Aufstand an Universitäten
Stellen Sie sich vor, deutschen Professoren reicht es. Sie solidarisieren sich mit denen, die ebenfalls der Meinung sind, die politische Korrektheit sei zu weit gegangen. Sie gehen auf die Straße, um gegen Gender Studies und Spruchbeutel auf Professuren zu demonstrieren, die nicht nur die Sozialwissenschaften lächerlich machen. Professoren der renommiertesten deutschen Universitäten von München bis Heidelberg setzen sich zusammen, um sich jegliche Einmischung des Staates in das Curriculum der Hochschulen zu verbieten… Stellen Sie sich vor, deutsche Professoren zeigen Rückgrat in einer Situation, die ihnen persönliche Nachteile bringen kann, in einer Situation, in der sie das Risiko von staatlicher Sanktion laufe eingehen …
Unvorstellbar?
Stimmt. Uns auch. Unvorstellbar. Wir können uns keine Situation vorstellen, die dazu führt, dass deutsche Professoren ihren Hintern in die Höhe bekommen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen, dass ihre Wissenschaft zerstört wird.
In so genannten Entwicklungsländern ist das anders.
Der Sudan zählt zu den ärmsten Ländern der Erde. Die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das Land ist unter den 10 am höchsten verschuldeten Ländern der Erde zu finden. Die Inflation galoppiert mit 32,4% (2017). Der Sudan hat ein Außenhandelsdefizit von 4,8 Milliarden US-Dollar, die Vorräte in Devisen sind fast aufgebraucht, mit anderen Worten, das Land steht am Rande eines wirtschaftlichen Kollapses und das obwohl die Hauptexportgüter Gold, Erdöl und Petroleum sind. Das Land wurde bis zu Beginn der 2010er Jahre von Bürgerkrieg gebeutelt, bis 2017 waren Sanktionen der USA gegen den Sudan in Kraft. An der Spitze des Sudan steht mit Omar al-Bashir ein Präsident, der 1989 durch einen Militärcoup an die Macht kam, seither seine autokratische Macht immer weiter ausgebaut hat, so dass die Republik Sudan in politikwissenschaftlicher Kategorisierung als eine autoritäre Regierungsform angesehen werden muss. Wie in allen Formen autoritärer Herrschaft, so wird auch im Sudan mit einem umfangreichen Polizei- und Militärapparat Widerstand in der Bevölkerung unterdrückt.
Wer sich gegen al-Bashir stellt, spielt nicht nur mit seiner wirtschaftlichen, sondern auch mit seiner physischen Existenz.
Seit dem 19. Dezember 2018 stellen sich dennoch Tausende gegen al-Bashir. Der deutschen Presse, die meint Telefonnummern von Politikern, die veröffentlicht wurden, tagelang zum beherrschenden Thema machen zu müssen, ist das, was sich im Sudan derzeit ereignet, keinen Bericht wert. Wozu auch, das Land der Nubier liegt irgendwo kurz vor Schwarzafrika im arabischen Teil Afrikas, irgendwo in der Gegend um Ägypten und hat keinen Club Med und keinen Strand vorzuweisen, an dem man als Deutscher Urlaub mit TUI machen kann.
Daher sind die bislang nach Zählung von Amnesty International 37 Toten keiner Erwähnung wert, ebenso wenig wie ein Ereignis vom heutigen Sonntag, das man kaum überschätzen kann: 100 Professoren und Dozenten der altehrwürdigen University of Khartoum haben sich an Protesten gegen Omar al-Bashir beteiligt, d.h. sie wollten sich beteiligen, wurden aber nach Angaben von Al Jazeera von Polizei und Militär daran gehindert, ihre Universität zu verlassen.
Die 100 Professoren und Dozenten, die den Rücktritt von Omar al-Bashir fordern, gehen mit ihrer Aktion ein erhebliches existenzielles Risiko ein, nicht nur im Hinblick auf ihre wirtschaftliche, sondern auch im Hinblick auf ihre physische Existenz. Das Regime von al-Bashir ist nicht zimperlich, dennoch haben sich die Professoren und Dozenten am Protest in der Hauptstadt beteiligen wollen.
In Deutschland gehen Professoren auf die Straße, um ihre Übereinstimmung mit der Regierungspolitik kundzutun, nicht um gegen die Regierung zu demonstrieren. Sie protestieren gegen die vermeintlichen Feinde ihrer Regierung, biedern sich an und verdingen sich als in Hochschulen institutionalisierte Vasallen. Die meisten kommen nicht einmal entfernt auf die Idee, gegen die staatlichen Eingriffe in Hochschulen, gegen deren zunehmende Ideologisierung und die immer drastischere Gängelung von Personen, die nicht den politisch-korrekten Kanon der Gesinnungswächter unterschreiben, Widerstand zu leisten, Widerstand, der für sie als Beamte nahezu folgenlos wäre.
