War der Marathonläufer im alten Griechenland eine Frau? Die Diversität Alter Geschichte

Geschichte, Geschichten erzählen, Geschichten erfinden, Geschichte machen, Geschichte fälschen…

Die Verben, die in der deutschen Sprache als stehender Ausdruck mit Geschichte verbunden werden, sind vielsagend. Geschichte gibt es als Schulfach. Gelehrt wird das, was politisch gerade opportun erscheint. Geschichte gibt es auch als Fach an Hochschulen als „Alte Geschichte“ zum Beispiel, die sich mit der griechischen und römischen Antike befasst.

Jesus war Feminist!

Was letztlich die alten Griechen und Römer in Rom, Athen und Sparta so veranstaltet haben, ob große Tröge, die man gefunden hat, Opfertröge für Menschenopfer oder Badewannen für Samstage waren, ist eine Frage der Interpretation, und die Interpretation ist oft genug eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ob die Römer bei Allia von den Kelten überrannt wurden, weil sie ein unfähiger Haufen waren, Caesar, tatsächlich mit „Du auch, mein Sohn Brutus“ auf dessen Dolch seiner Brust reagiert hatm, und ob die alten Griechen das zivilisierte Völkchen waren, als dass sie uns heute erscheinen oder hemmungslose Rassisten, die den Persern die gesellschaftliche Teilhabe mit Waffengewalt versagt haben, das alles sind Fragen der Interpretation und natürlich der Faktenlage, denn die Interpretation musste bislang zu den Fakten passen.

Im postmodernen Zeitalter konstruktivistischer Verblödung ist das anders. Anything goes, wie manche meinen (die zudem meinen, ihren Unsinn Paul Feyerabend in die Schuhe schieben zu können). Entsprechend wird wild nach Zeitgeist konstruiert. Und so kommt es, dass die Freie Universität Berlin nun schon eine W3-Professur für „Alte Geschichte“ mit Forschungsschwerpunkt auf der griechischen und römischen Antike ausschreibt, deren Inhaber zu einer Zusammenarbeit mit dem Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung gezwungen und zur Behandlung von für die „Disziplin relevanten Gender- und Diversity-Ansätzen in Forschung und Lehre“ verurteilt wird.

Unser Leser, ein promovierter Historiker, der uns die Ausschreibung zugeschickt hat und froh ist, sich nicht darauf bewerben zu müssen, meint dazu: „Bemerkenswert ist, dass die Behandlung von Gender- und Diversity als Dienstaufgabe vorausgesetzt, was angesichts der für die Alte Geschichte typischen Quellenlage und Methoden geradezu eine Farce ist.“

Unser Leser ist offenkundig der Meinung, es ginge im Genderismus darum, Geschichte wie sie war, zu rekonstruieren, also die Quellenlage zum Ausgangspunkt für Interpretationen zu nehmen. Hier genau begeht er einen ihn sehr sympathisch machenden Irrtum. Genderisten geht es nicht darum, die Realität korrekt zu beschreiben. Es geht ihnen darum, die eigene Ideologie in der Realität durchzusetzen.

Wenn demnächst also Texte auftauchen, in denen behauptet wird, dass der Marathon-Läufer, der von Athen nach Sparta in nur zwei Tagen gerannt sein soll (immerhin rund 245 Kilometer), um die Spartaner zur Hilfe gegen die Perser zu holen, die vor Marathon gelandet waren, ein Transsexueller gewesen sei, da die griechische Bezeichnung für diesen Eilboten „Hemerodromos” einen Anklang an Hermaphrodit habe, was auf Transsexualität hinweisen könnte, dann wundern sie sich bitte nicht.

Der Text kommt mit Sicherheit von der FU-Berlin und ist dem Zwang, Diversität und Geschlecht (also Weiber wie man mit Blick auf die Geschichte und Arthur Schopenhauer sagen muss) in die Alte Geschichte zu quetschen geschuldet. Möglicherweise werden sie von mit der unglaublich brisanten Erkenntnis ereilt, dass Nero der Begründer des Patriarchats war, weil er nachweislich der Sohn war, der sich der Kontrolle von Agrippina, seiner Mutter, entzogen hat. Ohne Nero hätten die Geschlechterverhältnisse einen anderen Verlauf genommen. Und letztlich, so werden wir vermutlich erfahren, war das Morden von Christen im Colloseum einem Problem der Intersektionalität geschuldet, denn die Christen waren Christen und Römer. Wären sie nur Römer und nicht – in übertriebener Intersektionalität – auch Christen gewesen, wäre ihnen nichts passiert.

