Ehre heißt jetzt Engagement und wird von der Bundesregierung gefördert – mit 30 Millionen Euro
Irgendwie sind Politiker der Ansicht, sie müssten den Teil der Bevölkerung, der ihre Diäten finanziert, zum freiwilligen und natürlich unentgeltlichen Engagement anhalten, weil freiwilliges Engagement, wie die Grünen aus welchen Quellen auch immer erfahren haben wollen, „das Rückgrat unserer Zivilgesellschaft“ sein und „eine lebendige Demokratie“ stärken soll.
Nun verliert die Idee eines freiwilligen Engagements für „unsere Zivilgesellschaft“ viel von ihrer Überzeugungskraft, wenn man dieses freiwillige Engagement von staatlicher Stelle aus anschieben muss. Aber an Widersprüchen wie denen, die sich in organisierter Freiwilligkeit äußern, haben sich Politiker noch nie gestört.
Schon eher stören sie sich an Begriffen, am Begriff „Ehrenamt“ zum Beispiel. Dasselbe wollte die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag mit einer Ehrenamtsstiftung, die die Kleinigkeit von 30 Millionen Euro verbraten können soll, ankurbeln. Das sind Ideen, wie sie nur Politiker haben können: Man nehme 30 Millionen Euro, um einen Stab von Leuten zu bezahlen, die in ihrem Leben noch nie bei 5 Grad Außentemperatur eine Arbeit im Freien verrichtet haben, und erwarte von ihnen, dass sie das Ehrenamt ankurbeln. Was sie ankurbeln werden, das sind Netzwerke und deren Treffen, bei denen dann darüber diskutiert werden wird, wie man das ehrenamtliche Engagement der Zivilbevölkerung ankurbeln kann. Das Ergebnis dieser Diskussionen steht bereits fest: Mehr Netzwerktreffen, bessere Vernetzung und mehr hauptberufliche Ehrenamt-Ankurbler, die unbezahlte, freiwillige Ehrenamt-Ausübende anwerben sollen.
Nun hat Ehrenamt in modernen Zeiten natürlich etwas Anrüchiges, jedenfalls für diejenigen, die sich auf der linke Seite des ideologischen Intelligenzgefälles befinden. Sie finden alles, was mit Ehre zu tun hat, wohl unehrenhaft und vermutlich deshalb hat die Bundesregierung zwischen Koalitionsvertrag und Entwurf für den Bundeshauhalt 2019 aus der Ehrenamtsstiftung stillschweigend eine Engagementstiftung gemacht.
Die Grünen haben sich danach erkundigt, was dahintersteckt, und sie haben eine Antwort bekommen, die man so oft lesen kann, wie man will, sie wird nicht sinnvoll. Wir dokumentieren an dieser Stelle dieses – leider nicht einmalige – Beispiel dafür, wie sich ein Mitarbeiter der Bundesregierung bei dem Versuch, aus Unsinn etwas anderes als Unsinn zu machen, um den Verstand schreibt.
Falls jemand eine Idee hat, was der Mensch, der hier deutsche Worte in sinnloser Folge aneinandergereiht hat, sagen will: Kommentieren!
B90/Grüne: “Was wird der Auftrag einer neuen Engagementstiftung sein, und welche konzeptionelle Ausrichtung ist mit dem Wechsel von einer Ehrenamtsstiftung zu einer Engagementstiftung verbunden?”
Bundesregierung: “Unser Ziel ist es, die Kultur des zivilgesellschaftlichen Engagements und des Ehrenamts zu fördern und zu stärken. Dabei kann eine Ehrenamtsstiftung oder eine Service-Agentur helfen. Die Bezeichnung Engagement schließt in der Fachsprache das Ehrenamt mit ein. In Deutschland engagieren sich über 30 Millionen Menschen unter anderem auch in Vereinen, Stiftungen, Initiativen, Genossenschaften und Netzwerken. Dieses bürgerschaftliche Engagement wird insgesamt umgangssprachlich als „Ehrenamt“ bezeichnet, fällt aber nicht immer in die klassischen Ehrenamtsstrukturen.”
