1918: Gedenken und dessen Missbrauch
Cardiff,
Principality Stadium,
10. November 2018, 7.15 pm.
Das Rugby Spiel zwischen Wales und Australien, ein Klassiker und zudem das wichtigste Spiel der Autumn Internationals des Waliser Teams steht kurz vor dem Anpfiff.
Die Tradition sieht das Singen der Hymnen beider Länder vor. Wie immer gehört die Musikkapelle der Royal Welsh fest zum Programm, das am 10. November wie jeden November um das Gedenken für all diejenigen erweitert wurde, die in den beiden Weltkriegen gefallen sind (who made the ultimate sacrifice). 2018 jährt sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100 Mal, entsprechend steht der Erste Weltkrieg im Zentrum.
Dem Last Post folgt eine Schweigeminute, in der man eine Nadel fallen hören könnte. Rund 83.000 Menschen schweigen.
Viele Initiativen im Vereinigten Königreich sind anlässlich des 100sten Jahrestags gegründet oder intensiviert worden. Es geht darum, diejenigen, die im Ersten Weltkrieg in Frankreich gestorben sind, aus der Anonymität zu holen.
Im Zentrum des Rugbyspiels zwischen den Welsh und den Wallabies stehen 13 waliser und sechs australische Rugbyspieler, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind.
Die Initiative “Wales at War” hat sich das Ziel gesetzt, die Namen auf den Kriegerdenkmälern zum Ausgangspunkt zu nehmen, um die Biographien der einzelnen Soldaten zu recherchieren.
„We will remember them“, „Wir werden sie nicht vergessen“, ist das Motto, das 2018 wie all die Jahre zuvor die ganze britische Insel erfasst hat
Die Geschichte von Wilfred Owen, Welsh Poet, der am 4. November 1918 gefallen ist, geht stellvertretend für die vielen, deren Namen eine Geschichte gegeben werden soll, durch die Presse.
Gedenken, Lernen aus der Geschichte, setzt voraus, sich mit der Geschichte und nicht mit ideologischen Phrasen zu beschäftigen, der Geschichte eine Handlung, die Menschen zu geben, die die Geschichte gemacht haben, derjenigen zu gedenken, deren Leben im Ersten Weltkrieg nach kurzer Dauer gewaltsam beendet wurde: Der vielen jungen Männer.
Und damit sind wir beim Problem.
In Deutschland hat man ein Problem mit deutschen Männern.
Das Gedenken an Weltkriege umfasst die Opfer der deutschen Wehrmacht, die Juden, die im Holocaust getötet wurden, der Erste Weltkrieg als „die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ wird thematisiert, bleibt aber völlig steril, und brav wird berichtet, dass eine Gedenkfeier zum Ende des Ersten Weltkrieges in den Aufruf „Es lebe der Friede zwischen den Völkern“ gemündet sei, ein Aufruf, den man im Irak oder in Afghanistan sicher gerne hört.
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Gedenken und Missbrauch des Gedenkens: Ein Gedenken an den Ersten Weltkrieg muss ein Gedenken an diejenigen sein, die in den Gräben an der Somme, in Ypres oder in Mametz Woods gelitten haben, die verletzt, verstümmelt, getötet wurden. Der Missbrauch des Gedenkens sieht im Ende des Ersten Weltkriegs die Gelegenheit, Propaganda zu verbreiten.
Damit sind wir, wie so oft, bei der Tagesschau. Hier nimmt Juri Sonnenholzner, den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs zum Anlass, um die Frage zu stellen, wie Deutschlands Demokratie heute aussehen würde, wenn „allein Männer wählen könnten?“ (Anmerkung von uns: Frauen waren unter den Wählern von Hitler mindestens proportional repräsentiert; Faktisch gibt es seit dem 30. November 1918 ein Frauenwahlrecht in Deutschland, nicht zuvor).