Manchmal, wenn man Nachrichten wie die aus dem Sudan liest, kann man nicht anders als einen Vergleich mit den Verhältnissen in Deutschland anzustellen und sich zu fragen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit wäre, dass Professoren und Dozenten, die nicht einmal Widerstand leisten, wenn die Kosten gering bzw. nicht existent sind, dann Widerstand leisten, wenn die Kosten für Leib und Leben hoch sind.
Und man kennt die Antwort.
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Es gab einmal mutige Professoren im Königreich Hannover:
Die Göttinger Sieben waren eine Gruppe von Göttinger Professoren, die 1837 gegen die Aufhebung der 1833 eingeführten liberalen Verfassung im Königreich Hannover protestierten. Die sieben Professoren wurden deshalb entlassen; drei von ihnen wurden darüber hinaus des Landes verwiesen
Ancient History um Grimms Märchen …:))
Aufstand von deutschen Professoren??? Nie!!!!! Von Deutschen überhaupt… was ich “weiß”, Bauernaufstände in der Lutherzeit, dann 1848, 1953 und 1989. Die beiden letzten nur in Osten. Ja, ein wenig auch nach dem 1. Weltkrieg. Von einem Aufstand wie sie in meinen Geburtsland Ungarn mehrmals im Lauf der Jahrhunderte stattfand, wo jedesmal die “ganze” Bevölkerung teilgenommen hat, hörte ich noch nie.
Falls das “nur” meiner Unbildung zu verdanken ist, bitte ich um Hilfe. Danke im Voraus!
lg
caruso
“Wir kämpfen, die Wahrheit sagen zu dürfen, ihr kämpft sie nicht sagen zu müssen”
Anonymer ausländischer Journalist zu deutschen Journalisten.
“Widerstand, der für sie als Beamte nahezu folgenlos wäre.”
Flöge der höheren Beamtenadelskinder dann nicht aus der öffentlichen Erbfolge?
Professoren die gegen die Ideologisierung und Manipulation der Bevölkerung und gegen das Linksparteienkartell auf die Straße gehen? Da habe ich wohl eher einen Sechser mit Superzahl im Lotto.
Nun so weit muß man ja nicht mal gehen. Es reichte ja schon nur nicht mehr CDU/SPD/FDP/AfD/Grüne/Linke zu unterstützen und wählen. Nicht mal auf dem Wahlzettel schaffen das die Deutschen…
Da fällt einem doch glatt ein, was Gottfried Benn über das Abendland gesagt hat !
und zum homo sapiens: das Quartär ging hinten über. (Ptolemäer, soweit ich mich erinnere)
Hatte im Netz einen Link zu dem Artikel gesehen, zusammen mit dem ersten Absatz und wollte mich dann mal gleich beschweren, wie man auf den wirren Gedanken kommen kann, dieses hier zu schreiben:
” die nicht nur die Sozialwissenschaften lächerlich machen. Professoren der renommiertesten deutschen Universitäten von München bis Heidelberg setzen sich zusammen, um sich jegliche Einmischung des Staates in das Curriculum der Hochschulen zu verbieten…”
Alles an den Sozialschmarotzer”wissenschaften” ist lächerlich, diese Fächer gehören völlig eingestampft und der Staat mischt sich in die Unis ein, seit es die BRD gibt. Angefangen bei der “Forschungsfreiheit”, die, bei gewissen historischen “Offensichtlichkeiten”, direkt vor einem verständnisvollen Haftrichter endet.
Aber dann les ich hier Sudan … 🙂
Aufstände werden von interessierter Seite zum Zwecke eine Staatsstreiches gerne inszeniert -auch mit intellektuellen Gallionsfiguren. Oder echte Aufstände und Bewegungen werden von den Machthabern infiltriert, siehe die grüne Bewegung, welche von Joschka Steinewerfer, dem roten Danni und anderen Dienern des Kapitals gekapert und gründlich zerstört wurde.
Wie gesichert ist es, daß im englischen Kolonialherz des Sudan dieser Aufstand ein echter ist?
Gelbe Westen für deutsche Professoren und Juristen sind rausgeschmissenes Geld.
In einem Land in dem Breiärschigkeit und Parteibuchbesitz als Kardinaltugenden gelten darf man NICHTS erwarten – außer Schlechtem.
Auch auf anderem Gebiet geben deutsche Professoren die Wissenschaft auf, wenn sie etwas Extra-Geld bekommen und dazu noch goodwill von Herrschenden, in diesem Fall sogar von solchen eines anderen Staates: Sie haben die deutsche China-Wissenschaft schon vor zwanzig Jahren an Parteiführer in Peking verkauft. Die geben ihnen ein sog. Konfuzius-Institut und erhalten dafür Wohlwollen bis hin zu direkter Unterstützung ihrer Politik. Mit dem, was Otto Franke (1863 bis 1946) mal begründete, hat das nichts mehr zu tun.