Pseudo Profound Bullshit (PPBS): Forscher finden Syndrom intellektueller Behinderung

Die folgende Passage stammt aus: „Am Explosionspunkt“ von Sabine Hark.

Quelle: Pennycook et al.

„Judith Butler thematisiert in ihrem Beitrag die Risiken der Verwendung der Identitätskategorien „lesbisch” bzw. „schwul”, ohne von ihrem Gebrauch abzuraten. Die Selbstbenennung als „Lesbe”, so Butler, kann nur gelingen, „indem zuerst Verleugnungen vollzogen werden”. Dieses Paradox, dass das Benannte immer auch ein Gebiet des Unbenannten erzeugt, versucht Butler gegen die Versuche der Stabilisierung von Identitätskategorien zu wenden: „Müssen wir diesen ständigen Aufschub der Enthüllung des Schwul- oder Lesbisch-Seins, das durch den Akt. des ,Coming-out’ selbst produziert wird, beklagen? Oder ist gerade der Aufschub des Bezeichneten erstrebenswert, bietet er Raum für die Produktion von Werten, gerade weil der Begriff jetzt eine Dynamik annimmt, die niemals dauerhaft kontrolliert werden kann?”

In den Worten einer langsam zahlreicher werdenden Forschergemeinde handelt es sich bei der zitierten Passage um „Pseudo Profound Bullshit“ (PPBS) [Pseudo tiefschürfender Blödsinn]. PPBS wird geschrieben, um Eindruck zu schinden, PPBS wird von Pennycook et al. (2015) definiert als jede Aussage, die darauf abzielt, eine emotionale Reaktion zu erreichen, ohne sich dabei um die Wahrheit oder die Bedeutung des Gesagten zu kümmern.

PPBS, klingt schon als Abkürzung wie eine Krankheit aus dem Katalog der WHO, und entsprechend interessiert die Forscher, zunächst die Prävalenz für diese Anfälligkeit, diese Neigung, Blödsinn für intelligente Äußerungen zu halten.

Pennycook et al. (2015), Pioniere im Feld von PPBS, haben gezeigt, dass Menschen, die analytisch denken, nahezu immun gegenüber PPBS sind, während Menschen, die Überzeugungen in sich beherbergen, die im Widerspruch zur Welt, wie sie uns umgibt stehen, die z.B. glauben, dass schwarze Katzen Unglück bringen, dass es möglich ist, Menschen zu verhexen oder an die heilende Kraft von Steinen und Bachblüten glauben, oder die denken, wenn man Menschen Worte verbietet, können man ihr Denken beeinflussen, anfällig für PPBS sind.

Timothy Bainbridge, Joshua A. Quinlan, Raymond A. Mar und Luke D. Smillie von der University of Melbourne in Australien bzw. der University of York in Kanada haben die Forschung von Pennycook et al. um eine neue Ebene erweitert, eine, die zeigt, dass man vor allem Menschen mit PPBS beeindrucken kann, deren Intellekt im unteren Bereich einer Skala stecken geblieben ist, die Bainbridge et al. den Offenheits-Intellekt Einwegkanal nennen.

Dazu gleich.

Zunächst zur Frage, wie PPBS, die Anfälligkeit für tiefschürfend klingenden Blödsinn, wie er z.B. in den Gender Studies an der Tagesordnung ist, gemessen wird.

PPBS wird über die Einschätzung bestimmter Aussagen erhoben. Insgesamt 30 PPBS-Aussagen werden Probanden (140 im ersten Experiment, 236 im zweiten) vorgelegt. Die Probanden müssen für jede Aussage angeben, ob sie ihr voll und ganz, eher, eher nicht oder gar nicht zustimmen. Bei den Aussagen handelt es sich um pseudo-tiefschürfenden Blödsinn wie den folgenden:

Hidden meaning transforms unparalleled abstract beauty.
[Verstecke Bedeutung transformiert unvergleichliche abstrakte Schönheit.]

Good health imparts reality to subtle creativity.
[Eine gute Gesundheit übermittelt Realität zu unterschwelliger Kreativität.]

Wholeness quiets infinite phenomena.
Ganzheit beruhigt unendliche Phänomene.

The future explains irrational facts.
[Die Zukunft erklärt [wird] irrationale Fakten [erklären]]

We exist as morphogenetic fields.
[Wir existieren als morphogenetische Felder.]

Balance is the healing of insight.
[Gleichgewicht heilt Einsicht.]

Bullshit wie dieser findet sich im täglichen Leben, in Werbung, in Politik, in Reden, in Medien und in bestimmten Fächern die sich in die Sozialwissenschaften eingeschlichen haben, in Hülle und Fülle.