Es folgt eine kollektive Romantik in Engelsscher Urhorde, in der „die“ Frauen „in erster Linie“ stehend und aus Frauenvereinen heraus, das Neue erkämpfen und das Alte beseitigen, das Bürgertum, das mit Monarchie und Industrie Deutschland in den Ersten Weltkrieg geführt habe, wie Sonnenholzner (unter Auslassung der Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten 1914, ohne die der Erste Weltkrieg nicht möglich gewesen wäre) schreibt.
Die liberale bürgerliche Tradition, die es lange bevor der Sozialismus erfunden wurde gab und die selbst Marx und Engels anerkannt haben, sie wird im reaktionären feministischen Kommunismus Sonnenholzners kurzerhand beseitigt. Die Demokratie haben bei ihm wie in der ehemaligen DDR Arbeiter und Frauen erkämpft. Sonnenholzner scheint direkt einer SED-Kaderschmiede zu entstammen.
Wie ideologisch und wie leer muss man sein, wenn man das Gedenken an das Ende eines Krieges dazu missbraucht, eine Erzählung durchsetzen zu wollen, nach der es die Arbeiter- und vor allem die Frauenbewegung gewesen wären, die in Deutschland eine liberale Demokratie durchgesetzt hätten, eine liberale Demokratie, deren Verfassung ausschließlich aus liberaler (Max Weber) bzw. nationalliberaler (Hugo Preuss) Feder stammt?
Wie tot, wie unfähig zur Empathie muss man sein, wenn man an einem Gedenktag an das Ende eines Krieges all diejenigen, die in diesem Krieg meist jämmerlich gestorben sind, dem Vergessen anheimstellt, keinen davon auch nur einer Würdigung, einer namentlichen Nennung, gar einer Referenz würdigt, wenn man all die Millionen Männer, die jämmerlich verendet sind, stillschweigend ihrem Massengrab übergibt?
Deutschland hat ein Problem mit Männern.
Es beginnt damit, dass das Leiden der Männer, die im Krieg waren, ein stummes sein musste, denn niemand hat sich je für deutsche Soldaten interessiert, wenn man sie nicht als Kriegsverbrecher geißeln konnte. Wer in den 1950er Jahren, Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus russischer Gefangenschaft nach Deutschland zurückkehrte, tat gut daran, zu schweigen. Sein Schicksal hat nur wenige interessiert und interessiert bis heute nur wenige. Auch für die Soldaten des Ersten Weltkrieges interessieren sich nur wenige. Die individuellen Schicksale spielen keine Rolle. Wahrgenommen wird nur, über wen man sich echauffieren kann, wie z.B. über Ernst Jünger und seine Stahlgewitter.
Das Gedenken an einen Krieg ist aber notwendiger Weise ein Gedenken an seine Opfer, und zu den Opfern gehören vor allem die vielen Männer, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben. Wer diesen Opfern nicht gedenken will, und statt dessen lieber historische Mythen verbreitet, wie es Sonnenholzner tut, der missbraucht nicht nur den Gedenktag, er tritt auch das Andenken, das Schicksal, das Leid derjenigen, deren gedacht werden soll, mit Füßen.
Das nennt man Menschenverachtung.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Dann unterstützen Sie bitte das private Blog ScienceFiles!
[wpedon id=66988]
ScienceFiles-Spendenkonto
Weitere Möglichkeiten, ScienceFiles zu unterstützen
Anregungen? Hinweise? Kontaktieren Sie ScienceFiles
©ScienceFiles
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Donorbox
Unterstützen Sie ScienceFiles
Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto:
HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Die Geschichtsforschung wird lehren, welche Rolle das internationale Illuminatentum, die FreimaurerWeltloge, unter Ausschluß der ahnungslosen Deutschen natürlich, bei der geistigen Vorbereitung und wirklichen Entfesselung des Weltkrieges, des Krieges der „Zivilisation“ gegen Deutschland, gespielt hat. (Thomas Mann, „Betrachtungen eines Unpolitischen“, 1918)
Mir fallen in diesem Kontex zwei vielfach verdrängte, aber real existierende Kategorien ein: Das ist einerseits der Antigermanismus und ebenso beschwiegen der Panslawismus.
