton nach aller Erzählung gesehen haben will, als er zu Boden gefallen ist, nicht von Issac, sondern von Nancy Newton gesehen worden, dann wäre daraus also nicht die Gravitationstheorie, wie wir sie kennen, entstanden. Ja. Diese angebliche Einsicht verdanken wir den Gender Studies. So wie wir den Gender Studies die absurde Erkenntnis verdanken, dass dann wenn ein männlicher Biologe durch ein Mikroskop schaut, er ein Virus sieht, während ein weiblicher Biologe etwas anderes, vielleicht eine Backanleitung sieht.

Kein Wunder, dass Orban derartigen belanglosen Unsinn von den Universitäten in Ungarn “verbannt” hat, wie Reisin formuliert. Und dass er das tun kann, hat offensichtlich etwas damit zu tun, dass niemand der ungarischen Regierung auch nur einen positiven Nutzen nennen konnte, der von Gender Studies ausgeht. Offensichtlich sind Erkenntniss wie “nicht jeder Junge spielt mit Autos” nicht die Grundlage, auf denen man in Ungarn ein wissenschaftliches Fach begründen kann. Solch’ einen Unsinn kann man nur Linken und Faktenfindern und grün-konstruktivistischen Modernisierungsverlierern erzählen.

Die Geschwindigkeit, mit der der ARD-Faktenfinder auf die Nachricht aus Ungarn reagiert hat, ist ein Maß für die Angst, die in der linken Genderista umgeht.

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