Ja, die Erkenntnisse, die aus diversen alten Gender-Geschichte resultieren, die in Berlin bald erfunden werden, sind bodenlos.

Übrigens berichtet unser Leser auch von Gerüchten darüber, wem die FU-Berlin diesen neuerlichen Beleg, dass bei manchen die Tassen im Schrank zur Seltenheit geworden sind, zu verdanken hat:

„Es geht das Gerücht, das Familienministerium unterstütze die FU mit einem Zuschuss, wenn eine Frau berufen würde. Leider kann ich das nicht überprüfen, vielleicht habt Ihr da mehr Informationen.“

Gerüchte, die an Universitäten unterwegs sind, haben in der Regel einen wahren Kern. Was uns angeht, wir halten deutsche Ministerien, die Familie oder Forschung im Namen führen, zur Finanzierung jeder nur erdenklichen Idiotie fähig, so lange diese Idiotie eine ideologisch passende Idiotie ist.

Wohl denn, zur Dokumentation dieser bemerkenswerten Verbindung von Gender-Ideologie und Geschichtenerzählen:

Freie Universität Berlin
Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften –
Friedrich-Meinecke-Institut

Universitätsprofessur für Alte Geschichte Besoldungsgruppe: W 3 oder vergleichbares Beschäftigungsverhältnis
Kennung: W3AlteGesch.

Bewerbungsende: 14.02.2019

Aufgabengebiet: Vertretung des o.g. Faches in Forschung und Lehre

Einstellungsvoraussetzungen: gem. § 100 BerlHG

Weitere Anforderungen:

  • Forschungsschwerpunkte in der griechischen und römischen Antike
  • Internationale Lehrerfahrung und exzellente Forschungsaktivitäten
  • Erfahrung in der Einwerbung und Durchführung von Drittmittelprojekten

Erwartungen an die künftige Tätigkeit:

Neben den sich insbesondere aus § 99 BerlHG ergebenden dienstlichen Aufgaben werden von der/dem Berufenen außerdem die nachstehend
aufgeführten Tätigkeiten erwartet:

  • Mitwirkung in vorhandenen und geplanten Forschungsverbünden an der Freien Universität Berlin und in universitären und außeruniversitären
    Zusammenhängen der altertumswissenschaftlichen Forschung in Berlin
  • Beteiligung an interdisziplinärer Zusammenarbeit und Zusammenarbeit mit dem Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung
  • Behandlung von für die Disziplin relevanten Gender- und Diversity-Ansätzen in Forschung und Lehre

Weitere Informationen

Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen (Lebenslauf, Zeugnisse und Urkunden/ggf. auch Ernennungsurkunden in deutscher oder englischer
Sprache [ggf. Übersetzungen beifügen], Schriftenverzeichnis, Liste der durchgeführten Lehrveranstaltungen inkl. Nachweisen zur pädagogischen Eignung, Angaben zu derzeitigen oder geplanten Forschungsvorhaben, Forschungskooperationen und Drittmittelprojekten, ggf.
Sprachzertifikate, außerdem – falls für das jeweilige Fachgebiet zutreffend – Angaben zu Industriekooperationen, Erfindungen, Patenten,
Ausgründungen, etc.) sind (vorzugsweise elektronisch in einer einzigen pdf-Datei, maximal 5 MB) einschließlich einer privaten Post- und
E-Mail-Adresse unter Angabe der Kennung zu richten

an die Freie Universität Berlin
Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften
Dekanat
Frau Heike Emmrich-Willingham
Fabeckstr. 23-25
14195 Berlin (Dahlem)
E-Mail: emmrichh@zedat.fu-berlin.de

Die für die Besetzung von Professuren insbesondere relevanten
Rechtsvorschriften des Berliner Hochschulgesetzes (§§ 99, 100, 101, 102
a,102 c BerlHG) finden Sie hier: www.fu-berlin.de/praesidialamt

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