——————–
Wer kennt heute noch Olivier Freiherr von Beaulieu-Marconnay?
Wenn man schon des 1. WK gedenkt, sollte endlich die Heuchelei aufhören.Man sollte endlich die Wahrheit gestehen, dass dieser Krieg ausschliesslich aus wirtschaftlicher Konkurrenz zwischen England, USA und dem Deutschen Reich seine Ursachen hatte.
Der Botschafter der USA hatte mit Lord Balfour ein Gespräch, in dem er diesen fragte, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn die Engländer härter und mehr arbeiten würden, um die wirtschaftlichen Erfolge der Deutschen auszugleichen ? Der antwortete, ein Krieg sei wohl leichter !!!
Und dann der Betrug an den Deutschen, die im Vertrauen auf die Ehrenhaftigkeit des 14 Punkte umfassenden Angebots des amerik. Präsidenten einen Waffenstillstand akzeptiert hatten. Und dann dieser ehrlose Gewaltfrieden, der dem Deutschen Reich mitsamt der Anerkennung der Alleinschuld damit abgepresst wurde, dass sonst die Blockade fortgesetzt würde – an der bereits hunderttausende an Krankheit und Hunger verreckt waren !
DESSEN SOLLTE MAN GEDENKEN !
Aber solange die masslose Heuchelei weiter lebt, wir es keinen wirklichen Frieden zwischen den Völkern geben !
Wenn Sie in Zukunft nicht nur behaupten, sondern auch belegen, dann können wir Ihre Beiträge auch weiterhin durchlassen …
Eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Aussagen zu belegen, bietet das Buch “England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert” von P. Haisenko.
Das dortige Quellenverzeichnis eine wahre Fundgrube.
@ B. Miller: Sie unterliegen einem Missverständnis. Gemeinsam ging es gegen D., denn das war die Konkurrenz von England und USA.
“Krieg ausschliesslich aus wirtschaftlicher Konkurrenz zwischen England, USA und dem Deutschen Reich”
Und deshalb begannen die USA einen Krieg mit dem UK,
Oh,
Moment,
…
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich stimme in jedem Aspekt zu. Die Gedenkkultur wird mit den Füßen getreten, Soldaten werden mit einer unglaublichen Hybris verachtet. Selbst die, die das aktuelle Regime in völlig sinnlose Auslandseinsätze schickt, verfallen völlig dem Vergessen, sie sind nicht erwünscht.
Daß Straßen umbenannt (Stauffenberg!) und Denkmäler geschändet werden, daß es unmöglich ist, der eigenen Toten zu gedenken, das ist eine ganz schlimme Entwicklung – allerdings nur eine weitere Facette der aktuellen Politik.
Ähnliches gilt auch für Terroropfer – solange es Deutsche sind.
Und Steinmeier ist unterwegs in Frankreich, feiert die deutsche Niederlage und fühlt sich mit Gewißheit prima dabei.
Tja, statt der Opfer eines Krieges zu Gedenken, wird in D. MEHR Krieg gefordert.
Bspw. von Antje Ich-krieg-den-Hals-nicht-voll Schrupp, der kirchlich-feministischen Hasspredigerin.
Sie “gedenkt” ( verherrlicht ) Blaustrumpfterroristen ( vulgo Suffragetten ), welche junge Männer, die nicht in Schützengräben vergast oder sonstwie umgebracht wurden, mit “white Feathers” als “Verräter und Feiglinge” denunzierten, Terroranschläge begingen und deren US-amerikanische “Schwestern” auch mal mit dem KKK kooperierten, um das Wahlrecht für “Neger” zu verhindern.
http://www.fr.de/politik/gender/feminismus/frauenrechte-darf-s-ein-bisschen-militanter-sein-a-1617222
In Russland, Weißrussland, der Ukraine gibt es bis heute etliche offizielle Kriegsgräberstätten von deutschen Soldaten, die in der jeweiligen Region gefallen sind. Sie werden von der dortigen Bevölkerung betreut und gepflegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kriegsgr%C3%A4berst%C3%A4tten#Russland
Und was passiert hier diesbezüglich???