Der Text der Bundesregierung erreicht auf dem BlaBla-Meter den Wert von 0.51, d.h.:
„Ihr Text signalisiert deutlich: Sie wollen etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Es wirkt unwahrscheinlich, dass damit auch eine klare Aussage verbunden ist – und wenn ja: wer soll das verstehen?“
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Keine Idee, was das bedeuten soll, außer:“Engagement beinhaltet Ehrenamt und Ehrenamt ist ohne Engagement nicht möglich.“ Oder so ähnlich…
Man hat ohnehin mittlerweile den Eindruck, die spielen alle miteinander Bullshit-Bingo und formulieren die Texte absichtlich so, das könnte ein Teil der Spielregeln sein.
Und weil die AfD nicht mitspielen will und deren Texte den Regeln nicht entsprechen, sind die halt Spielverderber, und wer mag schon Spielverderber?
Nur: ob die Steuergelder wohl dafür da sind, eine monatliche mehrtägige Runde Bullshit-Bingo mit ca. 600 Mitspielern im Reichstag zu Berlin zu finanzieren, die dafür auch noch extra anreisen müssen?
Wenigstens will ich dann auch wissen, wer gewinnt, vielleicht kann man da ein Wettbüro für eröffnen. Aber nicht ehrenamtlich 😜
Das Ehrenamt ist eingerichtet worden, um Politikern und denen, die für dieses Ehrenamt zuständig wären bzw. für diese Arbeit – denn Ehrenamt ist ja nur eine Umschreibung für Arbeit, die von ihnen geleistet werden müsste, schon lange nicht mehr tun wollen, weil sie viel lieber Golf spielen.
Es ist eine Sache, Leuten, die ohne Bezahlung arbeiten zu danken. Es ist eine völlig andere Sache so etwas ausweiten zu wollen. Nennt man Sklaverei.
Mir fällt als Englischsprachige spontan ein, dass bei uns “engagement” oft mit politische Ziele verbunden ist…
Eine interessante Beschreibung wie Nebel funktioniert…!?
Herr Klein, Herr Klein. Sie haben da Vorstellungen- also ich weiß nicht.
Wie wollen Sie denn ehrenamtlich ein Engagement für die Ausübung eines Ehrenamtes befördern??? Ohne Gutachter, ohne Kommunikationsdesigner, ohne eine einzige NGO?
Wo bleiben die notwendigen Studien, die Machbarkeitsanalyse, wo bleibt die administrative Infrastruktur, die Büroausstattung, die Fahrbereitschaft, die Mobilitätsinfrastruktur?
Nee, Herr Klein, so geht das nicht.
Marketinggeblubbere. Irgendwie will man den Begriff Engagement integrieren, ist sich aber noch nicht einig, was der richtige und politisch korrekte Metabegriff sein soll und flüchtet in die Worthülse. Ist schon anstrengend, keine Position zu haben und immer und allen Trends zu folgen. Bundesdeutsche Politik eben,,,
– „das Rückgrat unserer Zivilgesellschaft”…, „eine lebendige Demokratie“
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Ach ne, jaja, scheinheilige Heuchler!
Hier wird nur das `Staatsversagen` oder besser die `Staatsverweigerung` auf den Rücken der Bevölkerung verlagert. Noch mehr Tafeln und was Hartz4 nicht hergibt (Brillen und so), kriegt man von der HAZ-Weihnachtshilfe (isne Zeitung) oder so,
zum Kotzen finde ich das!
.
– “linke Seite des ideologischen Intelligenzgefälle” 🙂 die haben keine Ehre
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um das zu “framen” wird daraus gleich eine Service-Agentur,
widerliches Neusprech mit doppelter Verhöhnung!
Wer auch immer die Antwort der ” Bundesregierung ” verfaßt hat, muß Philosophie studiert haben. karl kaiser beschreibt das sehr verständlich.