Brainbrige et al. fragen sich nun, ob PPBS Teil eines kognitiven Komplexes, einer Unfähigkeit, Bullshit von sinnvollen und Inhalt tragenden Aussagen zu unterscheiden, ist. Klaus Conrad hat in den 1980er Jahren den Begriff der Apophenia geprägt. Apophenia beschreibt die bei manchen Zeitgenossen vorhandene Fähigkeit, Muster zu sehen, wo keine Muster sind, Sinn zu erkennen, wo kein Sinn vorhanden ist. In den Bereich der Apophenia gehören paranormale Überzeugungen von Hexerei oder Spiritualismus (Schwarze Katzen bringen Unglück). In diesen Bereich gehören eher außergewöhnliche Überzeugungen wie die Überzeugung, man sei jemand anderes, und in diesen Bereich gehört, was Brainbridge et al. „Ontologische Konfusion“ nennen, z.B. die Überzeugung, dass man mit seinen Gedanken Objekte bewegen könne.

Brainbridge et al. (2018).

In zwei Experimenten wurden Studenten der Universitäten Melbourne und York jeweils PPBS-Statements vorgelegt, um dann zu untersuchen, ob die Anfälligkeit für PPBS mit Apophenia verbunden ist bzw. um eine Ebene der Darstellung zu finden, die zeigt, welche Überzeugungen dazu führen, dass Menschen für PPBS anfällig bzw. gegen PPBS immun sind. Das Ergebnis der Untersuchung ist eindeutig (Abbildung).

Unsinn, wie den oben dargestellten, nehmen Menschen für bare Münze, die an Apophenia leiden, die Überzeugungen über die Realität haben, die falsch sind, die sich durch eine ontologische Konfusion auszeichnen, die, in kurz: alles glauben, was man ihnen erzählt und offenkundig über keinerlei Mittel verfügen, um Bullshit von sinnvollen Aussagen zu unterscheiden:

„This revealed that associations with PPBS profundity ratings were typically due to differences in participants’ ability to distinguish profound statements from pseudo-profound statements rather than simply a difference in biases towards finding statements profound generally.”

Mit anderen Worten, wer für PPBS anfällig ist, zeichnet sich dadurch aus, dass es ihm an Urteilsvermögen mangelt, ein Urteil, zu dem wir auch regelmäßig kommen, wenn wir mit den neuesten Elaboraten oder Schoten aus den Gender Studies oder den linksextremen Zirkeln an Universitäten oder Hochschulen konfrontiert sind.

Des weiteren zeigt die Forschung von Brainbridge et al. (2018), dass Probanden die liberale Werte vertreten, Probanden mit hohen kognitiven Fähigkeiten, also Probanden, die z.B. Probleme schnell zu lösen im Stande sind, Probanden, die Spaß am Nachdenken hatten und daran, Probleme zu lösen, Probanden, die offen für Neues und durch einem wachen Intellekt ausgezeichnet sind, die, mit anderen Worten: intelligent sind, (weitgehend) immun gegenüber PPBS sind: „intelligence is protective against mistaking PPBS for truly profound statements“.

Wir könnten jetzt mit der Bemerkung schließen, dass wir immer geahnt haben, dass Personen, die Fächer wie Gender Studies, Post-Colonial Studies, Queer Studies, Cultural Studies oder ähnlichen Unsinn studieren oder anbieten, durch einen Mangel an Intelligenz ausgezeichnet sind, aber wir sind Wissenschaftler und basieren unsere Aussagen lieber auf bestätigten Hypothesen. Die Forschung von Brainbridge et al. hat bestätigt, was wir immer geahnt haben: Wer PPBS von sich gibt, wer ihn glaubt, wer in sich zu eigen macht, der ist dumm. Nicht nur das, PPBS ist Teil eines Syndroms, zu dem auch Apophenia gehört, eines Syndroms, das man als Gehirnkrankheit bezeichnen muss, die darin ihren Ausdruck findet, dass Muster gesehen werden, wo keine sind, Sinn erkannt wird, wo keiner ist und pseudo-tiefschürfender Blödsinn für bare Münze gehalten wird, kurz: das Syndrom zeichnet sich durch das vollständige Fehlen eines Urteilsvermögens aus und Menschen, die über kein Urteilsvermögen verfügen, sind nicht nur eine Gefahr für ihre Umwelt, sie sind in ihrer geistigen Entwicklung zurückgeblieben, denn sie haben eine der Entwicklungsleistungen, den den Menchen erst zum Menschen machen, nicht erbracht.

Brainbridge, Timothy F., Quinlan, Joshua A., Mar, Raymond A. & Smillie, Luke D. (2018). Openness/Intellect and Susceptibility to Pseudo-Profound Bullshit: A Replication and Extension. European Journal of Personality. Early Access.

Pennycook, Gordon, Cheyne, James Allen, Barr, Nathaniel, Koehler, Derek J. & Fugelsang, Jonathan A. (2015). On the Reception and Detection of Pseudo-Profound Bullshit. Judgement and Decision Making 10(6): 549-563.

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