Einen der besten Texte, die ich kenne hat dazu Max Weber geschrieben:
“Die Welt ist nun aber anders eingerichtet, als sie sich glauben machen möchten. »Der Gott der Schlachten ist mit den größeren Bataillonen«, – dies Wort FRIEDRICHS des Großen hat im wörtlichen Sinne sehr oft und auch in diesem Kriege vier Jahre lang nicht gegolten. Wohl aber im schließlichen Endresultat. Und sofern es den würdelosen Gedanken, als sei ein Kriegsausgang ein Gottesgericht, ablehnt und besagt: daß der kriegerische Erfolg schlechterdings nichts für oder gegen das Recht beweist, gilt es ein- für allemal, wie ungezählte Leichenfelder der Geschichte auch dem Blödesten beweisen können.”(…) Was die Gegner anlangt, so wird der Frieden entweder von sachlichen Politikern gemacht werden, oder von Plebejern, die zu klein sind für den Sieg über ein großes Volk und [die] eine ekelhafte priesterliche Salbung in den Dienst politischen und ökonomischen Profitstrebens stellen. Im letztgenannten Fall interessiert uns das Resultat nur wenig, und es gilt für uns: schweigen und warten.”
Max Weber: Zum Thema der “Kriegsschuld”. Frankfurter Zeitung 17. Januar 1919
Max Weber kannte da die Würdelosigkeit und Ignoranz der aktuell herrschenden Milieus gegenüber den eigenen Opfern noch nicht. So etwas war damals unvorstellbar. Das übertrifft die Plebejerhaftigkeit, die er beim ehem. Gegner sieht, bei weitem.
Weitere Gedanken dazu:
1. Die im Krieg übrwiegend kämpfen mußten, verwundet an Körper und Seele oder starben, waren nicht die “weissen Männer” die die Genderei für alles verantwortlich machten. Z.B. Die Wahlen von 1932 brachten A.H. mit an die Macht, wählen durfte nur Jahrgang 1911 und älter. In der UdSSR hies über die Jahrgänge 1917/1918/1919 90%-Jahrgang, zu 90% 1945 tot! Ähnlich auch zu sehen vor 30 Jahren in der Deutschen Bevölkerungspyramide, geringe Geburtenrate und hohe Säuglingssterblichkeit im 1.Weltkrieg, größte Gefallenenquote im 2. ( 1916/1917/1918 waren für die Rentenversichherung die billigsten Jahrgänge )
2. Pietät, ob modern keine “Spanner”, keine entwürdigen Bilder von Unfällen, wie in den Kreigen, Bilder von verwundeten oder zerfetzten, verbrannten Soldaten durften ncith veröffentlicht werden, die Realität hätte die Kreigsbereitschaft der Bevölkerung gefährdet. Und im straßenverkehr nicht anders, wer mal als Feuerwehler oder beerdigungsahndwerker einiges sah denkt über Schnellfahren anders…
Wenn Frauen immer die Welt beherrscht hätten, würden wir heute alle in Schilfhütten leben und die Lebenserwartung läge so bei ca. 25 Jahren.
Ein interessantes jedoch schon altes Thema. Toller Artikel.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Jeder vernünftige Mensch hat die Möglichkeit solchen Blödsinn zu verweigern! Mir persönlich ist es vollkommen wurst wer wann auf wen schoss, oder schießt, wenn Leute so bescheuert sind, dann ist das halt so!
Es ist immer gut, die Helden auf unserem Blog zu begrüßen, die sich gerne und aufrecht standrechtlich wegen Fahnenflucht hätten erschießen lassen und mit Sicherheit auch der Gestapo die Stirn geboten hätten. Hätte es damals mehr wie sie gegeben, es wäre anders ausgegangen. Beide Male.
Wieso Held? Flüchten ist viel angenehmer, Argentinien war schon immer dankbar für verrückte Deutsche die dort bleiben mussten😉
…… und ausserdem ist es definitiv die Denkweise hirnentleerter Irgendetwasgedenkender, die solche Probleme erst kreiert.