Wobei dieser Schrott ja schon heute gefördert wird, z.b. Im Bundesprogramm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ aufgesetzt im BMI https://diehassrede.wordpress.com/2018/09/15/staatlich-bezahlte-claquere-bundesprogramm-zusammenhalt-durch-teilhabe-teil-2/
… super – anstatt Vereine etc. mit den Mitteln im Rahmen einer Förderung direkt zu unterstützen eine Service-Agentur gründen. Wir diese dann in das “Netzwerk” der Arbeitsagenturen integriert? Ehrenamtlichkeit bedeutet eigentlich nicht freiwillig umsonst arbeiten. Viele Übungsleiter, Trainer und Betreuer werden im Rahmen der einkommensteuerfreien Aufwandsentschädigung mit bis zu 2400€/Jahr entschädigt. Schön das es keine direkte Förderung dieser Ehrenämter mehr gibt – die Spirtverbände haben diese längst gekürzt – und nun Millionen in Diskussionsrunden und Festangestellte von Agenturen fließen sollen, die darüber beginden was getan werden könnte. Symptomatisch für den Niedergang einer Politik die nicht mehr am Wesentlichen ausgerichtet ist.
Und wer ist Vorsitender von dieser Behörde des Ehrenamtes und wird mit einem Salär von sagen wir einmal eine Million Euro im Jahr bezahlt?
Das ist nur so ein Ding, um geschassten Politikern einen ‘kleinen’ Nebenverdienst zu beschaffen.
Vielleicht geht Kauder dahin, oder Nahles. Die Frau hat, wenn sie in den Sack haut, ja nicht einmal einen Abschluss? Wer stellt die noch ein? Na ja, evtl. ihre Pferdetruppe aus dem Parlament…
mfg
p.s. Heute wählt/e Hessen – oder IM Erika macht das bezahlte Ehrenamt, in Form der Vorsitzenden.
Sonntag, 28. Oktober 2018, 16.42 h – XTRJZc
Ich verstehe nicht, wie man diese Begründung nicht verstehen kann.
Im Grunde sagt es, das Engagement nicht immer Ehrenamt bedeutet. Das heißt, das auch regelmäßige Nachbarschaftshilfe, religiöse Gemeindeaktivität ohne Amt, Vereinstrainer aus Spass ohne Ehrenamt betroffen sein können.
Der Unterschied könnte die Bezahlung sein. Engagement ist unbezahlte Dienstleistung auf eigene Kosten zum Spass, Ehrenamt ein verbindet sich ja schon länger auch mit Aufwandsentschädigungen …
Trotzdem verstehe ich natürlich das das Gewäsch ist, ich widerspreche da nicht, aber die Betonten Kategorisierungen differenzieren schon – zumindest nach meinem Sprachgefühl. Nun ist mir allerdings auch klar, das “Sprachgefühl” in diesem Blog einen schweren Stand haben wird :o)
Gehabt euch wohl, in eurem ehrenamtslosen gesellschaftlichen Engagement in diesem zumeist sehr lesenswerten Blog. Vielen Dank und weiter so.
Geld? Na, Engagement berechtigt nicht zu Ansprüchen auf Entschädigungsleistungen für eingesetzte Zeit bzw. Spesen. Das ist ja kein Ehrenamt!
Das Ehrenamt wird damit zunehmend häufiger zusammengebracht, vor allem in den bereits erwähnten Kreisen der Hartz4-Leistungsberechtigten, denen ein Nebenjob und mögliche Aufwandsentschädigungen unter Umständen beiderseitig erhalten bleiben könnten.
Fröhlich diejenigen, die Hartzler zu Egagement im sozialen Ermahnen, anstelle vom Ehrenamt zu sprechen, das hält den Kostenfaktor niedriger und erweckt kein Anspruchsdenken bei denen, die zum Engagement angespornt werden sollen.
Engagemement wird als Begriff so weit gefasst, daß man darunter buchstäblich alles verstehen kann, was in mehr oder weniger lockeren Strukturen organisiert ist. Die englischsprachige Kommentatorin scheint mir mit ihrer Vermutung, daß eine politische Stoßrichtung dahinter steht, auf der richtigen Spur zu sein: 30 Mio.€ mehr, die man linksradikalen Seilschaften unter dem Deckmantel des “Kampfs gegen rechts” zukommen lassen kann.
Ganz einfach:
Engagement ist weiter als Ehrenamt: es schließt bezahlte (entgeltliche) Tätigkeiten mit ein.
Die Regierung eröffnet sich damit die Möglichkeit, Leute für die Zwecke des „Fonds“ zu bezahlen.
Im Ergebnis läuft das wohl auf eine Finanzierung politisch genehmer Projekte und Vereinigungen hinaus – aus dem Bundeshaushalt.